Zusammenfassung
Das 20. Jahrhundert als ein Jahrhundert von Vertreibungen und Genoziden ist sowohl für die Demographie als auch für ihre Wissenschaftsgeschichte eine Herausforderung. Die Vertreibungen nach den Balkankriegen 1912/13, der Genozid an den Armeniern in der Türkei, gehörten zu den Vorboten eines noch größeren Genozid- und Vertreibungsgeschehens: der „Endlösung der Judenfrage“ im Zweiten Weltkrieg. Dem folgte ab 1945 die Vertreibung der Deutschen aus Ost- und Südosteuropa als unvermeidliche Reaktion auf die Genozid-und Umsiedlungspolitik im Nationalsozialismus.1 Die Zahl der von Vertreibung und Zwangsumsiedlung, von Bevölkerungsaustausch und ethnischer Migration betroffener Menschen beziffert sich für das 20. Jahrhundert auf fast 60 Millionen Personen.2 Darin sind nicht nur die „Fremdarbeiter“ eingerechnet.3 Es gehören unter anderem auch die Angehörigen der ungarischen und rumänischen Minderheit dazu, die nach dem zweiten Wiener Schiedsspruch umgesiedelt wurden.4
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Haar, I. (2005). Bevölkerungspolitische Szenarien und bevölkerungswissenschaftliche Expertise im Nationalsozialismus — Die rassistische Konstruktion des Fremden und das „Grenz- und Auslandsdeutschtum“ —. In: Mackensen, R., Reulecke, J. (eds) Das Konstrukt „Bevölkerung“ vor, im und nach dem „Dritten Reich“. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80803-5_15
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