Französische Identität in den postnational bzw. postmodern inspirierten achtziger Jahren

Zusammenfassung

Nach den Analysen zu jenen Zeiträumen, in denen die Konzepte der Nation und der Modernität ihren Aufstieg feierten, ihre klassische Phase erlebten und von ersten Krisen tangiert wurden, sind nun jene Auswirkungen zu analysieren, die sich vor allem während der achtziger Jahre unter dem Einfluss der Trends zum Postnationalismus und zum Postmodernismus für die französische Identität ergaben. In den Mittelpunkt des Interesses rückt damit die Frage, in welcher Weise die Franzosen die Folgen der andauernden Problematisierung des Nationalstaats und der weiteren Fragmentierung tradierter ‚Wahrheiten ‘kompensierten. Denn erstens stand in dem genannten Zeitraum, jedenfalls in Westeuropa, die Rückkehr des klassischen Nationalstaats nicht auf der Tagesordnung. Und zweitens war in den achtziger Jahren — trotz der in manchen Weltgegenden schon damals sich abzeichnenden Renaissance ‚großer ‘Ideologien (islamischer Fundamentalismus etc.) — der Trend zur Pluralisierung von Deutungsmustern sehr ausgeprägt. Deshalb soll in diesem Kapitel danach gefragt werden, wie sich die den postindustriellen Gesellschaften schon seit den siebziger Jahren allgemein bescheinigte, zweite Säkularisierung auf die von der Moderne hervorgebrachten ‚National-Religionen ‘(Schulze 1989: 113) und politischen ‚Heilslehren ‘auswirkte und ob die entsprechende Entwicklung in Frankreich den Subjekten einen wirklichen Zugewinn an Autonomie brachte, der dann zu einer Verbesserung der Identitätsausbildung ‚von unten ‘genutzt werden konnte, was im Sinne jener Verheißungen, die mit der Aufklärung verbunden waren, einen Fortschritt bedeutet hätte.