Resümee

Zusammenfassung

Ein Grundproblem der Human- und Sozialwissenschaften liegt einerseits in der Bestimmung ihrer zentralen Begriffe, andererseits in deren häufige ideologische Affektiertheit. Speziell am Begriff der Kindgemäßheit können wir exemplarisch erkennen, dass er sich nicht nur auf einen Inhalt bezieht, sondern vor allem auf eine Form des Verhaltens. Er ist also normativ sowie praktisch angelegt und wir haben keine Möglichkeit, uns ihm wertneutral anzunähern. Eine Legitimation aufgrund eines „wahrhaft richtig“ verstandenen Grundkonzepts ist nicht möglich. Wer ein solches vertritt, dogmatisiert. Eine Annäherung an diesen nicht eindeutig präzisierbaren Begriff ist nur situativ und kasuistisch möglich. Daher ist es notwendig seine Normativität und seine Handlungsbezogenheit in Korrelation zu setzen. Es galt in diesem Teil zu zeigen, dass Kindgemäßheit nicht nur ein „diskursives Gewimmel“ ist, sondern auf vielfältige Handlungsformen und -muster zurückgreift. Dies veranschaulichen auch die Interviews, die als Illustrationsmittel und epistemologisches Material in den Text eingearbeitet wurden. Denn die Unschärfe des Begriffs Kindgemäßheit findet sich nicht nur abstrakt und theoretisch, sondern auch ganz konkret im pädagogischen Alltag. Besonders in Situationen, in denen Uneinigkeit um „richtiges“ und „angemessenes“ erzieherisches Verhalten herrscht, etwa bei Teamarbeit oder im Gespräch mit Eltern, zeigt sich der glatte Boden, auf dem alle Protagonisten ihre Geltungsansprüche formulieren.