Zusammenfassung
Der Bus kam aus der Dresdner Neustadt und überquerte die Carolabrücke. Die Kölner Reisegruppe war durch das verruchte Dresdner Viertel gewandert, das stolz ist auf die höchste Kneipendichte der Welt (ja, unter dem macht man’s ungern), und hatte wenig Verruchtes gefunden. Die Stimmung war bestens. Die Dresdner Stadtführerin, mit allen Wassern gedopt, ließ noch mal kurz anhalten vor dem Abendbrot, um gut gelaunt zu verkünden: „Und hier rechts, meine Damen und Herren, bauen die Hakennasen eine neue Synagoge. “Der Begriff war den Kölner Wessis so wenig geläufig wie das freundliche „Fitschi“— „für alles, was Schlitzaugen hat“— oder „Braunkohle“für alles, was aus Afrika und Umgebung kommt.
Hodscha Nasreddin, der Weise aus Ostanatolien, kam in ein fernes Dorf. Die Menschen dort waren verzweifelt: Sie hatten vergessen, wann die Nacht zum Tage wird. Fremder, fragten sie den Hodscha, kannst Du uns helfen? Der Hodscha dachte nach. Wenn Ihr in das Gesicht eines Menschen blickt und erkennt in ihm die Schwester, den Bruder, dann ist es Tag. Solange ihr das nicht erkennt, bleibt es dunkel.
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© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Grohmann, P. (2004). Hatte Zeit zu verschenken. In: Hufnagel, R., Simon, T. (eds) Problemfall Deutsche Einheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80603-1_19
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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