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Politik und Literatur in der DDR

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Im Umgang mit der Macht
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Zusammenfassung

Ideologische Basis für den Aufbau der Gesellschaftsordnung in der DDR war die Lehre des Marxismus-Leninismus.1 A Ziel war die Verwirklichung des Sozialismus in Abgrenzung zum Kapitalismus und zur bürgerlich-individualistischen Gesellschaft. Entsprechend der marxistischen Grundüberzeugung wurde angenommen, dass das politische, geistige und kulturelle Leben der Gesellschaft von den zu Grunde liegenden ökonomischen Strukturen und Verhältnissen bestimmt wird, über die es sich reproduziert.2 Durch die Abschaffung des Privateigentums und die Übernahme der Verfugungsmacht über die Produktionsmittel durch die Arbeiterklasse sollten im Sozialismus die kapitalistischen Strukturen der Ausbeutung und damit auch die antagonistischen, auf ökonomischer Ungleichheit beruhenden Interessenkonflikte zwischen den Klassen beseitigt werden. Die radikale Veränderung der Produktionsverhältnisse wurde als Grundstein einer vollendet humanen, kommunistischen Gesellschaft aufgefasst, in der soziale Gleichheit und Gerechtigkeit verwirklicht und die Entfaltung jedes Menschen als gesellschaftliches Wesen ohne Entfremdung möglich werden sollte.3 Lenin hatte in seiner Revolutionstheorie die damit notwendig verbundene Emanzipation des Proletariats zwingend mit einer Avantgardepartei von Berufsrevolutionären verknüpft, die stellvertretend die Interessen der Arbeiterklasse vertreten sollte, bis diese das nötige politische Bewusstsein aufweisen würde, d.h. ihre ‚objektiven‘ Interessen erkennen und (selbst) wahrnehmen könne.4

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Literatur

  1. Unter Marxismus-Leninismus werden die in der Sowjetunion während der Stalin-Ära in einem Dogmensystem kodifizierten Lehren von Marx, Engels, Lenin und Stalin verstanden. Der Marxismus-Leninismus diente dem sowjetischen Staat zur Herrschaftslegitimation, wurde aber auch in den sowjetsozialistischen Staaten wie der DDR zur offiziellen Staatsideologie mit Anspruch auf Interpretation und Anleitung aller Lebensbereiche erhoben (Hornung 1997).

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  2. Göhler/Roth 1989: 536ff.

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  3. Geschichte der politischen Ideen 1996: 435ff.

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  4. Lichtheim 1975.

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  5. Kocka 1994a: 36.

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  6. Jahn 1986a. — Meyer 1979.

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  7. Leonhard 1994: 10f. — Jesse 1994: 17.

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  8. H. Weber 1986: 11.

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  9. Steinbach 1994: 167.

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  10. Danyel 1993: 133f.

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  11. Meyer 1979. Die Kennzeichnung der DDR in dieser Arbeit als sowjetsozialistisches System bezieht sich darauf, dass die sozialistische Lehre des Marxismus-Leninismus sowjetischer Prägung handlungsleitend für die DDR-Führung war und die Organisationsstrukturen der DDR-Gesellschaft sozio-ökonomisch und politisch bestimmte.

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  12. Klein 1997:208ff.

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  13. Lamentowicz 1986b: 195f.

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  14. Dazu auch Neugebauer 1978.

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  15. Dazu Esser 1992: 977–982.

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  16. Glaeßner 1987: 175.

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  17. Meyer 1989: 409–418.

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  18. Fenner 1988: 130.

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  19. Rytlewski 1996: 480f. Rytlewski 1992 plädierte für eine Revision der These von der „Nischengesellschaft“ DDR (Gaus 1983), die einen spezifischen Rückzugsmodus der DDR-Bürger aus der Politik konstatiert hatte. Diese These sei deshalb zu revidieren, weil sie die untrennbare Wechselwirkung von Politik und Gesellschaft, von Politisierung und Entpolitisierung in der DDR nicht adäquat erfassen könne.

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  20. Ebd.:477ff.

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  21. Opp de Hipt 1989: 221–145.

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  22. Fricke 1993: 7.

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  23. Fricke 1991:399.

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  24. Ebd. Das MfS arbeitete eng mit der politischen Justiz der DDR zusammen, besonders bei Verurteilungen wegen „staatsfeindlicher Hetze“. MfS-Papiere fungierten dann häufig als „Drehbücher“ der Justizprozesse (Grasemann 1993: 25–31).

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  25. Fricke 1993: 413f. — Gieseke 1995.

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  26. Narr 1988: 243–246.

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  27. Meyer 1977; 1979. Meyer entwickelte seinen bürokratietheoretischen Ansatz am Beispiel der UdSSR, zielte aber auf eine Gültigkeit für alle sowjetsozialistischen Systeme (z.B. DDR, CSSR, Ungarn), da diese seiner Ansicht nach trotz erheblicher Unterschiede einen gemeinsamen Kern von Normen und Struktur-rinzipien aufwiesen. Diesem Ansatz folgend Jahn 1982.

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  28. Meyer 1977: 38. Meyer schließt kritisch an den Bürokratiebegriff Max Webers an, der Bürokratie als spezifische Form sozialer Organisation begriffen hatte, die in zweckrationalem Handeln auf die funktionale Erfüllung der Organisationsziele gerichtet ist. ‚Bürokratie‘ ist damit nicht auf den politisch-administrativen Bereich eingeschränkt, sondern betrifft die Durchdringung der Gesamtgesellschaft. Über die Zugehörigkeit zur Bürokratie entscheidet dabei das Maß der Teilhabe an Herrschaft.

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  29. Ebd.: 36.

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  30. Nach Fulbrook 1995 stützte die Mehrheit der DDR-Bevölkerung trotz Dissens, verbreiteter Unzufriedenheit und vereinzelten Protesten bis in die siebziger Jahre hinein die Herrschaft der SED-Führung. Erst in den achtziger Jahren hätten sich soziale Netzwerke herausgebildet, die zur Entwicklung der Friedensund Umweltgruppen führten. Die relative Stabilität des SED-Regimes trotz brüchiger Legitimationsbasis erklärte sie mit folgenden Hauptfaktoren: „conformity, political passivity, and the fragmentation and easy suppression of dissent“ (ebd.: 273). Zu den Phänomenen der Massenloyalität und Anpassung in der DDR auch Neubert 1997: 18.

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  31. Meyer/Rohmeis 1986.

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  32. Henrich 1989.

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  33. Rytlewski 1996.

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  34. Meyer/Rohmeis (1986: 107f.) nennen als „männlich-patriarchalische“ Züge im Herrschaftssystem der DDR abstrahierende Entindividualisierung, konfliktverdrängende Ideologie, „social and human engineering“, militarisierende Disziplinierung. Diese Phänomene seien zwar partiell aus den Strukturen bürokratischer Herrschaft zu erklären, seien aber auch männlich-patriarchalische Verhaltensmuster.

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  35. Nach Meyer kann Massenloyalität diffus und labil sein und auch Apathie, latente Verweigerung oder passives Einverständnis mit einschließen, sie sei solange vorhanden, „wie die von den Herrschenden definierten Schwellen legitimen Konfliktaustrags dauerhaft nicht überschritten werden“. Dagegen sei demokratische Legitimität erst dann gegeben, wenn die weit überwiegende Mehrheit der Bevölkerung die bestehenden Herrschaftsstrukturen als rechtmäßig in Wort und Tat anerkennt (Meyer 1977: 28).

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  36. Grunenberg 1990: 233.

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  37. J. Weber 1997.

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  38. Kowalczuk 1995: 104.

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  39. 1975 wurde offiziell ein Eingaberecht gesetzlich verankert, das dem Bürger die Möglichkeit gab, bei staatlichen Institutionen eine „Eingabe“ zu machen, d.h. Hinweise zu geben, Vorschläge zu machen, Anliegen oder Beschwerden vorzubringen. Das Instrument der Eingabe wurde in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens, bei der Zuteilung von Wohnungen, Reisen, Autos und anderen Mangelwaren sowie bei Problemen in Arbeitsverhältnissen genutzt. Das Eingaberecht war aber kein Klagerecht vor Gericht, sondern übernahm eine „Ventilfunktion“ für gesellschaftliche Unzufriedenheit in einem autoritären System, da der Bürger seinen Anspruch nicht vor unabhängigen Instanzen vertreten konnte, sondern vom Wohlwollen des jeweiligen Verantwortlichen in der staatlichen Institution abhängig war (Schroeder 1997: 230f.). Auch in den Anfängen der Sowjetrepublik fungierten Bürgereingaben als wichtiges Mittel der politischen Rückkopplung und Ventil einer — allerdings sehr eingeschränkten — gemäßigten Bürgerkritik. Da Eingaben auf Grund ihres fehlenden öffentlichen Charakters eine diskrete und wenig einflußreiche Form der Kritik darstellten, blieb diese Möglichkeit erhalten, da sie die Suggestion einer Partizipation mit geringen politischen Kosten verband. Zudem waren Bürgerzuschriften für die politische Führung eine wichtige Informationsquelle über Stimmungen in der Bevölkerung und gaben damit relativ zuverlässig aktuelle Auskunft über die Legitimationsbasis der Machthaber bei gleichzeitiger Bewahrung der Herrschaftsverhältnisse. Die Systemstrukturen wurden nicht in Frage gestellt, sondern fanden ihren adäquaten Ausdruck in dieser asymmetrischen Kommunikationsstruktur, die den vormundschaftlichen, paternalistischen und autoritären Charakter der Beziehung zwischen Bevölkerung und politisch Herrschenden nur noch weiter betonte (Mommsen 1989: 206).

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  40. Jahn 1986b: 351.

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  41. Meyer 1989: 415. — Fenner 1988: 127–133. Zu Machtverteilung und Partizipationschancen in der DDR auch H. Zimmermann 1988.

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  42. Definition nach Berg-Schlosser 1987: 55. — Schultze 1992: 166.

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  43. Lohmann 1979: 178.

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  44. Ebd.: 180ff.

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  45. Meyer 1992: 982f.

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  46. Reiman 1986: 484.

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  47. Meyer 1992: 983.

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  48. Plaggenborg 1998: 446. Beiträge zur neueren Diskussion in Plaggenborg 1998.

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  49. Reiman 1986: 479.

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  50. Kleines Politisches Wörterbuch 1983: 694f.

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  51. In diesem Sinne äußerte sich z.B. im Jahr 1980 Gregor Schirmer, stellvertretender Leiter der Abt. Wissenschaften des ZK des SED in einem Grundsatzartikel („Geist, Macht und die Praxis im Sozialismus“, Sonntag, 16.3.1980, in: Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED 1984: 917–921). Eine Gesellschaft, die frei von antagonistischen Widersprüchen sei, sei deshalb nicht frei von Konflikten: „Vorstellungen von einer vollkommenen Übereinstimmung zwischen allen Individuen und ihrem Staat in allen Situationen wären geradezu töricht. Auch zwischen Gleichgesinnten gibt es logischerweise Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen für die bessere Lösung eines konkreten Problems.“ (ebd.: 918).

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  52. Meyer 1986: 416.

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  53. Klokocka/Ziemer 1986: 308.

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  54. Dazu z.B. Sandford 1986.

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  55. Schmidtbauer 1995: 273.

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  56. Knabe, in: Enquete-Kommission 1994: 102ff.

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  57. Rytlewski 1989: 33.

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  58. Poppe 1995: 252ff.

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  59. Neubert 1995: 224ff.

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  60. Ebd.: 230.

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  61. Ebd.

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  62. Ebd.

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  63. Ebd.: 232ff. Nach Neubert ergaben sich vier Konfliktfelder aus der Diskrepanz von protestantischen Orientierungen und kommunistischen Herrschaftsansprüchen: Gewissen oder Einsicht in die Notwendigkeit, Gesetz und Evangelium oder sozialistische Gesetzlichkeit, innerweltliche Askese oder sozialistische Moral, protestantische Aufklärung oder sozialistischer Humanismus.

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  64. Klein (1995: 141) stellte fest, dass die parteiinterne Opposition zu den „wichtigsten Quellen manifester Opposition in der DDR“ gehörte.

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  65. Ammer (1995: 158f.) weist darauf hin, dass die aus politischen Gründen relegierten Studenten in den siebziger und achtziger Jahren viel zum Anwachsen der Oppositionsbewegung beigetragen hätten.

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  66. Faktor 1994. — Michael 1997.

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  67. Petzold/Kaiser 1997.

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  68. Hanke 1987.

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  69. Thomas 1982: 37f; 1986: 25f.

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  70. Rossade (1997: 351ff.) sprach für die siebziger und achtziger Jahre von einem „Niedergang des Sozialismus“, als „knapp zwanzigjährige Endzeit des europäisch/sowjetischen Realsozialismus“, in der die wachsende wirtschaftliche und allgemein gesellschaftliche Ineffizienz schließlich im Zusammenhang mit der antidemokratischen Politik zum Untergang des Realsozialismus geführt habe. Zu den Mythen der realsozialistischen DDR-Gesellschaft Sauer 1992.

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  71. Grunenberg 1990: 227ff. Zum Bedeutungsverlust des Marxismus-Leninismus als Legitimationsfaktor seit den sechziger Jahren in den sowjetsozialistischen Ländern Lamentowicz 1986a, der beschreibt, wie sich stattdessen „pragmatische Pseudoideologien“, das Spekulieren auf nationale Empfindungen und geopolitischer Realismus in den Vordergrund schoben.

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  72. Rückblickend dazu Meyer 1992. — Pollack 1993. — Meuschel 1992: 221ff. — Thaa et al. 1992.

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  73. Grunenberg 1985: 13. Die reduzierte Sinngebung der marxistisch-leninistischen Ideologie wurde partiell zu Gunsten einer Arbeitsideologie verschoben, die der Integration und Legitimationsbeschaffung dienen sollte. Dazu Grunenberg 1990: 232.

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  74. Meuschel 1992 sowie 1991: 15–27. Dazu auch Metzner 1988. Fulbrook (1996: 294) nennt als weitere wichtige Gründe für den Zusammenbruch der SED-Diktatur die Schwächung der politischen Stabilitätsfaktoren, die bis dahin die Parteiherrschaft stützten: die Loyalität der Funktionäre gegenüber der Führungsgruppe, die Integration der Gesellschaftsmehrheit in formale Organisationen und Strukturen, die Vereinzelung der politisch Andersdenkenden.

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  75. Schmidtbauer 1995: 281. Im Jahr 1988 hatten einige Demonstrationen und Kundgebungen stattgefunden, auf denen gegen die Unterdrückung politischer Meinungsfreiheit, gegen eingeschränkte Reisemöglichkeiten und Militärzwang ohne Zivildienst-Alternative protestiert und für Frieden, Abrüstung und Umweltschutz eingetreten wurde.

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  76. Knabe 1993: 33–39.

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  77. Dokumente und Materialien zur Vereinigung der beiden deutschen Staaten z.B. in Bahrmann/Links 1990. — Dokumente der Wiedervereinigung Deutschlands 1991.

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  78. Die Vereinigung Deutschlands 1991.

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  79. Deutsche Einheit 1998.

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  80. Der Zentrale Runde Tisch der DDR, 2000.

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  81. — Deutscher Bundestag 1999. Eine Auswahl der zahlreichen wissenschaftlichen Analysen des deutschen Einigungsprozesses: Auf dem Weg zur Realisierung der Einheit Deutschlands 1992.

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  82. Bahrmann/Links — DDRvon der friedlichen Revolution zur deutschen Vereinigung 1990.

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  83. Bahrmann/Links — Das Ende eines Experiments 1991.

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  84. Bahrmann/Links — Die Politik zur deutschen Einheit 1991.

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  85. Bahrmann/Links — Die Gestaltung der deutschen Einheit 1992.— Glaeßner 1992. — Jarausch 1995.

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  86. Jarausch — Geschichte der deutschen Einheit 1998. Revolution und Transformation in der DDR 1989/90, 1999.

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  87. Jarausch — Handbuch zur deutschen Einheit 1999.

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  88. Glaeßner 1987: 166.

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  89. Kleßmann 1993: 30–41.

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  90. Schroeder/Alisch 1998.

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  91. Sontheimer/Bleek 1979: 49.

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  92. H. Weber 1986: 10ff., 156.

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  93. H. Zimmermann 1992: 84–99.

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  94. Ebd.

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  95. Glaeßner 1986b.

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  96. In der Bürokratie wurde die Dominanz politischer Kader durch fachlich kompetente Mitarbeiter etwas zurückgedrängt, das Instrument des Terrors verlor gegenüber dem Mittel der politisch-ideologischen Meinungsmanipulation etwas an Bedeutung und die Politik war nun stärker von „Sachzwängen“ bestimmt (dazu auch H. Weber 1986: 10).

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  97. Sontheimer/Bleek 1979: 56ff.

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  98. Glaeßner 1986a: 367.

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  99. Ebd.: 369f.

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  100. Glaeßner 1987: 177.

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  101. Meyer/Rohmeis 1986.

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  102. Meuschel 1989: 36.

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  103. Zwahr 1993: 11f. — Wettig 1997.

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  104. Born 1994: 52f.

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  105. Zur deutsch-deutschen Entwicklung im Rahmen internationaler Konstellationen z.B. Sywottek 1993: 467–485.

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  106. Rossade 1997: 352.

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  107. „Friedliche Koexistenz“ bedeutete im Selbstverständnis der SED den Kampf zwischen sozialistischen und nicht-sozialistischen Gesellschaftssystemen mit politischen, wirtschaftlichen, technischen und kulturellen Mitteln unter Ausschluss militärischer Mittel. Diese Vorstellung kann auch als Konsequenz aus der Situation wechselseitiger nuklearer Vernichtungsfähigkeit interpretiert werden. Der Verzicht auf militärische Gewalt galt nicht bei der Unterstützung revolutionärer Bewegungen in der ‚Dritten Welt‘ und beim Schutz bestehender sozialistischer Staaten vor ‚Konterrevolutionen‘. Auch der Bau der Mauer war von der SED-Führung als Akt friedlicher Koexistenz gedeutet worden. Dazu Pfeiler 1997. Dazu Pfeiler — Lexikon der Politik, Bd. 7, 1998: 197.

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  108. Der Historiker Jürgen Kocka versuchte nach der ‚Wende‘ mit dem Konzept der „modernen Diktatur“ durch eine Verbindung von sozialgeschichtlicher und modernisierungstheoretischer Perspektive den Doppelcharakter des DDR-Sozialismus und die ihm eigene Kombination aus Unterdrückung und Sozialreform, repressiven und progressiven Elementen adäquat zu erfassen (Kocka 1993).

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  109. Knabe (1988: 557f.) nannte als Entstehungsbedingungen der neuen sozialen Bewegungen in der DDR einerseits systemimmanente Probleme des realsozialistischen Herrschaftssystems (z.B. niedrige Wirtschaftseffizienz, fehlende bürgerliche Rechte und Freiheiten), andererseits übergreifende Probleme moderner Industriegesellschaften, die Gemeinsamkeiten mit den Problemstellungen der Bundesrepublik aufwiesen (z.B. Sicherheitspolitik mit den Komplexen Aufrüstung und Kriegsgefahr, Umweltzerstörung, Nord-Süd-Konflikt, Verluste an traditionellen Lebensumständen). Eine wichtige Rolle spielten auch außenpolitische Einflüsse (z.B. Solidarnosc-Gewerkschaftsbewegung in Polen seit 1980/81, Reformveränderungen in Ungarn, sowjetische Politik unter Gorbatschow, Abrüstungsverhandlungen mit den USA). Zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den ‚Neuen Sozialen Bewegungen‘ in der Bundesrepublik und in der DDR siehe Brand 1997.

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  110. Im Anschluß an Juan J. Linz (1975; 1992), der typologisch zwischen den Systemtypen Demokratie, Totalitarismus und Autoritarismus differenziert. Totalitäre Diktaturen unterscheiden sich demnach von autoritären Diktaturen durch den Grad des politischen Pluralismus, der ideologischen Ausrichtung, der gelenkten politischen Mobilisierung und der politischen Repression. Linz kennzeichnet das „autoritäre politische System“ in Abgrenzung zu kompetitiver Demokratie und totalitärer Diktatur als eigenständigen politischen Systemtypus sui generis: Als zentrales Merkmal nennt er begrenzte Pluralisierung bei keiner oder nur beschränkter politischer Mobilisierung. Nach dieser Auffassung kann die DDR seit den sechziger Jahren als ein „posttotalitäres autoritäres System“ gelten, da sich seitdem eine begrenzte Pluralisierung sowie eine schwindende Bindungskraft der Ideologie und geringe politische Mobilisierung bestimmte politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Strukturen hinterlassen hat, die sich wandeln können, aber nicht gänzlich verschwinden; er klassifizierte diese Systeme deshalb als einen „besonderen Typ autoritärer Herrschaft“ (Linz 2000: 227), der allerdings ein evolutionärer — kein eigenständiger genetischer — Systemtyp sei (ebd.: 252).

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  111. Nach Ludz 1968, der die Herrschaftsform in der DDR seit den sechziger Jahren als „konsultativen Autoritarismus“ bezeichnete. Dazu auch Skilling 1966, der die DDR als „konsultativ-autoritäres Regime“ kennzeichnete. Die Charakterisierung der DDR als autoritäres politisches System steht im Kontext einer Forschungsrichtung, die davon ausgeht, dass sich die DDR von einer tendenziell totalitären Diktatur in den fünfziger Jahren mit zunehmender Industrialisierung und den damit verbundenen Modernisierungsanforderungen in den sechziger Jahren in ein autoritäres Herrschaftssystem wandelte (Ludz 1968. — Sontheimer/Bleek 1979. — Rytlewski 1989).

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  112. Kocka 1993.

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  113. Kocka 1994a: 39.

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  114. Merkel (1993: 359–382) sprach von „Widerstandsstrategien im Alltag“, die im Verborgenen subtil funktionierten und sich auch in vielfältige Formen der Anpassung verkleideten. Auf Grund einer notwendigen Differenzierung sollte bei diesen Verhaltensformen aber eher von Verweigerungsstrategien gesprochen werden.

    Google Scholar 

  115. Bessel/Jessen (1996: 7ff.) nannten weitere Faktoren zur Begrenzung des absoluten Herrschaftsanspruchs der SED-Führung: das tradierte historische Erbe (z.B. die mentale Prägung der Autoritätshörigkeit), die deutsch-deutsche Teilung, fehlende außenpolitische Autonomie durch die sowjetische Besatzungsmacht, Verpflichtungen aus der Integration in internationale Organisationen.

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  116. Kleßmann 1993: 29–35.

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  117. Rytlewski 1987: 242.

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  118. Ebd.: 240ff.

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  119. Rytlewski (1989; 1992) benannte für die kommunistische Zielkultur als zentrale Verhaltenswerte Optimismus, Solidarität und Lernbereitschaft, als Zielwerte Freiheit, Gleichheit und soziale Gerechtigkeit und als instrumentelle Werte Emanzipation und den Führungsanspruch der Partei.

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  120. Ebd. Zentrale charakteristische Merkmale dieser Kulturtradition in der DDR sind demnach Obrigkeitshörigkeit und Autoritätsgläubigkeit, politische Passivität, Mangel an demokratischem Bewusstsein und freiheitlichen Orientierungen sowie Dominanz der deutschen Sekundärtugenden. Hinzu komme ein geringes Vertrauen in politische Lösungen durch Opposition, spontanes politisches Engagement und Konfliktaustrag sowie fehlende universelle und interkulturelle Vorstellungen. Die Einstellung zur Politik hänge primär von den Leistungen ab, die der Staat in Form von wirtschaftlichem Fortschritt, sozialer Sicherheit und öffentlicher Ordnung erbringe.

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  121. Ebd. Im Unterschied zur offiziellen politischen Kultur habe die alternative Kultur ihre Impulse eher ‚von unten‘ erhalten und sei mit dem Einbringen neuer Themen in die öffentliche Wertedebatte verbunden gewesen: Kritik an Naturzerstörung durch Industrialisierung, am instrumentell-technischen Vernunftbegriff und an einseitig materieller oder ökonomischer Orientierung, Kritik am Leistungsdenken und an unkritischem Konsumverhalten sowie an der Militarisierung der Gesellschaft. Ziele waren unter anderem die Gleichstellung von Mann und Frau, Umweltschutz, Frieden und Abrüstung.

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  122. Kreikenbom 1995: 20.

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  123. Bessel/Jessen 1996: 14.

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  124. Schroeder/Alisch 1998. — Kocka 1994a: 40f.

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  125. Rytlewski 1992: 10.

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  126. Ebd.: 8.

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  127. Kocka 1994a: 42.

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  128. Zu diesem Thema z.B. die sozialhistorischen Studien in Lindenberger 1999, die sich auf Alf Lüdtke beziehen, der den Begriff des ‚Eigensinns‘ in die Forschung einbrachte, um damit die individuellen, widersprüchlichen Umgangsweisen der Herrschaftsunterworfenen mit den Herrschaftsansprüchen in einer Diktatur zu bezeichnen, die zwischen Mitmachen, Hinnehmen und Widerstehen changierten (Lüdtke 1993; 1994).

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  129. Glaeßner 1986a: 369f.

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  130. Born 1994: 58.

    Google Scholar 

  131. Zu den typischen Systemkrisen sowjetsozialistischer Systeme (DDR 1953, Ungarn 1956, CSSR 1968, Polen 1956, 1970, 1980/81) sowie ihren Gemeinsamkeiten und Unterschieden siehe Ziemer 1986.

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  132. Meyer (1977: 176f.) unterschied für die UdSSR und die sowjetsozialistischen Systeme Krisen- und Konfliktpotenziale der Gesellschaft. Krisenpotenzial bezeichnet demnach die strukturell erzeugte, permanent vorhandene Krisenanfälligkeit eines Systems (Bestand „objektiver Widersprüche“), die meist das ganze System erfasst und systemgefährdend sein kann. Krisenpotenziale sind auf der Ebene struktureller Steuerungsprobleme zu finden, die für die Bürokratie innerhalb ihres Herrschaftssystems unlösbar sind. Dagegen weisen Konfliktpotenziale eine erheblich geringere Komplexität auf und beziehen sich nur auf Teilbereiche des Systems. Werden sie unter Beibehaltung der Identität eines Systems gelöst, können sie auch zur Stabilisierung einer Gesellschaft beitragen.

    Google Scholar 

  133. Ebd.: 212f. In Systemen bürokratischer Herrschaft setzt sich nach Meyer das systemgefährdende Krisenpotenzial aus mehreren latenten Krisentendenzen zusammen.

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  134. Ebd.: 213.

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  135. Zu den Herrschaftstechniken in der DDR siehe Meyer 1977: 242. Zu systemübergreifenden Herrschaftstechniken siehe Rohe 1994: 70ff. Die spezifischen Herrschaftstechniken der SED-Bürokratie im Umgang mit kritischen Schriftstellern finden sich als Teilergebnis dieses Forschungsprojekts im Resümee dieser Arbeit (Kap. 6).

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  136. Rossade 1977: 288–304.

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  137. Hanke 1987: 40. — Schönert/Schmitt 1988: 474–482.

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  138. Schmitt/Schramm 1974. Der Sozialistische Realismus war von dem für Kulturfragen zuständigen Shdanow auf dem 1. Allunionskongreß der Sowjetschriftsteller 1934 propagiert worden. Die Entstehung des Konzepts war in einen Komplex politischer Maßnahmen eingebettet, die Stalin mit dem Ziel der Zentralisierung, Funktionalisierung und Bürokratisierung des kulturellen Lebens durchführte. Dazu M. Jäger 1994: 39.

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  139. Zitiert nach Schmitt/Schramm 1974: 390.

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  140. Zur Forderung nach dem Typischen in der Literatur auch M. Jäger 1973: 35ff.

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  141. Auf dem III. Schriftstellerkongress im Mai 1952 wurde der Monopolanspruch der „schöpferischen Methode“ des Sozialistischen Realismus von Johannes R. Becher zum ersten Mal verkündet, auf der I. Bitterfelder Konferenz (1959) zum künstlerischen Staatsprogramm der DDR erhoben.

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  142. A. Jäger 1991: 141ff.

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  143. In der SED-Ideologie der 50er- und sechziger Jahre wurden Konflikte als prinzipiell lösbar betrachtet; ihre literarische Umsetzung war verbindlich im Konzept des Sozialistischen Realismus geregelt. Anfang der siebziger Jahre setzte Kurt Hager in einer kulturpolitischen Grundsatzrede einen etwas anderen Akzent, als er feststellte, dass die gesellschaftlichen — „nichtantagonistischen“ — Widersprüche im Sozialismus kein schnell zu beseitigender Makel, „sondern ein Motor jeder gesellschaftlichen Vorwärtsbewegung“ seien; „Konfliktlosigkeit“ in sozialistischer Literatur sei regelrecht abzulehnen, da sie „ein Verstoß gegen die Lebenswahrheit in unserer Kunst“ sei. Allerdings war die realistische Gestaltung der sozialistischen Widersprüche immer noch auf der Basis der Parteilichkeit zu leisten; es sollten zwar keine fertigen Lösungen dargestellt, aber doch auf die Perspektive von Lösungen in parteilicher Sicht hingeführt werden (Kurt Hager: „Zu Fragen der Kulturpolitik der SED, Referat auf der 6. Tagung des ZK der SED, 6. Juli 1972, in: Hager 1987, Band I: 421).

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  144. Bei der Entwicklung eines Literaturkonzepts in den frühen Jahren bezog sich die Parteiführung auf die Humanismus-Vorstellung und das Menschenbild der Weimarer Klassik (Lehmann 1991: 119). Die Berufung auf diese Traditionslinie der deutschen Klassik, besonders Goethe, stand im Zentrum der literarischen Erbekonzeption der SED (Hohendahl 1983: 13–52).

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  145. Mit der offiziellen Rede von der „Literaturgesellschaft“ (Johannes R. Becher) oder der späteren Formel des „Leselands“ DDR suggerierte die SED-Führung, dass die Ziele der Einheitlichkeit, Volksnähe und Massenwirksamkeit in der DDR bereits umgesetzt waren, was rückblickend als Illusion gekennzeichnet wurde (Schmidt 1991: 48f.), auch wenn es unter den Lesern mehr Arbeiter gab als in westlichen Gesellschaften (Hanke 1987: 54f.).

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  146. M. Jäger 1994: 47.

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  147. Ebd.

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  148. A. Jäger 1991: 143.

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  149. M. Jäger 1994: 52.

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  150. Ebd.: 49.

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  151. Zum Literaturbetrieb in der DDR siehe Schmitt 1975; 1983.

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  152. Walther 1996.

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  153. Barck/Langermann/Lokatis (1997: 19ff.) beschreiben die Entwicklung dieser Behörde bis Mitte der sechziger Jahre als allmählichen Zentralisierungsprozess und als Professionalisierungsgeschichte staatlicher Zensur.

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  154. Ebd.: 191.

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  155. Walther/Prittwitz 1993.

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  156. Diese Informationen waren aber nur selten mit einer Empfehlung verbunden, da die Auswertung der geheimpolizeilich gesammelten Hinweise und die Entscheidung über zu ergreifende Maßnahmen prinzipiell den zuständigen Partei- und Staatsorganen überlassen bleiben sollte (Walther 1996: 54).

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  157. Walther 1996: 49.

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  158. Zimmer 1990.

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  159. Barck/Langermann/Lokatis 1997. Ein Beispiel für die willkürliche und verschleppende Umgangsweise der Kulturbürokratie selbst bei politisch unverdächtigen Büchern gibt ein geplanter Text-Bildband über das „Kunsthandwerk in Thüringen“. Die Autoren hatten 1984 einen Verlagsvertrag geschlossen und waren jahrelang immer wieder mit Veröffentlichungszusagen vertröstet worden, bis sie sich schließlich an die Rechtsstelle des SV wandten: „Die ersten Texte zu diesem Band entstanden 1982. Inzwischen schreiben wir das Ende des Jahres 1989, und vier Kunsthandwerker, die wir vorgestellt haben, sind schon verstorben.“ (SAdK, Nr. 1094, 1985–89, 21.11.1989).

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  160. Hanke 1987: 60.

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  161. Darnton 1995: 47ff, 59.

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  162. Links 1997: 244f.

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  163. Drescher 1992: 14.

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  164. Mehnert 1996. „Äsopische Schreibweise“ bezieht sich auf den Dichter und Sklaven Äsop (6. Jhd. v. Chr.), der in seinen Fabeln Gesellschaftskritik durch eine anspielungsreiche und doppeldeutige Sprache transportierte. Die Ausdrucksweise in dieser Tradition wurde auch „Sklavensprache“ genannt.

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  165. Ebd.: 269. Viele DDR-Leser entwickelten eine ausgeprägte Fähigkeit, die geheimen Botschaften des Sub-Textes zu entschlüsseln.

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  166. Seyppel 1991.

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  167. A. Jäger 1991: 144. Auch wenn das Konzept des Sozialistischen Realismus häufig das Reservoir an Argumenten bereitstellte, war bei der Erteilung oder Verweigerung einer Publikationsgenehmigung in vielen Fällen die politische Haltung des Autors entscheidend, die über umfangreiche Recherchen (auch der Staatssicherheit) ermittelt wurde. Häufig war es dann nur noch eine Frage der Interpretation, die gesammelten Informationen auf eine ,nichtsozialistische, staatsfeindliche Gesinnung‘ zurückzuführen.

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  168. Kunert 1991: 53.

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  169. Bräuer/Vollnhals 1995: 29ff.

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  170. Barck/Langermann/Lokatis 1997: 50.

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  171. Ebd.: 10f.

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  172. Ebd.:67ff.

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  173. Ebd.: 102. Trotz dieser gemeinsamen Linie gab es zwischen den Verlagen Verteilungskämpfe auf Grund der Knappheit von Mitteln (Mangel an Papier, Satzkapazitäten, Valuta, gewünschten Manuskripten, ebd.: 97).

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  174. Hanke 1987: 55ff. Die Verlage leiteten ihre Produktion an den zentralen Kommissionsbuchhandel Leipzig (LKG) weiter, von dort aus erfolgte die Belieferung des gesamten Buchhandels und der Bibliotheken und anderer Verkaufsstellen.

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  175. Mayer-Burger 1986: 395ff.

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  176. Die Verlage kämpften besonders um eine Aufbesserung des ihnen zugestandenen Papierkontingents, dessen Zuteilung sich als wirksames Disziplinierungsmittel erwies und auch bewusst als regulativer Faktor eingesetzt wurde (Barck/Langermann/Lokatis 1997: 104).

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  177. Normalerweise wurden literarische Neuerscheinungen in der Zeitschrift des Schriftstellerverbands, der neuen deutschen literatur, rezensiert. Im ND wurden vor allem die von der Partei besonders geschätzten Autoren positiv besprochen. Rezensionen in anderen Wochenzeitungen und Zeitschriften wurden kulturpolitisch ‚angeleitet‘. Zu den Funktionen der Literaturkritik in der DDR als Ideologieproduktion, -kontrolle und -korrektiv siehe Jäger 1995: 85ff.

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  178. Die historischen Wurzeln der DDR-Literaturpolitik lassen sich noch viel früher verorten. So wurden auf dem 1. Allunionskongress der Sowjetschriftsteller in Moskau 1934 die Maximen der sowjetischen Kulturpolitik festgelegt, die später Vorbildwirkung für die DDR-Entwicklung hatten (Schmitt/Schramm 1974: 252f).

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  179. Dazu auch Franke 1974.

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  180. So erklärte Ministerpräsident Grotewohl in einer Rede am 31. August 1951: „Die Idee in der Kunst muss der Marschrichtung des politischen Kampfes folgen. (...) Was sich in der Politik als richtig erweist, ist es auch unbedingt in der Kunst. (...) Ich will damit sagen, dass die politische Kritik bei der Beurteilung unserer Kunst primär ist und dass die künstlerische Kritik sekundär ist.“ (zit.n. Dokumente zur Kunst-, Li­teratur- und Kulturpolitik der SED 1972: 208).

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  181. Bock 1980: bes. 66ff.

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  182. Trotz der ideologischen Ablehnung bürgerlicher (Bewusstseins-) Strukturen und Inhalte wurde in der staatlichen Literaturpolitik an den bürgerlichen Werten der Klassik in der Lukácsschen Interpretation als Orientierungsgröße fest gehalten. Die aktuelle bürgerliche Dichtung wurde allerdings als „Formalismus“ abgelehnt — eine Formel, die auf Grund ihrer Bedeutungsdiffusität eher degradierend wirken sollte. 1951 begann eine umfassende Kampagne gegen „Formalismus“ in Kunst und Literatur (Mayer-Burger 1986: 76ff.).

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  183. Fricke 1991: 78.

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  184. M. Jäger 1994.

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  185. Knötzsch 1968: 69–74.

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  186. Rüther 1992: 86ff.

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  187. Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED 1972: 553, 559.

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  188. M. Jäger 1994: 87.

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  189. Ebd.: 101. Die Arbeiter sollten sich in ihrem literarischen Schaffen von nun an wieder an ‚kleineren‘ Zielen orientieren, sich auf ihre ‚eigentlichen‘ Fähigkeiten besinnen und eher operative oder journalistische Formen anstreben, wie z.B. durch eine Teilnahme am Betriebsfunk.

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  190. 1962 wurde Peter Hüchel von seiner Stelle als Chefredakteur der Zeitschrift der Akademie der Künste Sinn und Form entlassen, nachdem er wegen seiner künstlerisch-redaktionellen Konzeption von Parteidogmatikern scharf kritisiert worden war. Stephan Hermlin musste seinen Posten als Sekretär der Sektion Dichtkunst und Sprachpflege in der Akademie der Künste verlassen, weil er auf dem am 11. Dezember 1962 stattgefundenen Lyrikabend in der Akademie dem jungen, kritischen Liedermacher Wolf Biermann die Chance zu einem ersten öffentlichen Auftritt gegeben hatte und die anschließende Diskussion nicht im Sinne der SED-Führung ‚angeleitet‘ hatte.

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  191. Bis 1954 waren verschiedene Abteilungen an der Überwachung des kulturellen Bereichs beteiligt, da es noch kein eigenes Referat gab. Von 1954 bis 1964 war die Hauptabteilung (HA) V für die Bereiche Kultur, Bildung und Wissenschaft zuständig. Mit der Umstrukturierung des Überwachungsapparats wurde die HA V in HA XX umbenannt und anders organisiert. Die Schriftsteller wurden eine zunehmend wichtigere Zielgruppe geheimdienstlicher Überwachung, da angenommen wurde, dass der politische Feind hier verdeckt — „kulturell maskiert“ — im Innern des Landes in Gestalt sog. „feindlich-ideologischer Stützpunkte“ (FIS) operiere.

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  192. Im Zuge der Liberalisierungstendenzen in Osteuropa war Kafka als bedeutender Schriftsteller der Moderne ‚entdeckt‘ worden. Für den DDR-Standpunkt hatte Lukács die Richtung für die Rezeption Kafkas in der offiziellen SED-Ideologie vorgegeben, indem er die abgelehnte (bürgerliche) Moderne mit Franz Kafka und den angestrebten (sozialistischen) Realismus mit Thomas Mann in Zusammenhang gebracht hatte. Die internationale Kafka-Rezeption nach dem Zweiten Weltkrieg war zu einem symboli­schen Feld politischer (System-) Auseinandersetzung geworden (Mittenzwei 1991: 85).

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  193. Stefan Heym prangerte in seiner Rede „Stalin verläßt den Raum“ offen die Zensurpraxis in der DDR an, Christa Wolf kritisierte einzelne Aspekte der staatlichen Literaturpolitik. Während der Beitrag von Christa Wolf in der DDR publiziert wurde, konnte Heyms Rede nur im Westen, in der Zeit vom 5.2.1965, erscheinen.

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  194. Z.B. im April 1965 auf dem 9. Plenum des ZK der SED (Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED 1972: 1033).

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  195. Agde 1991.

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  196. Walter Ulbricht, Kurt Hager, Alexander Abusch, Erich Honecker (damals ZK-Sekretär für Sicherheitsfragen).

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  197. M. Jäger 1994: 119f.

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  198. Vortrag von Benno Paroch auf einer Sitzung der MfS-Kreisleitung der SED am 12. 12.1968 zum Thema „Die feindlichen Angriffe im Bereich von Kunst und Kultur“ (Walther 1996: 32).

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  199. Walther 1996: 33.

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  200. Der umfassende organisatorische Zugriff auf Literatur und Kunst hatte bereits im Frühjahr 1964 mit der Einrichtung der Hauptabteilung (HA) XX begonnen; die Maßnahmen auf der „Linie Schriftsteller“ dienten der Abwehr von „Angriffen gegen die Kulturpolitik der SED“ (ebd.: 9f).

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  201. 1989 war diese Abteilung mit insgesamt 40 hauptamtlichen und zahlreichen Inoffiziellen Mitarbeiter/innen eine der personell am besten ausgestatteten Abteilungen innerhalb der HA XX, was auch Aufschluss gibt über ihre politisch-operative Bedeutung im MfS und den großen Stellenwert der Kultur als potenziell oppositioneller Kraft in der Sicht der Staatssicherheit (Walther 1993: 11; 1996: 76).

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  202. Walther 1996: 141ff.

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  203. Ebd.: 150ff. Dazu gehörte die Überprüfung der Kontakte zu anderen (auch potenziell staatsfeindlichen) Personen in der DDR und im Westen, das Ansetzen von IMs auf die betreffende Person sowie die feheimdienstlichen Mittel der Postzollfahndung, Briefkontrolle und das Abhören des Telefons.

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  204. M. Jäger 1994: 119, 129, 135.

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  205. Dazu gehörten die verbreiteten Produktions- und Betriebsromane (z.B. von Otto Gotsche, Karl Mundstock), später auch die parteikonforme Literatur aus der Perspektive des „Leiters“ und „Planers“.

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  206. Z.B. Brigitte Reimanns Ankunft im Alltag (1961), Erich Strittmatters Ole Bienkopp (1963), Christa Wolfs Der geteilte Himmel (1964), Erich Neutschs Spur der Steine (1964).

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  207. Rossade 1989: 246ff.

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  208. Erich Honecker: Schlusswort auf der 4. Tagung des ZK der SED am 17.12.1971, in: ders. 1975: 427.

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  209. Honeckers Aussage wurde häufig als Angebot zur Öffnung interpretiert, markierte jedoch keine grundsätzliche Veränderung des Anspruchs der SED-Führung auf umfassende staatliche Lenkung und Kontrolle. Seit Anfang der siebziger Jahre wurden in der Kulturpolitik weniger verbindliche Forderungen an Inhalt und Form des künstlerischen Schaffens aufgestellt. Stattdessen konzentrierte man sich auf die Integration gemäßigter Kritik und das Ausgrenzen all jener Tendenzen, die die Herrschaft der SED-Führung in Frage zu stellen schienen (Rossade 1977: 301).

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  210. M. Jäger 1994: 141.

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  211. Wie z.B. drei Bücher von Stefan Heym Der König David Bericht (1973), Lassalle (1974), Die Schmähschrift oder Königin gegen Defoe (1974).

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  212. Mohr 1988: 619f. 229M. Jäger 1994: 151.

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  213. Ebd.: 149.

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  214. Ebd.

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  215. in der ersten Hälfte der siebziger Jahre machte die internationale Entspannungspolitik große Fortschritte: Grundlagenvertrag zwischen der Bundesrepublik und DDR (1972), UNO-Mitgliedschaft 1974), Unterzeichnung der Helsinki-Schlussakte (1975).

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  216. „Referat des Genossen Minister auf der Dienstkonferenz vom 13.7.1972“ (Walther 1996: 82 ff).

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  217. Walther 1996: 83.

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  218. Ebd.: 84.

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  219. Zu Wolf Biermann Kap. 5, zu Stefan Heym Kap. 3. Der Physiker und Philosoph Robert Havemann, ehemaliger Volkskammerabgeordneter und Leiter des Physikalisch-Chemischen Instituts der Berliner Humboldt-Universität, engagierte sich in seinen Vorlesungen und Schriften für eine Demokratisierung des Sozialismus, übte öffentlich Kritik an Bürokratie, stalinistischen Strukturen und ideologischem Dogmatismus in der DDR (Dialektik ohne Dogma). Havemann verband sein Engagement für gesellschaftliche Demokratisierung mit den Forderungen nach Meinungs-, Informations- und Diskussionsfreiheit, schließlich auch mit dem Recht auf Opposition. Die große Resonanz seiner Schriften in der DDR und im Westen verstärkten den Konflikt mit der SED-Führung, die ihm nach deutlichen Drohungen seine Professur und seine Parteimitgliedschaft entzog. 1976 wurde er nach einem gerichtlichen Beschluss unter Hausarrest gestellt. Havemann war danach in seiner öffentlichen Wirkung stark eingeschränkt, beteiligte sich aber immer wieder an aktuellen politischen Diskussionen, z.B. machte er radikale Abrüstungsvorschläge und enagierte sich in der Friedensbewegung (Havemann 1991).

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  220. Daneben sind noch jene Schriftsteller zu nennen, die die Hoffnung auf freie künstlerische Arbeit in der DDR aufgegeben hatten und eine Übersiedlung in den Westen anstrebten.

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  221. Hanke 1987: 273f. Dazu gehörten z.B. Günter de Bruyn, Erich Loest, Volker Braun, Stefan Heym.

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  222. Von offizieller Seite wurde diese Entwicklung hin zu mehr Subjektivität und der Verteidigung des Einzelnen stark kritisiert und diffamiert (Jäger 1990b: 65).

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  223. Z.B. Texte von Christa Wolf, Irmtraud Morgner, Brigitte Reimann, Maxie Wander, Helga Schütz u.a. — Dazu auch Lennox 1983.

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  224. Teile der offiziellen Literaturkritik und -Wissenschaft folgten diesem Prozess der Herausbildung einer kritischen Literatur: „Kommunikativ-funktional orientierte“ Literaturwissenschaftler wie Dieter Schön­stedt begleiteten die entstehende nonkonforme Literatur kritisch, aber wohlwollend (Lehmann 1991: 125).

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  225. Neben diesen bekannten und aufsehenerregenden Fällen waren viele andere, häufig unbekanntere Schriftsteller massiven staatlichen Repressionen ausgesetzt. In einem Offenen Brief an Erich Honecker prangerte der DDR-Autor Bernd Jentzsch, der sich gerade im Ausland aufhielt, diese Unterdrückungspolitik gegen seine Kollegen an, wie z.B. Hausdurchsuchungen, stundenlange Verhöre durch MfS-Mitarbeiter, Beschlagnahmung von Manuskripten und persönlichen Aufzeichnungen, Verweigerung von Druckgenehmigungen, Auftritts-, Berufs- und Ausreiseverbote (Offener Brief von Bernd Jentzsch an Erich Honecker, FAZ vom 24.11.1976, in: Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED 1984: 337f). Nach massiven Strafandrohungen blieb Jentzsch im Westen, seine Familie war Schikanen des MfS ausgesetzt.

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  226. Reiner Kunze war unter dem Vorwurf der Solidarisierung mit dem ‚Prager Frühling’ seit 1968 mit Publikationsverbot belegt und einer intensiven Bekämpfung durch die Staatssicherheit ausgesetzt. 1973 wurde dieses Verbot partiell aufgehoben und die Sammlung brief mit blauem Siegel konnte in der DDR erscheinen. Das Büro für Urheberrechte hatte die Veröffentlichung des Buches Die wunderbaren Jahre genehmigt. Ein Monat nach Erscheinen konstatierte ein Gutachter jedoch inakzeptable Systemkritik im Text: Kunze habe gegen den Führungsanspruch der Partei verstoßen, das Konzept des Sozialistischen Realismus nicht erfüllt und auf literarischem Wege „reaktionäre und revisionistische Auffassungen“ verbreitet. Der Ausschluss aus dem Schriftstellerverband am 29. Oktober 1976 zog faktisch ein Berufsverbot und soziale Ächtung nach sich. Nach umfassenden Repressionen reiste Kunze im April 1977 mit seiner Familie aus der DDR aus (Groth 1994: 105ff).

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  227. Wortlaut und Analyse der Petition in Kap. 5.2.3.5.

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  228. Am 19.11.1976 war der systemkritische Psychologe und Autor Jürgen Fuchs verhaftet worden, der zum Freundeskreis des ‚Staatsfeindes‘ Havemann gehörte. Fuchs, der in einem im Westen veröffentlichten Buch über ein Verhör durch MfS-Mitarbeiter berichtet hatte, wurde monatelang in Untersuchungshaft beim MfS verhört und im August 1977 schließlich nach Westberlin abgeschoben. Während der Haft erschienen in der Bundesrepublik Vernehmungsprotokolle (1978), in denen er Zeit und Umstände seiner Haft schilderte. Am 21.11. wurden Gerulf Pannach und Christian Kuhnert verhaftet, die ebenfalls mit Havemann befreundet waren und der Leipziger Musikgruppe Renft-Combo angehört hatten, die staatlich verboten worden war. Auch mit Biermann sympathisierende Studenten waren verhaftet worden.

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  229. Kleinschmidt 1977: 566; 1977: 675ff. — Über die kulturpolitischen Folgen der Biermann-Ausbürgerung Schmidt 1991. Über Ausbürgerungen und Übersiedlungen von Schriftstellern in der DDR von 1961 bis 1989 siehe A. Jäger 1995.

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  230. Hinzu kam die Auseinandersetzung mit dem Arbeitsökonomen und SED-Funktionär Rudolf Bahro im Jahr 1977, der öffentliche Kritik an den bürokratischen Strukturen im real existierenden Sozialismus geübt hatte und zur Symbolfigur einer innerkommunistischen Opposition wurde. Sein Buch Die Alternative verbreitete sich in der DDR und im Ausland. Im August 1977 wurde er verhaftet und nach zehn Monaten Untersuchungshaft zu acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Nach internationalen Protesten im Oktober 1979 durfte er im Zuge einer Amnestie in die Bundesrepublik ausreisen.

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  231. Walther 1993: 12f. Neben dem vorhandenen Apparat wurden fur die Überwachung der Literatur zusätzlich spezielle Operativgruppen (OG) eingesetzt: so waren z.B. Einsatzgruppen für Buchmessen oder eine Spezialgruppe für den Biermann-Konflikt eingerichtet worden.

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  232. Walther 1996: 93.

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  233. M. Jäger 1994: 204.

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  234. Walther 1996: 91.

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  235. Ebd.: 99.

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  236. Rede des Kulturministers Hans-Joachim Hoffmann vor leitenden Kadern des MfS, Eröffnung des Parteilehrjahres 1979/80 am 14.7.1979 (Walther 1996: 100).

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  237. Dazu gehörte die von Stephan Hermlin initiierte „Berliner Begegnung zur Friedensförderung“ im Dezember 1981 in Ostberlin, an der eine Reihe prominenter Schriftsteller (darunter auch Christa Wolf und Stefan Heym) teilnahmen, aber auch das „Haager Treffen“ in Scheveningen im Mai 1982 und die von westlicher Seite organisierte „2. Berliner Begegnung“ im April 1983 in Westberlin.

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  238. Zu dieser literarischen Strömung ist z.B. Heiner Müller, aber auch Christa Wolf, Volker Braun, Christoph Hein und Franz Fühmann zu zählen. Dazu auch Emmerich 1994: 142ff. — Thomas 1988: 600ff.

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  239. Rossade 1989: 262.

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  240. Emmerich 1983: 153ff. Außerdem fand eine kritische Auseinandersetzung einzelner Schriftsteller und Literaturtheoretiker mit der ‚Erbekonzeption‘ der SED statt, die die sozialistische Literatur in der Traditionslinie der deutschen Klassik sah und die Literatur der Romantik sowie die literarischen Strömungen der Avantgarde des 20. Jahrhunderts als „westliche Dekadenz“ abgelehnt hatte. In den siebziger Jahren fand in Literaturwissenschaft und -kritik ein Strukturwandel der bis dahin gültigen Erbetheorie im Sinne eines dogmatischen Klassikzentrismus statt. Der offizielle literarische Kanon erweiterte sich, sodass auch die romantische und moderne, avantgardistische Literatur partiell ihren Platz fand. Auch in der literarischen Produktion setzte eine kritische Verarbeitung des klassischen Erbes (Ulrich Plenzdorfs Die neuen Leiden des jungen W.) und eine Entdeckung der literarischen Romantik ein (z.B. bei Christa Wolf). Dazu auch Thomas 1988: 598ff. — Zu den Stationen der Moderne-Rezeption in der DDR, der Rehabilitie­rung der literarischen Moderne und Aufwertung der historischen Avantgardebewegungen in der Ära Honecker siehe Erbe 1988: 656ff.

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  241. Hohendahl/Herminghouse 1983: 24ff.

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  242. Dazu Jäger 1990b.

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  243. Z.B. Michael Wüstefeld und Uwe Kolbe sowie Autoren der „Prenzlauer Berg“-Szene.

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  244. Faktor 1994: 30–37. — Ahrend 1994: 28.

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  245. Günther 1992: 27.

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  246. Forschungsstelle Osteuropa 1993.

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  247. Dazu Arnold 1990. — Groth 1994: 157ff. — Emmerich 1994: 145. — Raddatz 1992: 5.

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  248. Rüther 1989: 48.

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  249. Die jungen Autoren kritisierten aber direkt die Haltung der kritisch-loyalen Autoren und versuchten, sich von deren Einfluss stilistisch und politisch abzusetzen (M. Jäger 1994: 229f.)

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  250. Zu den Unterschieden zwischen der alternativen Kultur in der DDR und der Sowjetunion siehe Grunenberg/Schlott 1988: Anders als in der SU zeigte die inoffizielle Kultur in der DDR stärkere westliche Kultureinflüsse, einen stärkeren Selbstbezug bzw. eine größere Hermetik der Szene, eine geringere gesell­schaftliche Einbindung und stärkere Abgrenzung von Alltag und Alltagskultur („reine Kunst“).

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  251. Walther 1996: 104f.

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  252. Ebd.: 115. Diese Methode schien auch deshalb am besten geeignet, weil es häufig schwierig war, den jungen Autoren offene Angriffe gegen die DDR oder direkte politisch-ideologische Abweichungen in ihren literarischen Texten nachzuweisen. Es fand sich keine ausreichende strafrechtliche Relevanz, wodurch die Möglichkeit der legitimierbaren rechtlichen Verfolgung gering war. Angesichts der geringen Öffentlichkeitswirkung und der eingeschränkten Verbreitung der künstlerischen Produkte schien der Verzicht auf direkte Repression ratsam. Vor allem war vom MfS darauf zu achten, dass sich die literarische Alternativszene nicht mit den staatsunabhängigen Ökologie-, Friedens-, Menschenrechts- und Frauen­gruppen verband (ebd.: 122).

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  253. Information zur gegenwärtigen Situation im SV der DDR, 16.2.1982, Hauptabteilung XX (Corino 1995: 455). Diese Schriftsteller wüssten auch nicht, wie sie auf das „provokative Auftreten“ einiger oppositioneller Kräfte um Stefan Heym und Günter de Bruyn reagieren sollten, deren Verhalten doch als Aufforderung zu werten sei, „in der DDR eine pazifistisch-oppositionelle Bewegung ins Leben zu rufen“ (ebd.: 456).

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  254. Die belehrbaren“ Autoren sollten institutionell eingebunden, die „unbelehrbaren“ mit Repressionen zum Gehorsam gezwungen werden (M. Jäger 1994: 231).

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  255. Das betraf z.B. Erwin Strittmatter (Wundertäter III, Die Lage in den Lüften), Erich Loest (Der Zorn des Schafes und Die Stasi war mein Eckermann oder: mein Leben mit der Wanze), aber auch Bücher von Christoph Hein und Günter de Bruyn. Die langwierige Publikationsgeschichte des Hinze-Kunze-Romans von Volker Braun wurde materialreich dokumentiert.

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  256. Ende der siebziger Jahre war auch in der Literaturtheorie der herausgehobene Status der Schriftsteller wieder zurückgenommen worden, um die zu selbstbewusst gewordenen, nach Autonomie strebenden Autoren wieder in ihre Schranken zu weisen (M. Jäger 1994: 186).

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  257. Walther 1996: 375. So wurde z.B. noch im Jahr 1979 vom MfS vorgeschlagen, „aus politischen Gründen“ darauf zu verzichten, den Schriftsteller Kurt Bartsch nach dem Devisengesetz zu verurteilen (ebd.: 451).

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  258. Der Schriftsteller Frank-Wolf Matthies wurde am 19.11.1980 auf der Basis dieses Gesetzes verhaftet und war von einer mehrjährigen Gefängnisstrafe bedroht. Massive Proteste aus dem In- und Ausland (darunter auch von Christa Wolf) führten dazu, dass Matthies am 28.11.1980 wieder aus der Haft entlassen wurde, wenn auch mit zahlreichen Auflagen (u.a. kein Kontakt zu Ausländern, keine Veröffentli­chungen im Ausland bei Publikationsverbot in der DDR, Ausreiseverbot) und dem umfassenden Einsatz geheimdienstlicher Maßnahmen. Offensichtlich hatte sich die SED-Führung für eine ‚unauffällige Lösung‘ entschieden. Matthies protestierte in einem Artikel der westdeutschen Frankfurter Rundschau gegen diese Behandlung, um die geheimen Repressionen öffentlich zu machen (Offener Brief von Frank-Wolf Matthies an den Minister für Staatssicherheit Erich Mielke, FR, 17. Januar 1981, in: Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED 1984: 872–875). Matthies siedelte im Januar 1981 nach West-Berlin über.

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  259. Walther (1996: 122ff.) weist daraufhin, dass das MfS in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre zunehmend Probleme hatte, den inneren und äußeren Herausforderungen gerecht zu werden, vor allem angesichts der stärker werdenden Reformkräfte, die sich auf Gorbatschow und dessen Politik der Perestroijka beriefen. Die „Sicherung“ von Kunst und Literatur verlor ab Mitte der achtziger Jahre nicht absolut, aber relativ im Verhältnis zu anderen Bereichen an Bedeutung. In den Berichten kommt häufig eine Beschönigung der Lage zum Ausdruck. Eine gewisse Resignation des MfS ist schon 1987 zu spüren, wenn ungesetzliche Veranstaltungen im künftigen Jahr nicht mehr sabotiert oder unterbunden, sondern nur noch „dokumentiert“ werden sollten.

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  260. Ebd.: 136. Bei nachhaltigen Verstößen gegen die Parteivorgaben waren auch juristische Mittel vorgesehen, in der Regel aber unter Abwägung von politischen Aspekten.

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  261. Jäger 1994: 187ff.

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  262. Ebd.

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  263. Ebd.: 178.

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  264. Süß 1994.

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  265. Walther 1996: 127.

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  266. M. Jäger 1994:203.

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  267. So wurden z.B. einige bisher verbotene Theaterstücke von Heiner Müller in der Provinz gespielt. Vermutlich war mit diesen punktuellen Zugeständnissen das Kalkül verbunden, begrenzte Risiken eingehen zu können. Das Theater konnte mit seiner Unmittelbarkeit aber Darsteller, Regisseure und Publikum auf eine eigene Weise verbünden, sodass sich einige Bühnen in den achtziger Jahren zu Orten gesell­schaftlicher Reflexion und zu „subversiven Tribünen“ entwickeln konnten. Dazu Hasche/Schölling/Fiebach 1994.

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  268. Siehe Kleinschmid 1988: 53–59. Christoph Hein (1987: 57ff.) wandte sich gegen jede Form von Zensur, die nicht anwesende Christa Wolf kritisierte in einem verlesenen Brief die Verbandspolitik des Schriftstellerverbands und forderte eine offene Auseinandersetzung mit seiner Vergangenheit, insbesondere den Ausschlüssen 1979 und der Biermann-Ausbürgerung (veröffentlicht in: ndl 3/1988).

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  269. Die MfS-Aktion stand in krassem Gegensatz zu den relativ freien Artikulationsmöglichkeiten der Schriftsteller und es wurde gemutmaßt, ob das harte Durchgreifen eine neue, harte Politiklinie ankündigte oder Ausdruck einer Uneinigkeit zwischen MfS und Politbüro war, deren Mitglieder die offenen Worte auf dem Schriftstellerkongress geduldet hatten (Menge 1987: 45).

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  270. Dokumentiert in Bahrmann/Links 1990: 88f.

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  271. „Für unser Land“, 28. November 1989, in: Christa Wolf, ID: 170f.

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  272. Siehe Kap. 1.2.3.1.

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  273. Bourdieu (1991: 33–39) betonte ausdrücklich die Anwendbarkeit seines auf Allgemeingültigkeit angelegten Modells auf das Gesellschaftssystem der DDR. Allerdings müssten für jeden konkreten Gesellschaftstyp die Variablen, die die Machtbeziehungen des sozialen Raums konstituieren, anders gewichtet werden. So sah er im sozialen Raum der DDR als wesentliches Differenzierungsprinzip das politische Kapital als Unterart des sozialen Kapitals wirken, während das ökonomische Kapital (Privateigentum an den Produktionsmitteln) offiziell keine, in der Realität kaum mehr eine Rolle gespielt habe und das relative Gewicht des kulturellen Kapitals verhältnismäßig hoch gewesen sei. Zu Bourdieus Konzept ausführlich Kap. 1.2.3.2.

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  274. Groth 1994: 154ff.

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  275. Die Etablierung allgemein anerkannter Wirklichkeitsdeutungen ist eine zentrale Legitimationsbasis von Herrschaft. Intellektuelle und Schriftsteller tendieren dazu, solche gültigen Deutungen kritisch in Frage zu stellen, neue Werte einzubringen und alternative Interpretationen zu artikulieren, was grundsätzlich die Gefahr politischer Delegitimierung und damit auch Destabilisierung politischer Herrschaft birgt. Deshalb kann von einer „‚natürlichen‘ Spannung zwischen Politik und Intelligenz“ gesprochen werden (Stammen 1993: 23).

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  276. So beschrieb der tschechische Schriftsteller Jiri Grusa 1994 die grundsätzliche Konfliktkonstellation zwischen kritischen Schriftstellern und dem Herrschaftsapparat in sowjetsozialistischen Ländern.

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  277. Bourdieu 1990a: 159.

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  278. Ebd.: 160. Zu den Versuchen der SED-Führung, zentrale politische Begriffe wie Freiheit oder Demokratie in marxistisch-leninistischem Sinn herrschaftsstabilisierend zu besetzen, siehe auch Kapferer 1992.

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  279. Hopfer 1992 beschreibt den politischen Umbruch im Herbst 1989 auf sprachlicher Ebene als kollektive Auflehnung gegen den bis dahin herrschenden offiziellen Diskurs in der DDR. Sukzessive seien neue „kollektive Redesubjekte“ und dadurch ein „interdiskursives“ Textgeflecht entstanden, das zur Entmach­tung des alten „hegemonialen Diskurses“ und zur Etablierung eines neuen oppositionellen Diskurses, zu einem (demokratischen) Typ von „Diskurskonstellation“ gefuhrt habe. Zum politischen Sprachwandel während der Zeit der ‚Wende‘ und im Zeichen der ‚Vereinigung‘ die sprachwissenschaftlichen und linguistischen Analysen in Burkhardt/Fritzsche 1992 und Barz/Fix 1997 sowie einzelne Beiträge in Czyzewski et al. 1995. Zu den sprachlichen Veränderungen im politischen Transformationsprozess der deutsch-deutschen Vereinigung außerdem die politologischen und linguistischen Analysen in Rei-her/Läzer 1993. — Lerchner 1996. — Außerdem Reiher 1992; 1995. — Pätzold/Pätzold 1995. — Good 1995. Zur Sprache in der DDR die linguistische Forschung aus der DDR: Der Wortschatz der deutschen Spra­che in der DDR 1988. — Lerchner 1974 sowie Siehr/Ehrhardt/Berner 1997. Die im Umkreis des Leipziger Germanisten Gotthard Lerchner entstandenen Arbeiten zu Sprache und Kommunikation kombinieren linguistische Methoden mit hermeneutischen und semiotischen Verfahren (Hertel/Barz/Metzler/Uhlig 1996). Für die bundesrepublikanische Forschung die Arbeiten Germanistischer Linguistik am Institut für deutsche Sprache Mannheim, die die öffentliche Sprache in der DDR und der Bundesrepublik in vergleichender Perspektive mit quantifizierenden Verfahren untersuchten (Hellmann 1973; 1980; 1984). Zur Sprache in der DDR auch Oschlies 1989 und Schlosser 1990, der die historischen Wurzeln, die politische Pragmatik und die kommunikativen Folgen der öffentlichen Sprache in der DDR analysierte. In der bundesrepublikanischen Forschung hatte sich die Auffassung durchgesetzt, dass die West- und Ostdeutschen zwar durch die (deutsche) Sprache verbunden geblieben sind, im Alltag aber unterschiedliche Kommunikationsgemeinschaften ausgebildet hätten, die während der deutsch-deutschen Vereinigung zu Kommunikations- und Verständnisproblemen führten (dazu auch Schlosser 1991).

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  280. Bourdieu 1990a: 160.

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  281. Bourdieu 1985: 31. Das Feld der Macht, das Bourdieu im konzeptionellen Rahmen der Arbeitsteilung von Herrschaft definiert, ist das dominierende innerhalb der Gesamtheit der Felder im sozialen Raum.

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  282. Ebd.: 23f.

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  283. In bürgerlich-demokratischen Gesellschaften nimmt die Herrschaftsbeziehung eher die Gestalt allgemeiner Mechanismen an, wie die Abhängigkeit des Schriftstellers vom Markt, die sich als strukturelle Herrschaft auswirkt (Bourdieu 1990a: 161).

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  284. Hellmann 1997: 17.

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  285. Jessen (1994: 4f.) nannte folgende Hauptmerkmale des offiziellen Sprachstils in der DDR (wobei er sich auf die geschriebene Sprache bürokratischer Institutionen bezog): Dominanz ideologischer Begrifflichkeit (verbindliche Schlüssel- und ‚Fahnenwörter’, Bewegungs- und Kampfmetaphorik, Neologismen), spezifische Stilformen (Tendenz zur Nominalisierung und zur Dominanz von Passivkonstruktionen, Kontrast zwischen scheinbarer Eindeutigkeit und dem Gebrauch von Leerformeln, Euphemismen), die Verbindung von suggerierter Stabilität und totaler Kontrolle mit einer sprachlichen Entsubjektivierung. Jessen kommt zu dem Ergebnis, dass die offizielle Sprache verdecken sollte, dass Entscheidungen und Anordnungen von konkreten Akteuren getroffen wurden und es sich nicht lediglich um „Vorgänge“ handelte, in denen sich „gesetzlich“ determinierte Prozesse vollzogen.

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  286. Wie z.B. „Volkseigener Betrieb“ für Staatsunternehmen, „Demokratischer Zentralismus“ für autoritäre Machtkonzentration, „Freie Deutsche Jugend“ für eine hierarchische, staatliche Organisation. Zur Entwicklung der Sprache und den politischen Schlüsselwörtern in der DDR unter dem Einfluss der sozialistischen Ideologie auch Straßner 1987: 118ff.

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  287. Jessen 1994: 9f.

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  288. Fix 1996.

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  289. Fix 1998: X; Geier 1998: 333ff.

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  290. Rytlewski/Sauer/Treziak 1987, die der sozialwissenschaftlichen Definition in der Tradition Robert K. Mertons folgen, nach der „Ritualismus“ ein Verhalten bezeichnet, „in dem routinemäßig bestimmte Gesten, die die Bindung an ein Wertsystem ausdrücken sollen, nur äußerlich vollzogen werden“ (ebd.: 249), allerdings ohne die damit verbundene übliche pejorative Verwendung des Begriffs zu übernehmen. Stattdessen wird auf neuere Ansätze der Sozialwissenschaft Bezug genommen, die Rituale ohne Bewertung als allgegenwärtige Erscheinungen in modernen industriellen Gesellschaften sehen.

    Google Scholar 

  291. Fix 1992: 15, 35, 51.

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  292. Bergmann 1996.

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  293. Rytlewski/Sauer/Treziak 1987: 248.

    Google Scholar 

  294. Ludz 1980: 163. Auch Schmitt 1993 stellte die Hypothese auf, dass das Scheitern der SED-Führung auf dem Gebiet der Sprachlenkung einer der Hauptgründe für das Scheitern des politischen Systems der DDR war.

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  295. Jessen 1994: 14, 24.

    Google Scholar 

  296. Groth 1994: 156.

    Google Scholar 

  297. Neubert 1997: 41.

    Google Scholar 

  298. Jessen 1994: 3ff.

    Google Scholar 

  299. Hellmann 1989: 314. — Porsch 1996: 109ff. Reiher (1995: 235) weist zu Recht daraufhin, dass die Trennung von öffentlich und privat eine elementare Dimension jeglicher Kommunikation ist.

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  300. Ludz 1980: 158.

    Google Scholar 

  301. Jessen 1994: 16.

    Google Scholar 

  302. Ebd.: 23.

    Google Scholar 

  303. Havel 1989: 14.

    Google Scholar 

  304. Ebd.: 18.

    Google Scholar 

  305. Ebd.

    Google Scholar 

  306. Ebd. [Hervorh. i.O.]

    Google Scholar 

  307. Emmerich 1991, in: ders. 1994: 181.

    Google Scholar 

  308. Bourdieu 1990a: 161.

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  309. Links 1994: 7.

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  310. Schlenstedt 1991: 176.

    Google Scholar 

  311. Kunert 1982: 184f.

    Google Scholar 

  312. Dieckmann 1996: 42.

    Google Scholar 

  313. Bathrick 1983. — Calhoun 1992. — Mittman 1995. — Thaa et al. 1992.

    Google Scholar 

  314. Löcher/BIaum 1988: 542.

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  315. Gerhards/Neidhardt 1991: 39, 47.

    Google Scholar 

  316. Löcher/Blaum 1988: 542–546. Die Ausprägungen dieses Modells bürgerlicher Öffentlichkeit wurden in historischer Perspektive bereits von Jürgen Habermas 1984 kritisch dargestellt, der zu dem Ergebnis kam, dass im 18. Jahrhundert ein kontinuierlicher Zerfallsprozess der bürgerlichen Öffentlichkeit einsetzte, der auf Grund tiefgreifender Modernisierungsveränderungen im 19. Jahrhundert zu Legitimationsverlusten und im 20. Jahrhundert schließlich zu einem grundlegenden Funktionsverlust geführt hat. Angesichts des wachsenden Einflusses der Massenmedien und der Funktionsdefizite der etablierten Parteien steht in modernen, bürgerlich-demokratischen Gesellschaften die Funktionsfähigkeit der Öffentlichkeit als Sphäre politischer Kontrolle und Konsensbildung zunehmend in Frage, da der rechtlich festgelegte allgemeine Zugang zur Öffentlichkeit in den bestehenden Machtverhältnissen und der realen Fähigkeit und Möglichkeit der Bürger zur Partizipation seine Grenzen findet.

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  317. In seinem handlungsorientierten Konzept begriff Habermas Öffentlichkeit „als ein Netzwerk für die Kommunikation von Inhalten und Stellungnahmen, also von Meinungen“, er ist demnach der „im kommunikativen Handeln erzeugte soziale Raum“ (Habermas 1992: 436).

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  318. Ebd.: 452.

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  319. Gerhards/Neidhardt (1991: 35ff.) greifen auf das systemtheoretische Instrumentarium zurück, betonen aber die Notwendigkeit, diese Perspektive mit akteursbezogenen Ansätzen zu kombinieren. In ihrem Modell repräsentiert jede Öffentlichkeitsebene einen weiteren Schritt bei der Ausdifferenzierung des Systems Öffentlichkeit und zeichnet sich durch eine spezifische Art der Informationssammlung, -Verarbeitung und -verwendung aus. 33f Ebd.: 52f.

    Google Scholar 

  320. Ebd.: 54ff.

    Google Scholar 

  321. Durch die modernen Kommunikationsmöglichkeiten wäre dieses Modell durch das Internet zu ergänzen, das als Kombination der drei genannten Ebenen einzelne Aspekte aller drei Öffentlichkeitsformen verbindet.

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  322. Das von Habermas dargestellte Modell bürgerlicher Öffentlichkeit bietet im Bezug auf die DDR kaum Analysemöglichkeiten, da eine liberale Öffentlichkeit der bürgerlichen Gesellschaft als Norm gesetzt und unmittelbar an intakte demokratische Verhältnisse gebunden wird. Außerdem ist der Öffentlichkeitsbegriff von Habermas als regulative Idee an eine verständigungsorientierte Kommunikation mündiger Privatleute gebunden, die nur das bessere Argument gelten lässt (Habermas 1984; 1992).

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  323. So der DDR-Literaturwissenschaftler Robert Weimann in SuF 21/1979: 224.

    Google Scholar 

  324. Ebd.: 221.

    Google Scholar 

  325. Bathrick 1983: 59ff.

    Google Scholar 

  326. Ludz 1980: 36.

    Google Scholar 

  327. Bathrick 1995: 34.

    Google Scholar 

  328. Bathrick 1983: 62.

    Google Scholar 

  329. Da in der DDR die Demokratievorstellung als Bürgerbeteiligung zwar als kultureller Wert galt, im Herrschaftssystem aber keine Entsprechung fand, versuchte die Parteiführung, der Bevölkerung demokratische Beteiligung und Öffentlichkeit zu suggerieren. Demokratische Rituale sollten „im großen Maßstab inszenieren und dauerhaft öffentlich simulieren, daß sie die Meinungen und Bedürfnisse der Mitglieder der Gesellschaft repräsentieren.“ (Gerhards/Neidhardt 1991: 38).

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  330. Ebd.: 67.

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  331. Judersleben 1994: 32.

    Google Scholar 

  332. Ebd.

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  333. Zur großen Bedeutung der Westmedien für die DDR-Bevölkerung Hesse (1988: insb. 41ff.), der herausarbeitete, dass Meinungsvielfalt, Offenheit und stärkere Glaubwürdigkeit der Nachrichtensendungen wichtige Gründe für die intensive Nutzung der Westmedien waren. In den fünfziger Jahren habe die SED-Führung noch versucht, das Verbot zum Empfang von West-TV und Rundfunk mit massiver Strafandrohung und konkreten Aktionen durchzusetzen (z.B. durch Störsender). Das habe sich jedoch unter Honecker geändert, der auf der 9. Tagung des ZK der SED erklärte, dass der Staat künftig nichts mehr gegen den Empfang westlicher Rundfunk- und Fernsehsendungen unternehmen werde. Zwar wurden die Westmedien (und die dort propagierten Inhalte) weiter bekämpft, aber das Nutzen der Westmedien stand nicht mehr in Gefahr, strafrechtlich belangt zu werden. Westliche Radiosender und Fernsehprogramme von ARD und ZDF konnten auch in der DDR empfangen werden (mit Ausnahme des Raums Dresden und der Region um Greifswald).

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  334. Löcher/Blaum 1983: 545.

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  335. Bathrick 1983: 53–81.

    Google Scholar 

  336. Groth 1994: 10.

    Google Scholar 

  337. Diese ‚Ersatzftinktion‘ der DDR-Literatur tauchte auch in literarischen Debatten in der DDR auf, wie in einer Diskussion am Institut für Literatur ‚Johannes R. Becher‘ zwischen Studenten und dem Dozenten und Schriftsteller Joachim Nowotny. Nowotny berichtete den Studenten, dass sich kürzlich ein polnischer Kollege über die Themen der DDR-Belletristik gewundert habe: „Er sagte, was bei euch in den Büchern bewegt wird, damit setzen wir uns in den Zeitungen auseinander.“ (Nowotny in: Weimarer Beiträge 7/1979: 18).

    Google Scholar 

  338. Groth 1994: 9f.

    Google Scholar 

  339. Grunenberg 1990: 221. — Im Anschluss daran Meuschel 1992: 309f, 428.

    Google Scholar 

  340. Der DDR-Schriftsteller Franz Fühmann wies in der westdeutschen Zeit auf eine weitere Gefahr der Überbetonung der außerliterarischen Funktionen hin: „Der literarische Wert wird vom Thema verdeckt, und damit gehen Maßstäbe verloren, das ist eines unserer Hauptprobleme. Ein literarisch höchst durchschnittliches, ja fragwürdiges Gebilde bekommt dann durch eine bestimmte kritische oder auch nur scheinkritische Äußerung einen unangemessenen Stellenwert.“ (Fühmann 1978: 47).

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  341. Spinner 1988: 341.

    Google Scholar 

  342. M. Mommsen 1987: 147–158.

    Google Scholar 

  343. Stalin 1952: 26.

    Google Scholar 

  344. Opp de Hipt 1989: 238.

    Google Scholar 

  345. Ebd.: 240.

    Google Scholar 

  346. Ebd.: 238.

    Google Scholar 

  347. Spinner 1988: 341.

    Google Scholar 

  348. Ebd.

    Google Scholar 

  349. Ebd.

    Google Scholar 

  350. Beyrau (1990: 207f.) wies daraufhin, dass das Modell der „Selbstkritik“ auch in der Sowjetunion überwiegend zum Unterwerfungsritual und zur entleerten Geste der inszenierten Selbstbezichtigung ver­kommen war; allerdings habe „Selbstkritik“ in Zeiten der Entstalinisierung manchmal auch im positiven Sinne als politische und moralische Selbstprüfung funktioniert, indem die Korrumpierung der Literatur und der Schriftsteller unter Stalin kritisch reflektiert wurde.

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  351. Die Überlegungen zur Kritik und die Kategorisierung der Kritikformen in diesem Abschnitt ‚Kritik in der Tradition der Aufklärung‘ im Anschluss an Spinner 1988: 337ff.

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  352. Ebd.: 337f. Spinner sieht die geistesgeschichtlichen Wurzeln des modernen Kritikgedankens in vier Traditionen begründet: der Philosophie der Aufklärung, der neuzeitlichen Erfahrungswissenschaft, des bürgerlichen Liberalismus der Intellektuellen und des demokratischen Sozialismus der Arbeiterbeweung.

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  353. Ebd. Nach Spinner ist die Möglichkeit für eine politische Kultur der Kritik abhängig von den verfassungsmäßigen Voraussetzungen und dem Grad der Einflussmöglichkeit kritischer Lebensäußerungen auf den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungsprozess. Eine funktionsfähige Kultur der Kritik ist demnach nur auf breiter gesellschaftlicher Grundlage und als tatsächliches Einflusspotenzial denkbar.

    Google Scholar 

  354. Rossade 1989: 249ff; 1982: 832f.

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  355. Gansei 1996: 17ff.

    Google Scholar 

  356. Rossade 1989: 248f; 1997: 417ff.

    Google Scholar 

  357. Die große Zahl von Überwachungsvorgängen im Ministerium fur Staatssicherheit belegt das von der SED-Führung zunehmend als gefahrlich eingestufte kritische Potenzial der DDR-Literatur (Walther 1993; 1996). Auch in der UdSSR gehörten Literatur und Kunst — besonders seit den siebziger Jahren — zu den wichtigsten Foren einer Bürger- und Gesellschaftskritik (Mommsen 1988).

    Google Scholar 

  358. Grunenberg 1990: 22. — Emmerich 1989: 269ff. — Hanke 1986: 25. — Mohr 1994: 12–22. Klötzer 1999 beschreibt, wie in den achtziger Jahren neben der Literatur auch die Satire (Zeitungssatire und Kabarett) wichtige kritische Funktionen übernahm, indem sie Öffentlichkeit einforderte und eine „zweite Öffentlichkeit“ jenseits der offiziellen Parteiöffentlichkeit herstellte.

    Google Scholar 

  359. Schacht 1992.

    Google Scholar 

  360. Rossade entwarf eine Positionstypologie wichtiger DDR-Schriftsteller hinsichtlich ihrer politischkulturellen Haltung und berücksichtigte dabei auch die persönliche Entwicklung der Autoren (Rossade 1997: 417ff).

    Google Scholar 

  361. So der westdeutsche Literaturwissenschaftler Emmerich 1994: 9.

    Google Scholar 

  362. Engler (1992b: 42; 1995) sah in der DDR den Typus des „solidarisch-kritischen Intellektuellen als reformkommunistischem Häretiker“ in der Mehrzahl und unterschied davon den moralischen Intellektuellen als Dissidenten (CSSR, Ungarn) und den politischen Intellektuellen als Rebellen (Polen).

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  363. Beaucamp 1990 betrachtete diese Tatsache, dass Kunst und Literatur in der DDR so hoch bewertet und ernst genommen wurden, als das „Hauptprivileg“ der Schriftsteller und Künstler, das noch wichtiger als die anderen Privilegien (materielle Vorteile, Reiseerlaubnis) gewesen sei.

    Google Scholar 

  364. Emmerich 1994: 181.

    Google Scholar 

  365. Dagegen spielten im osteuropäischen Transformationsprozess organisatorische Zusammenschlüsse von oppositionellen Schriftstellern und Intellktuellen eine maßgebliche Rolle, sowohl im Prozess der Destabilisierung der alten sozialistischen Ordnungen wie auch bei der Konstituierung neuer Demokratien in diesen Ländern (Stammen 1993).

    Google Scholar 

  366. Engler 1992b: 41f.

    Google Scholar 

  367. Wie sie z.B. Kröll 1978 beschreibt, der mögliche Motive, Kennzeichen und Formen des Gruppenzusammenschlusses bei Schriftstellern herausarbeitet.

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  368. Berbig/Karlson 1994: 18f.

    Google Scholar 

  369. Stammen 1993: 22–29.

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  370. Knabe in Enquete-Kommission 1994: 118f.

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Borgwardt, A. (2002). Politik und Literatur in der DDR. In: Im Umgang mit der Macht. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80426-6_2

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