Zusammenfassung
Die folgende Studie zeichnet die Positionierungsbedingungen eines Kommunikationstyps nach, der sich mittlerweile in nahezu alle gesellschaftlich-funktionale Entscheidungskontexte fest eingelagert hat. Gleichwohl weist Beratung, um sie soll es gehen, jede Macht von sich — und sie muss diesen Verweis auch konstitutiv aufrechterhalten, will sie ihr Geschäft nicht ruinieren. Einflussnahme ohne Einflussressourcen — diese paradoxe Figur wird zu ergründen sein. Die sozialstrukturellen Bedingungen der Beratungsform werden am Fall des Unternehmensberaters Roland Berger abgegriffen und expliziert — einer Person, die fraglos zur bundesdeutschen Elite zählt, welchen Indikator man auch immer heranziehen wollte. Mit dieser Auswahl soll nicht etwa gesagt sein, Beratung sei die geeignete (Berufs-)Option für Erfolg, Aufstieg und Prominenz. Beratung ist und bleibt ihrer Form nach subsidiär, um nicht zu sagen: parasitär, zur Form der Entscheidung, bleibt Schatten. Es ist die für Beratung ungewöhnliche personale Präsenz Roland Bergers in der Öffentlichkeit, die diesen Fall für die anstehende Analyse prädestiniert. Denn, so die These, auf die Öffentlichkeit kommt es für die Beratungskommunikation selbst entscheidend an. Beratung spiegelt die Öffentlichkeit in all jene „Hinterbühnen“ hinein, von denen sich die Öffentlichkeit seit ihrer eigenen Entstehung abgehalten weiss. Die Beratung ist ihr Agent. Wer oder was an Entscheidungsträgern oder Entscheidungskontexten sich immer auch „exklusiv“ halten will, muss diesen Agenten für sich zu gewinnen und einzusetzen wissen, um mit der Öffentlichkeit seiner Entscheidungen zurechtzukommen.
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Brosziewski, A. (2004). Die Öffentlichkeit der Beratung Zur Prominenz des Unternehmensberaters Roland Berger. In: Hitzler, R., Hornbostel, S., Mohr, C. (eds) Elitenmacht. Soziologie der Politik, vol 5. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80872-1_16
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