Zusammenfassung
Der Universalismus hat nicht empirischen, sondern rationalen Charakter. Er löst die Menschen geistig aus ihren Kollektiven, er hat individuierenden und gleichzeitig nivellierenden Charakter. Er macht den Einzelmenschen als ens rationale zum Ausgangspunkt aller Betrachtung. Maßgebend ist ihm das, was für den allein auf sich und seinen Verstand gestellten normalen Einzelmenschen plausibel und nützlich ist, und das ist für jeden und alle dasselbe, ungeachtet aller individuellen Besonderheiten. Auf dieser Grundlage des abstrakten Individuums basiert sein Anspruch, Geltung „für alle“ zu haben, Aussagen über das zu machen, „quod semper, quod ubique, quod omnibus“. Der universalistische Individualbegriff erfasst per definitionem nur das, was in allen Individuen gleich und übereinstimmend ist, und verfehlt notwendig die Spezialität und Einmaligkeit der realen Erscheinung. Jede universalistische Neigung wird darum als Gegenreaktion eine original-individualistische Welle zur Folge haben, so wie die Aufklärung, beginnend mit Hamann und Herder, die Romantik zur Folge hatte und der sozialistische Universalismus der sechziger und siebziger Jahre die Postmoderne nach sich zog.
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Literatur
Alexander Rüstow, a.a.O., mit Hinweis auf Johannes Kühn (Morus und Rousseau, Historische Vierteljahrsschrift 1926); zu dem Phänomen der fruchtbaren Doppeldeutigkeit von Begriffen vgl. unten im 7. Kapitel II.1.
Dolf Sternberger, Verfassungspatriotismus 1990, S. 30.
Das alte Reich wird wiedererweckt z.B. von dem „Westbindungs“-Autor Karl Härter, „Westbeziehungen zwischen Revolution und Reform: Deutschland und Frankreich 1789–1815“, S. 45ff.
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Tönnies, S. (2001). Der abstrakte Mensch. In: Der westliche Universalismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80841-7_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80841-7_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-32988-8
Online ISBN: 978-3-322-80841-7
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