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Theoretischer Rahmen und methodischer Ansatz

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Book cover Lobbying der katholischen Kirche

Part of the book series: Forschung Politik ((FPOLIT))

  • 349 Accesses

Zusammenfassung

Ziel dieser Arbeit ist es, dem Lobbying der katholischen Kirche — die sich gemäß dem Ursprung und der Bedeutung des griechischen ‘katholikós’ als allgemeine, umfassende und das Ganze betreffende Kirche versteht — auf die Spur zu kommen. Dem umfassenden Selbstverständnis der Kirche trage ich durch ein ebenso ganzheitliches Forschungsraster — so nenne ich den theoretischen Rahmen und methodischen Ansatz dieser Arbeit — Rechnung.1 Ich beteilige mich an der konstitutiven Debatte um sozialwissenschaftliche Grundbegriffe wie Struktur, Kultur, Institution und Handlung. In der Beschäftigung mit dieser Debatte schärfe ich meinen Blick für die anschließend vorzunehmende Entwicklung des für diese Untersuchung maßgebenden Forschungsrasters. Mit der Reduktion des Abstraktionsniveaus der Theorien steigt im Abschnitt über empirische Theorien der Interessenvermittlung der Grad der Tiefenschärfe: Theorien der Interessenvermittlung bzw. der Verbändeforschung leuchten das politische Handeln von gesellschaftlichen Gruppen gründlich aus. Sie bilden die Grundlage für die Untersuchung der Einflusspfade der Kirche im politischen System Polens. Dazu erläutere ich zunächst im ersten Abschnitt dieses Kapitels — nach der Darstellung einer historisch-theologischen und einer juristischen Perspektive —, warum aus politologischer Sicht das Handeln der Kirche im politischen System mit dem von Verbänden verglichen werden kann.

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Literatur

  1. Konstantin der Große (306–337) lässt schließlich das Christentum mit der traditionellen Staatsreligion gleichstellen, und Kaiser Theodosius I. (379–395) verfügt 380 die christliche Gottesverehrung durch Gesetz (STOCKMAIER 1977: 30).

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  2. Predigt in Recife (Brasilien) am 7. 7. 1980. In: Osservatore Romano, Nr. 30, 25. 7. 1980, 8

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  3. Nach ETZIONI (1971: 12) sind Organisationen soziale Einheiten, die mit dem Zweck errichtet werden, spezifische Ziele zu erreichen. Typische Merkmale sind Arbeitsteilung, Machtteilung und Delegation von Verantwortung. Was die Zielsetzung der Kirchen angeht, so zeichnet sich diese durch einen umfassenden, allgemeinen Anspruch aus, der sich kaum verwirklichen lässt und deswegen als „irrational“ bezeichnet werden kann. Ihre Ziele selbst verfolgt die Kirche hingegen mit äußerst rationalen Mitteln (KNOBLAUCH 1999: 149 f.).

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  4. In den Vereinigten Staaten gibt es schon von jeher Studien, die religiöse Einflussnahme als das Lobbying einer Interessengruppe ansehen, so bspw. ODEGARD (1928), EBERSOLE (1951) und NASH (1967).

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  5. MAHRENHOLZ (1969) geht sogar so weit, die Kirchen bezogen auf das politische Leben mit den Gewerk-schaften zu vergleichen. „Ihr politisches Interesse kristallisiert sich, soweit sie nicht eigene Interessen vertreten, schwerpunktartig auf einige Probleme“ (ibd. 45).

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  6. Erstmals erwähnt bei: POLANYI, Karl, 1944: The Great Transformation. Boston

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  7. MAYNTZ/SCHARPF (1995) sehen den Al als eine „Forschungsheuristik“ an, die Elemente verschiedener Theorien miteinander zu verbinden sucht. Sie streben dabei explizit eine Verbindung von handlungs- und strukturanalytischen Annahmen an.

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  8. Wenn über politische Kultur gesprochen wird, dann wird der Begriff oft nur als „Passepartoutformel” (Lipp 1996) benutzt und muss für alle möglichen „Erklärungen“ herhalten. Viel zitiert ist auch die Kritik von KAASE (1983) an der Unschärfe des Begriffs, der Bemühungen um eine genaue Begriffsabgrenzung mit dem Versuch verglich, „einen Pudding an die Wand zu nageln”.

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  9. Siehe dazu auch das Konzept von Ruß-MOHL (1993) über Themenkarrieren und Aufmerksamkeitszyklen.

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  10. Innerhalb der Interessengruppen selbst kommt es aufgrund der Mehrfachmitgliedschaften der einzelnen Mitglieder bereits zu einem Interessenausgleich. Interessengruppen sind niemals „solid“ und „monolitic” (TRUMAN 1971 [1951])— sie treten bereits mit einer ausbalancierten Position an den Staat heran.

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  11. Um sich von älteren ständestaatlichen Vorstellungen und von Begriffen des italienischen Faschismus abzugrenzen, wird von Neo-Korporatismus gesprochen. Ein Grund für die rasche und weite Verbreitung des NeoKorporatismus-Konzeptes ist seine fehlende Strenge bzw. seine Unschärfe (CzADA 1994: 58).

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  12. Die Auseinandersetzung zwischen „Korporatisten“ und „Pluralisten” war geprägt von einer dichotomen und polaren Begriffsbildung sowie von Inkonsistenzen und Weiterentwicklungen in den theoretischen Ansätzen. Sie lässt sich als „Lehrstück“ sozialwissenschaftlicher Diskussionskultur begreifen. Doch handelte es sich um ein Scheingefecht, da Pluralismus und Korporatismus auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen (REUTTER 2001: 10 ff.).

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  13. So nimmt bspw. die Führung einer Gewerkschaft zwar die artikulierten Interessen ihrer Mitglieder auf, doch gleichzeitig werden stets manche Interessen stärker unterstützt und andere weniger. Die schließlich in den politischen Prozess eingebrachten Positionen entsprechen dann auch einer übergeordneten Strategie der Gewerkschaft.

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  14. Die österreichische Form der Sozialpartnerschaft gilt vielfach als ein solcher Idealtypus.

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  15. BÖRZEL (1998: 254) bietet eine „common minimal definition“ von Politiknetzwerken an. Diese sind „a set of relatively stable relationships which are of non-hierarchical and interdependent nature linking a variety of actors, who share common interests with regard to a policy and who exchange resources to pursue these shared interests acknowledging that co-operation is the best way to achieve common goals.”

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  16. Lobby kommt vom lateinischen ‘lobium’, der Bezeichnung für einen Klostergang. In der Tat trug auch ein Gang im britischen Unterhaus einen solchen Namen. Doch auch wenn die historische Herleitung oft Großbritannien in den Mittelpunkt stellt, so war es in den Vereinigten Staaten, wo Lobbyismus schon im 19. Jahrhundert zur Blüte kam und berufsmäßig ausgeübt wurde (SAHNER 1993: 44). Der Ursprung des Wortes kann auf eine Zeitperiode während der Amtszeit des amerikanischen Präsidenten Grant (1869–1877) zurückgeführt werden, der nach der Zerstörung des Weißen Hauses durch ein Feuer in einem Hotel wohnte, dessen Lobby von Interessenvertretern belagert wurde (FARNEL 1994: 19 ).

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  17. Andererseits resultieren zahlreiche Beziehungen und Kontaktmuster zwischen Regierungen und organisierten Interessen oft noch aus der Entstehungsphase von nationalen Bürokratien (LEHMBRUCH 1991).

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  18. Zwar bezieht sich MÜLLER-ROMMEL auf den deutschen Kontext, doch auch im parlamentarischen Regie- rungssystem Polens trifft diese Dreiteilung der Einflusspfade von Verbanden zu.

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  19. LAPALOMBARA glaubte für den italienischen Fall eine solche Beziehung für das Verhältnis zwischen der ‘Azione Cattolica Italiana’ und der ’Democracia Cristiana’ feststellen zu können (LAPALOMBARA 1964).

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  20. ESCHENBURG (1961: 23) betonte bereits vor mehr als vier Jahrzehnten, dass allein schon der Verdacht etwaiger Verbandspatronage oder personeller Verfilzungen der Staatsverdrossenheit (oder Politikverdrossenheit, wie man heute sagen würde) in der Bevölkerung Vorschub leistet.

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  21. Die Mitgliedschaft in etablierten Verbanden, so WEBELS (1999: 103 f), ist von einer sozialen Selbstver-ständlichkeit zu einer jederzeit revidierbaren rationalen Entscheidung geworden.

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  22. SCHUTT-WETTSCHKY (1997: 12) unterscheidet sachrationale und wertrationale Überzeugungsarbeit: Sachrationale Überzeugungsarbeit fußt auf der Expertise des Verbandes und dreht sich beispielsweise um komplexe wirtschaftliche und/oder technische Zusammenhänge die den Entscheidungsträgem allein schwer zugänglich sind. Wertrationale Überzeugungsarbeit hingegen wirbt um die Zustimmung zu bestimmten Werten bzw. Wertprämissen.

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  23. Relevant ist etwa, ob ein Thema aktuell ist, ob es konfliktgeladen ist oder einen lokalen Bezug hat (vgl. Luhmann 1996: 53–72).

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  24. Literatur kann hier als sekundäre Datenquelle verwendet werden, kann Fragen anregen, die theoriegeleitete Datenerhebung leiten und als ergänzender Gültigkeitsnachweis verwendet werden (STRAUSS/CORBIN 1996: 34 f.). Allerdings sollte Literatur nicht zur Validierung von allem Gesehenen dienen.

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© 2005 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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Hierlemann, D. (2005). Theoretischer Rahmen und methodischer Ansatz. In: Lobbying der katholischen Kirche. Forschung Politik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80755-7_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80755-7_2

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-14660-7

  • Online ISBN: 978-3-322-80755-7

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

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