Zusammenfassung
‘Amerikanisierung’, ‘Entertainisierung’, eine ‘Medienshow’ — das sind Schlagworte, die in den letzten Jahren des öfteren zu hören waren, wenn es um den Wahlkampf für die Bundestagswahl ging. Allerdings waren diese Bewertungen in der Vergangenheit deutlich überzogen, und insbesondere der Vergleich mit den USA stimmte in vielerlei Hinsicht nicht: Denn sowohl der politische Rahmen als auch die gesamte mediale Einbettung des Wahlkampfes um die Präsidentschaft in den Vereinigten Staaten waren (und sind) deutlich anders als das, was man im Vorfeld der Bundestagswahl beobachten kann (vgl. Brettschneider, 2002, S. 269 ff). Das Jahr 2002 brachte indes eine gewichtige Änderung im Vergleich zu den Vorjahren, zumindest was die mediale Komponente des Wahlkampfes anging: Diesmal sollten sich der amtierende Kanzler Gerhard Schröder und sein Herausforderer, der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber, in zwei TV-Duellen nach amerikanischem Vorbild direkt gegenüberstehen. Den beiden Sendungen, die jeweils zeitgleich auf zwei Sendern (einmal RTL und SAT.1, das andere Mal ARD und ZDF) ausgestrahlt und von Journalisten der beteiligten Anstalten moderiert wurden, wiesen Beobachter im Vorfeld eine möglicherweise entscheidende Bedeutung für die Wahl zu, da deren Ausgang noch ungewiß war und ein nicht unerheblicher Teil der Wählerschaft sich noch für keinen Kandidaten entschieden hatte (vgl. fw, 2002).
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Tapper, C., Quandt, T. (2003). „Herr Bundeskanzler, es geht von Ihrem Zeitkonto ab, wenn Sie ungefragt antworten.“. In: Holtz-Bacha, C. (eds) Die Massenmedien im Wahlkampf. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80461-7_12
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