Zusammenfassung
Der Ursprung der hier vorgestellten Global-Governanee-Debatte in der Disziplin Internationale Beziehungen (IB) kann auf den 1992 von James Rosenau und Ernst-Otto Czempiel herausgegebenen Sammelband datiert werden, der den programmatischen Titel „Governance Without Government“trägt. Rosenau argu-mentiert darin, dass die Steuerung bzw. Regelung menschlichen Handelns (Governance) nicht nur durch die Staatsgewalt (Government) erfolge, sondern auch durch autonome gesellschaftliche Regulierung auf vielen Ebenen, von der Familie bis zur transnationalen sozialen Bewegung, zum transnationalen Unter-nehmen oder zum transnational organisierten Verbrechersyndikat. Er stellt dann die Frage, wie angesichts dieser Vielzahl von Steuerungsakteuren und Ord-nungssystemen eine einigermaßen stabile und kohärente Weltordnung zustande kommen könne. Rosenau hält eher eine evolutionäre „Verdichtung“ und gegenseitige Abstimmung der vielen autonomen Ordnungssysteme zu einer Weltord-nung von „unten“ für wahrscheinlich als die zentrale Durchsetzung einer Welt-ordnung von „oben“. Interessant ist, dass Rosenau den Begriff Governance empirisch-analytisch verwendet, also Governance weder positiv als anzustrebendes Ziel noch negativ als einzudämmenden Trend darstellt.
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Literatur
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Hummel, H. (2005). Kommentar: Global Governance als neue große Debatte. In: Behrens, M. (eds) Globalisierung als politische Herausforderung. Governance, vol 3. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80888-2_7
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