Zusammenfassung
Was haben Lara Croft, die Computerspielfigur der 90er Jahre des 20. Jahrhun- derts, die Plastik einer Mutter mit Kind im sozialen Wohnbau der 50er Jahre und die Borussia auf der Berliner Siegessäule von 1873 gemeinsam? Und was daran ist für die Analyse von Geschlechterstrategien von Relevanz? Gemeinsam ist den Fi- guren ein weiblicher Körper, der allerdings nicht auf historische Subjekte verweist, sondern hegemoniale Werte der jeweiligen Gesellschaft repräsentiert, d.h. diese vertritt, darstellt und vor allem auch herstellt und sie so zur sozialen Wirklichkeit macht. Die Figur auf der Siegessäule verspricht Sieg der neuen Einheit der deut- schen Nation. Die Plastik in den Grünanlagen der Wohnbauten verspricht Sozial- staat, d.h. Rekreation, Reproduktion und familiäre Ordnung als gegenseitige so- ziale Verpflichtung von Subjekt und Staat. Die Computerfigur verspricht globale Handlungsfähigkeit, d.h. Navigierbarkeit von Globalisierung und neuer Technolo- gien (Pritsch 2000, 2001).1 Die antikisch gekleidete Borussia, die fast nackte Mutter und die mit Straps und Pistolenhalftern den Raum durchsausende postfeministi- sche Superheldin sind demnach Veranschaulichungen kollektiver Werte, die sich auf nationale und „transnationale Identitäten“ (Pritsch 2000) beziehen.
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Nierhaus, I. (2005). Silke Wenk: Versteinerte Weiblichkeit. In: Löw, M., Mathes, B. (eds) Schlüsselwerke der Geschlechterforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80445-7_20
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