Zusammenfassung
Versanken bisher die meisten Wissenschaften im Stofflichen, ohne es zu einer klaren Systematik zu bringen, so blieb auch das Bildungsideal geknüpft an die systemlose, rein gedächtnismäßige Tradition des Wissens, ohne die Bedeutung der Ausbildung eines aktiven Urteilsvermögens für die Erziehung zu erkennen. Erst durch die von Descartes unternommene philosophische Begründung der Wissenschaft sollte hierin eine Änderung eintreten. Vor allem war die neue Erziehungsmethode gebunden an die Mathematik, deren Bedeutung für das philosophische Denken Descartes nach Platon neu entdeckt hatte. Diese Eignung lag aber nicht mehr — wie bisher — im Stofflichen, sondern vielmehr im Formalen begründet. Ganz allgemein sollten Kraft und Gewandtheit des Denkens und die Aufmerksamkeit durch Beschäftigung mit der Mathematik geschult werden. Lange währte es, bis mit der neuen Wissenschaftsauffassung sich in Deutschland auch die neue Erziehungsmethode durchsetzte, waren doch selbst die deutschen Cartesianer so sehr in der vom Stoffwahn besessenen Zeitströmung befangen, daß sich das formale Moment in der Erziehung nur langsam Bahn brechen konnte. Erst Christian Wolff hob die ordnende, urteilsbildende Bedeutung der Mathematik hervor und hatte mit seiner Lehre sogleich einen ungeheuren Erfolg.
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Literatur
Johann David Michaelis: Raisonnement über die protestantischen Universitäten in Deutschland, 4 Bde. — Frankfurt und Leipzig 1768–1776. „Aber man merkt der Verteidigung den Mangel an Uberzeugungskraft und Begeisterung des Verfassers für seine Sache an“, bemerkt sehr richtig Heubaum: Die Reformbestrebungen, S. 187.
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© 2000 Leske + Budrich, Opladen
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König, R. (2000). Auf dem Wege zur Reform. In: Vom Wesen der deutschen Universität. Schriften · Ausgabe letzter Hand, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80866-0_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80866-0_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-322-89974-3
Online ISBN: 978-3-322-80866-0
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