Zusammenfassung
Eine gute Dekade nach der Deutschen Wiedervereinigung ist mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung eine ernüchternde Bilanz zu ziehen. Anstelle der verheißenen blühenden Landschaften leiden die Neuen Bundesländer am so genannten Mezzogiorno-Syndrom: geringe Wirtschaftsleistung, hohe Arbeitslosigkeit und Abwanderung der Mobilen1, vgl. hierzu die Abbildungen 1 und 2. Entgegen verbreiteten Erwartungen ist es nicht gelungen, das „Wirtschaftswunder“ der 50er und 60er Jahre und das „Modell Deutschland“ der 70er Jahre in den Neuen Bundesländern zu wiederholen. Zunächst schien sich die Ära Kohl von den 80er in die 90er fortzusetzen. Zwar hatte auch die CDU-Regierung soziale Standards zurückgenommen, hielt aber am Grundkonsens der sozialen Marktwirtschaft fest: Wohlstand für Alle. Sie übernahm nicht in vollem Umfang die von Reagan und Thatcher in den USA und im UK eingeleiteten Liberalisierungen in der Wirtschaftspolitik. Der von den angelsächsischen Ländern eingeschlagene Weg unterschied sich deutlich vom Festhalten am alten Wohlfahrtstaat im Kerneuropa und in abgewandelter Form in Japan. Zu Beginn der 90er Jahre propagierte schließlich Michel Albert (1992) den „Rheinischen Kapitalismus“ als Systemalternative zum angelsächsischen Neoliberalismus.
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Hufnagel, R. (2004). Der lange Abschied vom Rheinischen Kapitalismus. In: Hufnagel, R., Simon, T. (eds) Problemfall Deutsche Einheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80603-1_4
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