Zusammenfassung
Der Klassische Realismus ist klassisch deshalb, da er auf einer spezifischen und expliziten Vorstellung vom Menschen gegründet ist. Morgenthaus Vorstellung vom Menschen ist äußerst komplex, da der Mensch auf Grund seines freien Willens sowohl zu den schöpferischen Taten der Liebe als auch zu den destruktiven Verhaltensweisen eines ungehemmten machtbezogenen Imperialismus fähig ist. Die strukturellen Bedingungen, innerhalb deren der Mensch und gerade der politische Mensch operieren muss, versucht den Menschen jedoch, mehr einer ungerechten Machtausübung zuzuneigen. Der Zustand seiner Endlichkeit verfuhrt den Menschen dazu, nicht auf der unsichtbaren Basis von Vertrauen zu handeln, sondern auf der zuverlässiger scheinenden Basis des immer auch Unrecht implizierenden Prinzips der Kontrolle über andere Menschen im Sinne einer ausgeprägten Machtausübung. Strukturelle Verwerfungen, bedingt durch die Existenz historischer Pfade und Entwicklungen, verhindern die realistische Umsetzung eines menschenrechtlich fundierten gerechtigkeitsethischen Prozeduralismus in vertragstheoretischem Sinne, der eine hypothetische Gleichheit der Menschen als Rechtssubjekte annehmen muss.2 Ungleichheit ist gerade die konstitutive Ausgangsposition, der sich eine politische Theorie stellen muss.3
„Man has always been his most vexing problem. How shall he think of himself?“
Reinhold Niebuhr
„Es liegt in der Natur der Dinge, dass eine Theorie der Politik, die auf solchen Grundsätzen beruht, keineswegs ungeteilte Zustimmung erhalten wird.“
Hans J. Morgenthau
Reinhold Niebuhr (1943): The Nature and Destiny of Man: 1.
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References
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Rohde, C. (2004). Morgenthaus Anthropologie. In: Hans J. Morgenthau und der weltpolitische Realismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80529-4_5
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Print ISBN: 978-3-531-14161-9
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