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Das Tabu in der politischen Kommunikation

Politisches Handeln im Bereich des Unsagbaren

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Zusammenfassung

Die Verletzung eines Tabus ist mehr als nur ein Vergehen. Sie ist ein Frevel: ein Anschlag auf die göttliche Ordnung. Die Übertretung der symbolischen Schranke erregt elementaren Abscheu. Zugleich weckt das heilige Verbot ein elementares Verlangen: die Lust auf das Entfesseln der tabuisierten Triebregung.

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Literatur

  1. Dies entspricht dem von Hans Maier empfohlenen Sprachgebrauch. Er definiert den Totalitarismus als „politische“oder, im Anschluss an Raymond Aron, „säkulare Religion” — als einen neuen Typus von Politik, „der mit Heilserwartungen und Erlösungshoffnungen operiert, der die christlichen — und modernen! — Trennungen von Religion und Politik auflöst, in dem staatliche Machtentfaltung begleitet wird vom Auftreten einer neuen Rechtgläubigkeit und in dem der,terror antiquus’ als modemer Schrecken, als Terror im Dienst weltlicher Erlösung wiederkehrt.“Siehe Hans Maier (Hrsg.), „Wege in die Gewalt. Die modernen politischen Religionen“, Frankfurt a. M. 2000, Seite 8.

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  2. Vgl. Kurt Imhof, „Der hohe Preis der Moral. Politik und Wirtschaft unter dem Diktat der Empörungskommunikation“, in: „Neue Zürcher Zeitung“vom 8./9. Juni 2002, Seite 51.

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  3. Hans Mathias Kepplinger, „Die Kunst der Skandalierung und die Illusion der Wahrheit“, München 2001 (Olzog), Seite 85.

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  4. Imhof a.a.O.

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  6. „Geschichtspolitik ist ein Handlungs- und Politikfeld, auf dem verschiedene Akteure Geschichte mit ihren spezifischen Interessen befrachten und politisch zu nutzen suchen. Sie zielt auf die Öffentlichkeit und trachtet nach legitimierenden, mobilisierenden, politisierenden, skandalisierenden, diffamierenden usw. Wirkungen in der politischen Auseinandersetzung.“(Edgar Wolfrum, „Geschichtspolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Der Weg zur bundesrepublikanischen Erinnerung 1948–1990“, Darmstadt 1999 [Wissenschaftliche Buchgesellschaft], Seiten 25f.) Davon zu unterscheiden ist die „Vergangenheitspolitik“; auf diesem Handlungs- und Politikfeld geht es zum Beispiel um justizförmige Vergangenheitsbewältigung oder die Entschädigung von Diktaturopfern (vgl. Wolfrum a.a.O., Seiten 31t).

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  7. Der Begriff „Islamo-Faschismus“ist von Francis Fukuyama in die Debatte eingeführt worden, vgl. zum Beispiel seinen Artikel „Fighting the 21st Century Fascists“, online veröffentlicht am 5. Januar 2002 unter: http://www.theage.com.au/news/state/2002/01/05/FFXE5PLU0WC.html. Dieser neue Begriff bezieht sich auf den Islamismus als totalitäre politische Ideologie und grenzt ihn damit von islamischer Religion und Kultur ab.

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  8. Vgl. Michael Mertes, „Rom, Athen, Jerusalem“, in: „Rheinischer Merkur“vom 5. Oktober 2001, S. 7.

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  9. Vgl. Garry Wills, „Lincoln at Gettysburg. The Words That Remade America“, New York 1992 (Touchstone).

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  10. Vgl. Jürgen Habermas, „Tabuschranken. Eine semantische Anmerkung“, in: „Süddeutsche Zeitung“vom 7. Juni 2002, Seite 13.

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  11. Mark Lilla, „The Other Velvet Revolution: Continental Liberalism and its Discontents“, in: „Daedalus“, Spring 1994, Seiten 129–157, hier Seite 146.

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  12. Prominentester Gegner der Kosovo-Intervention war der (österreichische) Schriftsteller Peter Hand-ke „Die Nato sagt, es geht uns nicht um Geld oder Macht, es geht uns um die Sache. Wir wollen ein neues Auschwitz verhindern. Gut, jetzt hat die Nato ein neues Auschwitz erreicht.“Darauf angesprochen, dass Auschwitz „doch etwas anderes“sei, sagte Handke: „Damals waren es Gashähne und Ge-nickschusskammem; heute sind es Computer-Killer aus 5000 Meter Höhe.“(Siehe „Frankfurter Allgemeine Zeitung“[FAZ] vom 17. Mai 1999, Seite 49.)

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  13. „Der Bundesaußenminister erklärt in einer Pressekonferenz:,Ich habe nicht nur gelernt: Nie wieder Krieg. Sondern auch: Nie wieder Auschwitz.’ Mehrfach spricht er von,Milosevics SS’. Der Bundesverteidigungsminister sagt:,Hier werden Selektionen vorgenommen, ich sage bewußt Selektionen’ -und jeder weiß, daß er die Selektionen von Auschwitz meint. Die Bundesregierung erklärt im Deutschen Bundestag, warum es sich ihrer Meinung nach bei dem Belgrader Regime um klassische Faschisten handelt. Die Hardthöhe spricht von Konzentrationslagern. Dieser Krieg wird in Deutschland, anders als in anderen Ländern, fast ausschließlich mit Auschwitz begründet...,Auschwitz eignet sich nicht zur Instrumentalisierung’, hatte Martin Walser vor genau sechs Monaten in der Paulskirche gesagt. Er ist für diesen Satz wie kaum je ein Schriftsteller in der Bundesrepublik attackiert worden. Jetzt, kein halbes Jahr später, dient Auschwitz zur Begründung eines Krieges.“(Frank Schirrmacher in der FAZ vom 17. April 1999, Seite 41.)

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  14. Vgl. Peter Novick, „Nach dem Holocaust. Der Umgang mit dem Massenmord“, Stuttgart/München 2001 (DVA), Seiten 303ff.

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  15. Siehe „General-Anzeiger“(Bonn) vom 22/23. Juni 2002, Seite 5.

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  16. Vgl. „Rheinischer Merkur“vom 2. Mai 2002, Seite 31.

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  17. Vgl. beispielsweise Hermann Lübbe im Interview mit dem „Tages-Anzeiger“(Zürich) vom 25. November 1998.

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  18. Michael Behrens und Norbert von Rimscha weisen im Blick auf den „Historikerstreit“zu Recht darauf hin, dass der deutsche P.C.-Diskurs sich zum Teil unabhängig vom amerikanischen entwickelt hat: „Noch bevor der Begriff Political Correctness in den Vereinigten Staaten etabliert war, rührte sich sein deutsches Pendant, die Historische Korrektheit.“(„,Politische Korrektheit’ in Deutschland. Eine Gefahr für die Demokratie“, Bonn 1995 [Bouvier], Seite 19.) Ähnlich Fania Oz-Salzberger: „Deutschland, das die political correctness erfand, lange bevor amerikanische Universitäten sie entdeckten, zeigt auch als erstes ihre Grenzen auf. Meinungen, die totgeschwiegen werden, leben dennoch weiter.“(„Der globalisierte Jude. Wo der Antisemitismus beginnt“, in: FAZ vom 15. Juni 2002, Seite 47.)

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  19. Elisabeth Noelle-Neumann und Renate Köcher (Hrsg.), „Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie 1993–1997“, München 1997 (Saur), Seite 792.

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  20. Vgl: http://www.urbanlegends.com/language/etymology/seminar_vs_ovular.html.

  21. Vgl. dazu die umfassende Darstellung von Dinesh D’Souza, „Illiberal Education. The Politics of Race and Sex on Campus“, New York 1991 (The Free Press/Macmillan).

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  22. D’Souza a.a.O., Seiten 9–10.

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  23. In einem ähnliche Sinne formuliert D’Souza (a.a.O., Seite 302): „I believe that the moral power of the idea of victimhood derives from Christianity. The Greeks elevated the heroic virtues, while Christianity elevated the sacrificial virtues. It was Christianity which invented the doctrine of the sanctified victim. Previously victims were, for the most part, despised and degraded. (...) Modem racial and gender politics seems to be a new version of this tableau, without Christian themes of penance and regeneration.” D’Souza berücksichtigt allerdings zu wenig, dass es die Figur des leidenden Gerechten und die Idee des Martyriums bereits im Judentum gab; vgl. dazu Verena Lenzen, „Jüdisches Leben und Sterben im Namen Gottes. Studien über die Heiligung des göttlichen Namens (Kiddusch HaSchem)“, München 1995 (Piper).

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  24. Pascal Bruckner, „Ich leide, also bin ich. Die Krankheit der Moderne“, Weinheim/Berlin 1996 (Quadriga), Seite 16.

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  25. So der Titel eines erfolgreichen Buches von Robert Hughes über die P.C.: „Culture of Complaint. The Fraying of America“, New York 1993 (Oxford University Press).

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  26. Bruckner a.a.O., Seite 141.

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  27. Erstmals erschienen 1991; überarbeitete Neuauflage New York 1998 (Norton). In die gleiche Richtung zielen die Thesen von Robert Hughes, a.a.O., über die „Tribalisierung“Amerikas.

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  28. Ein besonders dramatisches Beispiel dafür liefert die Auseinandersetzung um den französischen Schriftsteller Michel Houellebecq, der 2001 in der Zeitschrift „Lire“den Islam als „idiotischste Religion von allen“bezeichnet hatte. (Vgl. hierzu Jürg Altwegg, „Gute Nacht, Taliban, träumt schön. Ein Buch sucht sich seine Kläger: Michel Houellebecq wird von Islamisten vor ein französisches Gericht gezerrt“, in: FAZ vom 31. Dezember 2001, Seite 42.)

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  29. Richard Schröder, „Sebnitz oder die Leichtgläubigkeit im Schlechten“, in: FAZ vom 1. Dezember 2000, Seite 41.

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  30. Vgl. zum Hergang dieses Falls Sächsische Staatskanzlei (Hrsg.), „Ein bemerkenswerter Fall. Joseph, Sebnitz und die Presse“, Dresden 2001.

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  31. http://www.drinxde/lemo/html/dokumente/JahreDesAufbausInOstUndWest_UedtextSEDLied.

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  33. Vgl. Niklas Luhmann, „Die Religion der Gesellschaft“, Frankfurt am Main 2000 (Suhrkamp), Seiten 61 f.

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  34. Elisabeth Noelle-Neumann, „Öffentliche Meinung. Die Entdeckung der Schweigespirale“, Erweiterte Ausgabe Berlin 1996 (Ullstein), Seite 299.

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  35. Vgl. Michael Zöller, „Der Kult des gemeinen Mannes. Die historischen Wurzeln des Populismus in den Vereinigten Staaten“, in: „FAZ“vom 11. Juni 1996, Seite 10.

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  36. Joe Klein, „Über Deutschland“, in: „Franktfuirter Allgemeine Sonntagszeitung“vom 23. Juni 2002, Seite 23.

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  37. So hatte Jürgen W. Möllemann in einem Interview mit der „Tageszeitung“(taz) vom 4. April 2002, Seite 4, gesagt: „Was würde man denn selber tun, wenn Deutschland besetzt würde? Ich würde mich auch wehren, und zwar mit Gewalt Ich bin Fallschirmjägeroffizier der Reserve. Es wäre dann meine Aufgabe, mich zu wehren. Und ich würde das nicht nur im eigenen Land tun, sondern auch im Land des Aggressors.“

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  38. „Die Nahost-Berichterstattung zur Zweiten Intifada in deutschen Printmedien, unter besondere Berücksichtigung des Israel-Bildes. Analyse diskursiver Ereignisse von September 2000 bis August 2001“, veröffentlicht unter http://www.ajc.org/upload/pdf/Die_Nahost_Berichterstattung_zur_Zweiten_Intifada.pdf.

  39. A.a.O. Seite 30. Siehe hierzu den kritischen Kommentar „Risiko der raschen Abnutzung“in: „Neue Zürcher Zeitung“vom 1./2. Juni 2002, Seite 49.

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Otto Depenheuer

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Mertes, M. (2003). Das Tabu in der politischen Kommunikation. In: Depenheuer, O. (eds) Recht und Tabu. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80477-8_5

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