Zusammenfassung
Dieses Kapitel — ursprünglich erschienen in: Hans-Joachim Giegel (Hrsg.), Konflikt in modernen Gesellschaften. Frankfurt/M., 1998: Suhrkamp, 61–88 — widmet sich einer wichtigen sozialintegrativen Problematik der modernen Gesellschaft: dem Anspruchsindividualismus. Eine angemessene Analyse dieses Phänomens muss die differenzierungs- und die ungleichheitstheoretische Perspektive kombinieren.
Für hilfreiche Hinweise danke ich Karl-H. Bette, Katharina Kaiser und Renate Mayntz.
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Literatur
Reinhard Kreckel (1992: 39–51) wendet sich deshalb deutlieh gegen eine Reduktion gesellschaftlicher Ungleichheiten auf die vertikale Dimension des „Höher“ und „Tiefer“ und schlägt stattdessen „Zentrum-Peripherie“ als Grundvorstellung vor.
Zumindest schichtenförmige Ungleichheit ist im übrigen in der differenzierungstheoretischen Perspektive als stratifikatorische Differenzierung neben funktionaler Differenzierung konzeptionell vorgesehen (Luhmann 1977a: 33–35, 40/41).
Ulrich Beck (1986) fasst einige dieser Tendenzen im Konzept der „Risikogesellschaft“ zusammen.
Die Frage, unter welchen Voraussetzungen benachteiligte Gesellschaftsmitglieder sich kollektiv organisieren und politischen Einfluss mobilisieren können, wird hier völlig außer acht gelassen — obwohl es zweifellos eine äußerst wichtige und vielschichtige ist.
Kreckels (1992) „politische Soziologie der sozialen Ungleichheit“ hebt diese Leitorientierung besonders prägnant hervor.
Dass sich im übrigen Marx Sicht der kapitalistischen Ökonomie mit Luhmanns (1984b) Betrachtung der Autopoiesis des Wirtschaftssystems in wesentlichen Punkten deckt, fällt schnell auf.
Einschließlich derer, die in die Sackgassen des reinen Reflexivismus oder reinen Subjektivismus laufen (Schimank 1985: 455–460).
Hinzu kommen massenmedial verbreitete Vorstellungen über das „gute Leben“, wie sie von Werbung und „Kulturindustrie“, etwa Filmen, vermittelt werden. Auch wer weiß, dass dies Illusionen sind, kann sich ihrem Einfluss nicht völlig entziehen.
Siehe hierzu generell die berufs-, insbesondere professionssoziologischen Analysen von Rueschemeyer (1986).
Damit geben die hier vorgestellten Überlegungen der ungleichheitstheoretischen Perspektive den fast völlig verloren gegangenen Bezug zu Fragen gesellschaftlicher Stabilität und Entwicklung zurück. Diese Perspektive fragt seit Jahrzehnten nur noch immer akribischer danach, ob die Ungleichheit in den verschiedenen Dimensionen zu- oder abnimmt und was das für die betreffenden gesellschaftlichen Gruppen bedeutet. Aber was hieraus für die Gesellschaft als Ganze folgt, bleibt völlig unthematisiert. Auch Kreckel hat sein Programm einer „politischen Soziologie sozialer Ungleichheit“ nicht weiter ausgearbeitet.
Aus ungleichheitstheoretischer Perspektive geht auch Kreckel davon aus: „Das Gleichheitspostulat hat den letzten Erdenwinkel erreicht und den letzten Barbaren zum Mitmenschen gemacht.“ (Kreckel 1992: 49)
Zur diesbezüglichen Inspiration der soziologischen Phantasie böten sich verstreute essayistische Ansätze eines radikalen Fortschrittspessimismus an — insbesondere Horstmann (1985) und Baladur (1991). Siehe darüber hinaus Pynchon (1973) als vielleicht wichtigste literarische Behandlung des Themas. Man dürfte wohl auch in der Seience Fiction Literatur fündig werden. Soziologisch finden sich immerhin einige interessante Anläufe in dieser Richtung bei Breuer (1992).
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Schimank, U. (2005). Funktionale Differenzierung und soziale Ungleichheit: Die zwei Gesellschaftstheorien und ihre konflikttheoretische Verknüpfung. In: Differenzierung und Integration der modernen Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80766-3_14
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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