Zusammenfassung
Mit einer von diesen Gruppen hatte ich für ein paar Jahre engeren Kontakt, nämlich mit der eben erwähnten, im Sommer 1940 in der Schweiz internierten zweiten Polnischen Division. Um die Leute nicht völlig beschäftigungslos zu lassen, begründete man eine höhere Schule, eine Fachschule sowie einen Komplex von Lehrfächern auf Universitätsniveau, unter anderem auch das Fach Soziologie, was die internierten Soldaten erbeten hatten. So wurde ich angefragt, ob ich dazu bereit sei, den Polen Soziologieunterricht zu geben. Ich sagte zu. Eines Tages rief mich ein Schweizer Offizier an, der für dieses Programm für die Internierten verantwortlich war. Er machte mich vor allem darauf aufmerksam, daß mich das gegenüber den deutschen Behörden schwer belasten würde, wenn ich zusagte. Ich antwortete darauf: Wenn die Schweizer Behörden die Verantwortung dafür übernähmen, wolle ich nicht zurückstehen. Man müsse auch an die Zukunft denken; Ausbildung junger Menschen sei schließlich ein Menschenrecht und damit dem Kriegsrecht übergeordnet. Ich sei mir bewußt, daß mich das gegenüber den momentanen deutschen Behörden benachteilige. Damit übernahm ich diese Lehrverpflichtung, zunächst für zwei Wochenstunden pro Semester, und zwar in Winterthur; der Unterricht begann, wenn ich nicht irre, im Winter-Semester 1942. Außer den Reisekosten erhielt ich ein kleines Honorar zur Verpflegung für den Reisetag.
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© 1999 Leske + Budrich, Opladen
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König, R., König, M., König, O. (1999). Die polnische Exiluniversität. In: König, M., König, O. (eds) Autobiographische Schriften. René König · Schriften · Ausgabe letzter Hand, vol 18. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80859-2_32
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