Zusammenfassung
Der Anteil verheirateter Mütter am Erwerbsleben steigt kontinuierlich.1 Dabei kehren nicht nur immer mehr Frauen nach einer (immer kürzeren) Familienphase in das Erwerbsleben zurück2; die „Revolution der vielen kleinen Schritte“3 bezüglich des Geschlechterverhältnisses bzw. der Wahrnehmung der Frauenrolle führt dazu, dass für Frauen die Verwirklichung des Berufswunsches noch vor der Gründung einer Familie erste Priorität hat.4 Berger und Sopp (1992) weisen nach, dass sich die Erwerbsverlaufsmuster der jungen Frauen denen der Männer angleichen.5 Dieses „Mehr“ der Frauen in der Erwerbsarbeit wird nicht annähernd durch ein „Mehr“ der Männer bei der reproduktiven Arbeit ausgeglichen.6 Gesellschaftlich führt dies zu einer verstärkten „Dominanz der Erwerbsarbeit“7, die durch einen tiefgreifenden Strukturwandel des beruflichen Sektors und der damit verbundenen Entgrenzung der beruflichen Tätigkeiten8 vor allem in qualifizierten Berufen intensiviert wird,9 wobei gerade die Zahl der hochqualifizierten Angestellten in der Arbeitswelt deutlich zunimmt. Zählten 1984 in der alten BRD 2,2 Mill. Erwerbstätige zu den Fach- und Führungskräften, waren es 1998 bereits 3, 4 Mill. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil der Hochqualifizierten an allen Angestellten ebenfalls von 22,6% auf 28,3% an.10
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Literatur
Siehe z. B.: Nave-Herz , Rosemarie (1992): Frauen zwischen Tradition und Moderne. Bielefeld: Kleine
Vgl. z. B.: Kurz, Karin (1998): Das Erwerbsverhalten von Frauen in der intensiven Familienphase. Ein Vergleich zwichen Müttern in der Bundesrepublik und in den USA. Opladen: Leske + Budrich, S. 23 f.
Sauterbach, Wolfgang (1991): Erwerbsmuster von Frauen. Entwicklungen und Veränderungen seit Beginn dieses Jahrhunderts. In: Mayer, Karl Ulrich; Allmendinger, Jutta; Huinink, Johannes (1991): Vom Regen in die Traufe: Frauen zwischen Beruf und Familie. Frankfurt a. M. et al.: Campus: S. 47 ff.
Beck-Gernsheim, Elisabeth (1983): „Dasein für andere“ zum Anspruch auf ein Stück „eigenens Leben“. Soziale Welt, 34, 3, S. 307–340
Beck, Ulrich & Beck-Gernsheim, Elisabeth (1990): Das ganz normale Chaos der Liebe. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, S. 31
Berger, Peter A. & Sopp, Peter (1992): Bewegte Zeiten? Zur Differenzierung von Erwerbsverlaufsmustern. Zeitschift für Soziologie, 21, S. 166–185
Vgl. z. B.: Keddi, Barbara & Seidenspinner, Gerlinde (1991): Arbeitsteilung und Partnerschaft. In: Bertram, Hans (Hg.)(1991): Die Familie in Westdeutschland. Stabilität und Wandel familialer Lebensformen. Opladen: Leske + Budrich, S. 159–192.
Kössler, Richard (1984): Arbeiszeitbudgets ausgewählter privater Haushalte in Baden-Württemberg. Materialien und Berichte der Familienwissenschaftlichen Forchungsstelle, Heft 12, Stuttgart: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg.
Künzler, Jan (1994): Familiale Arbeitsteilung. Die Beteiligung von Männern an der Hausarbeit. Bielefeld: Kleine
Oechsle, Mechthild (2002): Keine Zeit — (k)ein deutsches Problem? In: Hochschild, Arlie (2002): Keine Zeit. Wenn die Firma zum Zuhause wird und zu Hause nur Arbeit wartet. Opladen: Leske + Budrich, S. XIII
Döhl, Volker; Kratzer, Nick; Moldaschl, Manfred; Sauer, Dieter (2001): Auflösung des Unternehmens? Die Entgrenzung von Kapital und Arbeit. In: Beck, Ulrich & Bonß, Wolfgang (Hg.): Die Modernisierung der Moderne. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, S. 219–232
Aus einer 2003 in Hamburg von der Unternehmensberatung McKinsey und verschiedenen Medienunternehmen getragenen Online-Befragung „Perspektive Deutschland“, an der rund 88 000 Personen im Alter von 16–69 Jahren teilnahmen, geht hervor, dass jeder dritte Befragte angab, mehr als 40 Stunden und jeder Zehnte mehr als 50 Stunden pro Woche beruflich zu arbeiten. Dabei stieg der Anteil der Berufsarbeit kontinuierlich mit dem Einkommen. 20% arbeiten regelmäßig am Wochenende, 25% haben regelmäßig nach 18.00 Uhr Feierabend. Westdeutsche Zeitung, job-magazin, 27. 12. 03 Die repräsentative Analyse der Daten aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) ergab, dass die durchschnittlich vereinbarte Arbeitszeit der Fach- und Führungskräfte mit Vollzeitstellen in Westdeutschland von 1984 bis 1998 zwar von 41,2 auf 38,8 Stunden sank, dass im gleichen Zeitraum sich die tatsächlich geleistete durchschnittliche Arbeitszeit aber von 45,3 auf 46,2 Std. erhöhte und die Differenz zwischen vereinbarter und tatsächlicher Arbeitszeit von durchschnittlich 4,1 auf 7,4 Arbeitsstunden anstieg. Wagner, Alexandra (2000): Arbeiten ohne Ende? — Über Arbeitszeiten hochqualifizierter Angestellter. In: Institut Arbeit und Technik im Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen (2000): Jahrbuch 1999/2000, S. 261
Aus einer 2003 in Hamburg von der Unternehmensberatung McKinsey und verschiedenen Medienunternehmen getragenen Online-Befragung „Perspektive Deutschland“, an der rund 88 000 Personen im Alter von 16–69 Jahren teilnahmen, geht hervor, dass jeder dritte Befragte angab, mehr als 40 Stunden und jeder Zehnte mehr als 50 Stunden pro Woche beruflich zu arbeiten. Dabei stieg der Anteil der Berufsarbeit kontinuierlich mit dem Einkommen. 20% arbeiten regelmäßig am Wochenende, 25% haben regelmäßig nach 18.00 Uhr Feierabend. Westdeutsche Zeitung, job-magazin, 27. 12. 03 Die repräsentative Analyse der Daten aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) ergab, dass die durchschnittlich vereinbarte Arbeitszeit der Fach- und Führungskräfte mit Vollzeitstellen in Westdeutschland von 1984 bis 1998 zwar von 41,2 auf 38,8 Stunden sank, dass im gleichen Zeitraum sich die tatsächlich geleistete durchschnittliche Arbeitszeit aber von 45,3 auf 46,2 Std. erhöhte und die Differenz zwischen vereinbarter und tatsächlicher Arbeitszeit von durchschnittlich 4,1 auf 7,4 Arbeitsstunden anstieg. Wagner, Ebenda, S. 259
Die Relevanz der Bewältigung der reproduktiven Arbeit von erwerbstätigen Erwachsenen wird durch die von Beck-Gernsheim und Ostner Ende der 70er Jahre formulierte Metapher über die ‚Anderthalb-Personen-Berufe‘ veranschaulicht, die auch noch heute aktuell ist: „Das gegenwärtige Berufssystem ist gewissermaßen auf ‚Anderthalb-Personen-Berufe‘ zugeschnitten. Seine Anforderungen sind so extensiv, daß sie die zeitlichen, physischen und psychischen Reserven eines Menschen voll beanspruchen; soll der Arbeitende unter diesen Bedingungen dennoch sich ‚reproduzieren‘ können, d. h. seine Arbeitskraft erhalten und darüber hinaus Nachkommen aufziehen, so ist dies nur möglich, wenn im Hintergrund eine andere Person bereitsteht, die ihm den lebensnotwendigen ‚Alltagskram‘ weitgehend vom Halse hält.“ Beck-Gernsheim, Elisabeth & Ostner, Ilona (1978): Frauen verändern — Berufe nicht? Ein theoretischer Ansatz zur Problematik von ‚Frau und Beruf‘. In: Soziale Welt, 29, S. 265
Vgl. Methfessel, Barbara (1992): Hausarbeit zwischen individueller Lebensgestaltung, Norm und Notwendigkeit. Baltmannsweiler: Schneider, Hohengehren
Oechsle, Mechthild (2002): a. a. O., S. XIII
Die empirischen Befunde bezüglich der durchschnittlichen wöchentlichen Erwerbsarbeitszeit von Frauen in Führungspositionen sind für die BRD nicht einheitlich. Sonja Bischoff zufolge sind weibliche Leitungsfrauen in der Wirtschaft zu 65% „nur“ bis zu 50 Std. wöchentlich beruflich beansprucht, während in der „EWMD-Studie“ (European Women’s Management Development Network) von Sonja Nerge 60,2% der befragten Frauen im bundesdeutschen Management angeben, in der Regel 50–60 Stunden wöchentlich mit beruflichen Aufgaben befasst zu sein; 25% geben an, wöchentlich 60 Stunden und mehr beruflich tätig zu sein. Nerge, Sonja (1993): Frauenfrühling im Management? Europas Management zwischen Kulturpatriarchat und Emanzipation. Berlin: Edition Sigma, S. 146.
Bischoff, Sonja (1991): Capital-Studie. Frauen als Führungskräfte. Es geht aufwärts. In: Capital, 12, S. 192–211
Z. B.: Markel, Ruth (1989): Karriere ist weiblich. Wegweiser für Frauen in ein erfolgreiches Berufsleben. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch, S. 89 f.
Benard, Cheryl & Schlaffer, Edit (1990): Grenzenlos weiblich. Europas schwaches Geschlecht: stark im Kommen. Köln: Kiepenheuer & Witsch.
Bischoff, Sonja (1996)(Hg.): Top-Arbeitgeber für Frauen. Wer sie sind. Was sie bieten. Mannheim: Medialog, insbesondere S. 135 ff.
Weingarten, Susanne & Wellershoff, Marianne (1999): Fordert, was ihr kriegen könnt. In: Der Spiegel, Heft 47 (Titelbild: Karriere. Die neuen Waffen der Frau), S.84–109
Für akkordarbeitende Industriearbeiterinnen haben Becker-Schmidt et al. Ende der siebziger Jahre die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit sowie Haus- und Erziehungsarbeit praxisnah untersucht. Dabei fanden sie u. a. heraus, dass in diesen beiden Lebensbereichen ungleiche und widerstreitende Zeitstrukturen und „unverträgliche Verhaltensanforderungen im Umgang mit der Zeit“ (S. 7) vorherrschen und die Vereinbarkeit offenbar spezifische emotionale Probleme impliziert. „Besonders angstbesetzt ist die Vorstellung, nicht genügend Zeit mit den Kindern verbringen zu können. Es sind vor allem Verlusterfahrungen, mit denen sie (die Frauen M.D.) fertig werden müssen“. Becker-Schmidt, Regina; Brandes-Erlhoff, Uta; Karrer, Marva; Knapp, Axeli G.; Rumpf, Mechthild; Schmidt, Beate (1982): Nicht wir haben die Minuten, die Minuten haben uns. Zeitprobleme und Zeiterfahrungen von Arbeitermüttern in Fabrik und Familie. Bonn: Neue Gesellschaft GmbH, S. 44
Vgl. Gerhard, Ute (1994): Frauenforschung und Frauenbewegung. Skizze ihrer theoretischen Diskurse. In: Deutsche Forschungsgemeinschaft (1994): Sozialwissenschaftliche Frauenforschung in der Bundesrepublik Deutschland. Senatskommission für Frauenforschung, Mitteilungen 1, Berlin: Akademieverlag, S. 19
Faulstich-Wieland, Hannelore & Horstkemper, Marianne (1995b): „Trennt uns bitte, bitte, nicht!“ Koedukation aus Mädchen- und Jungensicht. Reihe: Schule und Gesellschaft 7, Opladen: Leske + Budrich, S. 28
Koller, Hans-Christoph (2002): Bildung und kulturelle Differenz. Zur Erforschung biographischer Bildungsprozesse von Migrantinnen. In: Kraul, Margret & Marotzki, Winfried (2002): Biographische Arbeit. Opladen: Leske + Budrich, S. 93
Vgl. Rutschky, Katharina (1997): Familie als Schicksal- oder Dienstleistungsagentur auf dem Prüfstand? In: Vaskovics, Laszlo A. (Hg.)(1997): Familienleitbilder und Familienrealitäten. Opladen: Leske + Budrich, S. 353–369
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Dierks, M. (2005). Einleitung. In: Karriere! — Kinder, Küche?. Forschung Pädagogik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80781-6_1
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