Zusammenfassung
Nicht erst seit den terroristischen Anschlägen islamischer Fundamentalisten auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington am 11. September 2001 sehen sich politische Entscheidungsträger im Westen zu der ernüchternden Einsicht veranlasst, dass der klassische Krieg zwischen Staaten zwar im Begriff ist auszusterben (Konfiiktbarometer 2000, 3ff.), dass aber gleichwohl die Weltpolitik auch weiterhin gekennzeichnet ist durch den Einsatz organisierter militärischer Gewalt zur Durchsetzung politisch, ökonomisch und ideologisch definierter Interessen. Über beinahe fünfzig Jahre hinweg hatten mögliche Großkriege zwischen nuklear bewaffneten, zweitschlagbefähigten Militärblöcken — oder anders: gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen „two forces each seeking an opportunity to eliminate the other in a decisive encounter“ (Freedman 1998a, 39) — unser Konfliktdenken ebenso wie die Militärplanung von NATO und Warschauer Pakt mit Beschlag belegt und für andere, außerhalb des Ost-West-Gegensatzes sich entwickelnde Konfliktformen desensibilisiert. Solche Großkriege sind nach dem Ende des Kalten Krieges obsolet geworden (Mandelbaum 1998); was bleibt, ist eine Vielzahl regionaler und lokaler Waffengänge, von denen sich die allermeisten nicht zwischen, sondern innerhalb von Staaten abspielen. Neben den Kriegszonen der Welt (typischerweise die NichtOECD-Staaten) gibt es gleichzeitig kontinentweise Zonen des Friedens (Nordamerika, Europa mit Ausnahme des Balkans, Australien und Neuseeland). Dieses Phänomen liefert Belege für die Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigkeiten, die nicht nur die Globalisierung des Weltwirtschaftssystems, sondern auch die Globalisierung von Sicherheit und Sicherheitspolitik kennzeichnen.
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Meyers, R. (2005). „Verhältnisse wie auf dem Balkan…“? Die Reprivatisierung des Krieges — neue Formen der Gewalt im internationalen System und die Möglichkeiten kooperativer Ordnungspolitik. In: Behrens, M. (eds) Globalisierung als politische Herausforderung. Governance, vol 3. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80888-2_9
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