Zusammenfassung
Da es in der ehemaligen DDR keine frei-gemeinnützige Wohlfahrtspflege gab, wurde im Einigungsvertrag auch beschlossenen, die Institutionen der Freien Wohlfahrtspflege auf das „Beitrittsgebiet“ zu übertagen und mit Bundesmitteln aufzubauen. Der Einigungsvertrag hatte in Artikel 32 die in der Sozialgesetzgebung der alten Bundesrepublik enthaltene Privilegierung der Freien Wohlfahrtspflege durch das dort vielfach verankerte Subsidiaritäts-prinzip noch einmal festgeschrieben und insbesondere in bislang nicht gekannter Form die Bedeutung der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege wie der Träger der Freien Jugendhilfe für die Entwicklung des vom Grundgesetz vorgegebenen Sozialstaatsauftrages ganz im Sinne der Wohlfahrtsverbände unterstrichen. In einer größeren empirischen Untersuchung von Angerhausen, Backhaus-Maul, Offe, Olk und Schiebel wurde Mitte der 1990er Jahre der Frage nachgegangen, wie sich die Freie Wohlfahrtspflege in den neuen Bundesländern seit der Wende etabliert und entwickelt hat. Festgestellt wurde im Vergleich mit der Situation in der alten Bundesrepublik (vgl. Angerhausen u.a. 1998, S. 285ff.):
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dass Mitgliedschaftsstruktur und ehrenamtliches Engagement deutlich unterentwickelt sind;
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dass die Wahrnehmung der sozialpolitischen und „advokatorischen“ Funktion bei den einzelnen Verbänden sehr unterschiedlich ausgeprägt ist und eher dazu tendiert, in eigener Sache tätig zu werden; und
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dass sich die Träger der Freien Wohlfahrtspflege angesichts der unterentwickelten Vereinskultur vorrangig als „Sozialunternehmen“ definieren, die im öffentlichen Auftrag sozialstaatlich gewollte Leistungen erbringen.
Der Beitrag basiert auf empirischen Ergebnissen des von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Forschungsprojektes: „Vom Wohlfahrtssektor zur Sozialwirtschaft. Wandel der Arbeitsbedingungen und Qualifikationsanforderungen in sozialen Diensten durch Wettbewerb und Kontraktmanagement“. Das Forschungsprojekt wurde in der Zeit vom 1.4.2002 bis 31.3.2004 vom Verfasser zusammen mit Gertrud Kühnlein (Sozialforschungsstelle Dortmund) und Norbert Wohlfahrt (Ev. Fachhochschule Bochum) durchgeführt
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Literatur
Angerhausen, S., Backhaus-Maul, H., Offe, C., Olk, Th. Schiebel, M.,: Überholen ohne einzuholen. Freie Wohlfahrtspflege in Ostdeutschland. Opladen 1998
Dahme, H.-J., Wohlfahrt, N.,: Soziale Dienste auf dem Wege in die Sozialwirtschaft. Auswirkungen der „Neuen Steuerung“ auf die freien Träger und Konsequenzen für die Soziale Arbeit. In: Widersprüche Heft 90/2003, S. 41–56
Dahme, H.-J., Kühnlein, G., Wohlfahrt, N.: Freie Wohlfahrtspflege im Modernisierungsprozess. Organisations- und personalpolitische Herausforderungen und Konsequenzen. Dortmund (Landesinstitut Sozialforschungsstelle Dortmund — Hans-Böckler-Stiftung, Band 135) 2003
Lehndorff, St.,: Auf dem Holzweg in die Dienstleistungsgesellschaft? Gute Dienstleistungsarbeit als Politikum. In: WSI-Mitteilungen Heft 9/2002, S. 491–497
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Dahme, HJ. (2004). Die Freie Wohlfahrtspflege in Ostdeutschland. Modernisierung mit Risiko. In: Hufnagel, R., Simon, T. (eds) Problemfall Deutsche Einheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80603-1_13
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80603-1_13
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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