Zusammenfassung
Beruf oder Job? — Diese herausfordernde Frage hat neuerdings wieder einmal bei den Pädagogen und Kulturkritikern einige Erregung erzeugt, nachdem sie früher öfter diskutiert worden ist. Dabei ist es merkwürdig zu sehen, in welch starkem Ausmaß noch immer rein weltanschauliche Gesichtspunkte in die Diskussion geworfen werden, sowie es um die Arbeit des Menschen geht. An sich sollte man doch annehmen, daß diese Arbeit, die den Bürger der westlichen entwikkelten Industriezivilisationen in einem komplizierten Netz ungemein sachlicher und teilweise zuhöchst rationalisierter Verrichtungen hält, weltanschaulich eher neutral sein sollte. Irgendwie, so möchte ich sagen, scheint es aber dem Menschen unerträglich zu sein, in irgendeinem Zusammenhang Arbeit zu leisten, ohne daß ein Sinn damit verbunden wäre, der über die Arbeit hinausgeht. Dabei wird es regelmäßig ausdrücklich abgelehnt, diesen Sinn im Lohn zu erblicken, ich meine den klingenden Lohn, den die Arbeit abwirft. Im Gegenteil: Die Majorität der Menschen empfindet es als entwürdigend, einzig für Lohn zu arbeiten. Und wenn es eine scharfe Unterscheidung gibt zwischen Beruf und Job, so wird sie immer so dargestellt, daß der Job ausschließlich dem Verdienst nachgehe, während der Beruf jenseits dessen noch einen höheren Sinn haben soll.
Aus: René König: Soziologische Orientierungen, Köln und Berlin 1965, S. 179–189; zuerst als Rundfunkvortrag.
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© 2002 Leske + Budrich, Opladen
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König, R. (2002). Beruf oder Job?. In: Daheim, H., Fröhlich, D. (eds) Arbeit und Beruf in der modernen Gesellschaft. René König · Schriften · Ausgabe letzter Hand, vol 16. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80879-0_11
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