Interaktion und Ordnung: Wirtschaft und Zivilgesellschaft im Theorierückblick

Zusammenfassung

Seit etwa einer Dekade ist der Begriff der Zivilgeselisehaft nach einer Phase der langen Vernachlässigung wieder in aller Munde. Politische Theorien und sozialwissenschaftliche Untersuchungen gebrauchen ihn analytisch, empirisch und normativ; Politiker und Bürgerbewegungen nutzen ihn als politischen Signalbegriff. Diese Ambiguität macht den Begriff so schwer in der Handhabung und übt doch zugleich eine starke Faszination aus, denn Wissenschaft und politische Ideale scheinen in ihm zu verschmelzen. Vor allem politische Akteure und weniger die Wissenschaft belebten den Zivilgesellschaftsbegriff seit den 1970er Jahren wieder (vgl. Klein 2001). So spielte er unter osteuropäischen Dissidenten und Bürgerrechtlern in ihrem Kampf gegen kommunistische Regimes eine große Rolle. Die normative Stoßrichtung hatte hier vornehmlich antitotalitäre Züge. In den westlichen Gesellschaften waren es hingegen die neuen sozialen Bewegungen, die den Begriff der Zivilgesellschaft für ein politisches Ordnungsmodell radikaldemokratischer Reformpolitik nutzten. Zu Beginn der 1990er Jahre tauchte der Begriff in den USA wieder auf, als nach den exzessiven Jahren von Individualismus und „Reaganomics“ die Sorge um den Zusammenhalt der Gesellschaft wuchs.