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Wahlsieg, aber auch Wählerauftrag?

Stamm-, Wechsel- und Nichtwähler bei der Bundestagswahl 2002 und ihre Wahlmotive

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Bilanz der Bundestagswahl 2002

Zusammenfassung

Die rot-grüne Regierung unter Gerhard Schröder kann ihre Arbeit fortsetzen, das ist das zentrale Ergebnis der Bundestagswahl 2002. Aus der — geschrumpften — rot-grünen Bundestagsmehrheit leiteten führende Regierungspolitiker jedoch nicht nur den Anspruch auf eine weitere Amtszeit der rot-grünen Regierung ab, sondern reklamierten zusätzlich, vom Wähler ein Mandat erhalten zu haben, eine bestimmte inhaltliche Politik ins Werk zu setzen. So stellte Gerhard Schröder an die Spitze seiner Regierungserklärung vom 29. Oktober 2002 die Behauptung, die Wähler hätten der Regierung am 22. September 2002 den Auftrag erteilt, die soziale und ökologische Erneuerung der Bundesrepublik fortzusetzen, und zwar nach den Rezepten von SPD und Bündnis 90/Die Grünen.1 Um diese Interpretation, die auf die mandate-Theorie2 zurückgreift, sinnvoll einsetzen zu können, hätten die Wähler der Regierungsparteien bei der Stimmabgabe ganz bestimmte Motive aufweisen müssen: Im Idealfall sollten sie wegen der inhaltlichen Vorstellungen der Parteien ihre Stimme abgegeben haben; zumindest dürfen aber die policy-Präferenzen der Wähler nicht im Konflikt mit den Vorschlägen und Konzepten der gewählten Parteien stehen. Daher erschiene die mandate-Interpretation beispielsweise problematisch, wenn die Wähler einer Partei zwar darin übereinstimmten, dass diese über attraktives Personal verfuge, aber deren Programmvorschlägen skeptisch oder gar ablehnend gegenüberstünden.

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Literatur

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  12. siehe aber auch David Adamany/Mack C. Shelley: Encore! The Forgetful Voter, in: Public Opinion Quarterly 44 (1980), S. 234–240. Dazu tragen verschiedene Komponenten mit weitgehend unbekannter Gewichtung bei: Nichtwähler könnten für Interviews nur schlecht erreichbar und zu gewinnen sein, zweitens auf die Wahlabsichtsfrage „weiß nicht“ äußern und drittens eine Wahlteilnahme angeben. Aussagen über Zusammenhänge mit anderen Merkmalen können von dieser Verzerrungstendenz ebenfalls beeinträchtigt werden, und zwar dann, wenn die Überschätzung der Wahlbeteiligung mit dem Merkmal zusammenhängt, dessen Beziehung zur Stimmabgabe untersucht werden soll. Geht man etwa der Frage nach, wie stark das Gefühl, das demokratische Wahlrecht impliziere für die Bürger eine Wahlpflicht, die Wahlpartizipation fördere, könnten unter den NichtWählern jene mit einer verinnerlichten Wahlnorm systematisch häufiger wahrheitswidrig eine Wahlteilnahme angeben als Personen ohne Wahlpflicht-gefühl. Im Ergebnis führte dies dazu, dass das empirische Muster stärker als bei korrekter Messung der Wahlbeteiligung im Einklang mit der Hypothese steht, eine Wahlnorm steigere die Wahlbeteiligung; der Zusammenhang würde somit überschätzt.

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  13. Siehe etwa Paul F. Lazarsfeld/Bernard Berelson/Hazel Gaudet: The Peoples Choice. How the Voter Makes up his Mind in a Presidential Campaign, New York 1944.

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  16. vgl. zur Parteiidentifikation in der Bundesrepublik Jürgen W. Falter/ Harald Schoen/Claudio Caballero: Dreißig Jahre danach: Zur Validierung des Konzepts „Parteiidentifikation“ in der Bundesrepublik, in: Markus Klein/Wolfgang Jagodzinski/Ekkehard Mochmann/Dieter Ohr (Hrsg.): 50 Jahre Empirische Wahlforschung in Deutschland. Entwicklung, Befunde, Perspektiven, Daten, Wiesbaden 2000, S. 235–271

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  18. Siehe ähnlich etwa Jürgen W Falter/Siegfried Schumann: Der NichtWähler — das unbekannte Wesen, in: Hans-Dieter Klingemann/Max Kaase (Hrsg.): Wahlen und Wähler. Analysen aus Anlaß der Bundestagswahl 1990, Opladen 1994, S. 161–213

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Schoen, H., Falter, J.W. (2002). Wahlsieg, aber auch Wählerauftrag?. In: Jesse, E. (eds) Bilanz der Bundestagswahl 2002. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80535-5_5

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