Die ersten deutsch-sowjetischen Verhandlungen in Moskau im Herbst 1955

Zusammenfassung

Der Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zur Westeuropäischen Union und zur NATO hatte im Mai 1955 zu einer begrenzten Souveränität der Bundesrepublik und damit zu einer bestimmten außenpolitischen Handlungsfähigkeit geführt. Damit waren für Adenauer die von ihm mit der Westbindung angestrebten Voraussetzungen für die Aufnahme zweiseitiger Verhandlungen mit der Sowjetunion gegeben. Das Bündnis mit den drei Westmächten bedeutete für ihn einen Schlüssel, der zur Lösung der Deutschlandfrage benötigt wurde. Dass der zweite Schlüssel in Moskau lag, ist von ihm des öfteren zum Ausdruck gebracht worden. Er hoffte diesen Schlüssel auf dem Verhandlungswege zu erringen. Er war jedoch nicht bereit, dafür den Preis der Neutralisierung Deutschlands zu zahlen, der seiner Ansicht nach zu einer Beherrschung Europas durch die Sowjetunion und zu ihrem Übergewicht in der Welt geführt hätte.

Boris Meissner durfte das Erscheinen dieser Fetschrift leider nicht mehr erleben. Die Herausgeber bedauern seinen vorzeitigen Tod mit großer Anteilnahme und hoffen, sein Vermächtnis für die Nachwelt auch durch die Veröffentlichung seines Beitrags zu erhalten.