Sozial- und Wirtschaftspolitik unter Rot-Grün pp 329-344 | Cite as
„Deparlamentarisierung“ als Regierungsstil?
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Zusammenfassung
Wer Regierungsstile der deutschen Bundeskanzler systematisch vergleichen will, steht vor einer Vielzahl von Problemen (vgl. Helms 2000): Zum einen ist die Anzahl der Fälle — wir zählen in der Nachkriegszeit gerade sieben deutsche Regierungschefs — zu gering, um zu typisierenden Aussagen vordringen zu können. Zum anderen variiert der Kontext des Regierungshandelns in den letzten fünfzig Jahren enorm (Smith 1994). Die außenpolitischen und politisch-kulturellen Rahmenbedingungen der Jahrtausendwende, aber auch die inzwischen weit vorangeschrittene Mehrebenenverflechtung mit europäischen Institutionen lassen sich in keiner Weise mit den Rahmenbedingungen der Nachkriegszeit oder der 1970er Jahre gleichsetzen (Dyson 2001). Zudem haben sich seit den Anfangsjahren der Bundesrepublik in Bund und Ländern allmählich Formen informaler Koordination in Regierungsapparat und Koalition herausgebildet, die nach Regierungswechseln als gewachsenes Steuerungswissen zur Verfügung stehen. Werden Regierungsstile analysiert, muss somit eine Vielzahl von erklärenden Variablen berücksichtigt werden; gleichzeitig zeigen sich beträchtliche Varianzen in der abhängigen Variable, dem persönlichen Regierungsstil eines Kanzlers.
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