Moral im System. Darstellungsprobleme der politischen Eliten im Skandal um die Parteispenden

Zusammenfassung

Besonders dem Bürger der „guten Gesellschaft“¹ widerstrebt es, von politischen Eliten repräsentiert zu werden, die notorisch und ohne Unrechtsbewusstsein Rechtsnormen verletzen, die sie oft selbst legislativ miterzeugt haben. Dabei verdrängt er, dass er sich eigentlich sicher ist, dass Aufstieg und Machterhalt der Hauptakteure der politischen Klasse meist mit mehr oder minder groben Normverletzungen erkauft sind. Soziale Gruppen, die sich selbst zu den Trägerschichten guter Gesellschaften zählen, zeigen sich daher zumindest peinlich berührt, wenn chronische Verfehlungen ihrer politischen Repräsentanten sichtbar und somit zum öffentlichen Thema werden. So berichten Korruptionsexperten immer wieder, dass z.B. gerade die Ministerial- bürokratie dazu neigt, die Existenz von korruptem Handeln — wider besseres Wissen — rundweg zu leugnen.

„dass man sittlich bedenkliche oder mindestens gefährliche Mittel und die Möglichkeit oder auch die Wahrscheinlichkeit übler Nebenerfolge [sic!] mit in den Kauf nimmt“ (Max Weber 1919)