Zusammenfassung
Heute ist die Tatsache kaum mehr im Bewusstsein der Bevölkerung verankert, dass die Schweiz lange Zeit ein Awswanderungsland war. Eine grössere Einwanderung5 setzte etwa ab 1850 ein, allerdings war erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Zahl der Einwanderungen grösser als diejenige der Auswanderungen (Hoffmann-Nowotny 1973:38ff.). Während die Schweiz vor dem Ersten Weltkrieg einen relativ hohen Ausländeranteil aufwies (1914:15.4%), ging diese Zahl mit den beiden Weltkriegen stark zurück (1950:6.1%). Erst ab Anfang der 1950er Jahre nahm die Zahl der Einwanderungen wieder zu, was auf die aktive Rekrutierung von Arbeitskräften aus den umliegenden europäischen Ländern zurückzuführen war.6 Die Schweizer Wirtschaft erlebte nach dem Zweiten Weltkrieg einen Aufschwung und war dringend auf Arbeitskräfte angewiesen, was nicht zuletzt mit dem Defizit in der Bevölkerungsstruktur der Schweiz zusammenhing: Es fehlten Menschen der volkswirtschaftlich aktiven Altersklasse der 20 bis 64-jährigen (Kreis 1999:34). Die Rekrutierungspolitik war mehr als zwanzig Jahre lang dem Rotationsprinzip verpflichtet, die ausländischen Arbeitnehmerinnen waren „konjunkturelle Stoss-dämpfer“ (Kreis 1999:34): Sie erhielten nur eine zeitlich beschränkte Aufenthaltsbewilligung, damit sie wieder weggeschickt werden konnten, wenn man sie nicht mehr brauchte, oder, wie es Georg Kreis formuliert: „Eintretende Arbeitslosigkeit konnte mit dem Abbau von ausländischen Arbeitskräften exportiert werden“ (ebd.).
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Literatur
Laut Kreis (1999) ist die Schweiz im quantitativen Sinn schon seit dem Ende des 2. Weltkriegs ein Einwanderungsland. Im qualitativen Sinn ist sie es aber noch heute nicht, denn eine entsprechende Wende in der politischen Wahrnehmung und Diskussion hat noch nicht stattgefunden.
Siehe zur Immigrationspolitik der Schweiz auch Mahnig und Piguet 2003.
Integrationsleitbild Zürich (1997:46).
Siehe dazu auch die Interviews in Kap. 10.
„Wir nennen eine Einwanderung unterschichtend, wenn die Einwanderer zum überwiegenden Teil in die untersten Positionen des sozialen Schichtsystems eintreten und eine neue soziale Schicht unter der Schichtstruktur des Einwanderungskontextes bilden“ (Hoffmann-Nowotny 1973:52). Siehe dazu ausführlicher Kap. 5.1.
Wobei jedoch nur die wenigsten, die nach dem Militärputsch von 1980 in die Schweiz zu gelangen versuchten, Asyl erhielten (Kreis 1999:41).
Siehe http://www.lpb.bwue.de/aktuell/puu/3_00/B-Migration.htm
Befragt wurden 1969 nur Männer, in der Befragung von 1995 auch Frauen.
Gegenwärtig steht (wieder) eine Revision des Bundesgesetzes über die Ausländerinnen und Ausländer (AuG) zur Diskussion. Der Gesetzesentwurf wird von linken Kreisen scharf kritisiert, da er (z.B. im Bereich des Familiennachzuges) viele Restriktionen enthält. Auch von rechten Kreisen wird der Entwurf kritisiert, von dieser Seite jedoch wie erwartet deshalb, weil der Entwurf zu wenig restriktiv sei. Am 1. Juni 2002 ist ausserdem das Freizügigkeitsabkommen zwischen der Schweiz und der EU in Kraft getreten, womit schrittweise der freie Personenverkehr zwischen der Schweiz und den Mitgliedstaaten der EU eingeführt wird.
Siehe zur (dreimal) abgelehnten Einbürgerung von zwei jungen Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien den Dokumentarfilm des Schweizer Filmemachers Paul Riniker (2000): Beromünster -Im Land der Schweizermacher.
1994 wurde die Vorlage zwar von der Mehrheit der Stimmenden angenommen, scheiterte aber am Ständemehr.
Das Vernehmlassungsverfahren ist abgeschlossen, die Beratung in den eidgenössischen Räten hat in der Sommersession 2002 begonnen. Der Nationalrat hat in der Herbstsession 2002 die Vorlagen für eine erleichterte Einbürgerung der zweiten Generation gutgeheissen, die Bürgerrechtsrevision geht damit an den Ständerat. Zur Zeit ist noch nicht bekannt, ob es zu einem Referendum kommen wird.
Quelle: Bundesamt für Statistik.
Hämmig und Stolz (2000). Siehe dazu auch Kap. 1.
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Juhasz, A., Mey, E. (2003). Die Situation der Jugendlichen ausländischer Herkunft in der Schweiz. In: Die zweite Generation: Etablierte oder Außenseiter?. Studien zur Sozialwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80497-6_3
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