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Alternative oder Sprungbrett ins Studium? Eine berufliche Ausbildung vor Studienbeginn

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Mehrfachausbildungen in Deutschland
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Zusammenfassung

Eines der drei charakteristischen Merkmale von Mehrfachausbildungen ist die Veränderung des Qualifikationsniveaus von der Erst- zur Zweitausbildung. Als eine besonders häufige Ausbildungsfolge wurde die Aufnahme eines Studiums an einer (Fach-) Hochschule nach Beendigung einer nichtakademischen Ausbildung identifiziert. In Bezug auf die Höherqualifizierungen erwies sich zudem das Bildungsniveau der Eltern als ein wichtiger Einflussfaktor. Diese Beobachtung passt zu Ergebnissen verschiedener anderer Untersuchungen zur sozialen Bildungsungleichheit, die zeigen, dass soziale Unterschiede in der (tertiären) Bildungsbeteiligung nach wie vor ausgeprägt sind und die Universitäten weiterhin sozial exklusiv sind46 (z.B. BMBF, 2001; Lauer, 2000; Cameron & Heckman, 1998; Müller & Haun, 1994; Köhler, 1992; für einen internationalen Vergleich vgl. die Beiträge in Erikson & Jonsson, 1996a; Shavit & Blossfeld, 1993).

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Literatur

  1. Das in diesem Kapitel entwickelte theoretische Modell wurde in einem zusammen mit Steffen Hillmert verfassten Artikel mit dem Titel „Social inequality in higher education: Is vocational training a pathway leading to or away from university?“ verwendet, in dem unterschiedliche Bildungssysteme (theoretisch) miteinander verglichen werden. Der Artikel ist 2003 in European Sociological Review, 19, 319–334, erschienen.

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  2. Ob der Einfluss der sozialen Herkunft im historischen Zeitverlauf zu- oder abgenommen hat, wird unterschiedlich beurteilt. So kommt beispielsweise Köhler (1992) zu dem Ergebnis, dass sich „bei insgesamt steigender Studienneigung die Abhängigkeit der Studienentscheidung von Faktoren der sozialen Herkunft wenig verändert hat“ (Köhler, 1992, S. 125; vgl. auch Schimpl-Neimanns, 2000). Müller und Haun (1994) und Henz und Maas (1995) hingegen zeigen tendenziell abnehmende Effekte (vgl. auch die Übersicht bei Krais, 1996).

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  3. Mit der Betrachtung von Einflussfaktoren an bestimmten Übergängen entsteht jedoch ein Selektivitätsproblem (ausführlich dazu: Cameron & Heckman, 1998). Unter Annahme, dass Entscheidungen sukzessive erfolgen, sind zum jeweiligen Zeitpunkt nur noch diejenigen einer Übergangsentscheidung ausgesetzt, die alle vorherigen Übergänge bereits gemeistert haben. So ist die Hochschulreife im Allgemeinen zur Aufnahme eines Studiums notwendig, sodass die Vorentscheidung für ein Studium bereits zu einem früheren Zeitpunkt getroffen wurde. Eine Betrachtung der Studienentscheidung von Abiturienten erlaubt somit keine generellen Aussagen über Bildungsentscheidungen. Mit einer Beschränkung auf diese spezifische Entscheidungssituation können aber dennoch nicht nur die hier relevanten Einflussfaktoren identifiziert, sondern auch Einsichten in Grundprozesse gewonnen werden.

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  4. Cameron und Heckman (1998) hingegen bezweifeln die Verringerung der Herkunftseffekte im Bildungsverlauf und geben zu bedenken, dass die vermeintliche Abnahme des Einflusses auf einen Selektivitätseffekt zurückgeführt werden könne und ein statistisches Artefakt des in diesen Analysen verwendeten Logit-Modells sei.

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  5. Die Analysen sozialer Bildungsungleichheit in der Tradition von Mare (1980) betrachten Bildungswege als lineare Abfolge mit aufeinander folgenden Übergängen, die nacheinander bewältigt werden. Entsprechend konzentrieren sich die meisten Untersuchungen zum Übergang nach Beendigung der allgemein bildenden Schule auf Herkunftseffekte hinsichtlich der Aufnahme einer beruflichen Ausbildung oder den Studienbeginn. Unter der Annahme sequenzieller Verzweigungen ist aus dieser Perspektive ein späterer Eintritt in die Universität nicht vorgesehen. Parallelitäten unterschiedlicher Bildungsoptionen werden nur insofern berücksichtigt, als dass sich Bildungswege an diesen aufteilen und sich anschließend in unterschiedliche Richtungen fortsetzen. Mit dem Absolvieren einer beruflichen Ausbildung ist es für Abiturienten jedoch weiterhin jederzeit möglich, anschließend ein Studium zu beginnen. Die Entscheidung für eine Lehre ist daher keine irreversible Entscheidung gegen die Aufnahme eines Studiums im Sinne des sequenziellen Entscheidungsprozesses. Die Kombination von Lehre und Studium muss daher als eigenständiger Bildungsweg analysiert werden, und es handelt sich hier nicht mehr um eine binäre Entscheidung, sondern um eine Entscheidung zwischen (mindestens) drei Optionen.

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  6. Ob sich durch den „späteren“ Hochschulzugang das Ausmaß sozialer Selektivität der Studierenden verändert, ist allein aufgrund der Prozentzahlen nicht zu klären, sondern hängt von den jeweiligen Gesamtverteilungen ab (vgl. dazu Jacob & Hillmert, 2003).

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  7. Es handelt sich also um ein Modell der Subjective-Expected-Utility(SEU)-Theorie, die wiederum ein Spezialfall der Rational-Choice-Theorie ist: Akteure verwenden subjektive Wahrscheinlichkeiten für die möglichen Ausgänge der Entscheidung. Nutzenwerte und Wahrscheinlichkeiten werden multipliziert und über alle Handlungskonsequenzen der Entscheidung addiert (Diekmann & Voss, 2003).

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  8. Haller (2001) bringt ebenfalls als Grundeinwand gegen die Anwendung der Rational-Choice-Theorie auf frühe Bildungsentscheidungen — er bezieht sich auf das Modell von Becker (2000) -, dass Eltern nicht vollständig den künftigen Bildungsweg und dessen Konsequenzen antizipieren könnten und generell nicht anhand solcher Kategorien ihre Entscheidung fällten. Er verweist aber gleichzeitig auf die vergleichsweise zielgerichtete (Studienfach-)Wahl von Abiturienten.

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  9. Lauer (2000) argumentiert ähnlich, dass die Erwartungen über zukünftige Einkommen auf Grundlage der aktuellen Arbeitsmarktsituation gebildet werden. Brunello, Lucifora und Winter-Ebmer (2001) fragen Studierende direkt nach ihren Einkommenserwartungen nach Studienabschluss. Es stellt sich heraus, dass im europäischen Vergleich insbesondere Studienanfänger in Deutschland ein höheres Einkommensdifferenzial nach Abschluss eines Studiums erwarteten, als es tatsächlich in der Einkommensverteilung der Fall war. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die empirische Einkommensverteilung eine Folge derart basierter Entscheidungen sein kann: So lassen auch die obigen Überlegungen Leistungsunterschiede zwischen den Teilpopulationen vermuten, die sich letztendlich durch (mehr oder weniger informierte) Wahl der Ausbildungswege gebildet haben, und auch dies dürfte dann im Folgenden die realen Einkommen beeinflussen.

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  10. Praktisch die gleichen Einkommensrelationen finden sich in eigenen Berechnungen mit dem Mikrozensus 1995 für männliche Studienberechtigte, hier allerdings auf Basis des Nettoeinkommens. Die Durchschnitte sind aber auch von Unterschieden zwischen Fachgebieten bzw. Wirtschaftsbereichen überlagert (vgl. Brunello u.a., 2001). Von einer Hierarchie der drei Einkommenswerte bei den konkreten, für ein Individuum relevanten Alternativen kann man jedoch ausgehen.

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  11. Dies entspricht ungefähr den Ergebnissen von Lewin, Heublein und Sommer (1995, S. 16), die eine durchschnittliche Studienzeit bis zum Studienabbruch von 5,21 Fachsemestern berichten.

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  12. Ein Indikator des Zeithorizonts wird hier nicht spezifiziert, sondern erst im Zusammenhang mit der Herkunftsfamilie diskutiert. Zu theoretischen Überlegungen hinsichtlich zeitlicher Präferenzen vgl. Ainslie (1992); zur empirischen Schätzung individueller Diskontierungsraten (die dem Zeithorizont entsprechen) vgl. Fersterer und Winter-Ebmer (2000), Belzil und Hansen (1999).

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  13. Oosterbeek und van Ophem (2000) zeigen für die Niederlande, dass der Diskontierungsfaktor mit der sozialen Herkunft negativ korreliert, und sie führen dies auf die finanzielle Lage der Herkunftsfamilien zurück. In den folgenden Analysen wird hier die materielle Situation der Familie jedoch ausschließlich über den Zeithorizont der Ertragskalkulation abgebildet.

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© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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Jacob, M. (2004). Alternative oder Sprungbrett ins Studium? Eine berufliche Ausbildung vor Studienbeginn. In: Mehrfachausbildungen in Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80553-9_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80553-9_8

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-14207-4

  • Online ISBN: 978-3-322-80553-9

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