Zusammenfassung
Zwischen Wissenssoziologie und Integrationsforschung ist es bisher kaum zu einem Austausch gekommen. Weder hat man sich auf Seiten der Wissenssoziologie mit Fragen der Migration eingehend beschäftigt, noch haben sich Migrationssoziologen bei der Suche nach Antworten auf theoretische Fragen in ihrem Untersuchungsbereich der Wissenssoziologie zugewandt.1 Dies ist verwunderlich, da die Themenstellungen und Studieninteressen des einen Forschungsfeldes von höchster Relevanz für das jeweils andere sind. Und es ist umso erstaunlicher, als im wohl bekanntesten wissenssoziologischen Theoriebeitrag, Peter L. Bergers und Thomas Luckmanns ‚Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit’ (‚required reading’ für Soziologiestudenten zumindest im englischsprachigen Raum), der Ausdruck , Integration’ - vom Begriff wie von der Sache her - eine Schlüsselstellung einnimmt. Im folgenden soll danach gefragt werden, wie aus wissenssoziologischer Sicht Integration unter den Bedingungen globaler Migration theoretisiert werden kann. Dafür ist es zunächst notwendig, einige der Ausgangsüberlegungen der Wissenssoziologie ins Gedächtnis zu rufen.
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Soeffner, HG., Zifonun, D. (2005). Integration - eine wissenssoziologische Skizze. In: Heitmeyer, W., Imbusch, P. (eds) Integrationspotenziale einer modernen Gesellschaft. Analysen zu gesellschaftlicher Integration und Desintegration. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80502-7_15
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