Zusammenfassung
Im folgenden Kapitel werden acht Biographien von Jugendlichen ausländischer Herkunft präsentiert. Wie bereits erwähnt wurde, sind diese acht Fälle aus dem gesamten Material — d.h. aus 64 Interviews — ausgewählt worden, weil sie je einen bestimmten Typus repräsentieren und sich an ihnen Phänomene aufzeigen lassen, die für das Leben von Jugendlichen ausländischer Herkunft in der Schweiz bedeutsam sind. Bei der Auswahl der Fälle1 wurde auf grösst mögliche Heterogeni-tät geachtet, dies insbesondere in Bezug auf die Position der Jugendlichen im sozialen Raum sowie in Bezug auf die vorfindbaren individuellen Deutungs- und Handlungsmuster. Die Abfolge der Fallanalysen orientiert sich im Wesentlichen entlang dem Kriterium der Position im sozialen Raum, wir beginnen mit jenen Jugendlichen, die aufgrund ihrer Kapitalausstattung und ihrer Herkunft die tiefsten Positionen einnehmen. In die acht ausführlichen Fallanalysen werden eine Reihe weiterer „Kurzanalysen“ zur Kontrastierung eingeflochten, unter anderem auch Ausschnitte aus Interviews mit Schweizer Jugendlichen. Diese Kontrastierung dient dazu, allgemeine Merkmale der Situation von Jugendlichen ausländischer Herkunft noch deutlicher zum Vorschein zu bringen. Zudem sehen wir darin eine Möglichkeit, der Vielfalt des Materials wenigstens zu einem kleinen Teil gerecht zu werden. Sämtliche Falldarstellungen sind anonymisiert worden. Die Namen sind Pseudonyme, die sich die Jugendlichen in der Regel selber ausgesucht haben.
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Die Kriterien der Auswahl wurden in Kapitel 9.1 ausführlich beschrieben.
Hier vor allem bezogen auf ihre Ausbildung.
Die Abgrenzungen, die er gegenüber Sozialhilfeempfangern mit fünf Kindern äussert, können in diesem Sinne als indirekte und implizite Kritik an seinen Eltern gelesen werden.
Vgl. zur dialektischen Familienorientierung auch die Ausführungen in den Fallanalysen zu Eric und zu Sonja, Kap. 10.6 und 10.8.
D.h. er besucht ein 10. Schuljahr, das darauf ausgerichtet ist, Jugendliche ohne Lehrstelle auf den Einstieg in die Berufslehre vorzubereiten.
1994, also zum Zeitpunkt, als Nuran aus der Schule kam, hatte die Arbeitslosigkeit in der Schweiz einen Höchststand erreicht (Bundesamt für Statistik 2000, Christoffel 1998), insbesondere die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen wies vergleichsweise hohe Quoten auf. Kein Einzelfall ist Nuran auch darin, dass er erst zwei Jahre nach Ablauf der obligatorischen Schulzeit eine Lehre findet: Laut einer Evaluationsstudie, die das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) in Auftrag gegeben hat, hatten 11% der Absolventen und Absolventinnen in „Zwischenlösungen“ keine Anschlusslösung, d.h. haben ihren Eintritt ins Berufsleben noch nicht geregelt, dies trotz eines zusätzlichen Schuljahres, das die Chancen bei der Lehrstellensuche verbessern sollte (Gertsch et al. 1999, zit. in Niederberger 2002:306). Unter den anschlusslos geblie-benen Absolventen und Absolventinnen waren Frauen sowie Schülerinnen und Schüler mit ausländischer Herkunft übervertreten (ebd.).
Zu diesem Konzept von Schütze (1981) siehe Kapitel 6.2.
Siehe zu diesem Konzept von Kohli (1981a) Kapitel 6.2.
Es bleibt in Nurans Erzählung unklar, inwiefern er bereits in delinquente Aktivitäten involviert war.
In Regensdorf befindet sich die grösste Strafanstalt im Raum Zürich.
Als Weggefahrten bezeichnet Schütze „solidarische“ Interaktionspartner und Biographieträger in vermeintlich oder faktisch vergleichbarer Lage (1981:118). Siehe zur unterstützenden Wirkung von Weggefährten auch das Interview mit Sonja (Kap. 10.8).
„Scham ist das Gefühl, in der erlebten Wirklichkeit seine Selbstachtung verloren zu haben. Darin ist Scham sozial: sie entsteht aus dem Geflecht sozialer Beziehungen heraus und dem geringen Mass an Anerkennung, das man in diesem einfahrt“ (Neckel 1991:16). Neckel führt in beeindruckender Weise aus, „was Ungleichheit in der Gesellschaft für die Subjekte bedeutet, wodurch sie in ihren beinahe intimsten Merkmalen befestigt wird“ (1991:17). Er bezieht sich dabei auf Elias (1990:22ff.), welcher schreibt, dass sich die Scham von Aussenseitern in „lähmende Apathie“ oder in „aggressive Regel-und Gesetzlosigkeit“ verwandeln kann.
Zum Konzept des Wandlungsprozesses siehe (Schütze 1981, 1984, 1994, 2001) und Kapitel 6.2.
Siehe Fussnote 13.
Hier sind zwei Interpretationen denkbar: Erstens, dass Erol diese Angst auf sich bezieht, dass heisst, die Leute würden sich vor ihm fürchten. Zweitens, dass er dies feststellt, ohne einen Bezug zu sich selber herzustellen.
Nuran ist zum Zeitpunkt des Interviews nicht eingebürgert.
Vgl. zu Prozessen der Selbst-Ethnisierung Kap. 5.2.
Aus Nurans Sicht handelt es sich dabei also nur um eine Präventivmassnahme. Genau dieses Muster hat auch Ha (1999:48) gefunden, der dies als einen nachträglichen Widerstand, stellvertretend für die überangepasste Elterngeneration, interpretiert.
Vgl. auch die Fallanalyse zu Eric (Kap. 10.6), in dessen Biographie ein vergleichbares Muster finden lässt.
Vgl. Kap. 6.2.
Zum (fehlenden) gesellschaftlichen Bewusstsein von türkischen Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland siehe auch Bielefeld (1988). Er weist darauf hin, dass in Deutschland u.a. der Versuch der Jugendlichen türkischer Herkunft, durch Bildung Defizite auszugleichen sowie ihre unsichere rechtliche Stellung Gründe für die fehlende kollektive Bewusstwerdung und Selbstorganisation darstellen.
In anderen Fallbeispielen werden wir diesen Prozess aus der anderen Perspektive betrachten: aus der Perspektive von Jugendlichen, die im Vergleich zu Nuran eine viel höhere sozialstrukturelle Position einnehmen und von sich behaupten, sie hätten die „Schweizer Mentalität“ übernommen (siehe Interview mit Eric, Kap. 10.6).
Z.B. Hämmig 2000:189.
Das Bedürfnis, die eigene Lebensgeschichte als „normal“ darzustellen, findet sich bei vielen Jugendlichen, siehe beispielsweise das Interview mit Nuran, Kapitel 10.1.
Dass die Nachbarinnen und Nachbarn Einladungen bei Saras Eltern ablehnen, könnte indes auch damit zusammenhängen, dass sie zu Saras Eltern auf Distanz gehen, da diese als Ausländer und als Abwarte einen tiefen sozialen Status haben. Die Nachbarinnen und Nachbarn verstehen sich als Etablierte, die ihre überlegene Position gerade dadurch beibehalten, dass sie keine engeren Kontakte zu Aussenseitern pflegen, was wiederum bei den Aussenseitern das Gefühl der Unterlegenheit festigt. Zu Nachbarschaftsbeziehungen zwischen Etablierten und Aussenseitern siehe neben Elias (1990) auch eine neue Untersuchung, die in einem Zürcher Quartier durchgeführt worden ist (Gurny und Karrer 2002).
Siehe dazu Elias (1990), Neckel (1991), Karrer (2000a), Rommelspacher (1995). Ausführlicher dazu auch die Interviews mit Sonja (Kap. 10.8) und Ali (Kap. 10.7).
Auch diesen Prozess der Übernahme von negativen Fremdbilder in das Selbstbild von Aussen-seiterinnen hat Elias (1990) beschrieben.
Sie weist damit verschiedene „diskreditierbare“ Eigenschaften auf (Goffman 1967:12). Siehe auch das Interview mit Sibel (Kap. 10.4).
Mit Merton (1995) wäre diese Reaktionsweise als Innovation zu bezeichnen.
Und Sara hat im Unterschied zu jenen Jugendlichen, die die Oberschule absolvieren oder gar keine abgeschlossene Ausbildung haben, sogar noch deutlich mehr Möglichkeiten (siehe z.B. Interview mit Sibel, Kap. 10.4).
Siehe zur Abgrenzung von Facharbeiterinnen „gegen oben“ auch die Beispiele in Karrer (2000a: 190ff.).
Siehe dazu Kap. 3.2.
Siehe z.B. das Interview mit Natascha, Kap. 10.5, und das Interview mit Eric, Kap. 10.6.
Das Dialektwort „Dubel“ bedeutet so viel wie „blöder Typ“.
Zur Thematik der off time bei Jugendlichen ausländischer Herkunft vgl. Apitzsch (1990a: 182ff.).
Siehe zum Konzept des biographischen Kapitals von Hoerning Kap. 6.2.
Bei Karrer (2000a:200ff.) finden sich frappante Ähnlichkeiten in den Interviews mit den Facharbeiterinnen in Bezug auf ihr Verhältnis zur höheren Kultur. So beschreibt etwa einer der Facharbeiter, wie unwohl er sich in einem „vornehmen“ Restaurant gefühlt habe: „Mir ist es einfach nicht wohl. Es passt nicht zu mir. So wie. so wenig wie der Mercedes zu mir passt, zu meiner Art Leben passt das nicht. Und ich bin auch nicht aufgewachsen, das muss ich auch sagen, in dieser Umgebung. (..) Da bin ich mich eben nicht gewöhnt.“ (Karrer 2000a:201).
Von einer Rückkehr zu sprechen ist bei Jugendlichen der zweiten Generation verbreitet, allerdings gibt es auch viele Jugendliche, die diesen Ausdruck nicht verwenden und andere Formulierungen wählen, wie etwa: „in die Türkei (bzw. nach Italien) gehen um dort zu leben“.
Die Familie von Gianni stellt keine Ausnahme dar; seit 1980 hat die Zahl der Italienerinnen und Italiener in der Schweiz aufgrund der Rückwanderung nach Italien um etwa 108’000 Personen abgenommen. Das bedeutet, dass von den knapp 419’000 Italienerinnen und Italienern, die 1980 in der Schweiz lebten, bis heute mehr als ein Viertel nach Italien zurückgekehrt ist (eigene Berechnungen auf der Grundlage der Zahlen des Bundesamtes für Statistik).
Zum Schulsystem im Kanton Zürich siehe Kap. 3.2. Oberschulabgängerinnen und -abgänger haben nachweislich Probleme, eine Lehrstelle zu finden: Lischer (1997:16) bezeichnet Schulen mit Grundansprüchen als für die weitere Bildungskarriere ungünstig, Niederberger (2002:308) stellt fest, dass das Anforderungsniveau des letzten obligatorischen Schuljahres die beruflichen Einstiegschancen sehr stark beeinflusst (an zweiter Stelle nach dem Geschlecht). Auch in den vorliegenden Interviews zeigt sich, dass Schülerinnen mit Realschulabschluss weniger Schwierigkeiten haben als Oberschülerinnen und Oberschüler, eine Lehrstelle zu finden, allerdings werden beispielsweise in kaufmännischen Ausbildungen Schüler und Schülerinnen mit Sekundarabschluss bevorzugt.
Siehe zu diesem Konzept von Behrens und Rabe-Kleberg 2000:101 ff. auch das Interview mit Sara, Kap. 10.2.
Siehe dazu auch das Interview mit Sara, Kap. 10.2.
Siehe Fussnote 3.
Merton (1995:144) bezeichnet diese Form der Anpassung als Ritualismus: „Die ritualistische Form der Anpassung (...) besteht darin, die hochgesteckten kulturellen Ziele des grossen finanziellen Erfolgs und raschen sozialen Aufstiegs aufzugeben oder bis zu einem Punkt zurückzunehmen, an dem die Ansprüche erfüllbar werden“.
Fussball und Basketball sind jene Sportarten, die von ausländischen Jugendlichen am häufigsten gewählt werden (Beugger und Wenger 2002:3), weshalb es nicht erstaunt, dass auch ihr Anteil in Fussball- (und Basketballmannschaften) sehr hoch ist. Inwiefern der Sport tatsächlich wie postuliert eine „wichtige Rolle bei der Integration von Jugendlichen ausländischer Herkunft“ (Müller 2002:3) übernehmen kann, wenn Jugendliche ausländischer Herkunft mehrheitlich unter sich bleiben, sei dahin gestellt.
Zur Bedeutung der Unterstützung durch Geschwister bei sozialer Mobilität von Jugendlichen ausländischer Herkunft siehe auch Crul (2000:236ff.) und die Interviews mit Ali (Kap. 10.7), Sibel (Kap. 10.4) und Sonja (Kap. 10.8).
Die Wahrnehmung „der“ Schweizerinnen und Schweizer als homogener Block wird beispielsweise im Interview mit Rosa ersichtlich, siehe dazu das Kästchen im Interview mit Sara, Kap. 10.2.
Mecheril (2000:123) bezeichnet als einen Modus von Rassismuserfahrungen die „identifikative Rassismuserfahrung“, worunter er „rassistische Erfahrungen von nahe stehenden Personen“ versteht, die jemanden in Form von Angst oder Wut betreffen können.
Und er hält, wie oben ausgeführt, in seinem Bewusstsein wach, dass seine Mutter eigentlich gar nicht in der Schweiz bleiben, sondern schon nach ihrer Heirat nach Norditalien zurückkehren wollte.
Es stellt sich die Frage, ob sich Gianni deshalb mit seiner Mutter identifiziert, weil in seinen Augen ihre norditalienische Herkunft die statushöhere darstellt als die süditalienische Herkunft seines Vaters. Jedenfalls findet hier eine Kulturalisierung statt, in dem Verhaltensweisen und Charakterzüge der Eltern mit ihrer unterschiedlichen regionalen Herkunft begründet werden.
So auch Korte (1990:242), die die Rückkehrorientierung u.a. als Lösung von Identitätskonflikten betrachtet. Da in „Krisenzeiten“, wozu die Adoleszenz gehört, die Frage der (ethnischen bzw. nationalen) Identität ins Bewusstsein dringt, wird in dieser Phase auch die Frage der Rückkehrorientierung virulent.
Eine offene Frage ist, ob es sich hierbei nun um einen Rückzug oder eine Innovation im Sinne Mertons handelt. Unseres Erachtens impliziert der Terminus „Rückzug“ eine Niederlage und eine Abwertung des Herkunftslandes. Die Rückkehr nach Italien kann aber auch positiv bewertet werden, weil die eigentlichen Ziele der Migration erreicht und die mit der Migration verbundenen Wünsche erfüllt werden können und sich schliesslich in Italien neue Möglichkeiten eröffnen.
„Kettenwanderung ist eine Form der Wanderung, in welcher Migranten soziale Beziehungen zu bereits Ausgewanderten, die im Herkunftskontext begründet sind, vor allem Verwandtschaft und (frühere) Nachbarschaft, für ihren Migrationsprozess nutzen: von den Ausgewanderten erfahren sie über Chancen, erhalten Hilfe für ihre Reise, für das Finden von Arbeitsplätzen und Wohnungen, auch für die Anpassung an die neue Umgebung. Beziehungen aus dem Herkunftskontext werden in die Einwanderergesellschaft „verpflanzt“ bzw. am neuen Ort wiedererrichtet“ (Heckmann 1992:99).
Merton (1995:147f.) versteht unter Rückzug die „Ablehnung von kulturellen Zielen und institutionellen Mitteln“. Diese Form der Anpassung tritt seiner Ansicht nach am ehesten dann auf, „wenn sowohl die kulturellen Ziele, als auch die institutionellen Praktiken tief verinnerlicht wurden und eine hohe Affekt- und Wertbesetzung erfahren haben, die zugänglichen institutionellen Mittel und Wege jedoch nicht zum Erfolg führen“ (Herv. im Original).
„Weil in der Lehre bist du einfach angewiesen auf andere Leute, dass dir einfach Leute helfen, und dann merkst du halt immer mehr =es will dir gar niemand helfen, oder, oder auch sonst, einfach, Leute, wo, ich meine denen ist es doch egal =ob du eine Lehrstelle hast oder nicht also, musst doch selber schauen, dass du zu Schlag kommst.“
Die Typisierungen können auch als eine Essentialisierung jener Eigenschaften verstanden werden, die für einen sozialen Aufstieg erforderlich sind — womit die Kausalitäten gegenüber den Interpretationen der Autobiographin umgedreht werden.
Elwert, welcher den Begriff der Binnenintegration eingeführt hat, versteht darunter folgendes (1982:720): „Mit Binnenintegration nun meine ich den Zustand, in dem für das Glied einer durch emische (kulturimmanente) Grenzen definierten Subkultur der Zugang zu einem Teil der gesellschaftlichen Güter einschliesslich solcher Gebrauchswerte wie Vertrauen, Solidarität, Hilfe usw. über soziale Beziehungen zu anderen Gliedern dieser Subkultur vermittelt ist“.
Zu dieser Unterscheidung siehe Nauck (1997a).
Siehe zur Verschiebung struktureller Probleme in den Bereich der Kultur Hoffmann-Nowotny (1973, 1990).
Siehe zur Frage geschlechtsspezifischer Dispositionen in einer Migrationsbiographie Apitzsch (1990a und 1990b, 2000).
Leider fehlen für beide Elternteile genauere Berufsangaben.
Aus dem Vergleich mit anderen Interviews wissen wir, dass auch andere Jugendliche mindestens anfänglich kaum etwas über ihre Kindheit erzählen und auch die Familie nicht erwähnen. Manchmal wird dabei wiederholt betont, dass die eigene Kindheit „normal“ verlaufen sei, was wir in einigen Fällen als Ausdruck davon gedeutet haben, dass die Kindheit mit zu vielen Lebensbedingungen assoziert ist, die nicht zu den heutigen Deutungen und Präsentationen des eigenen Lebens passen, nach welchen sich dieses kaum von dem Leben der Schweizer und Schweizerinnen unterscheidet (vgl. die Interviews mit Eric und Nuran). Bei Natascha hingegen findet sich kein solcher (forcierter) Hinweis auf die Normalität der eigenen Kindheit.
Dass Jugendliche ausländischer Herkunft und insbesondere junge Frauen eine ausserordentlich hohe Aufstiegsorientierung aufweisen, die nicht einfach als blosse und problematische Anpassung an unrealistisch hohe Bildungswünsche der Eltern reduziert werden können, darauf hat Wilpert (1980, 1993) schon früh und mehrfach hingewiesen. Bei ihr findet sich auch eine differenzierte Betrachtung der Bedeutung der Familie ausländischer Herkunft für die Biographien der Jugendlichen (vgl. unten).
Natascha ist mit ihren 17 Jahren die älteste Tochter der Familie, während andere Befragte 25-jährig und die jüngsten Geschwister sind: Dies macht leicht eine zehnjährige Differenz beim „Familienalter“ aus.
Dass die älteren Kinder Betreuungs- und Erziehungsaufgaben übernehmen, können wir auch in anderen Interviews beobachten. Es gilt angesichts der häufigen Berufstätigkeit beider Elternteile und dem gleichzeitig fehlenden Geld für ausserfamiliäre Betreuung als (notwendige) Selbstverständlichkeit.
Dieser Punkt wird anhand des Interviews mit Eric (vgl. nachfolgende Fallanalyse) ausführlich besprochen.
Vgl. auch Wilpert (1980). Bei ihr findet sich schon früh eine Interpretation, bei der die Rolle der ausländischen Familie nicht dauernd problematisiert wird (wie z.B. bei Leenen, Grosch und Kreidt 1990), sondern bei der die positive und unterstützende Bedeutung der Familie in der Aufstiegsbiographie der Jugendlichen betont und herausgearbeitet wird (ebd.:158f.).
Das Konzept der biographischen Ressourcen stammt von Hoerning (1989, 1995) und ist in Kapitel 6.2 vorgestellt worden. Vgl. auch die dort dargelegten Auseinandersetzungen mit dem Begriff der biographischen Erfahrung.
Nicht ganz klar ist auch, ob nur die Mutter mit den Kindern oder ob die ganze Familie für ein Jahr in der Türkei lebte.
Der Besuch der Nachhilfestunden deutet darauf hin, dass eine erneute Rückkehr in die Schweiz vorgesehen oder zumindest nicht ausgeschlossen war.
Gutiérrez Rodríguez zitiert hier eine Äusserung von Ruth Frankenberg.
Leider lässt sich nicht genauer nachvollziehen, wie sich der Wechsel vom braven und willigen Ausländerkind zur „kampfbereiten“ jungen Frau vollzogen hat. Die Pubertät, in der man „lauter“ werde, wie Natascha selber sagt, wird eine Rolle gespielt haben; ausserdem war die Zeit, in der sie das nahezu einzige Ausländerkind ihrer Klasse war (eine Konstellation, die nach unseren Beobachtungen tendenziell zu verstärkten Anpassungsbemühungen fuhrt), wie erwähnt nur kurz. Schliesslich ist die Art und Weise der Sonderbehandlung zu berücksichtigen, die bei der Sekundarlehrerin offenbar einen sehr abwertenden und diskriminierenden Effekt hatte. Gegenüber einer auf Respekt gründenden konstruktiven Unterstützung beim Meistern von spezifischen Problemen hätte Natascha vermutlich auch zu dieser Zeit nichts einzuwenden gehabt.
So etwa auch jene Episode, in welcher zwei Mitschülerinnen von ihr, die eine Schweizerin, die andere Portugiesin, heimlich ihre Aufsätze austauschten, mit dem Resultat, dass die Schweizerin für den „portugiesischen“ Aufsatz (wie immer) eine gute Note, die Portugiesin mit dem „schweizerischen“ Aufsatz (wie immer) eine schlechte Note erhielt.
Nataschas Leiden an der Situation, mit einer als fremdenfeindlich erlebten Frau im gleichen Raum sitzen zu müssen, ist ein Beispiel dafür, wie Fremdenfeindlichkeit auch körperlich und damit als Angriff auf die „Totalität“ der eigenen Person erlebt wird. Vgl. körperlichen Erleben von Fremdenfeindlichkeit auch die Fallanalyse zu Ali (Kap. 10.7).
Goffrnan (1967:16) beschreibt, wie die Vorstellung vom „normalen menschlichen Wesen“ eine „grundlegende Bildlichkeit“ abgebe, in der sich Individuen gemeinhin begreifen. Über die Bedeutung eines Rückzugs auf die „Kategorie Mensch“ bei stigmatisierten Individuen führt Goffman aus: „Seine innersten Gefühle über sein eigenes Wesen mögen besagen, dass es eine ‚normale‘ Person ist, ein menschliches Wesen wie jeder andere, daher eine Person, die eine faire Chance verdient.“ (ebd.) — Im Interview mit Natascha finden sich einige Stellen, die als Hinweis darauf gedeutet werden können, wie der „grundlegenden Bildlichkeit“ des normalen menschlichen Wesens in Nataschas Wahr-nehmungs- und Deutungsmustern eine besondere und stark problematisierte Bedeutung zukommt. So ärgert sie sich z.B. stark über die Ungleichbehandlung von behinderten Menschen oder sinniert lange darüber, weshalb Tiere in unserer Gesellschaft schlechter als Menschen behandelt werden.
Das ist eine psychiatrische Klinik in Zürich.
Entsprechende Beispiele finden sich auch bei Leenen, Grosch und Kreidt (1990:763f.), die Autoren folgern, dass „Migrantenkinder“ u.a. auch den „relativ starren Erwartungs- und Zuweisungshorizont deutscher Institutionen überwinden“ müssen, wollen sie schulisch erfolgreich sein.
Es fallt auf, dass Natascha bei der Schilderang der verschiedenen Probleme und Konfrontationen mit der Lehrerin immer von „wir“ spricht, was wir als Zeichen dafür deuten, dass sie sich hier als Teil der Gruppe fühlt.
Nataschas Wunsch, möglichst lange weiterzulernen und deshalb aufs Gymnasium zu gehen, entspricht ihrer starken Aufstiegsorientierung. Dieser Wunsch, immer weiter zu studieren (ohne damit bestimmte fachliche Interessen zu verbinden), könnte mit Apitzsch allerdings auch als Ausdruck einer bestimmten „Hilflosigkeit der Zukunftsplanung“ (1990a:354) gedeutet werden, die sich daraus ergibt, dass Jugendliche ausländischer Herkunft als erste ihrer Herkunftsgruppe einen schulischen Aufstieg vollziehen und sich damit weder an Vorbildern noch an institutionell vorgegebenen Bildungsgängen orientieren können.
Dies schliessen wir unter anderem daraus, dass alle Freundinnen von Natascha Schweizerinnen sind; auch ihre Mutter hat viele Schweizer Kolleginnen, und in der Familie wird oft deutsch gesprochen. Wenn wir oben gesehen haben, dass Natascha nationale Kategorisierungen ablehnt, so ist dies in diesem Sinne wohl nicht nur als Reaktion auf erfahrene Fremdenfeindlichkeit zu deuten, sondern dieses Deutungsmuster stimmt auch mit ihrem tatsächlichen Lebensumfeld überein.
Zum Zusammenhang zwischen interner Kontrollüberzeugung und „systembedingten“ Einschränkungen siehe auch Kohli (1981a:163f), der schreibt, dass der internen Kontrollüberzeugung insofern eine legitimatorische Funktion zukomme, als „der Handelnde negative Einflüsse nicht dem System, sondern sich selbst als negative Folgen seiner Handlungen zurechnet, sowie (als) er — weil er sich für die Folgen seiner Handlungen verantwortlich fühlt — mehr Energie in sie hineinsteckt.“(ebd.)
Vgl. Kap. 6.2.
Vgl. u.a. Gutiérrez Rodríguez 1999a und 1999b.
Bei dieser Evaluation spielt mit, dass sich Natascha darüber im Klaren ist, Teil einer Familie zu sein, deren finanzielle Mittel beschränkt sind. Verantwortung für das familiäre Budget mitübernehmend stellt sie mit einiger Befriedigung fest: „Eben, und ich meine das zehnte Schuljahr ist jetzt eigentlich nicht zu teuer für uns eigentlich herausgekommen.“
Salopper Dialektausdruck für „herumgerannt“.
Abgesehen davon, dass es durchaus möglich ist, dass sich Natascha in einem KV-Beruf nicht wohlfühlen würde, ist der Aspekt der Entwertung eines ehemaligen Zieles, das nicht erreicht werden kann, in diesem Ausspruch unverkennbar. Die Entwertung stellt eine von vielen Bewältigungsstrategien dar, die Natascha beim Umgang mit ihrer schwierigen Situation entwickelt.
BMS ist die Abkürzung für die Bezeichnung „Berufsmaturschule“. Voraussetzung für den Besuch dieser Schule ist eine abgeschlossene Lehre sowie das Bestehen einer Aufnahmeprüfung. Der erfolgreiche Abschluss der Schule ermöglicht den Zugang zum Studium an einer technischen Hochschule.
Vgl. dazu den klassischen Text von Merton (1995:127f.) zum Thema „Sozialstruktur und Anomie“ (der entsprechende Originaltext stammt aus dem Jahre 1949).
Obwohl Natascha ihre ehemaligen Ziele nicht erreichen kann, ist in ihrem Fall weder von Rigorismus noch von Rückzug oder Innovation als Adaptionsmuster an die anomische Situation zu sprechen, sondern vielmehr von einem Festhalten an Zielen, die stufenweise zurückgeschraubt werden.
Dies sagt nicht nur etwas über das reichlich vorhandene Kapital und den entsprechenden Lebensstil aus, sondern es kann auch als erster Hinweis auf die weitgehend ungetrübte Beziehung zwischen Tochter und Mutter gelesen werden (vgl. unten).
Solche ausgeprägten Schwierigkeiten, über das eigene Leben zu erzählen, konnten wir in unserem Sample nur bei schweizerischen Jugendlichen beobachten. Vgl. dazu auch die Ausführungen in Kapitel 9.
Die Episode zeigt, dass Lehrer ihre Gatekeeper-Rolle nicht immer erfolgreich ausüben. Der Erfolg eines Ausschlussversuches hängt stark davon ab, über wie viel (vor allem kulturelles und soziales) Kapital die Schüler und Schülerinnen verfügen, wie viele Ressourcen sie mobilisieren können. Weshalb der Lehrer Carmen ausschliessen wollte, können wir aus dem Interview nicht erschliessen.
Heute ist es für Carmen, wie sie erzählt, ein „gutes Gefühl“, dem Lehrer im Dorf zu begegnen, jetzt, da sie als Jura-Studentin ja „eigentlich etwas Höheres“ sei.
Das Vorliegen eines biographischen Entwurfes, der auf die Einnahme der gleichen sozialen Stellung wie die Eltern ausgerichtet ist, impliziert ein weitgehend konfliktfreies Verhältnis zu den Eltern, das auch mangelnde Ablösung bedeuten kann. Zum Verhältnis von Statusreproduktion und Eltern-Kind-Beziehung vgl. Preisser (1997). Bei Carmen sind nach ihren Worten „nie auffallende Probleme“ zwischen ihr und den Eltern aufgetreten, was sich auch daran ablesen mag, dass Carmen noch zu Hause lebt. Besonders zur Mutter hat sie ein sehr nahes Verhältnis, Mutter und Tochter teilen Interessen und Lebensstil — wozu u.a. auch das gemeinsame Shopping in London gehört (vgl. oben).
Schütze (1981:76) spricht in diesem Zusammenhang auch davon, dass Planungskapazitäten „eingeschläfert“ sein können.
Der Auffassung einer hohen Kontrollüberzeugung kann insofern eine ideologische Funktion zukommen, als sie der Individualisierung von Schuld im Falle eines — letztlich strukturell bedingten -Scheiterns Vorschub leistet (Kohli 1981a:163f.).
Denkbar ist auch, dass Eltern und Kinder im Diskurs zu einer gemeinsamen Interpretation finden, vgl. hierzu das Konzept der Generationenarbeit bei Inowlocki (1993 und 1999). Zur Deutung der Migrationsgeschichte durch die Kinder vgl. auch Apitzsch (1990a).
Erwähnenswert an der zitierten Textstelle ist auch, dass Eric mit der Äusserung, er habe „versucht“, sich zu integrieren, schon hier ein Bild von sich selber vermittelt, wonach er seine Handlungen sehr bewusst und geplant vollzieht. Der darin erkennbaren intentionalen Form der Lebensgestaltung kommt in Erics Biographie und in seinem Selbstverständnis grosse Bedeutung zu, worauf wir noch ausführlicher eingehen werden. Zum intentionalen Prinzip der Biographie vgl. Schütze (1981).
Zur ausserordentlich wichtigen Bedeutung, die signifikante Andere gerade auch ausserhalb des familiären Umfeldes für soziale Aufsteigerinnen haben können, vgl. den Artikel von Schmeiser (1996), in welchem er Biographien von Universitätsprofessoren aus bildungsfernen Milieus analysiert.
KV steht als Abkürzung für die kaufmännische Ausbildung. Wir wissen nichts Genaueres darüber, wie es zu diesem Entscheid Erics gekommen ist, der durch das „halt“ in seiner Formulierung den Anschein eines „Nachgebens“ erhält. Auffallend ist jedenfalls, dass sich Eric hiermit für eine Lehre entscheidet, die von italienischen Zweitgenerationsangehörigen häufig absolviert wird.
Es ist vermutlich in erster Linie ein Mehr an kulturellem Kapital, das die andere bzw. höhere Stellung der Programmierfachleute im sozialen Raum kennzeichnet.
Dass Zweitgenerationsangehörige ihre biographisch bedingten sprachlichen Fähigkeiten als kulturelles Kapital erkennen und einsetzen, indem sie sich für entsprechende Ausbildungen oder Berufe (z.B. Dolmetscherinnen) entscheiden, ist etwas, das wir in unseren Interviews wiederholt beobachten.
RS ist die Abkürzung für die „Rekrutenschule“, die für Schweizer obligatorische, rund viermonatige militärische Grundausbildung.
Es handelt sich hier um eine Erfahrung der Bevorzugung als Ausländer, von der auch andere Zweitgenerationsangehörige berichten, die allerdings nur Männern offen steht.
Dass Eric sich hier an Vorstellungen eines zeitlich normierten Lebenslaufes orientiert, kann als Ausdruck des gesellschaftlichen Individualisierungsprozesses gedeutet werden, der seinen Niederschlag in individuellen Deutungsmustern findet: Traditionelle Milieus lösen sich auf, womit die in ihnen verankerten Orientierungsmuster ihre strukturierende Kraft einbüssen. An ihre Stelle treten (u.a.) Vorstellungen über die präzise zeitliche Abfolge eines „normalen“ Lebenslaufs, denen nun strukturierende Bedeutung für die Gestaltung der Biographie zukommt.
Vgl. dazu unsere Ausführungen in Kapitel 5.3 zum Laufbahneffekt bei Bourdieu. Vgl. auch den Kastentext zur Biographie von Kassandra (in der Fallanalyse zu Ali, Kapitel 10.7), die Schweizerischer Herkunft ist und deren Eltern einen ausgesprochenen sense of one’s place aufweisen.
Häufiger als die fast ausschliessliche Verwendung der „ich“-Form ist eine Mischung aus „ich“ und „wir“, wie sie beispielsweise in der erzählten Lebensgeschichte von Sibel (Kapitel 10.4) vorzufinden sind. Am anderen Ende des Kontinuums liegen uns Interviews vor, in welchen die Erzählenden bei ihrer Erzählung der schulischen Laufbahn bzw. des schulischen Aufstiegs fast nur von „wir“ sprechen: für uns ein Anzeichen dafür, dass in diesen Familien das Mobilitätsprojekt ein kollektives ist, sei dies, dass mehrere Geschwister den Weg gemeinsam gehen oder die Eltern das Projekt initiieren bzw. stark unterstützen.
Zu diesem Konzept von Kohli vgl. Kapitel 6.2.
Bourdieu/Passeron (1971), Schmeiser (1996), Preisser (1997), Leemann (2002).
In der Fallanalyse zu Sonja (Kapitel 10.8) werden wir sehen, wie das Vorhandensein von sozialen Kontakten zu anderen Jugendlichen ausländischer Herkunft, die sowohl den gleichen biographischen Hintergrund haben als auch sich am gleichen Ort im sozialen Raum befinden, zu ganz anderen Wahrnehmungsmustern fuhren kann, als sie bei Eric zu beobachten sind, der über keine solchen Kontakte verfügt.
Schweizerdeutscher, stark abwertender Ausdruck für Italiener.
Zur besonderen Motivation bei überdurchschnittlicher Benachteiligung vgl. auch die Studie von Long und Fox (1995).
Wir haben die hier geschilderten Probleme der sozialen Zugehörigkeit beim Übertritt von einer Aussenseiter- in die Etabliertengruppe als „Überläuferthematik“ bezeichnet. Die Thematik taucht in auffallend gleicher Weise in mehreren uns vorliegenden Interviews auf.
Der Ausspruch Erics deutet darauf hin, dass er für seine Freizeitbeschäftigung kaum Anerkennung von seinen Kolleginnen erhält. Auf das Problem fehlender Anerkennung als Begleiterscheinung von sozialer Mobilität gehen wir weiter unten nochmals ein, zum Konzept der Anerkennung vgl. Honneth (1992).
So illustriert Eric seine Zugehörigkeit unter anderem mit Hilfe einer Erzählung darüber, wie seine Kollegen nicht verstehen könnten, weshalb er nicht auch abstimmen dürfe, er sei doch „eigentlich“ auf dem gleichem Niveau wie sie. Die Tatsache, dass er dies erwähnt sowie das zitierte „eigentlich“ lassen auf eine noch nicht umfassende Zugehörigkeit schliessen. Ein vergleichbares Beispiel findet sich in einem anderen uns vorliegenden Interview, in dem sich ein Jugendlicher italienischer Herkunft folgendermassen äussert: „Ja, mit den Schweizern komme ich sehr gut aus, ich habe keine Probleme mit denen.“ (Herv. A.J. und E.M.) Obwohl mit dieser Aussage eigentlich die Problem-losigkeit des Zugangs zu den Schweizern vermittelt werden sollte, wird in der Formulierung „mit denen“ doch die — kleine, aber existierende — Distanz spürbar, die das Verhältnis nach wie vor prägt.
Nicht auszuschliessen ist ausserdem, dass Eric diese Aussagen nicht zuletzt auch deshalb macht, um gegenüber dem Schweizer Interviewer, den er als Vertreter der Etablierten sieht, Loyalität gegenüber der Schweiz zu demonstrieren.
Zum Muster der dialektischen Familienorientierung vgl. auch die Fallanalyse zu Sonja, Kap. 10.8.
In der migrationssoziologischen Literatur ist schon verschiedentlich darauf hingewiesen worden, dass die Stellung der Frau in der Migrationssituation gestärkt wird, da sie neben dem Bereich des Hauses auch den Bereich des Berufes erschliessen kann, was einen Autonomiegewinn bedeutet (vgl. Apitzsch (1990a:205) mit Verweisen auf Wilpert (1980) und Nauck (1985)). Dieser Autonomiegewinn, so könnte hinzugefügt werden, steht in scharfem Kontrast zur Situation der Väter, die auf Grund ihrer oft tiefen Ausbildung auf das jahrzehntelange Arbeiterdasein auf der untersten betrieblichen Hierarchiestufe angewiesen sind.
Diese Umkehrung der Familienhierarchie vollzieht sich in Erics Familie besonders ausgeprägt. Angesichts der kollektiven Aufwärtsmobilität der zweiten Generation und der oft unsicheren Arbeitssituation der Ersten Generation kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Umkehrung der familialen Hierarchie zwischen Eltern (insbesondere Vätern) und ihren Kindern ein typischer Vorgang in Familien mit Migrationshintergrund ist (vgl. auch die vorangehende Fussnote). Es ist anzunehmen, dass damit verschiedenste innerfamiliale Dynamiken in Gang gesetzt werden und auch das Verhältnis zwischen den Eheleuten beeinflusst wird. In Bezug auf Erics Familie kann die These formuliert werden, dass die Mutter vor allem deshalb so sehr auf den traditionellen Geschlechtsrollen beharrt, weil sie darin eine Möglichkeit sieht, ihrem Mann trotz seinem beruflichen Statusverlust weiterhin die Hauptrolle in der Familie zuzuweisen und so die übermittelte Hierarchie und damit das gewohnte Familienleben doch noch einigermassen zu „retten“. Zur double bind — Situation von Müttern in der Migration, die durch ihre berufliche Tätigkeit ihr Familienleben gefährdet sehen, vgl. Apitzsch(1990a:313).
Zum Konzept der Anerkennung siehe Honneth (1992).
weggerannt
Auf die mögliche Konstellation der „Doppelbindung“ bei Jugendlichen ausländischer Herkunft haben auch Leenen, Grosch und Kreidt (1990:766) hingewiesen. Ausserdem zitiert Apitzsch (1990a:313) Katharina Ley, die die Situation von berufstätigen Migrantinnen, die Kinder haben, als double bind — Situation beschreibt: Die Berufstätigkeit ist einerseits notwendig, um das Familienziel zu erreichen, gefährdet aber durch den rigiden Eingriff gleichzeitig das Familienleben. Wenn wir davon ausgehen, dass sich auch Erics Mutter in einer solchen Situation befindet, lassen sich daraus ihre starken Bemühungen, die Familie zusammenzuhalten, erklären.
Im Gegensatz zur Schwester, die die traditionellen Geschlechtsrollenbilder ablehnt und von Eric prompt als „total die Schweizerin“bezeichnet wird.
Im Zitat wird unter anderem noch einmal deutlich, wie Eric in den verschiedensten Lebensfragen sein bewusstes und kontrolliertes Handlungsschema anwendet, das sich im Laufe seiner Biographie schon oft bewährt hat und welches nicht zuletzt eine Möglichkeit bietet, mit den Verunsicherungen, die sein individualisierter Lebensweg beinhaltet, umzugehen.
Buchmann interpretiert den Übergang ins Erwachsenenalter als einen Individualisierungsprozess, in welchem die Jugendlichen „lebensgeschichtlich zum ersten Mal vor der Situation stehen, einen autonomen Identitäts- und Lebensentwurf zu entwickeln“ (Buchmann 1989:106).
Eine Interpretation könnte besagen, dass Alis Eltern ihren Söhnen vermitteln, dass sie sich in der Schweiz anzupassen hätten und nicht auffallen sollen, was als Überanpassung bezeichnet werden könnte. Diese Interpretation zielt nicht darauf, das hier beschriebene Verhalten der Eltern mit ihrer „türkischen Kultur“ zu erklären, wie es eine kulturalistische Interpretation nahe legen würde.
Die Bedeutung der Geschwisterreihenfolge bzw. die Bedeutung der Hilfe und Unterstützung von älteren Geschwistern ist auch in verschiedenen holländischen Studien untersucht worden, siehe dazu Crul (2000).
Siehe zu diesem Konzept Kap. 10. 2.
Dies ist ein Hinweis auf Alis Wohnquartier, das ein Unterschichtsquartier sein dürfte. Zudem könnte die Tatsache, dass Ali als einziger seiner Klasse an das Gymnasium geht, einen positiven Einfluss auf sein Selbstvertrauen haben.
Siehe zur Bildungsbeteiligung Jugendlicher türkischer Herkunft in der Schweiz Kap. 3.2.
Siehe zum Anteil von Jugendlichen aus Akademikerfamilien und Jugendlichen ausländischer Herkunft Kapitel 3.2.
Vgl. Kap. 6.2 sowie die Kurzanalyse zu Carmen im „Intermezzo“ (nach Kap. 10.6).
Dieses „Weniger“ an kulturellem Kapital hängt auch mit der Entwertung des kulturellen Kapitals der Eltern zusammen.
Da Ali nur erwähnt, dass er der einzige Ausländer in der Klasse ist, jedoch nicht darauf eingeht, ob es noch andere Jugendliche aus der Arbeiterschicht gibt, wissen wir nicht, ob und wieviele andere Jugendliche sich in der gleichen sozialen Lage befinden wie er.
Schon Norbert Elias hat auf den Zusammenhang von sozialem Aufstieg und Scham hingewiesen: „bei der aufsteigenden Schicht zugleich immer eine ganz spezifische Form von Scham- und Unterlegenheitsgefühlen entstehen“ lässt (Elias 1969b:426 zit. in Preisser 1997:391).
Wobei anzumerken ist, dass Schweizer Jugendliche aus der Arbeiterschicht genau dieselben Schwierigkeiten haben dürften, über soziale Kontakte eine Stelle etwa in einer Anwaltskanzlei o.ä. zu erhalten.
König spricht in einem vergleichbaren Fall davon, dass sich der betreffende junge Mann durch die Wahl seiner Ausbildung mit seinen Eltern zu identifizieren versucht (König 1999:265ff).
Preisser (1997) spricht im Zusammenhang mit sozialen Aufsteigern von „sozialen Emigranten“, womit er ebenfalls eine Analogie zur geographischen Mobilität herstellt.
Siehe auch das Interview mit Sonja (Kap. 10.8).
Hier stellt sich die Frage, inwiefern dieses Argument von den Eltern vorgeschoben wird, um andere Gründe für die aufgeschobene Rückkehr zu verdrängen, wie beispielsweise die zunehmende Entfremdung von den Verwandten im Herkunftsland und die Angst, nach einer Rückkehr auch im Herkunftsland nicht mehr vollständig zugehörig zu sein.
Karrer (2000a) stellt diesen Mechanismus des Selbstausschlusses an einer Reihe von Interviews mit an- und ungelernten Arbeitern und Arbeiterinnen Schweizer Herkunft dar. Vgl. auch Bourdieu, Kap. 5.3.
In Anlehnung an Preissers Vortragstitel am Schweizerischen Soziologiekongress 1999 in Freiburg: „Der Ritter im Feindesland — Zum Verhältnis von subjektiven und objektiven Dimensionen sozialer Positionen am Beispiel des Versuchs, sozial aufzusteigen“.
Dies bezeichnet Nauck (1994:48) als utilitaristisch-ökonomische Haltung.
In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass Ali in unserem Sample der einzige (männliche) Jugendliche türkischer Herkunft ist, dessen Biographie keine off time aufweist, d.h. keine Phase, die als biographisch irrelevant empfunden wird und während der die eingeschlagenen Lebenswege (vorübergehend) unterbrochen werden. Vgl. zur Thematik der off time bei Jugendlichen ausländischer Herkunft Apitzsch (1990a:182ff.).
Ali ist der einzige Jugendliche türkischer Herkunft, der keine off time aufweist; hätte er die Schule abgebrochen, wäre dies möglicherweise anders gewesen.
Siehe dazu auch Nassehi (1997).
Siehe zum Fussball als meistgewählte Sportart bei männlichen Jugendlichen ausländischer Herkunft (neben Basketball) auch das Interview mit Gianni, Kap. 10.3.
Interessant ist, dass Ali hier keinen Bezug zur Schule oder Universität herstellt, obwohl er ja gerade dort Schwierigkeiten hat, mit Schweizern in Kontakt zu kommen. Inwiefern dies tatsächlich wie oben vermutet die Folge einer Überanpassung ist, oder aber darauf zurückzuführen ist, dass er einem Schweizer Interviewer gegenüber sitzt, den er mit der Uni in Verbindung bringt, muss offen bleiben.
Pott (1999:184) schreibt über einen sehr ähnlich gelagerten Fall eines Studierenden türkischer Herkunft in Deutschland: „Trotz der Aneignung kulturellen Kapitals zählt die erfahrene Grenze zu Deutschen, wie er sie beschreibt, immer. Trotz aller Anstrengungen bleibt immer ein Unterschied bestehen. Die Erfahrung, auf dem Gymnasium keine deutschen Freunde gehabt zu haben, wurde durch den Wechsel auf die Universität nicht aufgehoben. “
Siehe dazu Kapitel 5.5.
Das Interview mit Sonja ist eines der ersten der gesamten Untersuchung. Es wurde deshalb noch mit der alten und später revidierten Variante der Einstiegsfrage eröffnet, bei welcher das spezielle Interesse der Forscherinnen an Zweitgenerations-Biographien offengelegt war (Näheres dazu vgl. Kap. 9). Im vorliegenden Interview hat die Interviewerin überdies angeregt, mit der Erzählung bei der Emigration der Eltern anzufangen. Dies bedeutet unter anderem, dass wir dem Migrationshintergrund in Sonjas Biographie nicht von vornherein eine besondere Relevanz unterstellen dürfen, da sie bei einer anderen Gesprächseröffnung möglicherweise mit einem anderen Thema begonnen hätte. Dass Sonja jedoch im Vergleich zu anderen Interviewpartnerinnen überdurchschnittlich gut Bescheid weiss über die elterliche Migration, kommt im Verlauf des weiteren Gesprächs wiederholt zum Ausdruck und ist unseres Erachtens ein Merkmal ihrer Erzählung und ihrer Biographie, das nicht alleine auf die besondere Einstiegsfrage zurückgeführt werden kann.
Auch wenn Sonja davon ausgeht, dass der spartanische Lebensstil der Eltern in erster Linie mit der Rückkehrabsicht zusammenhing und weniger eine Frage der finanziellen Mittel war — ihr Vater habe in der gleichen Fabrik gearbeitet wie andere Väter — können wir nicht ausschliessen, dass Sonjas Eltern aus irgendwelchen Gründen tatsächlich über weniger ökonomisches Kapital verfügten als andere Eltern und Familien und es ihnen deshalb auch gar nicht möglich gewesen wäre, mehr Geld in Konsum- und Prestigegüter zu investieren.
Zum Zusammenhang von Unterlegenheits- und Schamgefühlen einerseits und sozialem Status andererseits siehe Neckel (1991).
Den gegenteiligen Effekt konnten wir bei Sibel beobachten, die gerade daraus viel Selbstvertrauen schöpfen kann, dass ihre Familie innerhalb ihrer Community eine sehr hohe Stellung geniesst. Vgl. Kap. 10.4.
Weiter unten wird der ausgesprochene Unabhängigkeitsdrang der Mutter, den sie bereits in Süditalien entwickelt hatte, noch einmal thematisiert. Auf eine weitere mögliche Erklärung für die soziale Isolation der Familie und für die individualistische Haltung der Mutter weist Apitzsch (1990a:135f.) hin, die auf verschiedene Thesen zur Binnenorientierung der süditalienischen Kleinfamilie eingeht: Auf Grund bestimmter historischer Bedingungen habe diese gelernt, sich als „Schicksalsgemeinschaft“ in einer mehrheitlich feindlichen Umgebung zu verstehen — ein Muster, das dann möglicherweise auch nach der Migration weiterwirkt. Offen bleibt allerdings, weshalb dies nur für Sonjas Familie, nicht jedoch die anderen italienischen Familien in ihrer Nachbarschaft zutrifft.
Über den Kindergarten und Sonjas dortige Erfahrungen wissen wir kaum etwas, nur, dass sie einen Kindergarten besucht hat, der vermutlich von einer italienischen, kirchlichen Institution geführt worden ist (sie sagt, sie war „bei den Nonnen“).
Nicht auszuschliessen ist, dass der Wechsel ins Tessin stattgefunden hat, weil die Mutter schon zum damaligen Zeitpunkt an einer Möglichkeit interessiert war, ihr jüngstes Kind in die Schweizer Schule einzuschulen. (Später im Interview erfahren wir, dass die Mutter es bereut, dass ihre älteren Kinder nie die Schweizer Schule besucht haben.)
Interessant dabei ist, dass es sich hierbei weniger um Kernfächer wie Mathematik oder Sprache handelte, sondern besonders um Fächer wie Handarbeiten (Stricken) oder Turnen und Schwimmen -Bereiche, in denen sich das Fehlen des entsprechenden Kapitals offenbar am wenigsten gut aufholen liess, möglicherweise erhielt sie hier auch am wenigsten Unterstützung von den Lehrkräften und/oder von ihrer Mutter und ihren Geschwistern, weil diese Fächer als weniger bedeutsam eingestuft wurden.
Weshalb dieser erneute Wechsel stattgefunden hat und inwiefern er mit Sonjas Schwierigkeiten im Zusammenhang stand, wissen wir nicht.
Obwohl Sonja in Bezug auf den Rückreiseentscheid immer beide Eltern erwähnt (sie mussten einsehen, dass sie nicht zurückgehen), kann auf Grund von verschiedenen ihrer Aussagen angenommen werden, dass sich die Mutter schon seit längerer Zeit von der Rückkehrabsicht distanziert hatte, sich jedoch nicht gegen ihren rückkehrwilligen Ehemann stellen konnte oder wollte. Der beschriebene Sinneswandel bzw. die Aufgabe des Rückkehrplans entspricht deshalb möglicherweise weniger einem gemeinsamen „Einsehen“ als der Tatsache, dass sich die Mutter mit ihrer Überzeugung gegen die Pläne des Vaters durchsetzen konnte.
Aus dem Interview ist nicht erschliessbar, auf wessen Veranlassung hin der Test beim Schulpsychologischen Dienst durchgeführt wird. Mit Blick auf ähnliche Situationen in anderen Interviews sowie auf Ergebnisse in entsprechenden Untersuchungen scheint es durchaus möglich, dass der Test nur auf das Verlangen von Sonja bzw. ihrer Mutter hin zu Stande gekommen ist, dass Sonja also ohne aktive Intervention in die Sonderschule eingestuft worden wäre (vgl. dazu auch die Studie von Kronig et al. 2000).
Aus dem Interview geht nicht eindeutig hervor, in welcher Schulklasse Sonja diesen Lehrer hatte (576. Schuljahr oder später). Sicher ist jedoch, dass es ein Lehrer an der Schweizer Schule war.
Von verschiedenen Personen haben wir erfahren, dass von türkischen Jugendlichen manchmal die Strategie verfolgt werde, für die Zeit des Gymnasiums in die Türkei zu gehen und dort die (türkische) Matura zu absolvieren. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz können die Jugendlichen versuchen, mit einer entsprechenden Eintrittsprüfung an die hiesige Universität zu gelangen. Entsprechende Zahlen sind uns keine bekannt.
Unter anderem kann auch die Tatsache, dass Sonja im Interview darüber spricht, wie sie vieles in ihrer Kindheit als belastend empfunden hat, als eine Folge und als ein Ausdruck davon angesehen werden, dass sie jetzt, nach dem Kontakt mit anderen Jugendlichen mit dem gleichen biographischen Hintergrund, diese Benachteiligungen akzeptieren kann — als normale, weil kollektive Erfahrung. Bis vor wenigen Jahren hätte sie in einem vergleichbaren Interview vermutlich noch kaum etwas über ihre damals noch als „abnormal“empfundenen Kindheitserinnerungen erzählt.
Sowohl der Bruder wie auch die Schwester haben, teils in der Schweiz, teils in Italien, höhere Bildungsgänge absolviert.
Dieser einfühlenden Haltung gegenüber dem eigenen Vater sind wir schon bei Eric (Kap. 10.6) begegnet, und sie taucht auch in anderen Interviews auch, die wir geführt haben. In einer solchen Haltung der Kinder schlagen sich zum einen die Kräfteverhältnisse innerhalb der Ehe nieder, zum anderen ist sie auch eine Folge der oft erniedrigenden Arbeitsbedingungen, unter denen die Väter als Hilfs- und Fabrikarbeiter arbeiten müssen. Dass die strukturell bedingten Arbeitsbedingungen einerseits und die Kräfteverhältnisse innerhalb der Ehe und der Familie andererseits in einem Zusammenhang stehen, darauf hat u.a. schon Nauck (1988) hingewiesen; vgl. zu diesem Punkt auch die Ausführungen im Rahmen der Fallanalyse zu Eric.
Apitzsch (1996, 2000), Ley (1979), Kontos (2000b), Wilpert (1993).
Zu diesem gemeinsamen Rückgriff auf das biographische Wissen der Mutter und auf das darauf basierende gemeinsame Bildungsprojekt von Mutter und Tochter vgl. das Konzept der „Generationsarbeit“ von Inowlocki (1993 und 1996).
Wir haben darauf hingewiesen, dass Sonja während der Schulzeit und besonders dann, wenn sie Angst hatte, nicht zu genügen, wiederholt Krankheitssymptome zeigte. Es ist möglich, dass diese erste Anzeichen eines vorhandenen Verlaufskurvenpotentials (Schütze 1981, vgl. Kap. 6.2) darstellten. Dieses wäre darauf zurückzuführen, dass der eindeutige Auftrag, sozial aufzusteigen auf der einen Seite und die ausgeprägten Minderwertigkeitsgefühle auf der anderen bei Sonja ein Gefühl der Ausweglosigkeit ausgelöst und ihre Handlungsfähigkeit stark reduziert hätten.
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Juhasz, A., Mey, E. (2003). Fallanalysen. In: Die zweite Generation: Etablierte oder Außenseiter?. Studien zur Sozialwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80497-6_10
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