Zusammenfassung
Die Beziehungen der Schule zu den Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen, die als Schülerinnen und Schüler ihre Klientel sind, waren in der neueren Geschichte des deutschen Bildungswesens kaum je ein Thema der Schulforschung und der bildungspolitischen Debatte. Im Gegenteil: Mit der Trennung der Zuständigkeiten von Schule und Jugendhilfe im Rahmen der Neuordnung der öffentlichen Erziehungs- und Sozialisationsleistungen in der Weimarer Republik wurde die traditionelle Abgeschlossenheit der Schule gegenüber den Lebenswelten von Schülerinnen und Schüler ausdrücklich legitimiert. Dem entsprach ihre bereits im 19. Jahrhundert etablierte und bis heute bestehende zentralistische Verwaltungsstruktur, die ja niemals für die Entwicklung und Ausgestaltung regionalspezifischer, die sozialen Rahmenbedingungen der Einzelschule berücksichtigender Bildungsangebote gedacht war.
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Literatur
Einen Überblick über weitere Argumente für die Stärkung der Autonomie der Schule bei Jenkner (1989) und Richter (1994).
In diesem Verständnis wird der Milieubegriff auch pädagogisch interessant. Böhnisch entwickelt daraus ein Konzept der „Milieubildung“als wichtiges Prinzip für die Sozialpädagogik: „Milieubildung erscheint also im pädagogischen Verwendungszusammenhang als Ressource, als biographisch verfügbarer sozialräumlicher und sozialemotionaler Kontext, in dem sich Bewältigungskompetenzen entwickeln und auf den Normalisierungshandeln rückgebunden ist. Den sozialen Prozess der Entwicklung und Strukturierung solcher Kontexte bezeichnen wir als,Milieubildung‘, einen Prozess, den die Pädagogik nur in geschlossenen Settings (z.B. geschlossene Unterbringung in der Heimerziehung) selbst initiieren, den sie aber in der sozial offenen Alltagswelt nur begleiten, stützen, aber auch mitstrukturieren kann. Dabei ist die Pädagogik immer von der Perspektive der,offenen Milieubildung‘geleitet, denn — so haben wir bisher in der Abgrenzung zu regressiven Milieubezügen begründet — nur offene demokratische Milieus in der gelungenen Balance von Gemeinschaft und Individualität können erweiterte Handlungsfähigkeit und Bewältigungskompetenzen vermitteln“(Böhnisch 1994, S. 222).
Einen Ansatz, diese Forschungslücke zu schließen, versuchte auch das an der Universität Halle in der Zeit von 1997 bis 1999 durchgeführte Forschungsvorhaben „Schulentwicklung in Sachsen-Anhalt“(vgl. Krüger u.a. 2000)
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Mack, W., Raab, E., Rademacker, H. (2003). Theoretischer Bezugsrahmen. In: Schule, Stadtteil, Lebenswelt. DJI-Reihe, vol 18. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80915-5_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80915-5_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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