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Kausale Perspektiven in der vergleichenden Politikwissenschaft: X-zentrierte und Y-zentrierte Forschungsdesigns

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Vergleichen in der Politikwissenschaft

Zusammenfassung

Die Debatte über das Forschungsdesign in der qualitativen, Länder vergleichenden Forschung bricht regelmäßig an einem bestimmten Punkt ab: bei der Diskussion darüber, welche Art von Fragen vergleichende Forscher stellen sollten. Methodologen wie King, Keo-hane und Verba (1994) stellen Regeln des Vergleichs auf, die darauf abzielen, zu möglichst sicheren kausalen Schlussfolgerungen zu gelangen. Diesen Regeln zufolge sollen sich vergleichende Forscher möglichst auf eine oder wenige klar spezifizierte Hypothesen über kausale Beziehungen konzentrieren und diese mit einer möglichst großen Anzahl von Beobachtungen testen. King et al. fragen nach den Wirkungen einer gegebenen erklärenden Variablen und nicht nach den Ursachen eines gegebenen empirischen Ergebnisses (Scharpf 2000b: 56). Scharpf nennt diese Herangehensweise vorwärts blickend. Protagonisten qualitativ vergleichender Forschung reagieren auf diese Regeln mit Anerkennung, aber auch mit dem Hinweis, dass sie auf die eigenen Fragestellungen nicht anwendbar seien. So argumentiert etwa Scharpf (2000b: 56–57), dass in der Policy-Forschung normalerweise nicht der Versuch gemacht werden kann, eine bestimmte Ursache-Wirkungs-Beziehung zu isolieren. Diese Forschung stelle rückblickende Fragen, d.h. sie will bestimmte Policy-Entscheidungen oder eine bestimmte Varianz auf der abhängigen Variablen möglichst gut erklären. Deshalb müsse sich die Länge und Komplexität der betrachteten Kausalketten nach der Fragestellung richten und nicht umgekehrt (siehe auch Mayntz 1985).

[P]olitical science may be we well advised to start small“advised to start small“ (Donald P. Green/ Alan S. Gerber 2002: 827)

Big questions, broader contexts, and long-term transformations recede ever farther from view, and political science risks cutting itself off from concerns important to broad audiences.“ (Paul Pierson/ Theda Skocpol 2002: 717)

Für hilfreiche Kommentare und Diskussionen danke ich den Herausgebern, den Teilnehmern der Tagung „Vergleichen in der Politikwissenschaft“ sowie Bernhard Kittel, Matthias L. Maier, Philip Manow, Renate Mayntz, Thomas Rixen, Ingo Rohlfing, Fritz W. Scharpf, Nico A. Siegel und Christine Trampusch. Verbliebene Fehler oder Unklarheiten gehen natürlich auf mein Konto.

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Literatur

  1. Für hilfreiche Kommentare und Diskussionen danke ich den Herausgebern, den Teilnehmern der Tagung „Vergleichen in der Politikwissenschaft“ sowie Bernhard Kittel, Matthias L. Maier, Philip Manow, Renate Mayntz, Thomas Rixen, Ingo Rohlfing, Fritz W. Scharpf, Nico A. Siegel und Christine Trampusch. Verbliebene Fehler oder Unklarheiten gehen natürlich auf mein Konto.

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  2. Man kann freilich kritisch diskutieren, wie gut es Tsebelis gelingt, die operativen Policy-Präferenzen der Akteure zu messen (Ganghof 2003b: 9–13).

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  3. In der Praxis der vergleichenden Forschung sind Erklärung und Test fast nie vollständig getrennt. Erstens sind die Daten, die beim „Test“ benutzt werden, häufig nicht neu. Zweitens verändern die meisten Forscher eher ihre Erklärungshypothesen, statt diese als falsifiziert anzusehen. Schließlich werden negative Befunde viel seltener veröffentlicht als positive.

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  4. Scharpfs Vorgehensweise ist als „Schluss auf die beste Erklärung“ (SBE) recht gut charakterisiert (Harman 1965). Dieses Schlussverfahren wird (im Anschluss an Charles S. Pierce) auch als Abduktion bezeichnet (vgl. Schneider 2003). Es werden die Hypothesen akzeptiert, welche die Gesamtheit der erklärungsbedürftigen Tatbestände besser erklärt als die (relevanten) Alternativen (ausführlich: Bartelborth 1996; Lipton 2004). Es wäre jedoch irreführend, den SBE als Methode zu verstehen. Die verstärkte Diskussion dieses Verfahrens in der Philosophie ist vielmehr verbunden mit der sogenannten „Naturalisierung“ der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, d.h. dem zunehmenden Bestreben von Philosophen, die tatsächlichen Prozesse wissenschaftlicher Erkenntnis stärker in Betracht zu ziehen, anstatt reine a priori-Regeln von Wissenschaftlichkeit aufzustellen (zusammenfassend Hands 2001: Kap. 4). Aus „naturalisierter“ Perspektive erscheint der SBE häufig als das übergreifende Schlussprinzip der Wissenschaft überhaupt (Bird 1998). Eine spezifischere Erklärungs- und Begründungskonzeption, die auf dem SBE basiert und sich auch ausführlich mit qualitativ-historischen Analysen beschäftigt, liefert Miller (1987). Für eine umfassende Kritik an der Idee des SBE siehe Klärner (2003).

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  5. Dieser Begriff ist von Pierson und Skocpol (2002: 717) übernommen, die ihn allerdings — ohne guten Grund, wie mir scheint — vornehmlich und in kritischer Absicht auf den Rational Choice-Ansatz anwenden.

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  6. Aus diesem Grund würde ja auch kein gut informierter „Postpositivist“ die Überlegenheit des kontrollierten Experiments als Instrument kausaler Inferenz in Frage stellen (z.B. Miller 1987: 133–35).

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  7. So könnte man etwa versuchen, die Variable „Parteidisziplin“ konstant zu halten, indem man in Deutschland Gesetzgebungsprozesse auswählt, die im Bundesrat zu keinen starken föderalen Konflikten geführt haben.

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  8. Dass sich das Niveau der Besteuerung in den sieben Ländern stark unterscheidet — mit Australien und Neuseeland am unteren Ende der OECD-Verteilung sowie Schweden und Dänemark am oberen Ende — ist ein weiterer Vorteil der Fallauswahl. Die kurzfristigen Präferenzen der Vetospieler in Bezug auf die Steuerstruktur (z.B. die Höhe und Differenzierung von Steuersätzen) variieren nämlich systematisch mit dem existierenden Steuerniveau (vgl. Ganghof i.E.).

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© 2005 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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Ganghof, S. (2005). Kausale Perspektiven in der vergleichenden Politikwissenschaft: X-zentrierte und Y-zentrierte Forschungsdesigns. In: Kropp, S., Minkenberg, M. (eds) Vergleichen in der Politikwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80441-9_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80441-9_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-13876-3

  • Online ISBN: 978-3-322-80441-9

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