Skip to main content

Intellektuelle und ihr politisches Engagement für die Sozialdemokratie. Szenen einer schwierigen Beziehung in der frühen Bundesrepublik

  • Chapter
Demokratietheorie und Demokratieentwicklung
  • 791 Accesses

Zusammenfassung

Die Behauptung, dass zwischen Geist und Macht oder — anders ausgedrückt — zwischen der intellektuellen und der politischen Arbeit ein kaum zu überbrückender Gegensatz, ja sogar ein unaufhebbarer Antagonismus bestehe, gehört zu den in Feuilletons und Leitartikeln immer wieder gebetsmühlenartig in Erinnerung gerufenen Klischees. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man allerdings zwischen beiden Bereichen sehr schnell ein komplexes und kompliziertes Beziehungsgeflecht, das sich jeder idealtypischen Rollenzuweisung entzieht, weil es zwischen den Intellektuellen und den Politikern vielfältige Berührungspunkte gibt: Weder haben die Intellektuellen zur Politik stets nur vornehme Distanz bewahrt, noch war das Verhältnis der Politiker zu den Intellektuellen zumeist von Desinteresse oder gar von Verachtung geprägt. Aus historischer Perspektive lässt sich vielmehr eine Fülle von Beispielen für das politische Engagement von Intellektuellen, aber auch für ihre Instrumentalisierung und Indienstnahme durch die Politik benennen; ebenso gab und gibt es den Typus des Politikers, der den Dialog mit den Intellektuellen geradezu sucht und deren Ratschläge nicht einfach in den Wind schlägt, weil er keine unüberbrückbare Kluft zwischen Macht und Moral entstehen lassen will und im Meinungsaustausch einen Gewinn für beide Seiten sieht. Die zwischen intellektueller Autonomie und politischer Parteinahme aufgebauten Barrieren sind jedenfalls durchlässiger als oft behauptet wird, zumal politische Intellektuelle und intellektuelle Politiker keine so seltenen Ausnahmeerscheinungen sind, wie es manchmal den Anschein hat.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 69.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 74.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  1. So in seinem im Exil konzipierten Buch: Aufgaben und Stellung der Intelligenz in der Gesellschaft. Stuttgart 1949: 66 ff. Ähnlich argumentiert auch noch M. Rainer Lepsius: Kritik als Beruf. Zur Soziologie der Intellektuellen. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 16. 1964: 75–91; vgl. ferner Hillmann, Henning: Zwischen Engagement und Autonomie: Elemente für eine Soziologie der Intellektuellen. In: Berliner Journal für Soziologie 7. 1997. 71–86; Hübinger, Gangolf/Hertfelder, Thomas (Hrsg.): Kritik und Mandat. Intellektuelle in der deutschen Politik. Stuttgart 2000.

    Google Scholar 

  2. Dies hebt vor allem Anne-Marie Lohmeier hervor: Aufklärung und Propaganda. Politische Konsensbildung in Literatur und Publizistik der frühen Nachkriegszeit in Westdeutschland. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 25. 2000: 115–133. Vgl. dazu auch den Forschungsüberblick von Birgit Pape: Intellektuelle in der Bundesrepublik 1945–1967. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur. 11. Sonderheft. Tübingen 2000: 295–324.

    Google Scholar 

  3. So Kurt Sontheimer aus vergleichender Sicht: Zwei deutsche Republiken und ihre Intellektuellen. Die Rolle der Intelligenz in Weimar und Bonn. In: Merkur 36. 1982: 1062–1071, Zitat 1066. Ähnlich argumentiert auch Martin Greiffenhagen: Die Intellektuellen in der deutschen Politik. In: Der Monat 20. 1968: 33–43. Fernand Hoffmann betont hingegen die verbindenden Elemente im intellektuellen Klima der beiden deutschen Republiken: Von Weimar bis Bonn. Zwei deutsche Republiken und ihre Dichter. In: Von Ingen, Ferdinand/Labroisse, Gerd (Hrsg.): Literaturszene Bundesrepublik — Ein Blick von draußen. Symposium an der Freien Universität Amsterdam. Amsterdam 1988: 179–209.

    Google Scholar 

  4. So in seinem 1916 verfassten Artikel: Die Politisierung des Literaten; wieder abgedruckt bei Dahrendorf, RalfTVogt, Martin (Hrsg.): Theodor Heuss. Politiker und Publizist. Tübingen 1984: 76–83. Vgl. dazu die Einführung von Thomas Hertfelder in Hübinger/Hertfelder (2000): 11 ff.

    Google Scholar 

  5. Vgl. dazu Weber, Petra: Carlo Schmid. Eine Biographie. München 1996; ferner das von Petra Weber verfasste Doppelporträt: Carlo Schmid und Adolf Arndt. Zwei Intellektuelle in der SPD. Ein Fallbeispiel. In: Alemann, Ulrich von/Cepl-Kaufmann, Gertrude/Hecker, Hans/Witte, Bernd (Hrsg.): Intellektuelle und Sozialdemokratie. Opladen 2000: 167–179.

    Google Scholar 

  6. Vgl. dazu die Analysen und Überlegungen von Peter Graf Kielmansegg: Nach der Katastrophe. Eine Geschichte des geteilten Deutschland. Berlin 2000: 629 ff.; ferner die Monographien von Helmut L. Müller: Die literarische Republik. Westdeutsche Schriftsteller und die Politik. Weinheim und Basel 1982, und von Hans-Günther M. Lanfer: Politik contra Parnaß? Eine Studie über das Verhältnis der Politiker zu den engagierten Schriftstellern in der Bundesrepublik Deutschland unter chronologischem und systematischem Aspekt, Frankfurt am Main u.a. 1985.

    Google Scholar 

  7. So in einem viel beachteten Vortrag Ende 1957: Die Intellektuellen und die Demokratie, Hamburg 1958, Zitat 31. Schmid begegnete jedoch vielen Linksintellektuellen mit skeptischer Distanz und warnte davor, sie an die Schalthebel der politischen Macht zu lassen. Vgl. dazu P. Weber 1996: 587 ff.

    Google Scholar 

  8. Den Begriff „Gefühlssozialisten“prägte Walter Jens. Vgl. Gilcher-Holtey, Ingrid: „Askese schreiben, schreib Askese“. Zur Rolle der Gruppe 47 in der politischen Kultur der Nachkriegszeit. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 25. 2000: 135–167, Zitat 151.

    Google Scholar 

  9. Vgl. zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte des Kreises Cofalla, Sabine: Der ‚soziale Sinn’ Hans Werner Richters. Zur Korrespondenz des Leiters der Gruppe 47. Berlin 1998: 97 ff.; Embacher, Erich: Hans Werner Richter. Zum literarischen Werk und zum politisch-publizistischen Wirken eines engagierten deutschen Schriftstellers. Frankfurt am Main 1985: 356 ff. Verschiedene Einladungsschreiben, die an über 300 Personen versandt wurden, und während der Gründungsphase entstandene Korrespondenzen sind veröffentlicht in Richter, Hans Werner: Briefe. Hrsg. von Sabine Cofalla im Auftrag der Stiftung Preußische Seehandlung und der Textkritischen Arbeitsstelle der Freien Universität Berlin. München 1997: 206 ff.

    Google Scholar 

  10. Schreiben Richters vom 27. November 1959 an Walter und Isolde Kolbenhoff. Abgedruckt in H.W. Richter 1997. Vgl. auch Cofalla, Sabine: Die „Gruppe 47“und die SPD. Ein Fallbeispiel. In: Alemann et. al. (2000): 147–165, 152 ff.

    Google Scholar 

  11. Vgl. dazu die Hinweise bei Lau, Jörg: Hans Magnus Enzensberger. Ein öffentliches Leben. Berlin 1999: 139 ff.

    Google Scholar 

  12. Brandt schrieb nach dem Treffen am 7. Juni 1961 an Richter, er habe die Abwesenheit von Grass bedauert. Er bat darum, dass Grass am nächsten Treffen teilnähme und auch an dem geplanten Taschenbuch beteiligt werde. H.W. Richter 1997: 345. Dort auch weitere Briefwechsel von Richter mit Bahr, Grass, Jens und Brandt über die geplante Wahlkampfunterstützung: 342–349. Vgl. zum Folgenden auch Cofalla. In: Alemann et. al. (2000): 154 ff. Die Einbeziehung von Grass in den sozialdemokratischen Wahlkampf von 1961 hat neuerdings Michael Jürgs recht phantasievoll, aber nicht korrekt geschildert: Bürger Grass. Biographie eines deutschen Dichters. München 2002: 167 ff.

    Google Scholar 

  13. So im Editorial zu dem von Martin Walser hrsg. Band: Die Alternative oder Brauchen wir eine neue Regierung? Reinbek 1961: 2.

    Google Scholar 

  14. Zitate nach Walser (1961): 50 (Rühmkorf), 61 (Enzensberger), 76 (Grass), 115 (Richter). Noch vor dem Erscheinen des Taschenbuches schrieb Richter am 24. Juli 1961 an Fritz J. Raddatz: „Offen gesagt, die SPD kotzt mich schon wieder an. Es sind Leisetreter und die prädestinierten Verlierer. Man muss eben doch bald eine neue linke Partei gründen.“Vgl. H.W. Richter 1997: 348.

    Google Scholar 

  15. Walser (1961): 5.

    Google Scholar 

  16. Vgl. dazu Sontheimer, Kurt: So war Deutschland nie. Anmerkungen zur politischen Kultur der Bundesrepublik. München 1999: 87 ff.

    Google Scholar 

  17. Vgl. dazu Schumpeters Überlegungen zur Soziologie der Intellektuellen in seinem Werk: Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie. 5. Aufl. München 1980.

    Google Scholar 

  18. Exemplarisch vertrat diese Haltung Böll, der am 10. Dezember 1964 Richter schrieb, die einzige Möglichkeit wäre eine Spaltung der SPD und ein Zusammenschluss des linken Flügels der CDU mit dem linken Flügel der SPD. H.W. Richter 1997: 545.

    Google Scholar 

  19. Vgl. dazu Kröll, Friedhelm: Gruppenzerfall. Versuch über die Gruppe 47. In: Neidhardt, Friedhelm (Hrsg.): Gruppensoziologie. Perspektiven und Materialien. Opladen 1983: 319–342; ferner die Überlegungen von Heinrich Vormweg: Die Kritiker der Gruppe 47 — innen und außen. In: Fetscher, Justus (Hrsg.): Die Gruppe 47 in der Geschichte der Bundesrepublik. Würzburg 1991: 239–250; I. Gilcher-Holtey2000: 160 ff.

    Google Scholar 

  20. So Klaus Hildebrand: Von Erhard zur Großen Koalition 1963–1969. Stuttgart-Wiesbaden 1963: 425.

    Google Scholar 

  21. Dies gilt auch für Böll, der Richter am 19. Februar 1966 wissen ließ: „Noch eins, die Zeit der Opposition ist vorbei, die Zeit des Widerstands gekommen. Lasst also endlich und endgültig Eure Finger von dieser miesesten aller Parteien: der SPD.“Zitiert nach H.W. Richter 1997: 595. Im Jahr 1969 engagierte sich Böll dann für die SPD im Wahlkampf.

    Google Scholar 

  22. Richter, Hans Werner (Hrsg.): Plädoyer für eine neue Regierung oder Keine Alternative. Reinbek 1965. Richters Bemühungen um Autoren im Sommer und Herbst 1964 dokumentiert sein Briefwechsel: Vgl. H.W. Richter 1997: 542 ff. Absagen erhielt er von Heinrich Böll, Peter Weiss, Paul Celan und Wolfgang Koeppen, der ihn aber wissen ließ, natürlich werde er die SPD wählen: „Da gibt es keine Alternative. Doch leider auch keine Begeisterung“. Max Frisch lehnte eine Mitwirkung als Schweizer ab, meinte aber, die SPD habe sich der CDU/CSU „viel zu sehr angeschwistert“. Walter Jens beteiligte sich, war aber „nicht ganz glücklich“über „die vielen Autoren zweiter Wahl“.

    Google Scholar 

  23. So in einem Schreiben vom 21. Juli 1965. Zitiert nach H.W. Richter 1997: 569. Die abschließende Bemerkung Brandts zielte auf die Intellektuellenschelte von Kanzler Erhard ab, der im Mai und Juli 1965 kritische Schriftsteller heftig attackiert und sich dabei in seiner Wortwahl völlig vergriffen hatte, als er sie als „Banausen und Nichtskönner“und als „ganz kleine Pinscher“bezeichnete. Seine Feststellung, das politische Engagement von Schriftstellern sei eine „unappetitliche Entartungserscheinung der modernen Kunst“belastete das Verhältnis von CDU und Intellektuellen auf lange Zeit. Vgl. Lanfer 1985: 106 ff.

    Google Scholar 

  24. So in einer von Klaus Roehler und Rainer Nitsche hrsg. Publikation, in der sich mit Friedrich Christian Delius, Günter Grass, Günter Herburger, Peter Schneider und Klaus Wagenbach auch andere Autoren aus dem Wahlkontor rückblickend äußerten: Das Wahlkontor Deutscher Schriftsteller in Berlin 1965. Versuch einer Parteinahme. Berlin 1992: 62; dort viele Hinweise zur Arbeit des Kontors. Vgl. auch Jürgs 2002: 171 ff.; Cofalla. In: Alemann et. al. (2000): 161 ff.

    Google Scholar 

  25. So in einem Gespräch im März 1990, veröffentlicht bei Roehler/Nitsche (1992): 28–34, Zitat 31.

    Google Scholar 

  26. Grass meinte in einem Schreiben vom 2. Oktober 1965 an Brandt, „diese unabhängige Spielart der Parteinahme“sei sicherlich auch innerhalb der SPD „noch auf starken Widerstand“gestoßen; er hoffe, ihr werde in vier Jahren „schon das Selbstverständliche anhaften“. Zitiert nach Roehler/Nitsche (1992): 119. Einige der Slogans und Umformulierungen des Wahlkontors sind abgedruckt in: Vaterland, Muttersprache. Deutsche Schriftsteller und ihr Staat seit 1945. Zusammengestellt von Klaus Wagenbach u.a., Berlin 1994: 230 f.

    Google Scholar 

  27. In: Roehler/Nitsche (1992): 114 f. Vgl. auch das Buch von Günter Struve: Kampf um die Mehrheit. Die Wahlkampagne der SPD 1965. Köln 1971.

    Google Scholar 

  28. Vgl. dazu die plastische Schilderung Härtlings über ein Gespräch mit Wehner im August 1965. In: Roehler/Nitsche (1992): 64 f.

    Google Scholar 

  29. Vgl. dazu ausführlich und anschaulich Jürgs 2002: 171 ff.; ferner Münkel, Daniela: Intellektuelle für die SPD: Die Sozialdemokratische Wählerinitiative. In: Hübinger/Hertfelder (2000): 222–238.

    Google Scholar 

  30. Die Texte der fünf Wahlreden, die Grass entworfen hatte, sind in Band IX seiner Werkausgabe abgedruckt: Günter Grass: Essays, Reden, Briefe, Kommentare. Darmstadt und Neuwied 1987: 76–135.

    Google Scholar 

  31. Zitiert nach Münkel. In: Hübinger/Hertfelder (2000): 229.

    Google Scholar 

  32. Diese „Rede über das Selbstverständliche“ist abgedruckt in der Werkausgabe von Grass 1987: 136–152. Dort auch die folgenden Zitate. Zur Analyse der Rede vgl. auch Müller 1982: 91 f. und 209 ff.

    Google Scholar 

  33. So in einem Brief an einen Freund nach der Wahl von 1965, den der SPIEGEL am 11. August 1969 auszugsweise veröffentlichte. Vgl. auch Jürgs (2002), der das politische Engagement des „Bürger Grass“facettenreich illustriert.

    Google Scholar 

  34. Der Brief vom 26. November 1966 und die Antwort Brandts vom 28. November 1966 sind abgedruckt im Bd. 4 der Berliner Ausgabe der Schriften Brandts: Auf dem Weg nach vorn. Willy Brandt und die SPD 1947–1972. Bearb. von Daniela Münkel. Bonn 2000: 390–392.

    Google Scholar 

  35. Vgl. dazu Schönhoven, Klaus: Unbehagen an der Bonner Demokratie. Ein Rückblick auf die politikwissenschaftliche Diskussion in den sechziger Jahren. In: Rudolph, Karsten/Wickert, Christi (Hrsg.), Geschichte als Möglichkeit. Über die Chancen von Demokratie. Festschrift für Helga Grebing. Essen 1995: 338–353.

    Google Scholar 

  36. So in seinem zuerst in Englisch erschienenen Artikel „Klare Entscheidungen und trübe Aussichten“, über den eine kontroverse Diskussion entbrannte. In ihr schlossen sich Erich Fried, Reinhard Lettau und Martin Walser weitgehend der Position von Enzensberger an, während Grass dessen „Leichtfertigkeit im Umgang mit der Demokratie in der Bundesrepublik“scharf kritisierte. Günter Herburger sah im maoistischen China ein Beispiel, „wie festgefrorene Funktionäre wieder losgelöst werden“; Rolf Hochhuth plädierte dafür, die Parteienoligarchie der Bundesrepublik durch die „systematische Unterwanderung durch anständige Menschen“zu verändern. Die Texte sind abgedruckt in: Vaterland, Muttersprache 1994: 255–260. Vgl. mit weiteren Beispielen auch Müller 1982: 104 ff.

    Google Scholar 

  37. So Johannes Agnoli in seiner unter Linksintellektuellen viel diskutierten Studie Die Transformation der Demokratie. Berlin 1967: 85. Vgl. in diesem Kontext auch die pessimistischen Prognosen von Karl Jaspers, dessen Streitschrift Wohin treibt die Bundesrepublik? (München 1966) auf große öffentliche Resonanz stieß.

    Google Scholar 

  38. Zu diesem Befund kam Richard Löwenthal: Zwischen Konformismus und Sezession. Zur Lage der deutschen Intellektuellen. In: Der Monat. 8. 1968: 36 f.

    Google Scholar 

  39. So in einem Schreiben vom 23. Februar 1967. Willy-Brandt-Archiv (WBA) im Archiv der sozialen Demokratie (AdsD), Bundesminister des Auswärtigen, Mappe 4.

    Google Scholar 

  40. Vgl. dazu die Hinweise bei Jürgs 2002: 209 ff. sowie den Artikel „Danziger Allerlei“im SPIEGEL vom 31. März 1969. Zu seinen Erfahrungen mit der Wählerinitiative hat Grass sich in seinem Buch Aus dem Tagebuch einer Schnecke (Darmstadt-Neuwied 1972) mehrfach anschaulich geäußert.

    Google Scholar 

  41. Roehler/Nitsche (1992): 66. Härtling spielte mit dieser Feststellung wohl darauf an, dass 1965 im Wahlkontor mit Gudrun Ensslin, Bernward Vesper und Hans Christoph Buch auch spätere Wortführer des Terrorismus und der RAF mitarbeiteten.

    Google Scholar 

  42. Grass meinte, man repräsentiere gemeinsam „Hitlers ehemaliges Jungvolk“, das „alle Morgenfeiern hinter sich“habe und „durch früh gewonnene Greisenhaftigkeit“geprägt sei: Aus dem Tagebuch einer Schnecke: 50 f.

    Google Scholar 

  43. Dies kommentierte Grass wie folgt: „Nau hat uns die Termine für die Druckerei bestätigt. Hermsdorf hat unter Zeugen genickt. Wischnewski meint, uns verstanden zu haben. Ehmke tut so, als habe er uns erfunden. Willy lässt grüßen. Die Espede will oder besser: will wollen. Und Onkel Herberts Segen haben wir (vorläufig).“Aus dem Tagebuch einer Schnecke: 59.

    Google Scholar 

  44. So das Ergebnis einer Besprechung am 17./18. Februar 1968, an der für die SPD auch Ehmke teilnahm. Dessen Gesprächsaufzeichnung vom 19. Februar 1968 findet sich im AdsD, WBA, Bundesminister des Auswärtigen, Mappe 4. Vgl. dazu auch Ehmke, Horst: Mittendrin. Von der Großen Koalition zur Deutschen Einheit. Berlin 1994: 83 ff.

    Google Scholar 

  45. Diese Forderungen stehen in einem Grundsatzpapier, das Grass und Sontheimer nach zwei Sitzungen der Gruppe am 4./5. Mai und am 16./17. Juni 1968 dem Bundesgeschäftsführer der SPD zusandten. AdsD, SPD-Parteivorstand, Neuer Bestand. Büro Herbert Wehner, Mappe 3301. Vgl. zum Folgenden auch Münkel. In: Hübinger/Hertfelder (2002): 231 ff.

    Google Scholar 

  46. So in einem Schreiben vom 31. Januar 1968, in dem er „unser frischgebackenes Du“erstmals erproben wollte. AdsD, WBA, Bundesminister des Auswärtigen, Mappe 4. In diesem und in anderen Beständen des Nachlasses Brandts finden sich noch viele weitere Briefe von Grass.

    Google Scholar 

  47. Nach dem Parteitag schrieb Grass am 26. März 1968 an Brandt, die „Distanzierung der Partei“von seinem Diskussionsbeitrag habe ihn „zwar getroffen, aber nicht umgehauen“: „Mittlerweile habe ich gelernt, meine eigentlichen Ziele im Auge zu behalten und die allgemeine Distanziererei als ein zwar überflüssiges, aber wohl modebedingtes höfisches Zeremoniell zu werten.“AdsD, WBA. SPD-Vorsitzender, Schriftwechsel mit Gruppierungen, Mappe 52.

    Google Scholar 

  48. So in der Ausarbeitung von Grass und Sontheimer (vgl. Anm. 45).

    Google Scholar 

  49. Ergebnis war die Zeitschrift „dafür“der Wählerinitiative, die im Mai 1969 mit Beiträgen von vielen Prominenten in Politik, Wissenschaft und Kultur erschien und auf sozialdemokratischen Wahlveranstaltungen verkauft wurde.

    Google Scholar 

  50. So die schriftliche Zusammenfassung einer Arbeitsbesprechung der Gruppe am 28729. September 1968. AdsD, SPD-Parteivorstand. Neuer Bestand, Büro Herbert Wehner, Mappe 3301. Man wollte sich „auf Jungwähler, berufstätige Frauen, ältere Bildungsbürger und katholische Arbeitnehmer, die sich von der CDU und Katzers Sozialausschüssen zu lösen beginnen“, konzentrieren. So Grass in: Aus dem Tagebuch einer Schnecke: 59.

    Google Scholar 

  51. Schreiben vom 29. September 1968 an Brandt. AdsD, SPD-Parteivorstand. Neuer Bestand, Büro Herbert Wehner, Mappe 3301.

    Google Scholar 

  52. So rückblickend in seinem Beitrag Assistenz durch Dreinreden, in dem er den turbulenten Verlauf des sechsstündigen Gesprächs knapp darstellt. In: Roehler/Nitsche (1992): 15–20, Zitat 19.

    Google Scholar 

  53. So der CDU-Sprecher Arthur Rathke. Zitiert nach DER SPIEGEL vom 16. Juni 1969, der in dieser Ausgabe eine lange Liste mit prominenten Wahlhelfern der SPD präsentierte, die von den Fernsehstars Hans-Joachim Kulenkampff und Peter Frankenfeld über die Schauspieler Martin Benrath, Hans Clarin oder Inge Meysel, die Kabarettisten Ursula Herking, Sammy Drechsel und Dieter Hildebrandt, den Karikaturisten Vico von Bülow und den Regisseuren Michael Pfleghar, Jürgen Roland oder Hans Schweikart bis zu Golo Mann, Wolf Graf von Baudissin, Philipp Rosenthal und Georg Picht reichte.

    Google Scholar 

  54. Seine Wahlreden waren im Vergleich zu 1965 in einer sehr viel nüchterneren und weniger provokanten Tonlage gehalten. Vgl. dazu die Texte in Bd. IX seiner Werkausgabe: Grass 1987: 377 ff.

    Google Scholar 

  55. H.W. Richter 1997: 697.

    Google Scholar 

  56. H.W. Richter 1997: 700.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

André Kaiser Thomas Zittel

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Schönhoven, K. (2004). Intellektuelle und ihr politisches Engagement für die Sozialdemokratie. Szenen einer schwierigen Beziehung in der frühen Bundesrepublik. In: Kaiser, A., Zittel, T. (eds) Demokratietheorie und Demokratieentwicklung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80506-5_13

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80506-5_13

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-14118-3

  • Online ISBN: 978-3-322-80506-5

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics