Zusammenfassung
Das Buch „L’enfant et la vie familiale sous l’ancien régime“ von Philippe Ariès (1914–1986), das 1960 in Frankreich erschien und 1975 erstmalig auf Deutsch unter dem Titel „Geschichte der Kindheit“ gedruckt wurde, entfachte eine breite wissenschaftliche Diskussion. Obwohl Ariès’ Arbeit eine sozialhistorische ist, erschütterte sie die Fundamente der Pädagogik und Psychologie, denn der scheinbar so sichere und beinahe selbstverständliche Begriff des Kindes bekam eine offene und historisch relative Gestalt. Seit damals hat sich mehr und mehr die — nun trivial klingende — Auffassung durchgesetzt, dass es keine Natur, kein Wesen des Kindes geben kann, sondern sozial und kulturell konstituierte Vorstellungen. Die Betonung des Kindheitsbegriffs als sozial generiertes Konzept will unterstreichen, dass dieser Begriff immer schon gesellschaftliche Interessen widerspiegelte und unterschiedliche Funktionen erfüllte.1 Diese im Allgemeinen als konstruktivistisch zu bezeichnende Auffassung löste ältere, naturalistische oder essentialistische Konzepte ab, die das Kind als Vorstufe zum Erwachsenwerden, also als ein auf die Zukunft ausgerichtetes Entwicklungsstadium begriffen haben.
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© 2005 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Rosenberger, K. (2005). Der Kindbegriff im gesellschaftlichen und humanwissenschaftlichen Kontext. In: Kindgemäßheit im Kontext. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80654-3_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80654-3_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-14440-5
Online ISBN: 978-3-322-80654-3
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