Zusammenfassung
Wie bereits oben erwähnt, liegt die Wahl des diskursanalytischen Ansatzes dieser Arbeit in einer Ablehnung positivistischer Forschungsmethoden begründet. Während einer positivistisch ausgerichteten Politikfeld-Forschung allgemein Schwierigkeiten in Bezug auf ihre Möglichkeiten der Erfassung der „Realität“ attestiert werden, sind es im Hinblick auf das Thema der deutschen Zuwanderungsgesetzgebung vor allem die Zweifel an der Substanz des diesbezüglichen politischen Wandels und die Absicht, diesen zu hinterfragen, wodurch die Wahl einer alternativen Methode der Policy-Analyse erforderlich wird. Bevor im Folgenden die für diese Untersuchung maßgebliche Übertragung der Diskursanalyse auf das Feld der Politikfeld-Analyse erläutert wird, ist es zunächst zweckmäßig, einen Exkurs in den Bereich der Erkenntnistheorie zu unternehmen und somit die Unterscheidung von Positivismus und alternativen Wahrnehmungstheorien, insbesondere dem Konstruktivismus, zu verdeutlichen.
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Literatur
Comte, Auguste: Rede über den Geist des Positivismus, Hamburg 1966, S. 27.
Fetscher, Iring: Einleitung, in: Comte, Auguste, Rede über den Geist des Positivismus. Hamburg 1966, S. XXIV.
Vgl. Platon: Politeia, Stuttgart 1991, V, 20–22.
Platon, Politeia, 509a.
Platon, Politeia, 509a.
Vgl. Platon: Politeia, 509d-511e.
Helle, Horst Jürgen: Verstehende Soziologie und Theorie der symbolischen Interaktion, 2. Aufl., Stuttgart 1992, S 14.
Kant, Immanuel: Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können, Hamburg 1951, S. 89.
So heißt es bei Kant: „Alle reinen Verstandeserkenntnisse haben das an sich, dass sich ihre Begriffe in der Erfahrung geben und ihre Grundsätze durch Erfahrung bestätigen lassen; dagegen die transzendenten Vernunfterkenntnisse sich, weder was ihre Ideen betrifft, in der Erfahrung geben, noch ihre Sätze jemals durch Erfahrung bestätigen, noch widerlegen lassen“ (Kant, Immanuel: Prolegomena, S. 90).
ebd., S. 89.
Kant: Prolegomena, S. 94. In dem hier formulierten Konzept der ,Vollständigkeit der Prinzipien’ ist bereits das Fundament für die spätere Konstruktion der Idealtypen Max Webers angelegt.
Vico, Giambattista, De antiquissimus Italorum sapientia, Ch. 7, § 111, München 1979.
Von Glasersfeld, Ernst: Aspekte des Konstrutivismus. Vico, Berkeley, Piaget, in: Rusch, Gebhard (Hrsg.): Konstruktivismus. Geschichte und Anwendung, Frankfurt/Main 1992, S. 22 f.
ebd., S. 24.
Vgl. Piaget, Jean: La construction du reél chez l’enfant, Neuchatel 1937.
Von Glaserfeld, Ernst: Wie ich zum Konstruktivisten heranwuchs, in: ders.: Radikaler Konstruktivismus. Ideen, Ergebnisse, Probleme, Frankfurt/Main 1996, S. 22.
Ausgangspunkt ist hier die Lehre von Basis und — dem als soziale Konstruktion zu verstehenden — Überbau: „Auf den verschiedenen Formen des Eigentums, auf den sozialen Existenzbedingungen erhebt sich ein ganzer Überbau verschiedener und eigentümlich gestalteter Empfindungen, Illusionen, Denkweisen und Lebensanschauungen“ (Marx, Karl/Engels, Friedrich: Marx-Engels-Werke, Bd. 8, S. 139, Berlin Ost 1960). Die Richtung dieser Prägung steht für Marx dabei nicht in Frage, es sind die sozialen Bedingungen, welche die Wahrnehmung konstituieren: „Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt“
(Marx, Karl/Engels, Friedrich: Marx-Engels-Werke, Bd. 13, Berlin Ost 1960, S. 9).
Vgl. Mead, George Herbert: Geist, Identität und Gesellschaft aus der Sicht des Sozialbehaviorismus, Frankfurt/Main 1973.
Vgl. Berger/Luckmarm: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit.
ebd., S. 20.
Berger/Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, S. 51.
Vgl. Eibl-Eibesfeldt, Irenäus: Krieg und Frieden aus der Sicht der Verhaltensforschung, 2. Aufl., München 1984, S. 128 ff.
Berger/Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, S. 56.
ebd., S. 52.
Berger/Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, S. 58.
ebd., S. 62.
ebd., S. 65.
Berger/Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, S. 72.
ebd., S. 74.
Berger/Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, S. 77.
ebd., S. 81.
ebd., S. 78.
ebd., S. 83.
Berger/Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, S. 103.
ebd., S. 95.
ebd., S. 117.
ebd., S. 116.
Berger/Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, S. 112.
Die schrittweise Beschreibung von Mechanismen der gesellschaftlichen Wirklichkeitskonstruktion ist natürlich auch selbst nur eine Konstruktion. Allerdings stellt das für eine konstruktivistische Theorie keine Einschränkung dar, da sie stets nur in Anspruch nimmt, mittels einer konstruktiven Annäherung an ein Modell mit höchstmöglichem Erklärungswert zu liefern: „Der Radikale Konstruktivismus beansprucht lediglich, ein Modell zu sein, d. h. ein Konstrukt, dessen Wert ausschließlich auf seiner Viabilität beruht.“ (Von Glaserfeld: Aspekte des Konstruktivismus, S. 32).
Manning, Peter K.: Structuralism and the Sociology of Knowledge, in: Knowledge. Creation, Diffusion, Utilization, 1 (1982), S. 65.
Foucault, Michel: Archäologie des Wissens, 3. Aufl. 1988, Frankfurt/Main, S. 33.
ebd., S. 40.
Foucault, Michel: Questions of method, in: Burchell, Graham u. a. (Hrsg.): The Foucault effect. Studies in governmentality, London 1991, S. 82.
Foucault: Archäologie des Wissens, S. 82.
Foucault: Archäologie des Wissens, S. 36.
ebd., S. 70 f.
ebd., S. 74.
Bublitz, Hannelore: Diskurs und Habitus als zentrale Kategorien der Konstitution gesellschaftlicher Normalität, URL: http://hrz.uni-paderborn.de/soziologie/_Bublitz/Downloads/Habirus.pdf, Stand: 21. 10. 2003, S. 10.
Bublitz, Hannelore: Politische Erkenntnis-Praxen: Foucault und Bourdieu, in: Das Argument, 222 (1997), S. 670.
Vgl. Bourdieu, Pierre: Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital, in: ders.: Die verborgenen Mechanismen der Macht. Schriften zu Politik & Kultur 1, Hamburg 1992, S. 49 ff.
Bourdieu, Pierre/Wacquant, Loïc J. D.: Reflexive Anthropologie, Frankfurt/Main 1996, S. 127.
Bourdieu/Wacquant: Reflexive Anthropologie, S. 127.
Vgl. ebd., S. 136.
ebd., S. 137.
ebd., S. 133.
Giddens, Anthony: Die Konstitution der Gesellschaft. Grundzüge einer Theorie der Strukturierung, 2. Aufl., Frankfurt/Main 1995, S. 52.
Giddens: Die Konstitution der Gesellschaft, S. 69.
Vgl. ebd., S. 73.
ebd., S. 73.
Vgl. ebd., S. 74.
ebd., S. 86.
Giddens: Die Konstitution der Gesellschaft, S. 86.
Giddens: Die Konstitution der Gesellschaft, S. 79.
Giddens: Die Konstitution der Gesellschaft, S. 78.
Foucault, Michel: Sexualität und Wahrheit, Bd. I: Der Wille zum Wissen, Frankfurt/Main 1983, S. 114.
ebd., S. 113 f.
Giddens: Die Konstitution der Gesellschaft, S. 70.
Beetham, David: The Social Construction of Legitimacy, London 1991, S. 107. Ebenso weist Bourdieu darauf hin, dass bereits das Sprechen — auch etwa das kritische Sprechen — in einer bestimmten Terminologie die dieser Terminologie zu Grunde liegende Konvention bestätigt (Vgl. Bourdieu, Pierre: Was heißt sprechen? Die Ökonomie des sprachlichen Tauschs, Wien 1990, S. 104).
Berger/Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, S. 192.
Interessanterweise ist es die Frage nach der Regelung der Sexualität, die auch im Zentrum des Spätwerks Michel Foucaults steht. Für ihn entfaltet sich hier das Zugriffsfeld der „Bio-Macht“, die eine der effektivsten diskursiven Eingriffsmöglichkeiten in die individuelle Freiheit darstellt (Vgl. Foucault: Sexualität und Wahrheit, S. 170 f.).
Vgl. Berger/Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, S. 140.
ebd., S. 141.
ebd., S. 153.
Foucault, Michel: Die Ordnung des Diskurses, München 1974, S. 7.
Bourdieu: Was heißt sprechen?, S. 109.
ebd., S. 12.
Vgl. Potter, Jonathan/Wetherell, Margaret: Soziale Repräsentationen, Diskursanalyse und Rassismus, in: Flick, Uwe (Hrsg.): Psychologie des Sozialen. Repräsentation in Wissen und Sprache, Reinbek/Hamburg 1995, S. 188 f.
Bourdieu/Wacquant: Reflexive Anthropologie, S. 138.
Berger/Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, S. 99.
Berger/Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, S. 110 f.
Foucault: Die Ordnung des Diskurses, S. 7.
ebd., S. 8.
Bourdieu: Was heißt sprechen, S. 94.
Bourdieu: Was heißt sprechen, S. 104.
Bublitz: Diskurs und Habitus als zentrale Kategorien der Konstitution gesellschaftlicher Normalität, S. 10.
Foucault: Sexualität und Wahrheit, S. 173.
Foucault: Sexualität und Wahrheit, S. 173. Foucault bezeichnet in diesem Zusammenhang die moderne Gesellschaft als „unerträgliche Macht, die uns überwacht und kontrolliert“ (Foucault, Michel: Mikrophysik der Macht. Über Strafjustiz, Psychiatrie und Medizin, Berlin 1976, S. 134). Die Rolle der Diskursanalyse sieht er dabei als Instrument im Kampf gegen diese Gesellschaftsauswüchse: „Alle meine Bücher [...] sind [...] kleine Werkzeugkisten. Wenn die Leute sie aufmachen wollen und diesen oder jenen Satz, diese oder jene Idee oder Analyse als Schraubenzieher verwenden, um die Machtsysteme kurzzuschließen, zu demontieren oder zu sprengen, einschließlich vielleicht derjenigen Machtsysteme, aus denen diese meine Bücher hervorgegangen sind — nun gut, umso besser.“ (Foucault: Mikrophysik der Macht, S. 53).
Giddens: Die Konstitution der Gesellschaft, S. 80.
Bourdieu/Wacquant: Reflexive Anthropologie, S. 132.
Bourdieu: Was heißt sprechen?, S. 72.
Ricoeur, Paul: Der Text als Modell: hermeneutisches Verstehen, in: Gadamer, Hans-Georg/Boehm, Gottfried: Seminar. Die Hermeneutik und die Wissenschaften, Frankflirt/Main 1978, S. 90.
ebd., S. 99.
ebd., S. 113.
Chalaby, Jean K.: Beyond the prison-house of language: discourse British Journal of Sociology, 47 (1996), S. 688.
Ricoeur: Der Text als Modell: hermeneutisches Verstehen, S. 91.
Vgl. Schneider, Werner: „So tot wie nötig — so lebendig wie möglich!“ Sterben und Tod in der fortgeschrittenen Moderne.: Eine Diskursanalyse der öffentlichen Diskussion um den Hirntod in Deutschland, Münster 1999, S. 98.
Strauss, Anselm/Corbin, Juliet: Grounded Theory. Grundlagen qualitativer Sozialforschung, Weinheim 1996, S. 150.
ebd., S. 159.
ebd., S. 161.
Vgl. Foucault: Archäologie des Wissens, S. 98.
Foucault: Archäologie des Wissens, S. 58.
Vgl. ebd., S. 83 f.
Vgl. ebd., S. 85 f.
Vgl. ebd., S. 87.
Vgl. Chalaby: Beyond the prison-house of language: discourse as a sociological concept, S. 688 f.
Foucault: Archäologie des Wissens, S. 63.
ebd., S. 64.
ebd., S. 68.
Potter/Wetherell: Soziale Repräsentationen, Diskursanalyse und Rassismus, S. 177.
Bourdieu: Was heißt sprechen?, S. 75. Bourdieu weißt im Zusammenhang mit legitimiertem Sprechen/Sprechern auf die Bedeutung von Einsetzungsritualen hin: Diese sind die Quelle der Legitimation des Sprechers, sowohl im Hinblick auf die gesellschaftliche Anerkennung wie auch in Bezug auf seine Selbstwahrnehmung (Vgl. Bourdieu: Was heißt sprechen?, S. 86).
Vgl. Foucault: Archäologie des Wissens, S. 75 f.
Vgl. ebd., S. 78 f.
Foucault: Die Ordnung des Diskurses, S. 25 f.
Bourdieu/Wacquant: Reflexive Anthropologie, S. 139.
Bourdieu: Ökonomisches Kapital — Kulturelles Kapital — Soziales Kapital, S. 49.
Vgl. ebd., S. 70 f.
Bourdieu: Ökonomisches Kapital — Kulturelles Kapital — Soziales Kapital, S. 63.
Bourdieu/Wacquant: Reflexive Anthropologie, S. 129.
Bourdieu: Was heißt sprechen?, S. 108.
Hajer, Maarten A.: Ökologische Modernisierung als Sprachspiel, in: Soziale Welt, 48 (1997), S. 113.
Vgl. Hajer: The politics of envronmental discourse, S. 63.
Hajer: The politics of envronmental discourse, S. 63.
Hajer: Ökologische Modernisierung als Sprachspiel, S. 115.
Davies, Brownyn, Harré, Rom: Positioning. The Discursive Production of Selves, in: Journal for the Theory of Social Behavior, 1 (1990), S. 46.
ebd., S. 48. Dabei ist zu beachten, dass auch bei einer interaktiven Positionierung das Subjekt nicht ausschließlich in eine passive Rolle gedrängt wird. So betonen Davies/Harré, dass der Prozess der Positionierung immer auch die aktive Komponente der Wahl eines Subjekts zwischen verschiedenen zugänglichen Positionen umfasst (Vgl. ebd., S. 52).
Stone, Deborah A.: Causal Stories and the Formation of Policy Agendas, in: Political Science Quarterly, 1(1989), S. 299.
Vgl. Stone: Causal Stories and the Formation of Policy Agendas, S. 284 ff.
Vgl. ebd., S. 289.
Yanow, Dvora: The communication of policy meanings. Implementation as interpretation and text, in: Policy Science, 26 (1993), S. 55.
ebd., S. 47.
Vgl. ebd., S. 48 ff.
ebd., S. 54.
Hajer: Ökologische Modernisierung als Sprachspiel, S. 114.
ebd., S. 114.
Goffman geht davon aus, dass soziales Handeln von Frames, also die Wahrnehmung und die Handlungsmöglichkeiten von Individuen bestimmenden Deutungszusammenhängen abhängig ist (Vgl. Goffman: Frame Analysis, S. 21 ff.).
Vgl. Snow, David A. u. a.: Frame Alignment Processes, Micromobilization and Movement Participation, in: American Sociological Review, 4 (1986), S. 467 ff.
ebd., S. 464.
Gallon, Michel/Latour, Bruno: Unscrewing the Big Leviathan: How Actors Macro-structure Reality and how Sociologists help Them to do so, in: Knorr-Cetina, Karin/Cicourel, Aaaron Victor (Hrsg.): Advances in Social Theory and Methodology. Towards an Integration of Micro and Macro Sociologies, Boston 1981, S. 284 f.
Foucault: Die Ordnung des Diskurses, S. 15.
Auch Bourdieu weist auf das Verhältnis von Sagbarem und Unsagbarem hin. Bezogen auf den Bereich der Politik spricht er vom Gegensatz zwischen „dem ganzen Universum dessen, was im politischen Feld politisch formuliert werden kann, und all dem, was der Diskussion, das heißt dem Zugriff des Diskurses (in diesem Feld) entzogen bleibt“ (Bourdieu, Pierre: Was heißt sprechen?, S. 109).
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