Transformation des Sekundarschulsystems und akademische Karrieren — Zusammenfassung, Diskussion und ein Ausblick

Zusammenfassung

Die Erweiterung von Biklungschancen für mehr Schülerinnen und Schüler, höhere Bildungsbeteiligung gerade auch derjenigen mit ungünstigem sozialem Hintergrund, Modifizierbarkeit von Bildungsentscheidungen — dies waren einige der Intentionen und Visionen von Politik und Bildungsforschung, als ab den 1960er Jahren Veränderungen bzw. Innovationen im Sekundarschulsystem ihren Anfang nahmen, die unter anderem die Durchlässigkeit zwischen den Schulformen in der Sekundarstufe I erhöhen sollten¹. Bis heute hat sich der Wunsch nach mehr Durchlässigkeit zwischen den Schulformen in der Sekundarstufe nicht wirklich erfüllt, stattdessen sind Wechsel seltene Ereignisse und finden weitgehend in Form von Abwärtsmobilität statt, also beispielsweise als Wechsel vom Gymnasium zur Realschule oder von der Realschule zur Hauptschule (vgl. Bellenberg, 1999; Schümer, Tillmann & Weiß, 2002; Köller, Watermann & Trautwein, in diesem Band). Auf der anderen Seite — und weitgehend unbeachtet — hat eine Entkopplung von besuchter Sekundarschul-form und dem höchsten erreichten Bildungsabschluss stattgefunden. So werden beispielsweise mittlere Abschlüsse nicht nur an Realschulen, sondern in substanziellem Ausmaß auch an Hauptschulen, Gymnasien und berufsbildenden Schulen vergeben. Das Abitur wird außer an allgemein bildenden Gymnasien häufig an den gymnasialen Oberstufen von Gesamtschulen bzw. an beruflichen Gymnasien/Fachgymnasien erworben. Die Öffnung von Bildungswegen findet somit schrittweise in Form der Entkopplung von Bildungsweg und Abschlusszertifikat statt und bietet „für das deutsche Schulsystem wirkliche Modernisierungschancen“ (Baumert, Trautwein & Artelt, 2003, S. 331; Cortina, Baumert, Leschinsky, Mayer & Trommer, 2003). Gleichzeitig dürfe, so diese Autoren, die Fortsetzung dieses Prozesses nicht durch das Aussparen von Folgeproblemen — wie sie beispielsweise in Form fehlender Standardisierung der Benotungsmaßstäbe oder durch die Verletzung von Mindeststandards auftreten können — gefährdet werden (Bildungskommission der Länder Berlin und Brandenburg, 2003).