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Die Privatheitsideologie und der Körper

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Zusammenfassung

Die Ideologie des privaten Schönheitshandelns ist ein wirkungsmächtiger generalisierter Wissensbestand wie auch eine (verkörperte) Praxis vieler sozialer Milieus. Wie bei der Schminke der Essgestörten, den Muskeln der Bodybuilder, den Kopftüchern der Musliminnen und auch den Tätowierungen der SM-Praktizierenden werden darüber soziale Zugehörigkeiten und Abgrenzungen konstruiert. Was es dabei mit dem Aspekt der Verkörperung auf sich hat, möchte ich in diesem Kapitel näher untersuchen. Dazu greife ich auf den Begriff bodification zurück (vgl. 1.2). Damit ist gemeint, dass sich in den Körper gesellschaftliche Strukturen wie etwa Attraktivitätsnormen oder auch die Vorstellung der Verschiedenheit genau zweier Geschlechter einschreiben. Und ebenso werden über den Körper (bzw. auf ihm) Schönheit und Außenwirkung inszeniert und als gesellschaftliche Struktur der Zweigeschlechtlichkeit realisiert. Das sind zwei Sichtweisen auf dieselbe Sache, die nur in ihrer Wechselseitigkeit angemessen zu verstehen sind: einerseits die Verkörperung von Gesellschaft und andererseits die Vergesellschaftung von Körper.

Bei diesem Kapitel handelt es sich um eine erweiterte Fassung von Degele 2004b.

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Literature

  1. Ich behaupte damit nicht, Essstörungen seien auf die Allgegenwart schlanker und attraktiver Frauen in Werbung und Medien zurückzuführen. Eine solche Annahme hat die Medienwirkungsforschung inzwischen widerlegt (Schemer 2003). Essstörungen sind weder auf Medien noch auf intrapsychische Konflikte oder individuelle Unfähigkeiten von Individuen reduzierbar (Buchholz 2001). Gleichwohl beschränke ich mich hier auf die Dimension sozial wirksamer Attraktivitätsnormen, um zu zeigen, dass dieser Aspekt in der Diskussion um pathologisch erscheinende Körperbilder und -Wahrnehmungen nicht ausgespart werden darf.

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  2. Zum Körperbewusstsein von Bodybuildern vgl. Honer 1995.

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  3. Zum Bodybuilding von Frauen vgl. Klein 1993: 159–194; Lowe 1998; Miller/Penz 1992.

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  4. Ich diskutiere SM in diesem Kontext als ein konsensuelles sexuelles Handeln zwi schen Erwachsenen (Truscott 1991; Califia 1992), bei dem das Spiel mit Rollen, Macht, Unterwerfung und Schmerz im Mittelpunkt steht. Bei solchen erotischen Spielen geht es um das Formulieren, Kommunizieren und Ausleben von Fantasien. Die SM-Subkultur ist demnach „a theater in which sexual dramas can be acted out and appreciated“(Califia 1994: 168). Als Überblick vgl. Hart/Dale 1997; zum Ver gleich heterosexueller, lesbischer und schwuler SM-Szenen vgl. Wetzstein u.a. 1993; zum kontrovers diskutierten Verhältnis von Feminismus, Lesben und SM vgl. Califia 1994; Creet 1991; Hopkins 1994.

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  5. Ein ähnliches Paradox beschreibt Silvia Bovenschen (1986: 15): „Selten wurde soviel über die Mode und das Schminken gesprochen wie im Zuge ihrer feministi schen Verdammung.“In der akademischen Diskussion zur Dekonstruktion von Ge schlecht entspricht dieser Äußerung die geradezu reflexhaft gewordene Abwehr, Ge schlecht in irgendeiner Weise zu naturalisieren, zu essenzialisieren und zu reifizieren. Ob man hier von einer wechselseitigen Durchdringungen akademischer und alltäglicher Diskurse sprechen kann, lasse ich offen.

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© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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Degele, N. (2004). Die Privatheitsideologie und der Körper. In: Sich schön machen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80567-6_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80567-6_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-14246-3

  • Online ISBN: 978-3-322-80567-6

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