Zusammenfassung
Bevor die spezifischen Ideologien bzw. Werthaltungen der marktorientierten Gesellschaft thematisiert werden, ist es erforderlich, die Rolle der Werte im gesellschaftlichen System und ihr Verhältnis zu anderen Systembestandteilen zu beleuchten. Hinter diesem Anliegen steht auch die Frage, welchen Ursprung Werte überhaupt haben. In Bezug auf die Bedeutung der Werte bei der Konstitution der Gesellschaft können — nach Esser (1994) drei gegensätzliche soziologische Auffassungen unterschieden werden. Für Karl Marx (1974b [1859]) entstehen Ideologien und Werte, die im ‘Überbau’ als Super-Struktur der Sinnordnungen verortet sind, aus dem Wandel materiell bedingter Knappheitsrelationen, d.h. der so genannten ‘Basis’. „Die Gesamtheit [der] Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt“ (Marx 1974b [1859]). Der Wandel der ‘Basis’ ist vor allen Dingen ein Wandel der Beziehung zwischen ‘Produktivkraft’ und ‘Produktionsverhältnissen’ als soziale bzw. institutionelle Struktur. Ändert sich nun dieses Verhältnis, ändern sich auch die Bedingungen für Kosten-Nutzen-Kalkulationen. Akteure finden sich nicht mehr zurecht, tradierte Werte verlieren an Überzeugungskraft und müssen durch neue ersetzt werden.
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© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Hadjar, A. (2004). Die Rolle von Ideologien und Werten in der Gesellschaft. In: Ellenbogenmentalität und Fremdenfeindlichkeit bei Jugendlichen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80537-9_3
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Print ISBN: 978-3-531-14174-9
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