Der institutionelle Kontext

Zusammenfassung

Die Politikwissenschaft begann sich erst sehr spät für die Massenmedien zu interessieren.¹ Zwar hatten die Vertreter der politisch orientierten Soziologie bereits in den dreißiger und vierziger Jahren eine kritische Theorie der „Kulturindustrie“ entwickelt, welche die Rolle der Massenmedien in einem systemischen Kontext der sich im zwanzigsten Jahrhundert herausschälenden Massengesellschaft zu verstehen suchte. Doch blieben diese theoretischen Ansätze in ihren (sehr allgemein gehaltenen) Anfängen stecken und hatten lange Zeit keine größere Wirkung auf die politikwissenschaftliche Forschung. Tatsächlich beschäftigte sich die Politikwissenschaft, stark beeinflußt von der positivistischen Mediensoziologie und ihrer Theorie der „minimalen Wirkungen“ der Medien, von der Mitte der fünfziger bis in die frühen siebziger Jahre so gut wie gar nicht mit den politischen Funktionen der Mittel gesellschaftlicher Interkommunikation. Schließlich jedoch entwickelten die Massenmedien, insbesondere das Fernsehen, im Zuge von Vietnam, Watergate und der auf die Perzeptionen eines Fernsehpublikums ausgerichteten U.S.-amerikanischen Fernsehpräsidentschaft der achtziger Jahre eine solche politische Dynamik, daß an ihnen auch in der politikwissenschaftlichen Forschung nicht mehr vorbeizukommen war, ohne wichtige Bereiche der politischen Realität auszublenden.

You ain’t seen nothing yet. Ronald Reagan