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Inklusion versus Exklusion — die systemtheoretische Perspektive

  • Chapter
Kämpfe um soziale Ungleichheit

Part of the book series: Hagener Studientexte zur Soziologie ((STSO))

  • 1775 Accesses

Zusammenfassung

Bislang wurden drei „Ungleichheitstheorien“vorgestellt, die die Grundüberzeugung miteinander verbindet, dass moderne Gesellschaften in erster Linie durch soziale Ungleichheiten und damit Prozesse sozialer Differenzierung geprägt sind. Weiterhin ist ihnen gemeinsam, dass sie Ungleichheitsverhältnisse als Machtverhältnisse identifizieren. Dies stimmt für Elias und Bourdieu vollkommen, für Kreckel mit Einschränkungen. Durch diese beiden Grundüberzeugungen grenzen sie sich explizit von den Theorien funktionaler Differenzierung ab, die von einem Primat der funktionalen gegenüber der sozialen Differenzierung ausgehen. Indessen bestreiten Elias, Kreckel und Bourdieu nicht, dass in modernen Gesellschaften Prozesse funktionaler Differenzierung eminent wichtig und mächtig sind. Jedoch steht für sie außer Zweifel, dass diese Prozesse nicht den primären Motor des gesellschaftlichen Wandels darstellen. Erst aus der Verknüpfung funktionaler Differenzierung mit Macht- und Ungleichheitsprozessen entsteht ihrer Meinung nach die Eigenart und Struktur moderner Gesellschaften, wobei die sozialen die funktionalen Differenzierungsprozesse dominieren.

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Literatur

  1. Ich werde in diesem Kapitel nicht konsequent die systemtheoretische Begrifflichkeit benutzen; an Stellen, wo es um Ähnlichkeiten und Unterschiede zu den Theorien sozialer Ungleichheit geht, werde ich Termini verwenden, die als Brücken der Verständigung zwischen beiden Theorietraditionen fungieren können.

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  2. Die „meisten Beschreibungen der Moderne als funktional differenzierter Gesellschaft zehren allzu sehr von jenem harmonischen Bild, das die Moderne stets von sich gezeichnet hat“(Nassehi 1997, S. 140).

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  3. Die Umstellungen der Unterscheidung Inklusion/Exklusion, welche Luhmann im Laufe der Jahre vorgenommen hat, werden hier nicht nachgezeichnet. Über diesen Wandel informieren Göbel/Schmidt(1998).

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  4. Zu Beginn dieses Abschnitts führe ich die Begriffe Feld und (Teil-)System noch parallel, sofern sie Ähnliches meinen, um die Parallelen zu Bourdieus Feldtheorie hervorzuheben. Im weiteren Verlauf verwende ich jedoch nur noch die systemtheoretische Begrifflichkeit

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  5. Dies bedeutet für die soziologische Analyse, dass jedes Teilsystem wie ein „monadischer Weltentwurf“konzipiert ist, weshalb eine die Gesellschaft „zusammenfassende Denkfigur“wie beispielsweise die soziale Hierarchisierung, der von der Ungleichheitssoziologie eine „privilegierte Repräsentation des Ganzen zugedacht“wird, entfällt (vgl. Haller 1992, S. 824).

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  6. Der Integrationsbegriff lief deshalb, wie Luhmann selbst zugestanden hat, nur „im Schatten der Differenzierungstheorie mit und blieb begrifflich ungeklärt“(Luhmann 1995a, S. 237).

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  7. Dies ist die Interpretation von Stichweh (1998); Burzan/Schimank (2000) sehen dies anders.

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  8. Sozialintegration meint die Beteiligung und Teilhabe an der Gesellschaft als Ganzes, ihren materiellen und ideellen Ressourcen, aber auch ihren Werten und Normen. Systemintegration bezieht sich dagegen auf Teilnahmemöglichkeiten an einzelnen Teilsystemen.

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  9. Luhmann hat nicht von Anfang an mit Exklusion als Gegenbegriff zu Inklusion gearbeitet, weil Inklusion als „Vollinklusion“gedacht war, weshalb ein Gegenbegriff nicht notwendig erschien. In seinem Aufsatz „Inklusion und Exklusion“(1995b) hat er jedoch eingeräumt, „dass wir das Differenzierungskonzept (d.h. die „totalitäre Logik der Inklusion“, E.B.) mit Erklärungsansprüchen überlasten“. Es fehlt ein Begriff, wenn Inklusion nicht zustande kommt, denn „von Inklusion kann man sinnvoll nur sprechen, wenn es Exklusion gibt“(siehe Luhmann 1995, S. 238ff.).

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  10. Am überzeugendsten hat Kronauer diesen Widerspruch herausgearbeitet. Er hat zwei Exklusionsbegriffe unterschieden. Exklusion I: Exklusion und Inklusion als komplementäre Begriffe, die sich gegenseitig ausschließen, was genuin der Logik der Systemtheorie entspricht; Exklusion II: als blockierter Zugang zu den Funktionssystemen. Dieser Exklusionsbegriff weist große Ähnlichkeiten zum Armutsbegriff auf (siehe Kronauer 1997, 1998, 1999, 2002). Eine gute Übersicht über diese Debatte gibt Bieling (2000).

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  11. Einige Modelle für die Inklusion dieser Altersgruppen werden bereits diskutiert: Herabsetzung des Wahlrechts auf 16 Jahre oder die stellvertretende Ausübung des Wahlrechts durch die Erziehungsberechtigten.

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  12. Bourdieu bezieht in seiner Feldtheorie eine genau entgegengesetzte Position: Er geht von starken Interdependenzen zwischen den Feldern (Teilsystemen) aus.

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  13. Luhmanns Schilderung des Niedergangs der Bergbauregionen in Wales ermuntert geradezu zu dieser Nachfrage.

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  14. Mit diesem Begriff ist gemeint, dass es neben dem Hauptstrang der gesellschaftlichen Entwicklung in der Form der funktionalen Differenzierung einen Nebenstrang gibt, der entlang sozialer Ungleichheiten verläuft (siehe auch S. 197f.).

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  15. Selbstverständlich haben auch andere, insbesondere Uwe Schimank, die Systemtheorie für ungleichheitssoziologische Fragen geöffnet. Schimanks Konzeption von Inklusionsprofilen ist theoretisch und empirisch weitreichender (siehe weiter unten Kap. 6.3.1 und 6.3.2; vgl. auch Burzan/Schimank 2000).

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  16. Außerdem ist dieses Phänomen im Kapitel „Alte und neue Ungleichheiten — alte und neue Fragen“im fünften Punkt (S. 39ff.) angesprochen worden.

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  17. Pierre Bourdieu hat in seiner Studie „Die feinen Unterschiede“soziale und funktionale Differenzierungsprozesse ähnlich in Beziehung zueinander gesetzt (Bourdieu 1984).

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  18. Ich greife einige Aspekte der Debatte heraus, ausführlicher siehe Barlösius/Ludwig-Mayerhofer(2001).

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  19. Rosanvallon geht mit seiner Kritik sogar noch einen Schritt weiter: Die soziologisch beschriebene steigende soziale Unordnung, für die in der deutschen Soziologie die Begriffe Unübersichtlichkeit oder Individualisierung beinahe äquivalent verwendet werden, ist eigentlich eher eine Unordnung in den Sozialwissenschaften denn eine in der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Sie entsteht daraus, dass in den Sozialwissenschaften noch immer mit veralteten Kategorien und Klassifikationen gearbeitet wird, wo längst neue notwendig wären, um die neu entstehende soziale Ordnung erkennen zu können (Rosanvallon 1995, S. 209).

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© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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Barlösius, E. (2004). Inklusion versus Exklusion — die systemtheoretische Perspektive. In: Kämpfe um soziale Ungleichheit. Hagener Studientexte zur Soziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80596-6_7

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80596-6_7

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-14311-8

  • Online ISBN: 978-3-322-80596-6

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