Zusammenfassung
Die politikwissenschaftliche Teildisziplin „Internationale Beziehungen“ hat seit ihrer Etablierung an den Universitäten (d.h. seit dem Ende des Ersten Weltkriegs) mehrere große Grundsatz- und Selbstverständnis-Debatten erlebt, in denen über allgemeine (normative, empirisch-analytische und methodologische) Orientierungen gestritten wurde. Keine dieser Auseinandersetzungen dürfte jedoch derart irritierend gewesen sein wie die derzeit stattfindende.1 Aus der „dividing discipline“, wie Kalevi Holsti sie Mitte der 1980er Jahre nannte2, scheint inzwischen eine „divided discipline“3 geworden zu sein. Ken Booth meint gar, die einstige „disciplined discipline“4 habe sich in ein „creative chaos“5 verwandelt. Es mag sein, daß sich in der historischen Rückschau die aktuellen Debatten einmal auf eine recht einfache Formel werden reduzieren lassen: beispielsweise, wie Susan Strange meint, auf die Auseinandersetzung „between those scholars who think that, even after the end of the Cold War, very little has changed, and those who are convinced a great deal has changed“6. Vorläufig jedoch bietet das Fach ein Bild der Unübersichtlichkeit; es ist kaum auszumachen, welche der zahlreichen Diskussionsstränge sich als fruchtbar erweisen werden, welche in einigen Jahren als bloße wissenschaftliche Moden ad acta gelegt werden müssen und wie, wenn überhaupt, sich mittel- oder langfristig ein neuer Grundkonsens einstellen könnte.
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Literatur
Vgl. zu den aktuellen Auseinandersetzungen und ihrer historischen Entwicklung: Martin Hollis und Steve Smith, Explaining and Understanding International Relations. Oxford 1990.
Ken Booth und Steve Smith (Hrsg.), International Relations Theory Today. Cambridge, UK 1995 (darin insbesondere: Steve Smith, The Self-Images of a Discipline. A Genealogy of International Relations Theory, S. 1–37).
Steve Smith, Ken Booth und Marysia Zalewski (Hrsg.), International theory: positivism and beyond. Cambridge, UK 1996 (darin insbesondere Ole Waever, The rise and fall of the inter-paradigm debate, S. 149–185).
Scott Burchili und Andrew Linklater, Theories of International Relations. London 1996.
Michael W. Doyle und G. John Ikenberry (Hrsg.), New Thinking in International Relations. Boulder, Col. 1997.
Vgl. aus deutscher Perspektive insbesondere die einschlägigen Beiträge von Reinhard Meyers, an erster Stelle seine umfassende Übersicht: Grundbegriffe, Strukturen und theoretische Perspektiven der Internationalen Beziehungen. In: Grundwissen Politik. Bonn 19973. Ulrich Menzel, Zwischen Idealismus und Realismus. Die Lehre von den Internationalen Beziehungen. Frankfurt a.M. 2001. Aufschlußreiche Porträts derzeit maßgeblicher Autoren bieten: Iver B. Neumann und Ole Waever (Hrsg.), The Future of International Relations. Masters in the Making. London 1997. Daneben: Stephen Chan und Jarrod Wiener (Hrsg.), Theorising in International Relations. Contemporary Theorists and Their Critics. Lewiston u.a. 1997.
Kalevi J. Holsti, The Dividing Discipline. Hegemony and Diversity in International Theory. London 1985.
Andrew Linklater und John MacMillan, Introduction: Boundaries in Question. In: Dies. (Hrsg.), Boundaries in Question. New Directions in International Relations. London und New York 1995, S. 1–16, hier: S. 2.
Ken Booth, 75 Years on: rewriting the subject’s past — reinventing its future. In: Steve Smith, Ken Booth und Marysia Zalewski (Hrsg.), International theory: positivism and beyond, S. 328–339, hier: S. 331.
Ken Booth, Dare not to Know: International Relations Theory versus the Future. In: Ken Booth und Steve Smith (Hrsg.), International Relations Theory Today, S. 328–350, hier: S. 339. An anderer Stelle schreibt Booth unter Anspielung auf Hedley Bulls Standardwerk: „By the 1980s, the academic study of international politics had itself become an anarchical society.“ (Ken Booth, Security in Anarchy: Utopian Realism in Theory and Practice. In: International Affairs. Jg. 67 [1991], S. 527–545, hier: S. 530.)
Susan Strange: The Retreat of the State. The Diffusion of Power in the World Economy, Cambridge, UK 1996 (auf dieses Buch werde ich weiter unten ausführlicher eingehen).
Andrew Linklater und John MacMillan, Introduction: Boundaries in Question, S. 1.
Ernst-Otto Czempiel, Weltpolitik im Umbruch. Das internationale System nach dem Ende des Ost-West-Konflikts“. München 19932.
Vgl. Ian Clark, Beyond the Great Divide. In: Review of International Studies. Jg. 24 (1998), S. 479–498, hier: S. 480.
Vgl. ebd.
Formuliert in Anlehnung an: R.B.J. Walker, Inside/Outside: International Relations as Political Theory. Cambridge, UK 1993.
Vgl. u.a. Ian Clark, Globalization and International Relations Theory. Oxford 1999.
Gillian Youngs, International Relations in a Global Age. A Conceptual Challenge. Cambridge, UK 1999.
Julian Saurin, The end of International Relations? The state and international theory in the age of globalization. In: John MacMillan und Andrew Linklater (Hrsg.), Boundaries in Question. New Directions in International Relations. London und New York 1995, S. 244–261.
Immanuel Wallerstein, Die Sozialwissenschaft „kaputtdenken“. Die Grenzen der Paradigmen des 19. Jahrhunderts. Weinheim 1995, S. 290.
Ebd., S. 292
Ian Clark, Beyond the Great Divide, S. 481.
Vgl. als Übersicht: Ulrich Teusch, Zwischen Globalisierung und Fragmentierung. Theoriedebatten in den „Internationalen Beziehungen“. In: Neue Politische Literatur. Jg. 44 (1999), S. 402–425.
Zum einem legte Williams mit zwei Ko-Herausgebern eine Textsammlung vor, die primär internationale Bezüge ausweisende Passagen aus den Werken klassischer Autoren der politischen Ideengeschichte sowie Auszüge aus inzwischen ebenfalls schon „klassisch“zu nennenden Arbeiten theoretisch orientierter Vertreter der im 20. Jahrhundert sich entwickelnden Universitätsdisziplin „Internationale Beziehungen“enthält (unter ihnen Carr, Morgenthau, Waltz, Wallerstein und Bull). Die andere Publikation präsentiert von Williams selbst verfaßte Beiträge zu den internationalen Dimensionen eines Klassikerkanons von Piaton bis Marx. Vgl. Howard Williams, Moorhead Wright und Tony Evans (Hrsg.), A Reader in International Relations and Political Theory. Buckingham 1993.
Howard Williams, International Relations in Political Theory. Buckingham 1992.
Howard Williams, International Relations and the Limits of Political Theory. Basingstoke und London 1996, S. 149.
Michael W. Doyle, Ways of War and Peace. Realism, Liberalism, and Socialism. New York und London 1997.
Christine Chwaszcza und Wolfgang Kersting (Hrsg.), Politische Philosophie der internationalen Beziehungen. Frankfurt a.M 1998.
Als bemerkenswerte Ausnahmen von dieser Regel aus dem deutschen Sprachraum: Heinz Gollwit-zer, Geschichte des weltpolitischen Denkens. 2 Bände. Göttingen 1972/1982. Ernst-Otto Czempiel, Friedensstrategien. Eine systematische Darstellung außenpolitischer Theorien von Machiavelli bis Madariaga. Opladen und Wiesbaden 19982.
Ken Booth, Dare not to Know, S. 333.
Vor allem die Beiträge in Sammelbänden oder Fachzeitschriften, die sich mit bekannten, aber auch weniger bekannten Repräsentanten der politischen Ideengeschichte unter internationalen Aspekten beschäftigen, sind derart zahlreich geworden, daß es zu weit führen würde, sie aufzulisten. Zu den wichtigeren in Buchform vorliegenden neueren Textsammlungen und Übersichtsdarstellungen gehören: Kenneth W. Thompson, Fathers of International Thought. The Legacy of Political Theory. Baton Rouge und London 1994.
Evan Luard (Hrsg.), Basic Texts in International Relations. London 1992.
Mark V. Kauppi und Paul R. Viotti, The Global Philosophers. New York 1992.
William C. Olson und A.J.R. Groom, International Relations Then and Now. Origins and Trends in Interpretation. London und New York 1991.
Ian Clark und Iver B. Neumann (Hrsg.), Classical Theories of International Relations. London 1996.
Jürgen Bellers (Hrsg.), Klassische Staatsentwürfe. Außenpolitisches Denken von Aristoteles bis heute. Darmstadt 1996.
David Boucher, Political Theories of International Relations: From Thucydides to the Present. Oxford 1998. Beachtenswert in diesem Zusammenhang, wenngleich insgesamt mit anderer Zielsetzung, auch Alan Cassels, Ideology and International Relations in the Modern World. London und New York 1996.
Hinweise hierzu bei Torbjern L. Knutsen: A History of International Relations Theory. Manchester und New York 19972 (1992).
Stephen Chan und Jarrod Wiener, Twentieth Century International History: A Reader. London und New York 1998.
Brian C. Schmidt: The Political Discourse of Anarchy: A Disciplinary History of International Relations. Albany, NY 1998.
Die Autoren, die den „Internationalen Beziehungen“als Universitätsdisziplin im 20. Jahrhundert Profil verliehen haben, sind in den letzten Jahren wohl ausnahmslos in Aufsatzform oder gar in Buchpublikationen gewürdigt worden. Einzelporträts finden sich in Kenneth W. Thompson, Masters of International Thought: Major Twentieth-Century Theorists and the World Crisis. Baton Rouge und London 1980.
Interessante Porträts aus der realistischen Denktradition zeichnet Michael J. Smith, Realist Thought from Weber to Kissinger. Baton Rouge 1986.
Eine Wiederentdeckung bzw. Neubewertung der „idealistischen“Autoren der Zwischenkriegszeit bieten David Long und Peter Wilson (Hrsg.), Thinkers of the Twenty Years’ Crisis. Inter-War Idealism Reassessed. Oxford 1995.
Ken Booth: 75 Years On, S. 332.
Thomas S. Kuhn, Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Frankfurt a.M. 199613. Ders., Die Entstehung des Neuen. Studien zur Struktur der Wissenschaftsgeschichte. Frankfurt a.M 1997s.
Vgl. hierzu Reinhard Meyers, Metatheoretische und methodologische Betrachtungen zur Theorie der internationalen Beziehungen. In: Volker Rittberger (Hrsg.), Theorien der internationalen Beziehungen. Bestandsaufnahme und Forschungsperspektiven. Opladen 1990, S. 48–68. Ole Waever, Rise and Fall of the Inter-Paradigm Debate, S. 158–161. Scott Burchill, Introduction. In: Scott Burchill und Andrew Linklater, Theories of International Relations, S. 1–27, hier: S. 1 If. Hedley Bull, The Theory of International Politics, 1919–1969. In: Brian Porter (Hrsg.), The Aberystwyth Papers: International Politics 1919–1969. London 1969, S. 30–50. Anregende Überlegungen zum Begriff des Paradigmas und zum Paradigmenwechsel bietet Immanuel Wallerstein; vgl. seine Beiträge „Für eine Debatte über das Paradigma“und „Theorie der Wirtschaftsgeschichte statt Wirtschaftstheorie?“, beide in: Immanuel Wallerstein, Die Sozialwissenschaft „kaputtdenken“, S. 281–304 bzw. S. 305–315.
Sheldon S. Wolin, Paradigms and Political Theories. In: Preston King und B.C. Parekh (Hrsg.), Politics and Experience. Essays Presented to Professor Michael Oakeshott on the Occasion of His Retirement. Cambridge 1968, S. 125–152.
Zur Kritik an der Idee einer „Traditionslinie“: John G. Gunnell, Political Theory: Tradition and Interpretation. Cambridge, Mass. 1979.
John G. Gunnell, The Myth of the Tradition. In: Preston King (Hrsg.), The History of Ideas. An Introduction to Method. London u.a. 1983, S. 233–255.
Vgl. in diesem Sinne auch den Untertitel von Wolins opus magnum: Sheldon S. Wolin, Politics and Vision. Continuity and Change in Western Political Thought. Boston 1960.
Vgl. auch Ernst Vollrath, Grundlegung einer philosophischen Theorie des Politischen. Würzburg 1987, S. 14.
„Es ist [...] die Tradition der Behauptungen, Gegenbehauptungen und Diskussionen über Grundfragen, die, außer vielleicht im Mittelalter, seitdem stets für die Philosophie und einen großen Teil der Sozialwissenschaft kennzeichnend waren. Doch schon in der hellenistischen Zeit waren Mathematik, Astronomie, Statik und die geometrischen Teile der Optik aus diesem Stadium in das des Rätsellö-sens [‘puzzle solving’ im Original, U.T.] übergegangen, und eine wachsende Zahl weiterer Wissenschaftler ist seitdem den gleichen Weg gegangen. In gewissem Sinne [...] ist der Übergang zur Wissenschaftlichkeit gerade durch das Aufhören der kritischen Diskussion gekennzeichnet. Hat ein Fachgebiet erst einmal diesen Übergang durchgemacht, so tritt die kritische Diskussion erst wieder in Krisenzeiten auf, wenn die Grundlagen erneut in Frage gestellt werden.“(Thomas S. Kuhn, Logik oder Psychologie der Forschung. In: Ders., Die Entstehung des Neuen, S. 357–387, hier: S. 363)
Fukuyama und Huntington sind nur die bekanntesten unter zahlreichen Autoren, die sich in dieser Hinsicht versucht haben. Mehrere Perspektiven werden vergleichend diskutiert von: Stuart J. Kaufman, Approaches to Global Politics in the Twenty-first Century: A Review Essay. In: International Studies Review. Jg. 1 (1999, Special Issue), S. 193–221.
Der Vorwurf, die Disziplin „Internationale Beziehungen“vernachlässige ethische oder normative Fragestellungen mag für eine gewisse Phase im Gefolge der methodologischen Umwälzungen in den 60er Jahren berechtigt gewesen sein, ist aber inzwischen — wirft man einen Blick auf die einschlägigen Publikationen insbesondere der letzten 15 Jahre — hinfällig geworden. Zu diesem Wandel haben auch Politiktheoretiker wesentliche Beiträge geleistet — man denke an Michael Walzers Studie über „Just and Unjust Wars“und die sich anschließende Debatte. Die gewachsene Bedeutung ethischer bzw. normativer Problemstellungen belegen insbesondere die Jahrbücher Ethics and International Affairs sowie der repräsentative Sammelband: Terry Nardin und David R. Mapel (Hrsg.), Traditions of International Ethics. Cambridge, UK 1992.
Weitere Beispiele: David R. Mapel und Terry Nardin (Hrsg.), International Society. Diverse Ethical Perspectives. Princeton, New Jersey 1998.
Mervyn Frost, Ethics in International Relations. A Constitutive Theory. Cambridge, UK 1996.
Janna Thompson, Justice and World Order. A Philosophical Inquiry. London 1992.
Robert W. McElroy, Morality and American Foreign Policy. The Role of Ethics in International Affairs. Princeton, New Jersey 1992.
Terry Nardin, Law, Morality, and the Relations of States. Princeton, New Jersey 1983.
Felix E. Oppenheim, The Place of Morality in Foreign Policy. Lexington, Mass. und Toronto 1991.
Daniel Warner, An Ethic of Responsibility in International Relations. Boulder, Col 1991.
Chris Brown, International Relations Theory. New Normative Approaches. New York u.a. 1992.
Hugh Dyer, Moral Order/World Order. The Role of Normative Theory in the Study of International Relations. London 1997.
Cathal J. Nolan (Hrsg.), Ethics and Statecraft. The Moral Dimension of International Affairs. Westport, Conn, und London 1995.
Karen E. Smith und Margot Light (Hrsg.), Ethics and Foreign Policy. Cambridge, UK 2001.
Ward Thomas, The Ethics of Destruction. Norms and Force in International Relations. Ithaca, NY 1999.
Eine „Kritische Theorie der Internationalen Beziehungen“verbindet sich mit Namen wie Andrew Linklater, Mark Hoffman oder Robert W. Cox. Vgl. insbesondere: Andrew Linklater, Beyond Realism and Marxism: Critical Theory and International Relations. London 1990.
Robert W. Cox., The Transformation of Political Community. Ethical Foundations of the Post-Westphalian Era. Cambridge, UK 1998.
Als Übersicht: Richard Devetak, Critical Theory. In: Scott Burchill und Andrew Linklater, Theories of International Relations, S. 145–178. Andrew Linklater, The achievements of critical theory. In: Steve Smith, Ken Booth, Marysia Zalewski (Hrsg.), International theory: positivism and beyond, S. 279–298. Zur postmodernen/poststrukturalistischen Theoriebildung die Sammelbände: James Der Deri an und Michael Shapiro (Hrsg.), International/Intertextual Relations: Postmodern Readings of World Politics. Lexington 1989.
Richard Ashley und R.B.J. Walker (Hrsg.), Speaking the Language of Exile: Dissident Thought in International Studies. In: International Studies Quarterly, Special Issue, 1990.
Michael Shapiro und Hayward R. Alker (Hrsg.), Challenging Boundaries: Global Flows, Terrritorial Identities. Minneapolis 1996.
Jim George, Discourses of Global Politics. A Critical (Ré)Introduction to International Politics. Boulder, Col. 1994.
Mathias Albert, Fallen der (Welt-)Ordnung. Internationale Beziehungen und ihre Theorien zwischen Moderne und Postmoderne. Opladen 1996. Einen guten Einblick in die feministische Theoriebildung (mit zahlreichen bibliographischen Hinweisen) vermittelt: Christine Sylvester, The contributions of feminist theory. In: Steve Smith, Ken Booth und Marysia Zalewski (Hrsg.), International theory: positivism and beyond, S. 254–278.
Zur historischen Sozialwissenschaft: Stephen Hobden, Theorising the international system: perspectives from Historical Sociology. In: Review of International Studies. Jg. 25 (1999), S. 257–271 (hier wird insbesondere an Autoren wie Michael Mann, Charles Tilly, Theda Skocpol oder Anthony Giddens angeknüpft).
Vgl. zu David Helds Konzept der „cosmopolitan democracy“neben vielen anderen Veröffentlichungen insbesondere: David Held, Democracy and the Global Order. From the Modern State to Cosmopolitan Governance. Cambridge, UK 1995.
Des weiteren den Sammelband: Daniele Archibugi, David Held und Martin Köhler (Hrsg.), Reimagining Political Community. Studies in Cosmopolitan Democracy. Cambridge, UK 1998.
Längere kritische Auseinandersetzungen mit Helds Konzeption aus unterschiedlichen Perspektiven finden sich in: Matthias Zimmer, Demokratie und Frieden: David Helds Entwurf einer globalen demokratischen Ordnung. In: WeltTrends. Jg. 8 (2000), S. 141–156.
David Goldblatt, At the Limits of Political Possibility: The Cosmopolitan Democratic Project. In: New Left Review. Nr 225 (Sep./Okt. 1997), S. 140–150.
Winfried Thaa, ‘Lean Citizenship’: The Fading Away of the Political in Transnational Democracy. In: European Journal of International Relations. Jg. 7 (2001), S. 503–523. — Höffes Sichtweise findet sich zusammenfassend dargestellt in: Ot-fried Höffe, Demokratie im Zeitalter der Globalisierung. München 1999 (überarbeitete und aktualisierte Neuausgabe München 2002) Von ihm inspiriert oder in ähnliche Richtungen argumentierend: Matthias Lutz-Bachmann und James Bohman (Hrsg.), Weltstaat oder Staatenwelt? Für und wider die Idee einer Weltrepublik. Frankfurt a.M. 2002.
Stefan Gosepath und Jean-Christophe Merle (Hrsg.), Weltrepublik. Globalisierung und Demokratie. München 2002.
Vgl. in diesem Zusammenhang auch: Sibylle Tönnies, Cosmopolis Now. Der Weg zum Weltstaat. Hamburg 2002.
Des weiteren Wolfgang Streeck (Hrsg.), Internationale Wirtschaft, nationale Demokratie. Herausforderungen für die Demokratietheorie. Frankfurt a.M. und New York 1998.
Vgl. z.B. Charles R. Beitz, Political Theory and International Relations. Princeton, New Jersey 1979.
Thomas Pogge, Realizing Rawls. Ithaca, N.Y. 1989.
John Rawls, The Law of Peoples. In: Stephen Shute und Susan Hurley (Hrsg.), On Human Rights. The Oxford Amnesty Lectures 1993. New York 1993, S. 41–82.
Auf Untersuchungen aus diesem Kontext werde ich in meiner Diskussion des Verhältnisses von Globalisierung und Staat zurückkommen.
Vgl. an deutschen Beiträgen u.a.: Renate Mayntz, Politische Steuerung: Aufstieg, Niedergang und Transformation einer Theorie. In: Klaus von Beyme und Claus Offe (Hrsg.), Politische Theorien in der Ära der Transformation. Opladen 1996, S. 148–168.
Thomas König, Elmar Rieger und Hermann Schmitt (Hrsg.), Das europäische Mehrebenensystem. Frankfurt a.M. 1996.
Markus Jachtenfuchs und Beate Kohler-Koch (Hrsg.), Europäische Integration. Opladen 1996.
Michael Zürn, Jenseits der Staatlichkeit. Über die Folgen der ungleichzeitigen Denationalisierung. In: Leviathan. Jg. 20 (1992), S. 490–513.
Michael Zürn, Über den Staat und die Demokratie im europäischen Mehrebenensystem. In: Politische Vierteljahresschrift. Jg. 37 (1996), S. 27–55.
Vgl. hierzu die differenzierte, gleichwohl deutliche und auch für die Sozialwissenschaften relevante Kritik eines Historikers: Richard J. Evans, Fakten und Fiktionen. Über die Grundlagen historischer Erkenntnis. Frankfurt a.M. und New York 1998.
Zu dieser Unterscheidung Robert O. Keohane, International institutions: two approaches. In: International Studies Quarterly. Jg. 32 (1988), S. 379–391. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß trotz aller Innovationsbemühungen und theoretischen Turbulenzen die etablierten Ansätze, wie (Neo-) Realismus, Liberalismus, Institutionalismus etc. weiterhin, wenn auch nicht mehr unangefochten, das Feld beherrschen und debattenprägend sind. Freilich werden auch sie, wie sich beispielsweise an den realistischen Strömungen zeigen ließe, von den aktuellen Theorieumbrüchen tangiert bzw. tragen zu ihnen bei. Vgl. hierzu die Diskussion neuerer Publikationen zur Entwicklung realistischer Ansätze in: Ulrich Teusch, Zwischen Globalisierung und Fragmentierung, S. 407–411.
Im Kontext der Disziplin „Internationale Beziehungen“verbindet sich der Konstruktivismus insbesondere mit dem Namen Alexander Wendts. Er hat seine Sichtweise inzwischen in Buchform entwickelt: Alexander Wendt, Social Theory of International Politics. Cambridge, UK 1999. Vgl. hierzu auch: Forum on Social Theory of International Politics. In: Review of International Studies. Jg. 26 (2000), S. 123–180.
Beispiele für die empirische Erprobung konstruktivistischer Ansätze finden sich insbesondere in dem Sammelband: Peter J. Katzenstein (Hrsg.), The Culture of National Security. Norms and Identity in World Politics. New York 1996.
Dieser und weitere Bände werden ausführlich gewürdigt von Jeffrey T. Checkel, The Constructivist Turn in International Relations Theory. In: World Politics. Jg. 50 (1998), S. 324–348.
Andere Autoren und Texte (neben den im folgenden zitierten), durch welche meine Überlegungen beeinflußt wurden, sind: Maurice Mandelbaum, Purpose and Necessity in Social Theory. Baltimore und London 1987.
David Lockwood, Soziale Integration und Systemintegration. In: Wolfgang Zapf (Hrsg.), Theorien des sozialen Wandels. Königstein/Ts. 1979, S. 124–137.
Philip Abrams, Historical Sociology. Shepton Mallet 1982, S. 1–17. Margaret Archer u.a., Critical Realism. Essential Readings. London 1998.
Pierre Bourdieu, Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft. Frankfurt a.M. 1987, S. 49.
Vgl. mit zahlreichen Beispielen Markus Schwingel, Bourdieu zur Einführung. Hamburg 1992, S. 36.
Vgl. als weiteren einführenden Text: Cornelia Bohn und Alois Hahn, Pierre Bourdieu. In: Dirk Kaesler (Hrsg.), Klassiker der Soziologie. Band 2: Von Talcott Parsons bis Pierre Bourdieu. München 1999, S. 252–271.
Vgl. Anthony Giddens, Die Konstitution der Gesellschaft. Grundzüge einer Theorie der Strukturierung. Frankfurt a.M. und New York 19952.
Vgl. Beate Krais und Gunter Gebauer, Habitus. Bielefeld 2002.
Markus Schwingel, Bourdieu zur Einführung, S. 55.
Ebd., S. 56.
Loic D.J. Wacquant, Auf dem Weg zu einer Sozialpraxeologie. Struktur und Logik der Soziologie Pierre Bourdieus. In: Pierre Bourdieu und Loic J.D. Wacquant, Reflexive Anthropologie. Frankfurt a.M. 1996, S. 17–93, hier: S. 31.
Ebd., S. 32.
Ebd., S. 34 (H.i.O.).
Vgl. ebd., S. 27f.
Vgl. Margaret S. Archer, Realist Social Theory: the morphogenetic approach. Cambridge u.a. 1995, S. 66.
Vgl. Margaret S. Archer, Morphogenesis versus structuration: on combining structure and action. In: The British Journal of Sociology. Jg. 33 (1982), S. 455–483.
Vgl. Margaret S. Archer, Culture and Agency. The Place of Culture in Social Theory. Cambridge u.a. 1988.
Margaret S. Archer, Realist Social Theory, S. 76.
Ebd., S. 75.
Vgl. ebd., S. 71.
Ebd., S. 75:
Ebd., S. 74.
Vgl. David Dessler, Constructivism Within a Positivist Social Science. In: Review of International Studies. Jg. 25 (1999), S. 123–137.
Vgl. hierzu auch den mit den hier vorgetragenen Überlegungen große Übereinstimmungen aufweisenden Beitrag von Heikki Patomäki und Colin Wight, After Postpositivism? The Promises of Critical Realism. In: International Studies Quarterly. Jg. 44 (2000), S. 213–237.
Vgl. Brian Barry und Russell Hardin (Hrsg.), Rational Man and Irrational Society? An Introduction and Sourcebook. Beverly Hills u.a. 1982.
„[...] reality is [...] a combination of determinisms, and freedom consists in overcoming and transcending these determinisms. Freedom is completely without meaning unless it is related to necessity, unless it represents victory over necessity.“(Jacques Ellul, The Technological Society. New York 1964, S. XXXII) „Where there is no longer any necessity, there is no longer any freedom. We know freedom only when we have to struggle against a destiny. Without that, we are in a weightless universe.“(Jacques Ellul, Nature, Technique and Artificiality. In: Research in Philosophy and Technology. Jg. 3 [1980], S. 263–283, hier: S. 277f.)
Siehe hierzu Ulrich Teusch, Freiheit und Sachzwang. Untersuchungen zum Verhältnis von Technik, Gesellschaft und Politik. Baden-Baden 1993, S. 418f. Die hier entwickelten Handlungsorientierungen haben viel gemein mit dem von Ken Booth vertretenen Konzept eines „utopischen Realismus“. Booths Realismus-Begriff unterscheidet sich erheblich von den gängigen „Realismen“in der Internationalen/Politischen Theorie. Er versteht unter Realismus „more an attitude of mind than a ‘theory’ with powers of explanation and prediction“(Ken Booth, Security in Anarchy: Utopian Realism in Theory and Practice. In: International Affairs. Jg. 67 [1991], S. 527–545, hier: S. 534).
Ziel des utopischen Realismus sei es, „to reconcile ‘utopia’ and ‘reality’, ‘power’ and ‘morality’, and the interests of both the particular and the universal“(ebd., S. 533).
Booth macht in dem britischen Historiker E.H. Carr einen der Hauptvertreter bzw. Vorläufer des „Utopian realism“aus (ähnlich sieht es Paul Howe, The Utopian Realism of E.H. Carr. In: Review of International Studies. Jg. 20 [1994], S. 277–297). Der wesentliche Unterschied zwischen der von Booth vorgeschlagenen Konzeptualisierung des Verhältnisses von Realität und Utopie und den von mir vorgetragenen normativen Orientierungen besteht darin, daß Booths Entwurf nicht dialektisch, sondern dualistisch bzw. binär angelegt ist; während er also eher eine Synthese, vielleicht sogar einen Kompromiß zwischen den von ihm genannten Orientierungsmöglichkeiten anstrebt, präferiere ich ein dynamisches Spannungsverhältnis und begreife den utopischen Realismus als ein dialektisches Konzept.
Von besonderer Bedeutung für die weitere Entfaltung dieser Konzeption könnte die Realismus-Analyse des britischen Politiktheoretikers R.N. Berki sein (R.N. Berki, On Political Realism. London 1981).
Berkis Realismus-Begriff ist im Kern identisch mit der oben skizzierten dialektischen Konzeptualisierung des Verhältnisses von Freiheit und Notwendigkeit und wurde bereits von Martin Griffiths auf die Theoriedebatte in den Internationalen Beziehungen übertragen. (Martin Griffiths, Realism, Idealism and International Politics. A Reinterpretation. London und New York 1992)
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Teusch, U. (2003). Inside/Outside: Der „Paradigmenwechsel“ und seine Folgen. In: Die Staatengesellschaft im Globalisierungsprozess. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80432-7_1
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