Zusammenfassung
Wolf Biermann wurde am 15. November 1936 in Hamburg geboren. Sein Vater, Jude, Werftarbeiter und im organisierten kommunistischen Widerstand aktiv, wurde drei Monate nach der Geburt seines Sohnes verhaftet und nach sechs Jahren Gefängnis und Arbeitslager 1943 im KZ Auschwitz ermordet. Seine Mutter arbeitete als Maschinenstrickerin und war als Kommunistin ebenfalls im Widerstand gegen den deutschen Faschismus engagiert. Nach dem Krieg trat Biermann in den kommunistischen Jugendverband „Junge Pioniere“ in Hamburg ein. Durch ein Pionierferienlager kam er schon sehr früh in die DDR; mit dreizehn Jahren sprach er auf der Abschlussversammlung beim Deutschlandtreffen der Jugend 1950 in Ostberlin ein paar Worte vor Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht. Als siebzehnjähriger Schüler entschied er sich für eine Übersiedlung nach Ostberlin und wurde 1953 Bürger der DDR: „Ich wollte von zu Hause weg nach Haus. Wer jung ist, sucht ein Vaterland. Und für mich war die DDR das Land meines Vaters.“ 1 Nach seinem Abitur 1955 in Gadebusch/Mecklenburg begann er ein Studium der Politischen Ökonomie in Ostberlin. Von 1957 bis 1959 war er als Regieassistent am Berliner Ensemble tätig, 1959 bis 1963 studierte er Philosophie und Mathematik an der Humboldt-Universität Berlin.
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Literature
,,Politisch Lied, privates Lied“, Erste Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 16.
Hanns Eisler (1898–1962), Schönberg-Schüler und Professor an der Hochschule für Musik Berlin, hatte die Nationaihymne der DDR komponiert (Text: Johannes R. Becher) und war von der Staatsmacht der DDR 1950 und 1958 mit dem Nationalpreis 1. Kiasse ausgezeichnet worden. Sein beachtliches Werk umfasst em großes Spektrum musikalischer Genres: politische Massen- bzw. kommunistische Kampflieder (u.a. ,,Einheitsfrontlied”, ,,Solidaritätslied“ (Text: Bertolt Brecht), ,,Neue Deutsche Volkslieder“, Filmmusik wie z.B.,,Kuhle Wampe“ (1932), Bühnenmusik (besonders zu Stücken von Brecht), aber auch musikalisch-avantgardistische Kammermusik, anspruchsvolle Klavierlieder und Kantaten.
Biermann war in einigen Anthologien verschiedener DDR-Verlage mit Liebesgedichten vertreten (Verlag Volk und Welt, Aufbau-Verlag, Mitteldeutscher Verlag Halle, Verlag Neues Leben).
Biermann fand in seinen MfS-Akten im Frühjahr 1990 Hinweise auf rund siebzig Spitzel, die auf ihn angesetzt waren („Dichtkunst“, Vierte Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 134).
Arnold 1975: 16.
Chausseestraße 131. Schallplatte/Wagenbachs Quartplatte 4, Berlin/West 1969; Neuaufl. CBS, Frankfurt a.M. 1975; Warum ist die Banane krumm? Schallplatte/Wagenbachs Quartplatte 7, Berlin/West 1971; Warte nicht auf beßre Zeiten. Schallplatte (LP)/CBS, Frankfurt a.M. 1973; Chile. Ballade vom Kameramann. Commandante Che Guevara. Schallplatte (Single)/CBS, Frankfurt a.M. 1973; aah — ja!. Schallplatte (LP)/CBS, Frankfurt a.M. 1974; Liebeslieder. Schallplatte (LP)/CBS, Frankfurt a.M. 1975; Es gibt ein Leben vor dem Tod. Schallplatte (LP)/CBS, Frankfurt a.M. 1976.
Z.B. Der Biermann kommt. Unveröffentl. Biermann-Songs. Schallpl./nicht autoris. Pressung o.A. 1970.
Er übersetzte z.B. Gedichte des Russen Julij Daniel und übertrug u.a. Lieder aus Frankreich, russische Zigeunerromanzen und jiddische Lieder.
Bibliografie in Wolf Biermann: 209ff.
So z.B. vom Engländer Eric Bentley: Bentley on Biermann (Broadside Records) oder von der schwedischen Sängerin Lena Granhagen: Lena Granhagen sjunger Theodorakis & Biermann (PROP, Stockholm 1972).
Dutschke 1976.
So wurden z.B. seine Lieder in Griechenland in der Bevölkerung breit rezipiert und auch nachgesungen. Siehe Kourtowik 1976.
Der Friedensclown, Schallplatte/CBS, 1977; Nachlaß 1. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1977; Trotz alledem, Schallplatte/CBS, 1978; Preussischer Ikarus. Lieder, Gedichte, Balladen, Prosa, Köln: Kiepenheuer & Witsch 1978; Das Märchen von dem Mädchen mit dem Holzbein. Prosa, 1979; Hälfte des Lebens, Schallplatte/CBS, 1979; Eins in die Fresse, mein Herzblatt, Schallplatte/CBS; 1980; Wir müssen vor Hoffnung verrückt sein, Schallplatte/EMI, 1982; Verdrehte Welt — das seh, ich gerne. Lieder, Balladen, Gedichte, Prosa. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1982; Im Hamburger Federbett, Schallplatte/EMI, 1983; Die Welt ist schön — pardon, will sag’n — ganz schön am Rand, Schallplatte/EMI, 1985; Seelengeld, Schallplatte/EMI, 1986; Affenfels und Barrikade. Gedichte, Lieder, Balladen. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1986; VEB Biermann, Schallplatte/EMI, 1988; Gut Kirschenessen, Schallplatte/EMI, 1990.
Alle Lieder: 289.
Auszüge aus einem begonnenen Dialog, 26./27. Oktober 1976 in Berlin, Chausseestraße, zwischen Günter Wallraff und Wolf Biermann, in: Roos 1977: 15.
„Zu weit gehn, klar! — Aber wie weit zu weit?“, Dritte Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 103. Auch im Lied „Nur wer sich ändert, bleibt sich treu“ äußerte er sich zu diesem Thema:“ Ich bleibe was ich immer war/Halb Judenbalg und halb ein Goj...“. [Zur Erläuterung: ‚Goj‘ ist eine Bezeichnung der Juden für Nichtjuden. Biermanns Vater war im Nazi-Jargon sog. „Voll-Jude“, seine Mutter „rein arisch“. In der nationalsozialistischen Rassenideologie war der Sohn dann ein „Mischling ersten Grades“].
Biermanns politische Vorstellungen kommen in seinen Liedern und Gedichten sehr deutlich zum Ausdruck. Auch wenn das ‚lyrische Ich‘ nicht unmittelbar mit seinem ‚authentischen Ich, gleichgesetzt werden darf, engagierte er sich mit seiner künstlerischen Produktion für diese politischen Werte. Untersucht wurden vor allem folgende Bände: Die Drahtharfe, Berlin 1965; Mit Marx- und Engelszungen, Berlin 1968; Deutschland. Ein Wintermärchen, Berlin 1972; Für meine Genossen, Berlin 1972; Der Dra-Dra, Berlin 1970.
Z.B. „Warte nicht auf beßre Zeiten“ (1963), „An die alten Genossen“ (1962), „In Prag ist Pariser Kommune“ (1968), „Das Thälmann-Lied“ (1963).
„So soll es sein — so wird es sein“ (1969).
Z.B. die Zitate von Marx und Lenin im Buch Für meine Genossen (1972), „An die alten Genossen“ (1962).
„Portrait eines Monopolbürokraten“ (1966), „An die alten Genossen“ (1962).
„Portrait eines Monopolbürokraten“ (1966).
„Die Ballade von dem Drainage-Leger Fredi Rohsmeisl aus Buckow“ (1962).
„Das macht mich populär“ (1965), „Die Haßfeier“ im Dra-Dra (1970).
„Der Sieg“ im Dra Dra (1970).
„Das Drachenstück oder Was mit dem Drachen sein Frühstück passiert ist“, „Miserere über die Dauer der Misere“, „Die Hochzeit im Drachenarsch“ im Dra Dra (1975).
„Acht Argumente für die Beibehaltung des Namens ‚Stalinallee‘ für die Stalinallee“ (1965) „Vier sehr verschiedene Versuche, mit den alten Genossen neu zu reden“, Für Lou und Ernst Fischer (1965), „Kunststück“ (1964), Kap. I, V, X, XIV im Wintermärchen, „Großes Gebet der alten Kommunistin Oma Meume“ (1967). Auch wenn er in Stalin einen „Völkermörder“ sah, wehrte er sich gegen den Versuch, die Verbrechen Stalins zur Relativierung von Hitlers Verbrechen anzuführen: „In solch einem Geschichtsbild ebnen die Gipfel der Barbarei sich gegenseitig ein, Buchenwald und Dresden, Treblinka und My-Lai, Judenmord und Indianermassaker, Auschwitz und Archipel Gulag. Aber in Wahrheit ebnet sich gar nichts ein. Wer ein patriotischer Deutscher sein will und einen Rest von nationaler Würde hat, der wird sich lieber an das Brecht-Wort halten: ‚Mögen andere von ihrer Schande reden, ich rede von der meinen.‘“ („Politisch Lied, privates Lied“, Erste Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 19).
Ebd.: 23.
„Duftmarke setzenx, 2.3.1990, in: ÜGH: 22.
Meier-Lenz 1977: 66f.
„Nur wer sich ändert bleibt sich treu“, 24.8.1990, in: ÜGH: 60. Für die bestehende Institution der Kirche sah Biermann nur eine Chance als „rote Kirche“: „eine Kirche, die sich auf die kommunistischen Dimensionen des Evangeliums besinnt und so eine christlich-kommunistische Kritik an unseren Verhältnissen übt und so eine Position einnimmt, die wirklich fortschrittlich und aufbauend ist.“ („Politisch Lied, privates Lied“, Erste Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 16).
„Politisch Lied, privates Lied“, Erste Vorlesung, 1993/94, in: WVL 1997: 22. Dazu auch „In Prag ist Pariser Kommune“ (1968), Hans Folk im Prolog des Dra Dra (1970), „Ah-jaa!“ (1966), „In China hinter der Mauer“ (1966), „So soll es sein — so wird es sein“ (1969), „Warte nicht auf beßre Zeiten“ (1963), „Das Thälmann-Lied“ (1963).
„In Prag ist Pariser Kommune“ (1968), „Noch“ (1968).
„Noch“ (1968).
In seinem Poem Deutschland. Ein Wintermärchen (1972) kommt diese grundsätzliche Ablehnung besonders deutlich zum Ausdruck.
Im Rückblick betonte er ausdrücklich, dass er die „ganze antiwestliche zivilisationskritische, die ganze völkische, die ganze tümliche, die kulturkonservative Richtung“ ablehne, egal in welchem Land („Dichtkunst“, Vierte Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 117).
Kap.VI im Wintermärchen, „Bilanzballade im dreißigsten Jahr“ (1966).
Kap. I im Wintermärchen, hier auch Kap. VI.
Zit. n. Arnold 1975: 114.
Im Wintermärchen.
„Enfant perdu“ (1966), „Ah-jaa“ (1966).
„Enfant perdu“ (1969).
„Nicht sehen — Nicht hören — Nicht schreien oder Ballade von meiner Mutter einzigem Sohn“ (1967), „Ballade vom Panzersoldat und vom Mädchen“ (1963), „Frühling auf dem Mont Klamott“ (1966).
„Die Stasi-Ballade“ (1967).
„Ballade auf den Dichter François Villon“ (1964), „Romanze von Rita — Moritat auf die sozialistische Menschengemeinschaft — Ballade an die plebejische Venus“ (1970).
„Gesang für meine Genossen“.
„So soll es sein — so wird es sein“ (1969).
„Von mir und meiner Dicken in den Fichten“ (1965), „Bilanzballade im dreißigsten Jahr“ (1966).
„Rameaus Großneffe“, Interview mit Frieder Reininghaus zu Wolf Biermanns 50. Geburtstag, in: taz, 15.11.1986, in: KG: 279.
Arnold 1975: 71, 117. Biermann wurde wegen seines Privatlebens von SED-Funktionären wiederholt angegriffen; er hatte Kinder mit verschiedenen Frauen und lebte ‚offene‘ Beziehungen.
Schwendter 1976: 64.
„Das Barlach-Lied“ (1963), „Das Familienbad“ (1962), Kap. III, IV, VII im Wintermärchen, „Großes Gebet der alten Kommunistin Oma Meume in Hamburg“ (1967), „Drei Kugeln auf Rudi Dutschke“ 1968).
„Genossen, wer von uns wäre nicht gegen den Krieg“, in: Marx und Engelszungen: 37; „Die Legende vom Soldat im dritten Weltkrieg“ (1963), „Ballade vom Panzersoldat und vom Mädchen“ (1963), Kap. III und V im Wintermärchen.
„Ich war immer gegen den Krieg und nie ein Pazifist.“ (Wolf Biermann, Vorwort, in: Alle Lieder: 24). Das Lied „Soldat Soldat“ (1963), das im Kontext der Friedensbewegung entstanden war, wurde häufig als pazifistisch interpretiert; er wollte es aber als Anti-Kriegslied verstanden wissen.
„Es blutet die Erde/Es weinen die Völker/Es hungern die Kinder/Es droht großer Tod/Es sind nicht die Ketten/Es sind nicht die Bomben/Es/ist ja der Mensch/der den Menschen bedroht“ (Aus dem Lied: „Wann ist denn endlich Frieden“).
Wolf Biermann, Vorwort, in: Alle Lieder: 25.
Kap. V im Wintermärchen.
„Die Taktik“ im Dra-Dra.
Interview in Die Alternative 87, Berlin, Dezember 1972.
Kap. VI im Wintermärchen.
„Frühling auf dem Mont Klamott“ (1966).
„So soll es sein — so wird es sein“ (1969).
Bei seinen Vorlesungen in den neunziger Jahren an der Düsseldorfer Universität (Heinrich-Heine Professur) betonte er, kein „festgefügtes System“, keine „neue Ästhetik“ oder „Theorie“ entwickeln zu wollen: „Immerhin konnten sie beobachten, daß einer wie ich nicht tief mystisch mit edler Einfalt aus flachen Wasserpfützen säuft. Meine poetische Produktion hat eine transparente Seite.“ („Talent und Charakter“, Achte Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 258).
„Lyrik: Schattenbild in der Höhle des Gemüts“, Zweite Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 40f.
Ebd.: 41.
„Zu weit gehn, klar! — Aber wie weit zu weit?“, Dritte Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 75. Biermann wollte sich damit von den Spätromantikern abgrenzen, die in seinen Augen in der Überbetonung des Gefühls und der Vernachlässigung der rationalen Seite des Menschen in die „spießige Gemütlichkeit eines tendenzlosen Allerwelts-Weltschmerzes“ geführt hatten.
„Wie Becher ihn besungen hat/In seinen glatten Oden/Bei Becher hat der Bär kein Herz/Kein Hirn und keine Hoden“ (Aus: Wintermärchen).
„Zu weit gehn, klar! — Aber wie weit zu weit?, Dritte Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 93.
„Lyrik: Schattenbild in der Höhle des Gemüts“, Zweite Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 42.
Ebd.: 43.
„Talent und Charakter“, Achte Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 272.
Vorwort (1991), in: Alle Lieder: 19.
„Politisch Lied, privates Lied“, Erste Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 13f.
Volckmann 1976: 95. Brecht ist häufig direktes Thema: „Herr Brecht“ (1961), „Der Hugenottenfriedhof“ (1969), „Brecht, deine Nachgeborenen“ (1967), wird aber auch sinngemäß wiedergegeben: „Dem Volk gehören die Fabriken aber/wem gehört das Volk?“, in: „Portrait eines Monopolbürokraten“ (1966).
Vorwort (1991), in: Alle Lieder: 20.
Pierre-Jean de Béranger (1780–1857) erzielte große Wirkung mit seinen populären politischen Chansons, die er auf bereits existierende Volksmelodien schrieb. Seine Lieder richteten sich gegen die Restauration und erinnerten an den Helden Napoleon, I.; sie brachten ihm je nach historisch-politischem Kontext Gefängnisstrafen oder das Angebot des Bürgerkönigs Louis Philippe auf öffentliche Ämter ein (was er allerdings ablehnte). Biermann hat einige seiner Lieder adaptiert und modifiziert.
„Talent und Charakter“, Achte Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 259.
„Politisch Lied, privates Lied“, Erste Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 13.
François Villon gilt als bedeutender spätmittelalterlicher Dichter (ca. 1431- nach 1463). Aus armen Verhältnissen stammend wurde er von einem reichen Kaplan erzogen, der ihm auch ein Studium an der Sorbonne ermöglichte. Während er Gedichte und Balladen schrieb führte er ein Gauner- und Vagantenleben, das ihm eine Verurteilung zum Tode am Galgen einbrachte. Nach seiner Begnadigung zu zehn Jahren Verbannung aus Paris verlor sich 1463 seine Spur.
Hammer 1976: 126.
Ebd.: 118ff.
Dazu auch D. Steinbach 1981.
In dem Lied „Großes Gebet der alten Kommunistin Oma Meume in Hamburg“ (1967) kombiniert Biermann z.B. die literarische Form des Gebets mit Umgangssprache.
Rothschild 1976: 15.
„Politisch Lied, privates Lied“, Erste Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 13.
„Dichtkunst“, Vierte Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 125.
„Rameaus Großneffe“, Interview mit Frieder Reininghaus zu Wolf Biermanns 50. Geburtstag, taz, 15.11.1986, in: KG: 278.
Jungheinrich 1976: 109.
„Musik ist eine Hure, die mit jedem Text geht“, Sechste Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 182.
„Rameaus Großneffe“, Interview mit Frieder Reininghaus zu Wolf Biermanns 50. Geburtstag, taz, 15.11.1986, in: KG: 276.
„Musik ist eine Hure, die mit jedem Text geht“, Sechste Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 182.
Dazu Jungheinrich 1976: 116.
Ebd.: 110.
Ebd.: 107.
Rothschild 1976: 14.
Ebd.
Z.B. in dem Lied „Warte nicht auf beßre Zeiten“ (1963). Dazu auch Volckmann 1976: 92.
Rothschild 1976: 13.
Wolf Biermann an Thomas Rothschild, in: Rothschild 1976: 12.
Jungheinrich 1976: 110.
Unter den späteren Liedern finden sich künstlerische „Klanginszenierungen“ wie z.B. das Lied „En-fant perdu“ auf der LP „Warte nicht auf beßre Zeiten“ über den in den Westen geflüchteten Florian Ha-vemann: Neben dem Gesang gibt es auch Einblendungen von offiziellen DDR-Phrasen, Marschtritte, Stimmen und Chor; es entsteht eine Klangvision unterschiedlicher „Sounds“, ein musikalisches „Kleines Welttheater“, das auch Montage-Kunst-Elemente einschließt (Jungheinrich 1976: 112).
Auszüge aus einem begonnenen Dialog, 26./27. Oktober 1976 in Berlin, Chausseestraße, zwischen Wallraff und Biermann, in: Roos 1977: 15.
Ebd.: 14.
„Politisch Lied, privates Lied“, Erste Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 17.
Ebd.: 15.
Ebd.: 15f.
Ebd.: 22.
Ebd.: 20.
Ebd.: 15f.
Dazu gehörte z.B. die „Ballade von dem Mädchen mit dem sehr roten Kleid“ (1959); „Die Ballade von der Sehnsucht, die müde macht“ (1960); „Die grüne Schwemme“ (1960); „Die Sonnenpferde“ (1960); „Das Karin-Lied“ (1961); „Lied auf das ehemalige Grenzgänger-Freudenmädchen Garance“ (1961); „Die Krähen“ (1963); „Vorfrühling“ (1963); “Fallen die Blätter der Rose“ (1963).
„Politisch Lied, privates Lied“, Erste Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 23.
Ebd.: 29.
„Ballade vom Postboten Kutte“ (1961), „Ballade vom Traktoristen Kalle mitm steifn Bein“ (1961), „Ballade vom Bauern, vom Bullen und vom Rucksackbullen“ (1961).
„Genosse Julian Grimau“ (1963).
„Ballade auf den Dichter François Villon“ (1964).
„Legende vom Soldaten im Dritten Weltkrieg“ (1963), „Ballade vom Panzersoldat und vom Mädchen“ (1963), „Soldat, Soldat“ (1963).
„Die alten Weiber von Buckow“ (1962).
„Ballade von der Buckower Süßkirschenzeit“ (1962).
„Vier sehr verschiedene Versuche, mit den alten Genossen neu zu reden“, Für Lou und Ernst Fischer (1965).
„Das Familienbad“ (1962).
„Was verboten ist, das macht uns grade scharf“ (1964).
„Selbstporträt an einem Regensonntag in der Stadt Berlin“ (1965).
„An die alten Genossen“ (1962).
Hermlin auf der Beratung des PB des ZK der SED und des Präsidiums des Ministerrats mit Schriftstellern und Künstlern vom 25. und 26. März 1963, in: Corino 1995: 162f. Die Selbstkritik wurde im ND vom 6.4.1963 veröffentlicht.
„Distribution: Verse auf dem Marktplatz“, Siebente Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 223ff.
„Ballade von dem Briefträger William L. Moore aus Baltimore“ (1963).
„Distribution: Verse auf dem Marktplatz“, Siebente Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 230.
Rückblickend bewertete Biermann sein damaliges Verhalten als opportunistisch: „wir alle hatten uns feige gefugt“. Die Moderatorin habe die Situation kontrolliert und „als Dompteuse die gezähmten Flöhe der Obrigkeit“ vorgeführt (ebd.: 223ff).
„Politisch Lied, privates Lied“, Erste Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 17.
Ebd.: 37.
Ebd.
So erhielten z.B. „Der gute Funktionär“ und „Kunststück“, die in einem Band von Songs verschiedener Autoren beim Hofmeisterverlag herauskommen sollten, keine Genehmigung von der HV, die durch dieses Verbot in Kauf nahm, dass Biermann dann auch auf die geplante Herausgabe von Gedichten beim Aufbau-Verlag verzichten würde (Einschätzung der HV Verlage und Buchhandel über Probleme der gegenwärtigen Literatur und Verlagspolitik 1964, in: SAPMO-BA, DY 30/1V A2/9.04/486: Bl. 6).
Erzählt wird die Geschichte eines jungen, kommunistischen Arbeiters, der eine Arzttochter liebt, deren Familie in der Nacht zum 13.8.1961 in den Westen gehen will. Thematisiert werden die Probleme, Spannungen und Zweifel angesichts der bevorstehenden Trennung der Liebenden. 156 „Keine Party ohne Biermann“ (1963).
Ebd.
„Prügel kriegen, meine Herrn“ (1963). „Das ist das kleine Rheuma/Das ist das weiche Knie/wer brüllt denn wie ein Löwe/Und leckt wie’s Hundevieh/Und leckt wie’s Hundevieh ?!! // Paul Wiens, ein arrivierter/Parteiloser Poet/Kriecht dem ZK ins Armloch/Damit er weiß wie’s steht. // Das ist das kleine Rheuma... (...), in: „Das ist das kleine Rheuma“ (1963).
„Keine Party ohne Biermann“ (1963).
„Ballade vom Mann, der sich eigenhändig beide Füße abhackte“ (1963).
Siegfried Wagner, Leiter der ZK-Abt. Kultur, an Kurt Hager, 7.4.1964, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70.
Bericht von Lothar Dreßler und Hermann Kahler, Institut für Gesellschaftswissenschaften, über den 4. Text-Appeal im Haus der Tschechoslowakischen Kultur in Berlin, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70.
Bericht der Abt. Musik, Ministerium für Kultur, über das am 6.4.1964 im Haus der Tschechoslowakischen Kultur veranstaltete Text-Appeal, 7.4.1964, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70: Bl. 11f.
Ebd.: Bl. 12.
Einschätzung der Biermann-Veranstaltung im Filmclub am 9.6.1964, an Kurt Hager, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70: Bl. 14–16.
Ebd.
Ebd.:Bl. 16.
Ebd.:Bl. 15.
Ebd.
Für den Auftritt bei einem bevorstehenden Lyrik-Abend am 10.4.1963 im Filmtheater Kosmos habe Biermann Stephan Hermlin und Hermann Kant etwa 20 Lieder vorgesungen, die diese dann bewerten und darüber beraten sollten, welche Lieder er singen könne (Treffbericht des MfS-Mitarb. Obltn. Treike, Abt. HA/V/1/III, 8.4.1963, „Quelle GI ‚Martin‘“ in: Corino 1995: 158).
Ebd.
Ebd.: 187 sowie: Treffbericht der MfS-Mitarbeiter Hptm. Paroch, Oltn. Treike, HA XX/1/III, Quelle: „GI Martin“, 30.3.1965, in: Corino 1995: 212.
Einschätzung der Biermann-Veranstaltung im Filmclub am 9.6.1964, an Kurt Hager, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70: Bl. 15.
Ebd.: Bl. 15.
Aktennotiz des Stadtrates für Kultur, Ernst Hoffmann, vom 24.7.1964, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70: Bl. 18. Die Aktennotiz wurde an die ZK-Abt. Kultur und an das Büro Kurt Hager verteilt.
Ebd.: Bl. 18.
ZK-Abt. Kultur, Information vom 8.9.1964 über eine Sendung des Prager Rundfunks mit Wolf Biermann am 6.9.1964, 10.30 Uhr, in deutscher Sprache, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70: Bl. 20f.
Ebd.
Ebd.: 21.
Bericht der Abt. Musik, Ministerium für Kultur, über das am 6.4.1964 im Haus der Tschechoslowakischen Kultur veranstaltete Text-Appeal, 7.4.1964, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70: Bl. 11f.
Siegfried Wagner, Leiter der ZK-Abt. Kultur, an Kurt Hager, 7.4.1964, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70. Wagner informierte Hager z.B. über ein von ihm initiiertes Gespräch für den 11.4.1964, an dem Prof. Hans Koch (DSV-Sekretär), Erich Selbmann (Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin) und Fritz Kirchhof (Sekretär für Kultur im FDJ-Zentralrat) teilnahmen. Biermann sollte hier „nachdrücklich auf die Einstellung des Vortrags von gegen die Partei gerichteten Songs und Gedichten“ veranlasst werden.
Aktennotiz des Stadtrates für Kultur, Ernst Hoffmann, vom 24.7.1964, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70: Bl. 18. Das Gespräch fand am 23. Juli statt. Die Aktennotiz wurde in der ZK-Abteilung Kultur und im Büro Kurt Hager verteilt.
„Lyrik: Schattenbild in der Höhle des Gemüts“, Zweite Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 59.
Ebd.
Aktennotiz der ZK-Abt. Kultur, 25.11.1964, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70: Bl. 24.
Siegfried Wagner, Leiter der ZK-Abt. Kultur, an Kurt Hager, 25.11.1964, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70: Bl. 22.
Aktennotiz von Siegfried Wagner, Leiter der ZK-Abt. Kultur, 30.11.1964, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70: Bl. 25–27.
Ebd.
Ebd.: Bl. 27.
Ebd.
Staatl. Rundfunkkomitee, Abt. Information: Vertrauliches Material über die SFB-Sendung „Hier spricht Berlin“, 19.15 Uhr, 7.12.1965, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70: Bl. 86–90.
Brügge in Der Spiegel, 16.12.1964: 94. — Hildebrandt in: FAZ, 20.1.1965: 20. — Visum für den Gast, in: Die Zeit, 18.12.1964: 6.
„Politisch Lied, privates Lied“, Erste Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 30.
Bundessekretariat des Dt. Kulturbundes, Information über das Zustandekommen und den Verlauf der Veranstaltung am 10.2.1965 im Club der Kulturschaffenden unter dem Titel „Wolf Biermann singt Balladen und berichtet über seine Tournee in Westdeutschland“, in: SAPMO-BA, DY 27/2031.
Ebd.
Ebd.: Bl. 30.
Ebd.: Bl. 30
Ebd.: Bl.31f.
Treffbericht zwischen MfS-Mitarbeiter Hptm. Paroch und Oltn. Treike, HA XX/1/III, 30.3.1965, „Quelle GI ‚Martin“, in: Corino 1995: 212.
ZK-Abt. Kultur, Information über das Auftreten von Wolf Biermann auf einer Veranstaltung des Ostermarsches 1965 und die in Westdeutschland erfolgte Veröffentlichung eines gegen die DDR gerichteten Gedichtes, 30.4.1965, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/9.02/26.
ZK-Abt. Kultur, Information über das Auftreten von Wolf Biermann auf einer Veranstaltung des Ostermarsches 1965 und die in Westdeutschland erfolgte Veröffentlichung eines gegen die DDR gerichteten Gedichtes, 30.4.1965, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/9.02/26.
Ebd.
Ebd.
Ebd.
Aktenvermerk des MfS-Mitarb. Obltn. Treike, 16.9.1965, Quelle: Gl „Martin“, 14.9.1965, in: Corino 1995: 216f.
Dr. Heinz Kümmler, stellvertretender Direktor des Instituts für Gesellschaftswissenschaften, an Kurt Hager, 14.9.1965; Einschätzung von Werner Neubert und Armin Zeißler: Gedanken zu Wolf Biermanns ideologischer und ästhetischer Position, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70: Bl. 74ff. Werner Neubert war zum damaligen Zeitpunkt Redakteur und literaturwissenschaftlicher Mitarbeiter des ZK der SED, ab 1966 Chefredakteur der DSV-Zeitschrift ndl (1966–1974), später Vorstandsmitglied des SV der DDR und seit 1975 Professor und Leiter des Lehrstuhls Kulturtheorie/Ästhetik an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften in Potsdam Babelsberg; er wirkte intensiv als „Experten-IM“ alias „Wolfgang Köhler“ für das MfS (1969–1985). Dr. Armin Zeißler war damals stellvertretender Chefredakteur der Zeitschrift Sinn und Form (1963–1988) und in den achtziger Jahren (1984–1988) für das MfS als IMS tätig (Walther 1996: 318, 529).
Ebd.: Bl. 76.
Ebd.: Bl. 80 [Hervorhebungen i.O.].
Ebd.: Bl. 81 [Hervorhebungen i.O.].
Ebd.: Bl. 83f.
Darüber wurde Kurt Hager von Horst Schumann, 1. Sekretär der FDJ, am 27.10.1965 informiert SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70).
Nach Haufler (1997: 175f.) berichtete der Verleger Klaus Wagenbach, dass er durch Stephan Hermlin auf Biermann aufmerksam geworden sei, der ihm im Jahr 1962 Bänder mit Liedern des Künstlers vorgespielt hatte. Nach der Gründung seines Verlags 1964 habe er Biermann als Autor gewinnen können und einen Sammelband aus Liedern und Gedichten zusammengestellt, die ihm der Liedermacher mitgegeben hatte.
Kurze Einschätzung von Wolf Biermanns Gedichtband Die Drahtharfe, 25.11.1965, mit dem Vermerk (streng vertraulich): „Wir bitten, dieses Material im Hause des ZK zu lesen und heute an uns zurückzugeben. Büro des Politbüros, Berlin, 14.12.1965.“, in: SAPMO-BA, DY 30/IV2/1/335: Bl. 48–53.
Dazu gehörten u.a. „Die Ballade von der Buckower Süßkirschenzeit“ (1962), „Die Ballade von dem Briefträger William L. Moore aus Baltimore“ (1963), die Verse auf den Genossen Julian Grimau (1963) oder Barlach (1963).
Z.B. „Die Krähen“ (1963).
Z.B. „Die Ballade von dem Drainage-Leger Fredi Rohmeisl aus Buckow“ (1962).
Z.B. „Kleinstadtsonntag“ (1965).
Z.B. „Das Familienbad“ (1962).
Kurze Einschätzung von Wolf Biermanns Gedichtband ‚Die Drahtharfe‘, 25.11.1965, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/1/335: Bl. 48.
„Antrittsrede des Sängers“ (1963).
„An die alten Genossen“ (1962).
„Lyrik: Schattenbild in der Höhle des Gemüts“, Zweite Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 53.
Ebd.: 54.
Kurze Einschätzung von Wolf Biermanns Gedichtband Die Drahtharfe, 25.11.1965, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/1/335: Bl. 53.
Ebd.
Ebd.
Wolf Biermann an Eva-Maria Hagen, 25.11.1965, in: Hagen 1998: 32.
Abt. Parteiorgane des ZK an Genossen Honecker, Genossen Hager zur Information, 25.10.1965, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70: Bl. 41f.
Ebd.: Bl. 41.
Unmittelbar nach diesem Vorfall hatte Biermann offensichtlich Stephan Hermlin über dieses Ereignis informiert, der beim Leiter der ZK-Abteilung Kultur, Siegfried Wagner, Näheres über die Aktion zu erfahren versuchte. Wagner wandte sich wiederum an Kurt Hager (Siegfried Wagner, ZK-Abt. Kultur, an Kurt Hager, 2.11.1965, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/9.06/148).
ZK-Abt. Kultur, Aktennotiz vom 23.11.1965, nach einer Beratung mit Stephan Hermlin in der Kulturabteilung des ZK am 9.11.1965, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/9.06/148.
Ebd.
Stephan Hermlin an Siegfried Wagner, Leiter der ZK-Abt. Kultur, 13.11.1965, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/9.06/148.
Information der Bezirksleitung Berlin an das ZK der SED über einige ideologische Erscheinungen im künstlerischen Bereich, 19.11.1965, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/1/335: Bl. 46f.
Ebd.
Klaus Höpcke im ND, 5.12.1965: 6.
Ebd.
Dazu Wischnewski 1991: 180.
In den Akten des Büro Hager fanden sich zahlreiche Niederschriften von Rundfunksendungen sowie Originale von Zeitungsartikeln der westlichen Presse über den Fall Biermann (SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70).
Staatl. Rundfunkkomitee, Abt. Information: Vertrauliches Material über die SFB-Sendung „Hier spricht Berlin“, 19.15 Uhr, 7.12.1965, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70: Bl. 87f.
Ebd.
Marcel Reich-Ranicki: „Der Dichter ist kein Zuckersack. Der SED-Staat fürchtet den Poeten Wolf Biermann.“, in: Die Zeit, 17.12.1965: 17. Die folgenden Zitate beziehen sich auf diese Quelle.
Biermann an die Redaktion des Spiegel, 12.12.1965, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70: Bl. 96.
Eingang des Briefes am 18.12.1965, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70.
Kurt Hager an Walter Ulbricht, 14.12.1965, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70.
Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED, Bd. I: 1075.
Ebd.: 1078.
Ebd.: 1092.
Walter Ulbricht, Schlusswort auf der 11. Tagung der ZK der SED 1965, in: Agde 1991: 349.
Paul Verner, Auswertung des 11. Plenums des ZK der SED, Dez. 1965, in: SAPMO-BA, NY 4281/63: Bl. 276f.
Die Schallplatte mit Textheft war der Mitschnitt der öffentlichen Veranstaltung „Jazz und Lyrik“ am 13.11.1965 im ‚Haus des Lehrers‘ in Ostberlin, die vom Verlag Volk und Welt/Kultur und Fortschritt veranstaltet worden war.
Diskussionsgrundlage des Vorstandes des Berliner Bezirksverbandes des Schriftstellerverbandes für die Mitgliederversammlung am 25. Februar 1966, in: SAdK, Nr. 303: Bl. 16.
Ebd.: Bl. 19.
Ebd.:B1. 21.
Argumente und Meinungen der Intelligenz und Kulturbund-Mitglieder zum 11. Plenum und anderen aktuellen Fragen (u.a. Bezirke Cottbus, Strausberg, Frankfurt/Oder, Beeskow), Januar 1966, in: SAPMO-BA, DY 27/3435. Ausgewertet wurden persönliche Gespräche und Gruppenaussprachen.
Ebd.
Bundessekretariat des Kulturbundes an ZK-Abt. Kultur, 12.1.1966, in: SAPMO-BA, DY 27/3435.
ZK-Abt. Kultur, handschriftl. Notiz, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70, zwischen Bl. 53/54.
Prof. Hans Koch an Siegfried Wagner, ZK-Abteilung Kultur, 4.1.1966, in: SAdK, Nr. 521, Bd. 1: Bl. 80f. Koch war zugleich 1. Sekretär und stellvertretender Vorsitzender des DSV und wurde 1966 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter des Ministers für Kultur Klaus Gysi (bis 1969).
Ebd.: Bl. 80f.
DSV, Information über die schädlichen und feindlichen Auffassungen und Haltungen von Wolf Biermann. 31.3.1966, in: SAdK, Nr. 157, Bd. 1. Zur gleichen Zeit war ein solches Dossier über Stefan Heym und seine politische Haltung angefertigt worden (alle folgenden Zitate aus dieser Quelle).
Ebd.
Ebd.: Bl. 121.
Ebd.:Bl. 120.
Ebd.:Bl. 121.
Ebd.: Bl. 122.
Ebd.: Bl. 123f.
Kurt Hager an Erich Honecker, 27.6.1966, in: SAPMO-BA, DY 30/IV A2/2.024/70: Bl. 125.
Ebd.
Dem Verleger Wagenbach wurde zur Strafe ab 1.1.1966 die Einreise in die DDR, ab 1967 auch die Durchreise nach West-Berlin verweigert. Nach der zweiten Auflage der Drahtharfe erhielt er von den ostdeutschen Behörden keine Lizenzen für DDR-Autoren mehr. Nach 1966 konnten bei Wagenbach nur noch Johannes Bobrowski sowie Stephan Hermlin erscheinen, der dem Verleger trotz staatlichen Verbots Manuskripte übergab. Wagenbach berichtet, dass auch von Biermann weiterhin illegal Manuskripte und Tonbänder nach Westdeutschland kamen, die von ihm verlegt wurden. Über die Grenze geschmuggelt wurden sie z.B. am Körper des Studenten und Lyrikers F.C. Delius, der auch Autor des Wagenbach-Verlags war(Haufler 1997: 182).
„Distribution: Verse auf dem Marktplatz“, Siebente Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 236.
Zu diesem Ergebnis war auch ein IM gekommen, der bei Biermann zwar Niedergeschlagenheit wegen seines öffentlichen Auftrittsverbots festgestellt hatte, zugleich aber auch eine starke künstlerische Produktivität (Bericht vom 10.6.1966, GI ‚Davis‘ (Ausschnitt), in: Hagen 1998: 63f).
„Lyrik: Schattenbild in der Höhle des Gemüts“, Zweite Vorlesung, 1993/94, in: WVL 1997: 66. Allerdings waren die Produktions- und Distributionswege nicht so stark organisiert wie im inoffiziellen Publikationssystem der UdSSR oder in den sowjetsozialistischen Staaten wie Ungarn und der Tschechoslowakei, in denen z.B. Untergrundverlage illegale Bücher produzierten und verbreiteten und Untergrund-zeitschriften ein kontinuierliches Forum für kritische Ansichten boten. Dazu Paetzke 1986. — Puhl 1993.
Lyrik: Schattenbild in der Höhle des Gemüts“, Zweite Vorlesung, 1993/94, in: WVL 1997: 66.
Ebd.
Ebd.
„Distribution: Verse auf dem Marktplatz“, Siebente Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 236, 243.
„Dolmetzscherey“, Fünfte Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 151.
„Mein Vaterland, mein Vaterland / Hat eine Hand aus Feuer / Hat eine Hand aus Schnee / Und wenn wir uns umarmen / Dann tut das Herz mir weh // Ich hab gesehn zwei Menschen stehn / Die hielten sich umfangen / Am Brandenburger Tor / Es waren zwei Königskinder / Das Lied ging durch mein Ohr“ (Wintermärchen, Kap. II). Dazu auch „Mein Vaterland, mein Vaterland“ (1962).
„Ganz Deutschland wird ein rotes Land / — damit das auch mal klar ist: / Die deutsche Einheit kommt! Doch nur / Im Geiste des Propheten / Karl Marx und nur im Klassenkampf / Der Bauern und Proleten!“ (Wintermärchen, Kap. VI).
Meier-Lenz 1977: 116ff.
Damit unterscheidet er sich auch von Heines Wunschvorstellung eines demokratischen, humanistischen Sozialismus über eine nachgeholte bürgerliche Revolution in Deutschland. Denn Heine fürchtete die zerstörerischen Kulturauswirkungen einer proletarischen Revolution: In seinem Kampf gegen das re-staurativ-repressive Deutschland Anfang des 19. Jahrhunderts bezog er sich auf die Gedanken des Saint-Simonismus und die Französische Revolution. Gemeinsam ist beiden Dichtern das Engagement für eine menschenwürdige Existenz des Individuums in einer Gesellschaft ohne Unterdrückung. Zu Unterschieden und Übereinstimmungen in den politischen Vorstellungen zwischen Biermann und Heine siehe Meier-Lenz 1977: 134ff.
Gedicht „Ballade vom Traum“ (1969).
„Ach Freund, geht es nicht auch dir so?“ (1965).
„Tag und Nacht die vertrauten Spitzel vor meiner Tür (...) Wenn ich mit meinem Auto mitten in der Nacht zu meiner heimlichen Flamme fuhr, dann begleiteten mich meistens ein oder zwei oder drei oder vier heimliche Autos des MfS.“ („Dichtkunst“, Vierte Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 134).
Ebd.
Wolf Biermann an Eva-Maria Hagen, 10.10.1967, in: Hagen 1998: 140.
Wolf Biermann an Eva-Maria Hagen, 7.6.1970, in: Hagen 1998: 335.
Walther 1996: 447. Studenten, die sich mit Biermann nach dem 11. Plenum 1965 solidarisierten — man hatte ihnen Biermann-Gedichte zur Abschreckung vorgelesen, die sie dann gut fanden — wurden von der Universität relegiert (Wolf Biermann an Eva-Maria Hagen, Ückeritz, 21.1.1966, in: Hagen 1998: 47). Die Söhne von Robert Havemann wurden für die Verteilung von Wolf Biermanns Lied „In Prag ist Pariser Kommune“ mit Jugenderzieherischen Maßnahmen“ bestraft. Anfang 1975 war der mit Biermann seit 1973 befreundete Autor Jürgen Fuchs von der Staatssicherheit aufgesucht und daraufhingewiesen worden, dass seine Freundschaft mit dem „Staatsfeind“ gefährlich werden könnte; auf Grund seiner fehlenden Bereitschaft zur MfS-Zusammenarbeit waren ihm negative Folgen angedroht worden ( Fuchs 1976).
Aus einem IM-Bericht, Februar 1966 auf Usedom, Ückeritz, in: Hagen 1998: 60f.
Eva-Maria Hagen an Wolf Biermann, 21.10.1965, in: Hagen 1998: 20.
Eva-Maria Hagen an Wolf Biermann, Januar 1966, in: Hagen 1998: 43.
Maßnahme-Pläne des MfS, HA XX, in: Hagen 1998: 62.
Tagebuch der Eva-Maria Hagen, 17.1.67, in: Hagen 1998: 107f.
Tagebuch der Eva-Maria Hagen, 6.1.67, in: Hagen 1998: 102, 114.
Während sie in den Jahren nach dem Verbot Biermanns unter Zensur und Auftrittsbeschränkungen zu leiden hatte, aber noch Theater spielen und auf öffentlichen Veranstaltungen und im Rundfunk auftreten konnte, wurden die Behinderungen 1970 zunehmend zu einer Verhinderung ihrer Arbeitsmöglichkeiten, weil sie die Beziehung zu Biermann nicht abzubrechen bereit war: 1970 erhielt sie ohne Begründung die Kündigung des DFF, bereits geschlossene Verträge wurden von übergeordneten Stellen boykottiert, Visen nicht erteilt, statt der üblichen tragenden Rollen wurden ihr von der DEFA Komparsenrollen angeboten und Auftritte abgesagt. Ihr Beschwerdebrief bei Lotte Ulbricht führte zu einer leichten Entspannung der Situation, indem ihr neue Projekte in Aussicht gestellt wurden (Eva-Maria Hagen an Lotte Ulbricht, 9.9.1970, in: Hagen 1998: 364). Nach dem Führungswechsel 1971 beschwerte sie sich auch bei dem inzwischen zum Staatschef gewordenen Erich Honecker über die Behinderung ihrer Auftrittsmöglichkeiten (Eva-Maria Hagen an Erich Honecker, 2.11.1972, in: Hagen 1998: 409). 1974 drehte sie wieder einen Film.
Im Wintermärchen.
Wolf Biermann an Eva-Maria Hagen, Ende August 1968, in: Hagen 1998: 185.
Eva-Maria Hagen an Wolf Biermann, 23.2.1969, in: Hagen 1998: 208.
Z.B. Regionalzeitungen, aber auch Die Zeit, konkret, FR, FAZ, Spiegel, stern. Eine umfangreiche Literaturliste seiner Veröffentlichungen und Interviews in Presse und Rundfunk der Bundesrepublik bis zu seiner Ausbürgerung findet sich bei Meuer 1976: 205–208.
Zu den Kritiken in der westdeutschen Presse Haufler 1997: 180f. Biermann hatte auf Grund seines Reiseverbots nicht nach Westberlin kommen können, aber die APO eröffnete mit seinem Dutschke-Lied ihre 1. Mai-Kundgebung im Jahr 1968 (Wolf Biermann an Nina Hagen, 14.5.1968, in: Hagen 1998: 173).
„Ziel in der weiteren Bearbeitung der kommenden Jahre (1–1 ½) ist die Herstellung vertraulicher Beziehungen.“ (Aus einem Treffbericht der HA XX/7, 17.11.1970, in: Hagen 1998: 368).
Bericht des IM ‚Lerche‘ über den Besuch bei Wolf Biermann am 29.10.1971, in: Hagen 1998: 402f.
IM-Bericht vom 20.3.1972, in: Hagen 1998: 407f.
Wolf Biermann an Eva-Maria Hagen, März 1970, in: Hagen 1998: 255.
Treffbericht der HA XX/7 mit IMS „Martin“ über die Generalversammlung des PEN der DDR am 2.4.70, 3.4.1970, in: Corino 1995: 259f.
Ebd.: 260.
Wolf Biermann an Eva-Maria Hagen, 5./6.10.1967, in: Hagen 1998: 138.
Treffbericht des MfS-Mitarb. Oltn. Pönig, HA XX/7 mit IMS „Martin“, 21.7.1970, in: Corino 1995: 275f.
Dazu auch Treffbericht mit IMS „Martin“, HA XX/7, 12.6.1974, in: Corino 1995: 312ff. Eine Woche nach diesem Gespräch beriet das ZK-Sekretariat den ‚Fall Biermann‘ und die ‚weitere Vorgehensweise‘. Versammelt waren viele hochrangige Parteifunktionäre (Honecker, Axen, Hager, Lamberz, Norden, Verner), die zwei Jahre später den Ausbürgerungsbeschluss vollzogen (Born 1994: 48).
FR, 24.6.1974.
Wolf Biermann: Das Kaninchen frißt die Schlange, in: Der Spiegel 10/1992: 47f.
„Die großen Fürsten“ (1971).
„Potsdamer Moritat“ (1976).
„Ich möchte, wenns mich müdet, einen Wein“ (1973).
„Pannach, der rote Sachse“ (1975).
„Bilanzballade im dreissigsten Jahr“ (1966); „Es gibt ein Leben vor dem Tod“ (1975).
Im Lied werden zahlreiche echte Autonummern von MfS-Autos genannt. Biermann erläuterte in einer Anmerkung, dass ‚Memfis‘ der ‚DDR-Knastjargon‘ für das MfS sei.
„Der Herbst hat seinen Herbst“ (1974).
„Das Frühstück“ (1974), „Einschlaf- und Aufwachelied“ (1974), „Muschi Muschi Mau“ (1974), „Kuckuck Kuckuck“ (1974), „Ich troll nach Haus“ (Harry sein Blues) (1975).
Kneipenlieder der Rosa Fröhlich nach dem Roman von ‚Professor Unrat‘ von Heinrich Mann (1975).
„Und als wir zum Ufer kamen“ (1976).
Tagebuch der Eva-Maria Hagen, 17.1.67, in: Hagen 1998: 106.
Biermann erzählt, dass er über die Tantiemen sehr gut leben konnte; ein Teil des Geldes wurde ihm als Valuta-Scheck ausgezahlt, sodass er sich im Intershop Waren kaufen konnte. Die AWA zahlte ihm statt der begehrten Devisen 80% der Summe im Kurs 1.1 aus (Vorwort, in: ÜGH: 13).
Der Brief der AWA war vom 5.12.1974 und bezog sich auf die in der DDR verbotenen, ‚staatsfeindlichen‘ Lieder „Ah — jaa“ (1966), „Das Hölderlin-Lied“ (1967), „Die Stasi-Ballade“ (1967) und „In China, hinter der Mauer“. Siehe „Distribution: Verse auf dem Marktplatz“, Siebente Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 237f.
„Distribution: Verse auf dem Marktplatz“, Siebente Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 237f.
Er hatte das Gedicht abgeschrieben und 1974 zehn Durchschläge in Dresden verteilt, war aber vom MfS als Verteiler identifiziert und 1975 verhaftet worden.
Wolf Biermann an den Generalstaatsanwalt der DDR, 16. Mai 1976, in: „Talent und Charakter“, Achte Vorlesung, 1993/1994, in: WVL 1997: 264. Diesen Brief wertete er rückblickend als „Dokument des Widerstands“ (ebd.: 266). Volker Böricke wollte sich nicht in den Westen freikaufen lassen, um die Haft zu verkürzen; nach Ablauf der Haft lebte er wieder in Dresden.
Wolf Biermann an Emma Biermann, 1976, u.d.T. „Es gibt ein Leben vor dem Tod“, in: KG: 13ff.
„Distribution: Verse auf dem Marktplatz“, Siebente Vorlesung, 1993/94, in: WVL 1997: 241. Rückblickend habe sich diese Hoffnung natürlich als Illusion erwiesen: „Ich gebe zu, ich hatte damals die Illusion, es müssten sich innerhalb der SED-Führung Kräfte der Erneuerung versteckt halten, verkappte Reformatoren im Zentrum der Macht. (...) Ich nannte mich nicht so, aber heute weiß ich, was Robert Havemann und ich damals waren: realitätsentrückte Reformkommunisten. In Wirklichkeit waren solche Hoffnungen schon damals Illusionen, ein verzweifelter Selbstbetrug.“ (ebd.: 242).
Wolf Biermann an Emma Biermann, 1976, u.d.T. „Es gibt ein Leben vor dem Tod“, in: KG: 18.
Später wurden noch weitere als kritisch geltende Kulturschaffende in der DDR, in der Bundesrepublik und in Westberlin einbezogen, die in den Augen des MfS „feindliche Stützpunkte” waren (Walther 1996: 182ff).
Aktenvermerk der HA XX, 8.4.1976: Zu einigen Problemen des feindlichen Wirkens unter Kulturschaffenden, der medizinischen Intelligenz und anderen Intellektuellen sowie zur Bekämpfung der politischen Untergrundtätigkeit unter jugendlichen und studentischen Personenkreisen (Walther 1996. 183). Die ‚Operativgruppe‘ sollte nachweisen, dass Biermann „integrierter Bestandteil des gegnerischen Langzeitprogramms zur politisch-ideologischen Aufweichung von DDR-Bürgern und progressiven Kräften in anderen Ländern ist.„ (HA XX/0G, 26.8.1976: Bericht zum Stand des ZOV ‚Lyriker‘, in: ebd.: 183). Den ‚ZOV‘ über Biermann bearbeitete die OG weit über dessen Ausbürgerung hinaus, bis 1980; nach seiner Ausbürgerung konzentrierte sie sich auf seine „Rückverbindungen“ in die DDR (Walther 1996: 92).
Anlage zu einem Maßnahmeplan der HA XX/OG vom 4.11.1976, in: Walther 1996: 361f. Alle folgenden Zitate ebd.
An der Bochumer Universität hatte sich 1976 aus „Gewerkschaftern, Sozialisten und konsequenten Demokraten“ eine Initiative zur Unterstützung Biermanns gebildet, die den Aufruf „Biermann nach Bochum“ gestartet hatte. In diesem Aufruf wurde das grundlegende Recht aller Menschen auf Freiheit eingeklagt und das Aufführungs-, Veröffentlichungs- und Reiseverbot Biermanns als Angriff auf die demokratischen Rechte und als Ausdruck politischer Unterdrückung gewertet. Der Aufruf war von zahlreichen hochrangigen Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Kultur der Bundesrepublik unterzeichnet worden, darunter Egon Bahr, Prof. Ernst Bloch, Heinrich Böll, Rudi Dutschke, Erhard Eppler, Günter Grass, Prof. Hans Mommsen, Peter Zadek, Peter Rühmkorf, West-Berliner Bürgermeister Klaus Schütz. Sämtliche Namen der Unterstützer finden sich in Wolf Biermann. Ein deutscher Fall: 22f.
Das Konzert ist dokumentiert auf der Schallplatte Das geht seinen sozialistischen Gang (1977).
Biermann hatte vor dem Vortrag eines Zitats von Rosa Luxemburg daraufhingewiesen, dass vor einiger Zeit ihr „politisches Testament“ in der DDR veröffentlicht worden sei, womit er die kritische Dimension ihrer Gedanken quasi als ‚offiziell zugelassen‘ kennzeichnete. Er bezog sich auf die Veröffentlichung der Gesammelten Werke von Rosa Luxemburg im Ostberliner Dietz-Verlag 1974.
Durch die deutsch-deutsche Entspannungspolitik (Grundlagenvertrag 1972) waren die Anträge auf Ausreise aus der DDR Mitte der siebziger Jahre merklich angestiegen. Dazu auch Wolle 1999: 473ff.
Jurek Becker, der sich innerhalb der DDR gegen Ausschlüsse und Repressalien wende, habe ihn darum gebeten, bei jeder Gelegenheit in der Bundesrepublik zu sagen, dass alle seine Freunde unter Schriftstellern und Künstlern in der DDR empört über diesen Ausschluss seien und gegen die Repressalien gegen Kunze protestieren.
Auf diesen Zusammenhang hat er auch explizit hingewiesen (Auszüge aus einem begonnenen Dialog, 26./27. Oktober 1976 in Berlin, Chausseestraße, zwischen Wallraff und Biermann, in: Roos 1977: 15f).
Dr. K. im ND, 17.11.1976, in: Roos 1979: 36f.
Wie aus den Akten hervorgeht, hätte die Parteiführung Biermanns ‚freiwillige‘ Ausreise aus der DDR mit großer Freude aufgenommen (Kurt Hager an Erich Mielke, Abschrift der Erklärung zu Wolf Biermann, 22.5.1974, in: Walther 1996: 64).
Büro Werner Lamberz, Gesichtspunkte zur Argumentation (betr. Ausbürgerungsentscheidung), in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.033/51TG. Born (1994: 49, 62) weist darauf hin, dass diese „Gesichtspunkte der Argumentation“ schon 1974 erarbeitet wurden, vermutlich um Biermann schon vorher auszubürgern: Born vermutet, dass die SED-Führung zum damaligen Zeitpunkt deshalb auf die Ausbürgerung verzichtete, weil das Ansehen der DDR zu schweren Schaden genommen hätte und damit eine Integration in die internationalen Institutionen schwer geworden wäre; 1976 war die DDR jedoch bereits als vollwertiges Mitglied in die internationale Gemeinschaft aufgenommen.
Büro Werner Lamberz, Argumentationshinweise (betr. Ausbürgerungsentscheidung), 19.11.1976, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.033/51TG: Bl. 33.
Ebd.:Bl. 35.
Ebd.:Bl. 35f.
Die historische Recherche hatte ergeben, dass der Begriff der, Expatriierung‘ im deutschen Recht zuerst 1870 auftaucht; seit 1913 spricht man von ‚Aberkennung der Staatsbürgerschaft‘. Der Begriff ‚Ausbürgerung‘ erscheint demnach erstmals in der faschistischen Staatsrechtslehre. Auch in den USA, Großbritannien, Italien und Österreich gibt es in der Gegenwart Staatsbürgergesetze, die die Aberkennung der Staatsbürgerschaft (insbesondere für Landesverrat) vorsehen (SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.033/51TG, Büro Werner Lamberz, Recherche über die Möglichkeit der Aberkennung der Staatsbürgerschaft im internationalen Vergleich: Bl. 26–30).
Büro Werner Lamberz, Zur Entwicklung und politisch-ideologischen Position Wolf Biermanns, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.033/51: Bl. 1–4.
Ebd.: Bl. l.
Ebd.: Bl. 1f.
Ebd.: Bl. 2.
Ebd. Bezogen auf den Aufsatz Havemanns „Die unvollendete Revolution. Gespräch über, Fragen — Antworten — Fragen“, in: Die Zeit, 25.9.1970 und Biermanns Interview in: Der Spiegel 10/1971.
Ebd.: Bl. 3. Als Beispiel wurde sein Lied „Für meine Genossen“ angeführt, in dem er eine Trotzki-Allee in Berlin fordere.
Ebd.: Bl. 3.
Ebd.: Bl. 4.
In: Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED 1984: 310f. Die (Erst-)Unterzeichner waren Sarah Kirsch, Christa Wolf, Volker Braun, Franz Fühmann, Stephan Hermlin, Stefan Heym, Günter Kunert, Heiner Müller, Rolf Schneider, Gerhard Wolf, Jurek Becker und Erich Arendt, Fritz Cremer.
Stephan Hermlin brachte am 17.11. nachmittags ein Exemplar zum ND und eines an die Agence France Press mit der Maßgabe, es erst nach einer dreistündigen Sperrfrist zu veröffentlichen.
Darunter viele bekannte Schriftsteller, Künstler, Regisseure, Schauspieler, Bildende Künstler, Musiker und Komponisten, u.a. Thomas Brasch, Günter de Bruyn, Eva-Maria Hagen, Nina Hagen, Manfred Krug, Ulrich Plenzdorf, Klaus Schlesinger, Armin Müller-Stahl, Hans-Joachim Schädlich, Katharina Thalbach. Vollständige Liste in: In Sachen Biermann: 70f.
Krug 1996: 10.
Die DKP hatte in ihrer Zeitung Unsere Zeit die Ausbürgerungsmaßnahme verteidigt und Biermann harsch angegriffen: Biermann sei ein als „solidarischer Kritiker am Sozialismus“ getarnter Antikommunist, woran auch sein verbales Bekenntnis zum Sozialismus nichts ändere.
ap-, dpa-, afp- reuter- Meldungen sowie Zeitungsartikel der westdeutschen Presse vom 17. bis 19.11.1976. Die folgenden Ergebnisse sind Auswertungen dieser Quellen.
Zimmer in: Die Zeit, 26.11.1976.
Z.B. Zehm in: FAZ, 19.11.1976.
Renate Chotjewitz-Häfner auf einer Tagung der Geschichtskommission des Verbandes deutscher Schriftsteller 1992, in: Die Biermann-Ausbürgerung und die Schriftsteller: 60ff. Auch überzeugte sozialistische Schriftsteller im Westen wie Peter Weiss betonten Biermanns Verteidigung der DDR und des Kommunismus und plädierten in Aufrufen an die SED-Führung, die Entscheidung zurückzunehmen (FAZ, 19.11.1976).
Meldungen aus Paris, Rom, Stockholm vom 18.11.1976, in: Über Biermann 1977: 28, 39ff.
Bericht im Tagesspiegel, 19.11.1976.
Dokumente in: Roos 1977: 81ff. In den Tagen nach der Ausbürgerung kamen unter anderem Proteste gegen die Ausbürgerung von „200 Genossen und Genossinnen aus Marburg“, SPD-Bundestagsabgeordneten, Schweizer Autoren (Telegramm an Honecker und die DDR-Botschaft, 18.11.), den „Jungen Kommunisten“ Frankreichs (19.11.), Marburger DKP-Mitgliedern, französischen Schriftstellern (darunter Louis Aragon, Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir). Auf ZK-Ebene wurden Medienberichte in der westlichen Öffentlichkeit und die Reaktionen kommunistischer Parteien und Arbeiterparteien anderer Nationen gesammelt und dokumentiert (Presseausschnitte zur Ausbürgerung, Biermanns Presseerklärung, transkribierte TV- und Rundfunk-Mitschnitte von westlichen Sendern (WDR, SFB, DLF, RIAS), Berichte und Interviews, Presseerklärungen, dpa-Meldungen, internationales Presseecho). Siehe SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.033/50, Büro Werner Lamberz.. — SAPMO-BA, DY 30/IV B2/20/12, ZK-Abt. Internationale Verbindungen, 24.11.1976.
Badische Zeitung, 26.11.1976.
Zehm in: Die Welt, 18.11.1976.
Roos 1977b: 182ff.
Die umfangreiche Berichterstattung über den Kommunisten Biermann im westdeutschen Fernsehen rief den Protest der CDU/CSU-Opposition hervor. Dem TV-Publikum würden permanent Berichte und Lieder des „linken Barden“ offeriert, dazu komme noch die gesamte Aufzeichnung seines Kölner Konzertes im ARD-Programm. CSU-Generalsekretär Tandler fand die „Biermann-Woge im deutschen Fernsehen“ maßlos: Biermann dürfe als „besonders wirkungsvolle(s) Exemplar eines kommunistischen Agitprops“ ungeniert seine „Sprüche klopfen“. Der Fall Biermann sei allenfalls eine Meldung wert, da ihm Unrecht geschehen sei. adn meldete, die CDU/CSU habe durch ihren Protest dafür gesorgt, dass die für 20.15 Uhr geplante Biermann-Sendung in der ARD auf den weniger populären, späteren Sendetermin 22.00 verschoben wurde (adn-Information, Bonn, 19.11.1976, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.033/50: Bl. 47f).
Hamburgs Kultursenator Prof. Biallas hatte im Einvernehmen mit dem ersten Bürgermeister Hans Ulrich Klose (SPD) Biermann nach Hamburg eingeladen, wo er ein Jahr lang als Künstlerstipendiat mit 2000 Mark netto im Monat in einer mietfreien Wohnung hätte leben können. Nach Auffassung der CDU war Biermann ‚kein Sozialfall‘ und das Angebot übertrieben, zumal viele ältere Künstler in Hamburg unzureichend unterstützt seien (FR, 26.11.1976).
Bild titelte: „Biermann: In 6 Wochen 300 000 Mark verdient!“ (3.1.1977). Das Hamburger Landgericht verwarf den Antrag auf Einstweilige Verfügung, die Bild zur Gegendarstellung zwingen sollte. Die Welt setzte am 12.1.1977 nach, Bild habe noch untertrieben und veröffentlichte eine Liste über seine (vermutlichen) Einkünfte aus Tantiemen und Honorare für TV-Auftritte; sie kam auf ca. 440 000 Mark (Roos 1977: 219, 224).
Biermann äußerte sich einige Wochen später öffentlich zu diesen Vorwürfen, indem er zwar eine gesteigerte Nachfrage nach seinen Werken seit der Ausbürgerung einräumte, aber die behauptete Höhe seiner Einnahmen bestritt und betonte, mit seinem Geld Menschen oder Bewegungen zu unterstützen, die sich für seine politischen Ziele einsetzten: „‚Meine Ehrlichkeit‘, sagt Wolf Biermann, ‚misst sich aber nicht an meinem Bankkonto, sondern daran, ob ich dieses Geld dazu benutze, meine Ideen effektiver zu verbreiten und meine Genossen zu unterstützen.‘“ (Biermann in ran, DGB-Jugendmagazin, Februar 1977, in: Roos 1977: 227).
Bunte Illustrierte, 22.12.76.
Nach vielen Jahren im Westen schrieb er in einem Offenen Brief an Honecker: „Das Aussperren ist eine noch schlimmere Willkür als das Einsperren. Es ist verbrecherisch genug, wenn ein Staat seine andersdenkenden Landeskinder ins Gefängnis wirft. Aber einen anders denkenden Menschen gegen seinen Willen aus dem ganzen System auszustoßen, ihn also nicht einmal ungerecht zu strafen — das ist eine noch härtere Strafe. Eine miese Methode — und Sie wissen, wer die in Deutschland vor Ihnen praktizierte.“ („Mir nach! Mir nach!“, veröffentl. in: Die Zeit, August 1987, in: KG: 52).
Wallraff 1977: 10.
Siehe adn-Information, Bonn, 19.11.1976.
Biermann hatte im November 1975 die Medizinstudentin Christine Bark geheiratet und einen kleinen Sohn mit ihr.
Siehe adn-Information, Bonn, 19.11.1976. Die Meldung findet sich auch in den Akten des Büro Werner Lamberz, SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.033/50: Bl. 44f.
Der Schriftsteller Aleksandr Isaevic Solschenizyn war 1974 aus der UdSSR ausgebürgert worden, nachdem ein Teil seines dreibändigen dokumentarischen Buches Der Archipel Gulag (Paris 1973–1975) über das sowjetische System des Strafvollzugs und die Terrormethoden der Geheimpolizei im Westen erschienen war. Solschenizyn war entschiedener Gegner des Stalinismus, wurde viele Jahre von der Staatsmacht verfolgt und in sowjetischen Straflagern interniert, was er in seiner Literatur verarbeitete. 1969 wurde er aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen, seine späteren Werke erschienen in Samisdat-Verlagen oder im Ausland. 1970 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Sein Werk und seine Ausbürgerung hatten für Sozialisten und Kommunisten in Europa und Amerika große Bedeutung, da sie Distanzierungstendenzen vom Sozialismus sowjetischer Prägung hervorriefen.
Spiegel 22.11.1976.
Jäger (1994: 166) bringt Cremers Distanzierung, die im ND von 21./22.11.1976 veröffentlicht wurde, mit der Verhaftung von Cremers Schwiegersohn zusammen, der wegen einer öffentlichen Sympathiekundgebung für Biermann verhaftet worden war (und dann wieder freigelassen wurde). Auch Corino (in: Die Zeit, 26.11.1976) sah den Rückzug der Unterschrift als Folge dieser Erpressung.
Eva-Maria Hagen an Biermann, 22.11.1976, in: Hagen 1998: 430.
Büro Werner Lamberz, adn-Information: Wortlaut einer Erklärung Biermanns auf der Pressekonferenz des „Schutzkomitees Freiheit und Sozialismus“ am 10. Dezember 1976 in Westberlin, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.033/50: Bl. 62–65.
Ebd.: Bl. 64.
Ebd.: Bl. 65.
Bericht des Ersten Sekretärs der SED-Bezirksleitung Berlin an das Politbüro des ZK der SED, 6.12.1976, in: In Sachen Biermann: 208.
Z.B. forderte eine Berliner Aktionsgruppe auf einem Flugblatt die Rückkehr Biermanns und plädierte für Solidaritätsaktionen (Aufruf an die Bürger Berlins und der Deutschen Demokratischen Republik, November 1976, Berliner Aktionsgruppe „Für die Rückkehr Wolf Biermanns“, in: In Sachen Biermann: 296). Zur Unterstützung Biermanns waren Losungen auf Plakate und Schaufensterscheiben gemalt worden, in einigen Oberschulen wurden Solidarisierungsbekenntnisse auf Wänden und Plakaten sowie der Aufruf zu einer Versammlung am Alex gefunden. Einige Schüler, die offen für Biermann eintraten („Wenn Christa Wolf so eine Petition unterschrieben hat, dann ist das schon richtig.“) und Unterschriften für Biermann sammelten, wurden bestraft (Information über Meinungen und Äußerungen von Lehrern und Schülern zur Ausbürgerung von Biermann, Abteilung Volksbildung an Kurt Hager, 19.11.1976, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/66).
Am Gespräch nahmen teil: die Schriftsteller Stefan Heym, Christa Wolf, Jurek Becker, Ulrich Plenzdorf, Klaus Schlesinger und Dieter Schubert, die Schauspieler Manfred Krug, Angelica Domröse, Hilmar Thate, Jutta Hoffmann, der Filmregisseur Frank Beyer und der Dramatiker Heiner Müller. Das Treffen fand am 20.11.1976 im Hause Manfred Krugs statt, der den Mut hatte, das Gespräch heimlich auf Tonband aufzuzeichnen (Krug 1996). Zum Gesprächsverhalten Christa Wolfs Kap. 4.2.4.1.1, zu Stefan Heym Kap. 3.2.4.3.3.
Am Ende verpflichtete Lamberz alle Anwesenden auf Geheimhaltung und Vertraulichkeit, selbst für die Tatsache, dass dieses Gespräch überhaupt stattgefunden hat.
Krug 1996: 17.
Ebd.: 19.
Ebd.: 20.
Ebd.: 22.
Ebd.: 19.
Ebd.: 64.
Ebd.: 68.
Ebd.: 108.
Ebd.: 110.
Ebd.: 68.
Ebd.: 28f.
Ebd.: 103ff.
Büro Werner Lamberz, Aufzeichnungen über ein Gespräch im Hause von Manfred Krug, 20.11.1976, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.033/51: 45ff.
Ebd.
Am negativsten fiel Heym mit seiner wiederholt vorgetragenen, „provokanten“ Forderung nach Rücknahme der Ausbürgerungsentscheidung auf, die er mit dem Recht des Bürgers auf öffentliche Meinungsfreiheit verbunden hätte, im Sinne einer „Änderung der Medienpolitik im Sinne bürgerlicher Pressefreiheit“. Andere wünschten sich eine Wiedereinbürgerung Biermanns nach einer Loyalitätserklärung des Liedermachers (Jurek Becker), wieder andere hofften nicht auf eine „Korrektur“ der Entscheidung, sondern nur noch aufbessere Kommunikation mit der Parteiführung in der Zukunft (Christa Wolf, Heiner Müller). Siehe SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.033/51, Büro Werner Lamberz, Aufzeichnungen über ein Gespräch im Hause von Manfred Krug, 20.11.1976: 45ff.
Ebd.: 51.
Büro Werner Lamberz, Information über den Stand der Gespräche mit Schriftstellern und Künstlern, die die Erklärung gegen die Ausbürgerung Biermanns unterschrieben haben, 29.11.1976, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.033/51: Bl. 89–92; sowie Büro Werner Lamberz, Stellungnahmen verschiedener Künstler, Schriftsteller, kultureller Institutionen pro und contra Biermann und die Ausbürgerungsmaßnahme, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.033/52: Bl. 5ff.
Büro Werner Lamberz. Vermerk über Gespräche mit Künstlern der DDR, 3.12.1976, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.033/51: Bl. 94f.
Ebd.: Bl. 95f.
Bericht der ZK-Abt. Kultur, 7.2.1977, in: In Sachen Biermann: 234ff.
Ebd.
Zu den öffentlichen Unterstützern der Ausbürgerungsmaßnahme gehörten z.B. der Präsident des Verbandes Bildender Künstler der DDR Willi Sitte, die parteikonformen Schriftsteller Otto Gotsche, Helmut Sakowski, Paul Wiens, Erik Neutsch, aber auch verschiedene Bezirksverbände des SV und Parteiorganisationen großer Kulturinstitutionen. Die Parteiorganisationen waren von der Führungsebene der SED dazu aufgefordert worden, durch intensive ‚politisch-ideologische Massenarbeit‘ weitere Solidarisierungsversuche mit Biermann zu verhindern und Zustimmungserklärungen zu organisieren (Büro Werner Lamberz, Argumentationshinweise, betr. Ausbürgerungsentscheidung, 19.11.1976, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.033/51TG: Bl. 38f. — Protokollauszug der Mitgliederversammlung des Staatlichen Komitees für Rundfunk, Beschluss der Abteilungsparteiorganisation Funkdramatik, Entschließung der Parteiorganisationen des Bereiches Dramatische Kunst im Fernsehen der DDR, 6.12.1976, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.033/51TG: Bl. 128f. — Erklärungen der SV der Bezirksverbände Suhl, Magdeburg, Gera, Halle, Cottbus, Erfurt, Dresden, Potsdam, 24.11.1976–4.2.1977, in: SAdK, Nr. 651. — Erklärung der Akademie der Wissenschaften, Zentralinstitut für Literaturgeschichte, 24.11.1976, in: SAdK, Nr. 651. — Erklärung des Präsidiums der Akademie der Künste, 7.12.1976, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/9.06/41. Dazu auch Über Biermann 1977: 35ff., 48ff.
Dieses Ergebnis ist die Essenz der Vielzahl von Stellungnahmen und Erklärungen von Künstlern und Kulturschaffenden der DDR zur Aberkennung der Staatsbürgerschaft Biermanns, veröffentl. im ND, 21. und 22.11.1976 sowie in: Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED 1984: 311–331.
Bezirksleitung Potsdam an das ZK, Sektor Parteiinformation, Fernschreiben vom 17.11.1976, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/5/1384. — SED-Bezirksleitung Gera an das ZK, Sektor Parteiinformation, Fernschreiben vom 17.11.1976 und 23.11.1976, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/5/763. — SED-Bezirksleitung Karl-Marx-Stadt an das ZK, Sektor Parteiinformation, Fernschreiben vom 18.11.1976, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/5/997. — SED-Bezirksleitung Cottbus an ZK, Sektor Parteiinformation, Fernschreiben vom 19.11.1976, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/5/239. — SED-Bezirksleitung Berlin an das ZK, Schreiben vom 17.11.1976, 18.11.1976, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/5/131. — Büro Kurt Hager 1972–80, Abt. Volksbildung an Kurt Hager, Information über Meinungen und Äußerungen von Lehrern und Schülern zur Ausbürgerung von Biermann, 19.11.1976, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/2.024/66. — Information über eine Beratung mit Sekretären der FDJ-Bezirksleitungen, verantwortlich für Studenten, sowie FDJ-Sekretären von Universitäten und Hochschulen am 26.11.1976 im Zentralrat der FDJ, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.036/3: Bl. 72ff.
Brief von elf Ofenfahrern im VEB Elektrokohle Berlin „An die elf Biermannianer im SV“, 19.11.1976: „Wer und was ist Euer Führer? Ihr produziert Literatur — wir glühen technische Kohle, das ist auch Material, welches Ihr in Euren Autos habt. Wir produzieren also Werte, deren Gegenwert also Eure recht ansehnlichen Honorare ausmacht, die unseren Lohn sicher um ein Vielfaches übersteigen. (...) Eurem Klassenbewußtsein folgend, so Ihr meiner Klasse angehört oder ihr nahe steht, hättet Ihr wissen müssen, daß man Meinungsverschiedenheiten nicht auf der Bühne des Klassenfeindes austrägt, ist man wirklich kommunistisch. (...) Was seid Ihr, um wider unsere Interessen zu handeln? Was seid Ihr nun nach Eurem die DDR und ihre Führung bloßstellenden Brief?! Vielleicht — oder bestimmt? — täte Euch gut, für einige Monate mal Vierschichtler zu sein, damit Ihr wieder lernt, die Werte und den Staat, die Euch so ganz ausgezeichnet bekommen, zu schätzen und zu achten — unseren Staat. (...)“ (SAdK, Nr. 651: 21f.).
So wollten z.B. DEFA-Mitarbeiter für Biermann eine Gedenkminute einlegen.
Günter Görlich war damals auch Mitglied des Präsidiums des SV sowie Mitglied der Berliner SED-Bezirksleitung. Seit 1976 war er zudem Kandidat des ZK der SED (ab 1981 ZK-Mitglied).
Büro Werner Lamberz, Kurzbericht über die Parteiversammlung des SV, Bezirksverband Berlin am 26.11.1976, Referat von Günter Görlich, in: SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.033/51TG: Bl. 65ff.
Beitrag des Ministers für Kultur, Hans-Joachim Hoffmann, in: ebd.: Bl. 73f.
Ebd. Biermann sei ein politischer Gegner (Dieter Noll), der auf der Seite des Klassenfeindes und des Imperialismus stehe (Heinz Kamnitzer), eine antisozialistische Position vertrete und die Arbeiter- und Bauernmacht angreife (Gerhard Henniger). Die große Begabung Biermanns wurde gerade in Verbindung mit seiner ‚falschen‘ politischen Haltung als ‚schädlich‘ angesehen (Anna Seghers). Biermann wurde sofar als „gewissenloser Lump“ (Gisela Steineckert) und „Verräter“ bezeichnet (Helmut Baierl).
Die Petition sei eine Verletzung der Parteidisziplin (Jan Koplowitz, Erwin Strittmatter) und besonders wegen ihrer Verbreitung über eine westliche Agentur zu verurteilen (Anna Seghers, Irmtraud Morgner).
„Parteidisziplin gehört zum Parteimitglied. Aber ich sage jetzt offen, daß mir andere Werte höher sind. Und darunter, wenn ich leiden muß, will ich darunter leiden. Mir steht es höher, daß ich für ein Prinzip eintrete.“ (Stephan Hermlin auf der Parteiversammlung des SV, Bezirksverband Berlin, am 26.11.1976, in: In Sachen Biermann: 172).
Entschließung der Parteiorganisation des Bezirksverbandes Berlin des SV der DDR, 26. November 1976, veröffentl. im ND, 27/28.11.1976: 6 (Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED 1984: 340). Dazu auch SAPMO-BA, DY 30/IV 2/2.033/51. In den Akten des Büro Werner Lamberz findet sich der Entwurf dieser Entschließung der Parteiorganisation des Bezirksverbandes Berlin des SV der DDR (25.11.1976), die kein Ergebnis der Mitgliederversammlung war, sondern bereits vorher feststand. 110 Schriftsteller stimmten der Entschließung zu, 10 verweigerten ihre Unterschrift (6 Gegenstimmen, 4 Enthaltungen).
Bericht des Ersten Sekretärs der SED-Bezirksleitung Berlin an das Politbüro des ZK der SED über die Mitgliederversammlung der SED-Grundorganisation des Berliner SV am 7.12.1976, in: In Sachen Biermann: 221.
ZK-Abt. Kultur, Ursula Ragwitz an Kurt Hager: Vorbereitung und Ablauf der Vorstandssitzung im SV am 11.3.1977, Brief vom 4.3.1977, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/9.06/61.
ZK-Abt. Kultur, Zur Lage im Vorstand des SV der DDR, 13.5.1977, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/9.06/61.
ZK-Abt. Kultur, Ursula Ragwitz an Kurt Hager, 15.5.1977, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/9.06/61.
ZK-Abt. Kultur, Information über die Vorbereitung und Durchführung der Vorstandssitzung im SV am 28. Juni 1977, in: SAPMO-BA, DY 30/IV B2/9.06/61. Sarah Kirsch wurde aus dem Vorstand des SV ausgeschlossen. Günter de Bruyn und Karl-Heinz Jakobs blieben nur noch bis zur nächsten Wahl 1978 im Vorstand des SV. Franz Fühmann und Christa Wolf legten 1977 die Mitarbeit im SV nieder mit der Begründung, dass das Verhalten der Verbandsführung den Weggang von Sarah Kirsch befördert habe.
Bericht eines MfS-Mitarbeiters vom 22.11.1976, in: Fuchs 1998: 146.
Havemann in: Der Spiegel, 22.11.1976. Er hatte am 18.11. auch einen persönlichen Brief an Honecker in dieser Sache geschrieben, den der Spiegel am 29.11. veröffentlichte. Havemann und Honecker waren während des Nationalsozialismus gemeinsam im Zuchthaus Brandenburg in Haft gewesen.
Der Vorsitzende des Staatlichen Komitees für Fernsehen, Heinz Adameck, begründete diesen Schritt mit der „gröblichen Verletzung“ der Pflichten der Arbeitsordnung: „Sie sind gegen Maßnahmen und Beschlüsse der Regierung, die zur Abwehr von Angriffen aus dem Ausland getroffen wurden, aktiv vorgegangen, um diese Beschlüsse wirkungslos zu machen.“ (Staatl. Komitee für Fernsehen beim Ministerrat der DDR an Eva-Maria Hagen, 7.12.1976, in: Hagen 1998: 467).
Eva-Maria Hagen an Erich Honecker, 10.12.1976, in: Hagen 1998: 470.
Eva-Maria Hagen, Antrag auf Ausreise aus der DDR in die BRD, in: Hagen 1998: 502.
Eva-Maria Hagen an Wolf Biermann, 23.2.77, in: Hagen 1998: 510.
Von den Erstunterzeichnern verließen Sarah Kirsch und Jurek Becker noch 1977 die DDR und reisten nach Berlin/West aus, Günter Kunert lebt seit 1979 und Karl-Heinz Jakobs seit 1981 in der Bundesrepublik Deutschland. Der ‚Nachunterzeichner‘ Manfred Krug erhielt seit Ende März keine neuen Auftrittsverpflichtungen mehr und reiste 1976 nach West-Berlin aus. Der Schriftsteller Jürgen Fuchs, der öffentlich gegen die Ausbürgerung Biermanns protestiert hatte, wurde mit neun Monaten U-Haft beim MfS in Berlin-Hohenschönhausen wegen „staatsfeindlicher Hetze“ bestraft; er war bereits 1975 aus der SED wegen „staatsfeindlichen“ Verhaltens ausgeschlossen worden und wurde im August 1977 ausgebürgert. Dazu A. Jäger 1995. — Schmidt 1991.
So konnte Christa Wolfs Prosatext Kindheitsmuster im Dezember 1976 erscheinen und wurde im Februar 1977 in der DDR-Presse wohlwollend besprochen, Jurek Beckers Der Boxer wurde auf der Leipziger Buchmesse als bedeutende Neuerscheinung erwähnt, Franz Fühmann konnte Ende Februar in der Akademie der Künste vor Honecker und der Parteispitze lesen.
Walther 1993: 12f; 1996: 88f., 140, 168ff., 260. Neben dem vorhandenen Apparat wurden für die Überwachung der Literatur zusätzlich spezielle ‚Operativgruppen‘ (OG) eingesetzt, wie z.B. Einsatzgruppen für Buchmessen oder eine Spezialgruppe für den Biermann-Konflikt.
Jander 1999 vertritt sogar die These, dass die Ausbürgerung als (mittelbarer) mentaler Auslöser der späteren oppositionellen Gruppen in der DDR zu sehen sei. Demnach hätte die Partei- und Staatsführung durch eine kurzfristig vorteilhafte, aber langfristig kontraproduktive politische Entscheidung das Ende ihrer Herrschaft selbst eingeleitet.
FR, 24.11.1976.
Biermann nahm die Vorwürfe gegen Filbinger zurück, der jedoch zwei Jahre später auf Grund seiner Tätigkeit als Marinerichter unter den Nationalsozialisten sein Amt als Ministerpräsident verlor. Der westdeutsche Dramatiker Rolf Hochhuth hatte in seiner Erzählung „Eine Liebe in Deutschland“ (1978) dargestellt, dass Filbinger als „furchtbarer Jurist“ noch „in britischer Gefangenschaft nach Hiltlers Tod einen deutschen Matrosen mit Nazi-Gesetzen“ gepeinigt hatte. Filbinger klagte erfolglos gegen diese Darstellung und musste während der Auseinandersetzung zurücktreten. Diese Kontroverse bildete den Hintergrund für Hochhuths dokumentarisches Stück Die Juristen (1979) über die deutsche Militärjustiz unter den Nationalsozialisten, die nach dem Zweiten Weltkrieg für mehr als 24.000 verhängte Todesurteile gegen Soldaten nicht zur Verantwortung gezogen worden waren.
Feldmeyer in: FAZ, 18.11.1976.
Zimmer in: Die Zeit, 19.11.1976, in: Über Wolf Biermann 1977: 6.
Siehe Schema politischer Systemdistanz, Kapitel 1.2.3.4.
Siehe Schema politischer Systemdistanz, Kapitel 1.2.3.4.
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Borgwardt, A. (2002). Wolf Biermann. In: Im Umgang mit der Macht. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80426-6_5
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