Zusammenfassung
Noch Ende der 1980er Jahre wurde in einem Sammelband zu den „Umbrüchen in der Industriegesellschaft“ von Gerd E. Famulla die Ansicht vertreten, der Tertiarisierungsprozess sei im warenproduzierenden Bereich nicht durchgreifend, ebenso wie im Dienstleistungsbereich nicht von einer Höherentwicklung von Tätigkeiten im Sinne „intellektuell anspruchsvoller ‚tertiärer‘ Arbeit“ die Rede sein könne. Für personenbezogene Dienstleistungen hat er erst langfristig eine deutliche Zunahme gesehen. Dieses Beispiel zeigt, dass das Primat der Produktion auch dann noch auf der normativen und institutionellen Ebene wirkt, wenn statistisch längst die Dienstleistungsbeschäftigung die Mehrzahl der Arbeitsverhältnisse bestimmt. Dieses von Martin Baethge als „Industrialismus“ bezeichnete Beharren verdeutlicht, wie schwierig der Abschied von der Industriegesellschaft auf der sozio-kulturellen Ebene ist. Mithin ist dieser soziale und ökonomische Wandel zwar für alle westlichen ehemaligen Industriegesellschaften nachweisbar — allerdings mit charakteristischen Unterschieden. Auch in der Bundesrepublik ist dieser Prozess in der lebensweltlichen Erfahrung spürbar. In den ehemaligen Hochburgen der Industriekultur — etwa im Ruhrgebiet — haben sich Dienstleistungsunternehmen der Informations- und Kommunikationsbranche ebenso wie Freizeitangebote in großem Stil angesiedelt. Die Förderanlagen sind abgebaut oder werden museal genützt als Zeugen einer vergangenen Epoche.
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© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Thiessen, B. (2004). Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft: Reinterpretation der empirischen Entwicklungen und Neuformulierung der Diskurse. In: Re-Formulierung des Privaten. Studien interdisziplinäre Geschlechterforschung, vol 8. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80636-9_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80636-9_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-14402-3
Online ISBN: 978-3-322-80636-9
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