Zusammenfassung
Autoritäre Systeme gründen ihren umfassenden Herrschaftsanspruch stets auf eine verbindliche Definition dessen, was als gut, schön und wahr zu gelten hat. Spätestens seit der Aufklärung ist Kunst aber auch individuelle Artikulation von Werten und subjektive Verarbeitung von Wirklichkeitserfahrung, ihr ist ein Drang zur Freiheit, ein Streben nach dem Neuen und Experimentellen immanent. Demzufolge besteht zwischen einer autoritären Staatsmacht und den ihr unterworfenen Künstlern ein struktureller Grundkonflikt, der auf dem unvereinbaren Gegensatz von staatlicher Lenkung und subjektivem, schöpferischem Ausdruckswillen beruht. Insbesondere die politische lndienstnahme der Literatur zur Festigung einer einheitlichen Weltsicht kollidiert fundamental mit den Eigenheiten des künstlerischen Produktionsprozesses: Als sprachliches Medium abstrahiert Literatur am stärksten von sinnlicher Wahrnehmung und zielt am direktesten auf Sinnstiftung, sie ist dem Ideal der persönlichen Wahrhaftigkeit unmittelbar verpflichtet. Wenn sich ein Schriftsteller nicht auf die affirmative Erfüllung staatlicher Vorgaben beschränken lässt und Anspruch auf den Ausdruck eigenständiger Deutungen erhebt, tritt er in Konkurrenz zum Interpretationsmonopol der staatlichen Macht: Konflikte werden unvermeidlich und der Kampf um literarische Freiheit stellt latent die Forderung nach öffentlicher Meinungsfreiheit. Damit übernimmt die Selbstbehauptung des Autors durch die Artikulation einer alternativen Weltsicht auch eine wichtige Stellvertreterfunktion f\:ur die Gesamtgesellschaft.
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Literatur
Die Begriffe ‚DDR-Autor‘und ‚Autoren in der DDR‘bezeichnen jene Autoren, die auf dem Gebiet der DDR lebten und arbeiteten; sie schließen also sowohl den räumlichen, territorialstaatlichen Aspekt wie auch die Dimension des geschichtlich und politisch definierten Zeitabschnitts DDR ein. Der Begriff des Autors wird in der Literaturforschung häufig weiter gefasst als der des Schriftstellers; in dieser Arbeit werden beide Begriffe synonym eingesetzt, da eine Differenzierung nach dem fiktionalen Charakter eines Textes für die hier durchgeführte Analyse verschiedener Textsorten störend wäre (Pforte 1988: 628–630 sowie Handbuch literarischer Fachbegriffe 1994: 488).
Kromrey/Ollmann 1989: 56–61. Die gezielte Auswahl der Autoren erfolgte, nachdem Kenntnisse über die Grundgesamtheit ‚DDR-Schriftsteller‘durch Vorarbeiten zum Kontext, zur Sekundärliteratur und zu politischen Kurzbiografien gewonnen waren.
Nach Aaarebrot/Bakka (1992: 52ff.) sind ‚Übereinstimmungen‘und ‚Unterschiede‘, ‚abhängige‘und ‚unabhängige Variablen‘geeignete Faktoren für die Fallauswahl einer politikwissenschaftlichen, vergleichenden Forschung.
Engelbrecht 1992.
Jäger 1992: 25f.
Ebd.
Ebd.
Ein zentraler Berichtsstil in MfS-Akten beruht z.B. auf der Technik des „Einrahmens“, mit der ‚schlechte‘Nachrichten von einer ‚guten‘Nachricht eingerahmt werden, um die negative Aussage freundlicher erscheinen zu lassen (Stolle 1997: 210f).
Jessen 1994.
Marz 1990: 67.
Jessen 1994: 14.
Mengel (1997: 6f.) erläutert diese Problematik anhand der analytischen Rekonstruktion von Entscheidungsabläufen in parlamentarischen Gesetzgebungsverfahren. Er könne im optimalen Fall nur hoffen, annäherungsweise den tatsächlichen Ablauf des Entscheidungsprozesses in einem konkreten Gesetzgebungsverfahren wiederzugeben.
Zues diesem Verfahren siehe auch Battek 1995.
Zur Unterscheidung der DDR-Generationen Kreikenbom 1995 im Anschluss an Rytlewski 1989b. — Zur literarischen Generationszugehörigkeit siehe Erbe 1986.
Beyme (1991: 337–359) unterteilt politische Theorien in handlungs- und systemtheoretisch orientierte Ansätze (mit zahlreichen Zwischenformen). — Dazu auch Braun 1998. Einen Überblick über die zahlreichen handlungstheoretischen Ansätze der verschiedenen Disziplinen und Anwendungsmöglichkeiten in der empirischen Forschung gibt Lenk 1977–1984.
Weber 1956.
Weber [1956] 1980: 2.
Ebd.: 3.
Parsons/Shils 1951.
Neben individuellen Akteuren gibt es kollektive Akteure, korporative Akteure und Akteursgruppen. Die Teilnahme der Akteure am politischen Prozess vollzieht sich in einer bestimmten Aktivitätsform und Aktivitätsintensität. Auch Nichtentscheiden ist eine Form des Handelns (Bachrach/Baratz 1962: 641–651).
Die folgenden Begriffsklärungen ‚Orientierungsmuster‘, ‚Wertorientierungen‘und ‚Interesse‘im Anschluss an von Prittwitz (1994: 17ff).
Parsons arbeitete verschiedene Handlungsorientierungen heraus und unterschied drei Handlungsarten: intellektuelle (kognitive), expressive (emotionale) und moralische (evaluative). Der wichtigste abgeleitete Handlungstyp ist die instrumentelle Handlung, die expressiv auf ein Ziel ausgerichtet und vorwiegend an kognitiven Kriterien orientiert ist (Parsons 1951; Parsons/Shils 1951. — Klöti 1992: 323).
Braun 1998: 170.
Klöti 1992. — Braun 1995.
Homans[1961] 1972.
Schütz [1932] 1974. — Schütz/Luckmann 1979.
Zu den verschiedenen handlungstheoretischen Ansätzen Miebach 1991.
Simon 1954; 1957. — March/Simon 1958. — Elster 1979.
Lexikon der Politik, Bd. 7, 1998: 81.
Lindenberg 1989. — Esser 1990.
Braun 1998: 172.
Frank et al. 1988.
Beyme 1991:347.
Lamnek [1979] 1999.
Ebd.: 29.
Ebd.: 31ff.
Ebd.: 20.
Ebd.: 24.
Ebd.:41f.
Ebd.: 54.
Ebd.: 119ff. im Anschluss an Merton [1951] 1957. Merton fasst abweichendes Verhalten als ‚Anpas-sungsprozess‘eines Individuums auf widersprüchliche Anforderungen seitens der Gesellschaft auf, die aus Diskrepanzen zwischen den verbindlichen Zielen einer Gesellschaft und den legitimen Mitteln zur Zielerreichung entstehen. Mertons Typenbildung ergibt sich aus der individuellen Einstellung gegenüber den Zielen einer Gesellschaft (dichotomisiert in Zustimmung und Ablehnung) sowie den legitimen Mitteln zur Erreichung dieser Ziele.
Lamnek (1999: 134ff.) im Anschluss an Opp 1974.
Weingart 1995.
„Altlasten des Geistes“, in: Die Zeit, 3.5.1996.
Eine der wenigen (institutionalisierten) Ausnahmen ist das 1970 gegründete Bielefelder Zentrum für interdisziplinäre Forschung (Frühwald 1995). Zu nennen sind außerdem die interdisziplinären Graduiertenkollegs, die in den neunziger Jahren größere Verbreitung fanden sowie universitäre Forschungsprojekte und Arbeitsgruppen. So z.B. der Interdisziplinäre Arbeitskreis Innere Sicherheit (AKIS) der Universität Marburg, der für verschiedene Disziplinen ein gemeinsames Diskussions- und Arbeitsforum zum Thema Innere Sicherheit organisiert und koordiniert. Der im Rahmen der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW) agierende Arbeitskreis Politikfeldanalyse verfolgt einen politikwissenschaftlichen Zugang innerhalb der interdisziplinären Forschung zu diesem Themengebiet http://www.AK-Innere-Sicherheit.de.
Der Ansatz steht damit einer „geistesgeschichtlich orientierten Politikwissenschaft“nahe (Steinbach 1989a: 269).
Kleining 1991a: 16.
Dazu Bonß 1991.
Flick 1991: 7.
Zur Unterscheidung zwischen ‚weicher‘und ‚harter‘Forschung siehe Bonß 1982.
Zur Geschichte der Kontroverse zwischen qualitativer und quantitativer Forschung z.B. Kleining 1991a: 11ff.
Diese Entwicklung war auch auf die starke Rezeption von qualitativen Methoden nordamerikanischer Forscher zurückzuführen wie z.B. Paul F. Lazarsfeld, Robert K. Merton, George H. Mead (Mruck 2000: Abs. 10). Zu den Phasen der Etablierung qualitativer Sozialforschung Lüders/Reichertz 1986.
Zur Kritik an quantitativer Forschung z.B. Girtler 1992.
Mruck 2000: Abs. 1–4. — Mruck/Mey 2000. Einen Überblick über aktuelle Entwicklungen bietet die im Jahr 2000 etablierte Online-Zeitschrift Forum Qualitative Sozialforschung, die als interdisziplinäres Forum auf die internationale Vernetzung dieser Forschungsrichtung zielt und neuere qualitative Forschungsarbeiten und -ansätze im Internet vorstellt und diskutiert http://qualitativeresearch.net/fqs.
Zu dieser Tendenz kritisch Reichertz 2000: Abs. 52–53.
So z.B. bei einer Konstanzer Projektgruppe der psychologischen Friedens- und Konfliktforschung (Kempf/Baros/Regener 2000).
Zur Kontroverse zwischen Verstehen und Erklären in theoretischer Perspektive Apel et al. 1978. — Apel 1979. Zur Unangemessenheit dieser Trennung angesichts der Erfordernisse sozialwissenschaftlicher Forschungspraxis Konegen/Sondergeld 1985. — Konegen 1989.
Terhart 1981.
Gerhardt 1985. — Lüders/Reichertz 1986. — Bohnsack 1999. — Flick/von Kardorff/Steinke 2000.
Heckmann 1992: 142–164.
Lüders/Reichertz 1986: 97.
Huber 1997; 2000.
Flick 1987; 1992: 13.
Flick 1992: 11.
Ebd.: 22.
Lamnek 1995a: 236.
Köckeis-Stangl 1982: 363.
Fielding/Fielding 1986: 34.
Lüders/Reichertz 1986: 92.
Im Anschluss an Fielding/Fielding 1986.
Dazu Kleining 1982: 237.
Lamnek 1995b. Dazu sind z.B. die biografische Methode, die Inhaltsanalyse oder das qualitative Interview zu zählen.
Kromrey 1986: 320.
Yin 1989.
Flick 1991: 147–173.
Kluge 1999: 258.
In diesen Schritten wird dem Konzept Uta Gerhardts gefolgt, die Fallrekonstruktion und Fallkontra-stierung an den Anfang der Typenbildung stellt. Die darauf folgenden Schritte — Bildung von Idealtypen nach Max Weber und Konfrontierung dieser Idealtypen mit realen Fällen, um schließlich eine Struktur- und Prozessanalyse durchzuführen — werden in diesem Projekt auf Grund der geringen Fallzahl aber nicht angewendet (Gerhardt 1986a; 1991a).
Ebd.
Hoffmeyer-Zlotnik 1992: 4.
Wölfel 1985.
Straub 1999: 224.
Ebd.: 341. — Dazu Mey 2000.
Radtke 1985:321–349.
Siehe Soeffner 1979: 330ff.
Die folgenden Überlegungen schließen an Heckmann 1992 an.
Heckmann (1992: 157) im Anschluss an Berti 1962; 1967 und Gadamer 1965. — Dazu auch Gadamer/Boehm 1976 sowie Schneider 1992.
Berti 1962; 1967, der an Gadamers Denkstrategie des sog. ‚Hermeneutischen Zirkels‘anschließt: Verstehen ist demnach eine stetige Bewegung, die vom Ganzen zum Teil und dann wieder zum Ganzen verläuft, um in konzentrischen Kreisen kontinuierlich den Sinn zu erweitern.
Heckmann 1992: 160.
Gadamer 1965: 278f., 354.
Ebd.:351ff.
Ebd.
Kleining 1982; 1988.
Kleining 1991b: 247.
Ebd.
Nolting 1985: 473f.
Denzin 1989: 83.
Geertz 1991, der sich auf das Konzept der „dichten Beschreibung“von Gilbert Ryle bezieht, das dieser im 2. Band seiner Collected Papers darlegte.
Ebd.: 15.
Ebd.: 26.
Ebd.: 39.
Ebd.
Ebd.: 40.
Zu sozialwissenschaftlichen Konzeptionen und Theorien von ‚Macht‘und ‚Herrschaft‘und der neueren Diskussion siehe Imbusch 1998.
Weber [11956] 1980: 28.
Weiß 1995.
Politische Macht sollte als psychische, nicht als physische Beziehung aufgefasst werden, da die tatsächliche Anwendung physischer Gewalt die politische Macht durch militärische Macht ersetzen würde (Morgenthau 1963: 71).
Rohe erläutert diesen Gedanken frei nach Karl Deutsch mit dem eingängigen Bild, „daß Macht, basierend auf Gewalt, sich vorzüglich dazu eignet, um Menschen das Klavierspielen zu verbieten, aber nur begrenzt dazu taugt, Menschen das Klavierspiel beizubringen.“(Rohe 1994: 85).
Weber [11956] 1980: 38f.
Rohe 1994: 86.
Leggewie 1995: 180.
Weber [11956] 1980: 157.
Mandt 1995:284.
Weber [11956] 1980: 159.
Leggewie 1995: 84.
Rohe 1994: 87.
Dazu Sofsky/Paris 1991: 268.
Meuschel 1985: 18. Legitimität ist demnach an die Kriterien der „Richtigkeit und Gerechtigkeit“gebunden, stellt also eine normative Größe zur Bewertung politischer Herrschaft dar; die Rechtfertigung der Normen bedarf des pluralistischen gesellschaftlichen Diskurses in einer demokratischen Öffentlichkeit. Dagegen bezeichnet Legitimitätsglauben einen wertorientierten Konsens über Herrschaftsformen und Herrschaftszwecke, der im Unterschied zu Legitimität „nicht notwendig richtigkeitsbezogen“ist; die systemspezifischen Werte werden aber im wesentlichen geteilt. Loyalität schließlich ist eine Form strategischen Handelns, indem die Leistungen des politischen Systems zum Erreichen subjektiver Interessen genutzt werden, ohne zwingend die herrschenden Normen zu teilen. Sowohl Legitimationsglauben als auch strategische Loyalität sind Formen der Loyalität, werden aber in wertorientierte und interessenorientierte Loyalität unterschieden.
Rohe 1994: 98.
Mörth/Fröhlich 1994 verweisen darauf, dass Bourdieu Anfang der neunziger Jahre als meistrezipierter und -diskutierter lebender (Kultur-)Soziologe und als sozialwissenschaftlicher Schlüsselautor gelten kann (was z.B. auch an der überwältigenden Präsenz seiner Schriften in den großen Zitationsdatenbanken zum Ausdruck kommt). Zugleich machen sie aber auch darauf aufmerksam, dass im deutschsprachigen Raum Bourdieus Theorie eher interpretiert und weniger angewandt wurde. Diesem Ungleichgewicht soll der von Mörth und Fröhlich 1994 herausgegebene Band entgegenwirken, in dem zahlreiche Beiträge versammelt sind, die mit Bourdieus Absatz arbeiten und seine Theorie als Anregungspotenzial für eigene theoretische und empirische Forschung nutzen, insbesondere für die Analyse von Lebensstilen und kulturellen Mentalitäten. Im Anhang findet sich eine umfangreiche bibliografische Dokumentation der Veröffentlichungen Bourdieus.
Bourdieu 1985: 9f. Auch wenn Bourdieu vom Marxismus beeinflusst ist, zielt er mit seinem Entwurf auf einen Bruch mit den Denkfiguren der marxistischen Theorie, indem er Kritik an ihrem „Substantialismus“, „Ökonomismus“und „Objektivismus“übt: Vor allem die Reduktion der sozialen Welt auf das Feld des Ökonomischen und den Antagonismus Eigentümer versus Nicht-Eigentümer an den Produktionsmitteln führt seiner Ansicht nach zu einem eindimensionalen, statischen Bild von der Gesellschaft. Bourdieu stützt sich bei seinen machttheoretischen Überlegungen auf klassische Theorien der Macht von Marx, Durkheim und Max Weber und kombiniert sie mit einer kritischen Aufnahme des Ansatzes von Lévi-Strauss. Zu Bourdieus Konzeption von ‚Macht‘und ‚Herrschaft‘siehe auch Wayand 1998.
Bourdieu 1992: 155.
Bourdieu 1985: 10.
Ebd.: 11.
Ebd.
Bourdieu 1983c: 272.
Bourdieu 1983b: 183.
Ebd.
Bourdieu 1992: 156. Wichtig ist die Relativität und Kontextabhängigkeit aller Kapital-Sorten. So gibt es auch keine absolut bestimmbaren Positionen oder Praktiken, die allgemeine Anerkennung garantieren, sondern Anerkennung bemisst sich am speziellen Fall und in der konkreten Situation.
Nach Bourdieu (1985: 21 f.) kann die soziale Welt auch als „symbolisches System“betrachtet werden, das analog dem System den Phoneme organisiert und gemäß der Logik von Differenzen auf Distinktionen aufgebaut ist. Distinktion bezeichnet die in der Struktur des sozialen Raums angelegte Differenz, ist aber nicht unbedingt als bewusstes Streben nach Unterscheidung zu verstehen.
Dazu Wayand 1998: 229, 235.
Bourdieu 1987.
Ebd.: 18f.
Schwingel 1993: 104.
Bourdieu 1992: 160.
Ebd.: 165.
Bourdieu 1982: 19. In archaischen Gesellschaften waren Dichter, Propheten, Politiker „Professionelle der symbolischen Macht“. Eine ihrer universellen Strategien bestand darin, den common sense dadurch zu erhalten, indem sie sich jene Worte aneigneten, die die Wertschätzung der gesamten Gruppe hatten.
Ebd.: 23.
Ebd.: 26.
Ebd.: 12. Diese Ensembles von Akteuren nennt Bourdieu „Klassen“, die allerdings rein theoretischer Natur sind, d.h. sie werden nicht als ‚reale‘, sondern als konstruierte Klassen begriffen.
Ebd.: 14.
Bourdieu 1992: 162.
Bourdieu 1985: 28.
Wayand 1998: 231.
Bourdieu 1990b: 104.
Ebd.: 52f.
Wayand 1998: 233.
Ebd.
Bourdieu 1992: 81ff. Bourdieu (1979; 1987) entwickelte den Strategie-Begriff bei seinen soziolo-gisch-ethnologischen Forschungen.
Bourdieu 1992: 84.
Bourdieu 1987: 98; 1992: 100f
Wayand (1998: 227) weist darauf hin, dass das ‚objektive System‘die Grenzen des Habitus zwar als generative Handlungsmatrix markiert, dass der Habitus innerhalb dieser Grenzen aber nicht mechanistisch determiniert ist, sondern in konkreten Situationen eine relative Autonomie aufweist. Damit verteidigt Wayand Bourdieus Konzept gegen den Vorwurf eines „objektivistischen Reduktionismus“, der die Reproduktion der Macht als unausweichlich ansieht und die Möglichkeit ihrer Transformation verneint.
Bourdieu 1992: 85.
Ebd.: 82.
Dazu auch Bourdieu 1979: 147.
Bourdieu 1992: 87ff.
In vorliegendem Forschungsprojekt ist es wichtig, den verwendeten Strategie-Begriff von dem der marxistisch-leninistischen Ideologie abzugrenzen. ‚Strategie‘und ‚Taktik‘bildeten dort gewissermaßen die Grundlage operativer Politik und versammelten unter der Losung „Strategie und Taktik der revolutionären Arbeiterbewegung“zentrale Methoden der Politikpraxis (Kleines Politisches Wörterbuch 1978: 888f). Während die Strategie primär der Ausarbeitung des Hauptziels in einer bestimmten historischen Situation gelten sollte, diente die Taktik der Verwirklichung der Strategie durch einen möglichst zweckdienlichen Einsatz der verschiedenen Mittel und Formen des Kampfes. Die Entscheidung für eine bestimmte Handlung ergab sich demnach aus dem Wechselverhältnis von taktischer Flexibilität in einer konkreten Situation und strategischer Prinzipientreue, die dem Ziel im Rahmen der Ideologie verpflichtet sein sollte (Ploetz 1998: 947f).
Ansätze einer militärtheoretischen Beschäftigung mit Strategien (von griech. stratygia, Feldherrnkunst) beginnen in der Antike, doch der Begriff wurde erst im 18. Jahrhundert von führenden Militärtheoretikern und -praktikern systematisiert. Während in der klassischen ‚Kriegskunst‘der zentrale Zweck des strategischen Handelns in der Vernichtung des Gegners lag (Sieg über die feindliche Armee), wurde der Strategie-Begriff nach dem Zweiten Weltkrieg auch auf die Kunst der Kriegsvermeidung bezogen und auf der Ebene internationaler Beziehungen angewendet (z.B. Abrüstungs- und Sicherheitspolitik, Diplomatie und Völkerrecht). Siehe Strategie-Handbuch, Bd. 1: 1990, darin insbesondere Hahlweg 1990: 9–29.
Schoessler 1990: 31–64. Die Grundlagen des klassischen Strategiebegriffs wurden in der Militärtheorie des Generals von Clausewitz gelegt, im 19. Jhd. gab es eine Weiterentwicklung und Modifikation durch Helmuth von Moltke und Alfred Graf Schlieffen.
Sofsky/Paris (1991: 10) gehen davon aus, dass der manifesten Macht eine Struktur zugrundeliegt, die dem Regelapparat der Sprache vergleichbar ist. Demzufolge ist zwischen der Machtstruktur (langue) und dem Handeln in konkreten Machtbeziehungen (parole) zu unterscheiden.
Ebd.: 12.
Ebd.: 12f.
Ebd.: 14.
Oberreuter 1992: 637–642. Für nicht verfassungskonforme Bewegungen plädierte Oberreuter 1975 im Sinne seiner begriffsgeschichtlichen Definition fur die Kennzeichnung als „verfassungsrevisionistische“ oder „revolutionäre“ Bewegungen.
Euchner 1993: 19.
Oberreuter 1992:259.
Steffani 1970.
Klokocka/Ziemer 1989: 309f.
Kleßmann 1991: 52f.
Naßmacher 1994: 11.
Wie Steinbach (1994b: 39ff.) feststellte.
Münkler 1989b: 1145.
Zum Thema oppositionelles und widerständiges Verhalten in der DDR siehe Enquetekommission, 67. Sitzung, 1994.
Eckert 1995 zeigt mögliche Forschungswege und -fragen in dieser Richtung auf.
Steinbach (1995: 30ff.) bei seiner Analyse der Widerstandsdiskussion.
Ebd.
Hüttenberger 1977: 122.
Ebd.: 126.
Broszat 1981: 697.
Ebd.
Ebd.: 699.
Dazu Steinbach 1995: 55. Im internationalen Forschungsvergleich ist der Begriff der Resistenz überdies unbrauchbar, da er in englischer Übersetzung resistance, d.h. wiederum Widerstand bezeichnet.
Löwenthal 1984: 12ff.
Ebd.: 14.
Ebd.
Z.B. verwendet Kowalczuk Opposition und Widerstand im Kontext der DDR synonym: „Prinzipiell wird unter Widerstand und Opposition eine Verhaltensform verstanden, die den allumfassenden Herrschaftsanspruch in Frage stellt, begrenzt oder eindämmt. Ein solches Verhalten soll widerständiges heißen.“ (Kowalczuk 1995: 90 [Hervorh. i.O.]).
So verzichtete Lutz 1999 explizit auf eine Definition der Begriffe Widerstand, Opposition und Dissident indem sie in ihrer vergleichenden Studie über Dissidenz und Widerstand in der CSSR und DDR das Selbstverständnis der untersuchten Akteure zur Basis machte: „Ohne durch Definitionen, die in der Mehrzahl auf strukturellen Vergleichen mit dem Widerstand im Nationalsozialismus beruhen, den Blick auf das Neue zu verstellen, sollen die Selbstbeschreibungen der Interviewten den Blick für das Phänomen Widerstand und seine Entstehung öffnen und differenzieren.“ (ebd.: 20). Auf diese Weise entsteht in der Begriffsverwendung jedoch eine widersprüchliche und verwirrende Mixtur aus „Widerstand“, „Widerspruch“ „Opposition“ „Dissidenz“.
Kowalczuk 1995: 97.
Knabe 1995: 197.
Neubert 1997: 29; 2000: 15–19.
Ebd. Neubert schließt an die normative Definition Steinbachs an.
Ebd.
Ebd.: 30.
Ebd.: 32.
Ebd.
Bühl 1976.
Lexikon der Politik, Bd. 7: 316–319. — Prätorius 1989.
Acham 1984: 165ff.
Ebd.: 182.
Dahrendorf 1972: 41; [11967] 1986: 272.
Dahrendorf wollte sich mit seinem Konzept insbesondere von der Theorie Talcott Parsons (The Social System, 1951) absetzen, der mit seinem formalen, statischen Modell einer „Gesellschaft im Gleichgewicht“ die Besonderheiten und den Wandel der gesellschaftlichen Realität nicht erfassen könne und zu sehr auf Stabilisierung und Integrationskraft von Gesellschaftssystemen orientiere (Dahrendorf [11967] 1986: 250; 1961: 109f.; 1972: 20ff.).
Dahrendorf 1972: 24.
Ebd.: 90.
Coser (1972: 41) baut auf Überlegungen Georg Simmels auf, der den Konflikt als Quelle der Integration betrachtete und ihm eine einigende Wirkung in Gruppen gegenüber Außenseitern zuschrieb.
Ebd.: 152.
Siehe auch Rieger 1995.
Zur Kritik an Dahrendorf z.B. Turner 1974: 96ff. — Hondrich 1970.
Handbook of Political Conflict 1980.
Für vorliegendes Projekt wurden die Kategorien der politischen Prozessanalyse im Anschluss an von Prittwitz 1994 entwickelt.
Unterscheidung der folgenden Kategorien ‚Konfrontation‘, ‚Verhandeln‘ und ‚gemeinsames Problemlösen‘ sowie ‚Anreiz‘-, ‚Droh‘- und ‚Orientierungspotentiale‘ nach von Prittwitz (1994: 36ff.) im Anschluss an Scharpf 1991 und March/Simon 1958. — Schelling 1981: 54ff.
Zum Handlungsmuster des Kompromisses siehe auch Hopfer 1995.
Von Prittwitz 1994: 33ff.
Ebd.
Gerhards/Neidhardt 1991: 69.
Von Prittwitz 1994: 41.
Gerhards/Neidhardt 1991: 67f.
Ebd.: 68.
Dazu zählen z.B. gezielte Problematisierung und Zuweisung von Verantwortlichkeit sowie verschiedene Strategien der Selbstlegitimation (ebd.: 71ff.).
Benz/Scharpf/Zintl 1992.
Von Prittwitz 1994: 39ff.
Ebd.
Dazu einschlägig Dieckmann 1975, aber auch die Beiträge in Klein 1989, Opp de Hipt/Latniak 1991 und Klein/Diekmannshenke 1996. Zur Erforschung der politischen Sprache der DDR und den den sprachlichen Veränderungen im Transformationsprozess siehe Kap. 2.3.
Z.B. „interpretierende Sprachanalyse“ rhetorisch-symbolischer Muster (Wesel 1991), „pragmatischintegrierte Sprachkritik“ mit dem Ziel einer Kultur- und Ideologiekritik (Gruner 1991), Sprachanalyse als politische Kulturanalyse (Dörner/Rohe 1991), „sprachgeleitete Policy-Analyse“ (Lang-Pfaff 1991), Argumentations-, Text- und Begriffsanalyse (Straßner 1991), ethnomethodologische Sprachanalyse (Patzelt 1991), qualitativ-heuristische Textanalyse nach einem Such- und Findeverfahren (Kleining 1991), Inhalts- und Wirkungsanalyse mit einem „Mehrmethodendesign“ (Merten 1991), linguistische Analyse (Reiher 1992), kommunikationstheoretisch basierte Diskursanalyse (Hopfer 1992), Kombination aus Diskursanalyse und linguistischer Argumentationsanalyse (Klein 1995), Ansatz politischer Semantik (Landtsheer 1992). Kombiniert werden u.a. semiotische, soziologische, hermeneutische, ethnomethodologische und linguistische Verfahren. Zur Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit bei der Erforschung politischer Sprache siehe Burkhardt 1996: 96.
Zu semantischen Kämpfen als Auseinandersetzungen um gesellschaftlich gültige Bedeutungen und damit um die Macht siehe Busse 1989. — Behrens/Dieckmann/Kehl 1982. — Klein 1989: 11ff. Zur Bedeutung des ‚Besetzens von Begriffen‘ im Sprachkampf Liedtke et al. 1991.
Hannappel/Melenk 1984.
Intention bezeichnet eine Absicht des Akteurs; sie dient der Erreichung eines bestimmten Ziels und ist für das Verständnis einer Äußerung primär. Die Situation bildet den Rahmen der Äußerung. Zu jeder Kommunikationsbeziehung gehören neben den Hypothesen über den Partner auch Hypothesen über die Partnerhypothesen des Partners, die veränderlich und situationsabhängig sind (Hannappel/Melenk 1984: 13f., 21).
Hannappel/Melenk (1984: 62) im Anschluss an Berger/Luckmann (1969: 24f).
Hannappel/Melenk 1984: 64.
Ebd.: 90. Die Autoren grenzen ihren soziologischen Rollenbegriff gegen den metaphorischen Wortgebrauch ab (wie z.B. Theater-Rolle, Spielen einer ‚Schein‘-Rolle).
Ebd.: 68ff.
Ebd.: 69. Im Inter-Rollenkonflikt werden zwei einander widersprechende Rollen in einer sozialen Beziehung relevant, im Intra-Rollenkonflikt wird dieselbe Rolle von verschiedenen Bezugsgruppen mit gegensätzlichen Erwartungen besetzt. Rollenambiguität tritt dann auf, wenn Rollennormen strittig sind und daraus Konflikte entstehen.
Ebd.: 71f. Folgende Möglichkeiten der Rollendistanz sind zu unterscheiden: Hat ein Akteur Rollen-bewusstsein, ist er sich der Rollenhaftigkeit seines Verhaltens bewusst, wodurch ein Moment der Distanz entsteht (bewusstes Erfüllen oder Durchbrechen der Rollenvorschriften). Beim kritischen Rollenbewusstsein tritt die Legitimitätsfrage hinzu, die Frage nach dem Sinn und der Begründbarkeit der Rollennormen. Von Rollendistanz im engeren Sinne wird dann gesprochen, wenn der Akteur die Rollenerwartungen erfüllt, zugleich aber eine Distanz zur Rolle zum Ausdruck bringt (z.B. durch übertriebene Ausführung) und dadurch demonstriert, dass er eine bestimmte Einstellung nicht hat.
Hannappel/Melenk 1984: 98.
Ebd. Die Nichterfüllung generalisierender Erwartungen ist häufig sogar ein Bestandteil von Rollenvorschriften; der typische Fall wird dann dafür kritisiert, dass er ein Verhaltensschema nicht durchbricht. Die Abweichung vom Üblichen kann also auch als rollenkonform gelten. Verweigerung von gesellschaftlichen Normen kann sich in konformem Verhalten äußern, zugleich aber Distanz zu den unterstellten Motiven signalisieren.
Die folgenden Überlegungen zu Begriffsstrategien basieren auf den Ausführungen von Hannappel/Melenk (1984: 159–180 sowie 207ff.). Begriffsstrategien können in Bezug auf eine konkrete Situation auf eine kurzfristige Wirkung angelegt sein, können aber auch auf eine längerfristige Wirkung zielen, wenn sie den Sprachgebrauch auf Dauer verändern wollen (Sprachsteuerung).
Hannappel/Melenk 1984: 309.
Ebd.: 220–226.
Ebd.: 233.
Ebd.: 267.
Die Anfänge der Totalitarismusdiskussion reichen in die 20er-Jahre zurück; eine allgemeine Theorie des Totalitarismus wurde Anfang der fünfziger Jahre in Bezug auf den italienischen Faschismus, den deutschen Nationalsozialismus und den stalinistischen Kommunismus entwickelt. Zusammenfassend zum Totalitarismusbegriff und zur Totalitarismusforschung Jenkner/Seidel 1968. — Jenkner 1984. — Backes/Jesse 1992. — Wippermann 1997.
Arendt 1955.
Nach Arendt ist für totalitäre Herrschaftssysteme auch die Zerstörung bzw. Neuformulierung des Gesetzesbegriffes und damit die verlorene Schutzfunktion des Rechts im Dienst für den Menschen charakteristisch, was die Voraussetzung für die Vernichtung menschlicher Handlungsmöglichkeiten und damit das Ende der Freiheit des Menschen darstellt (dazu Steinbach 1995: 33f).
Friedrich/Brzezinski [11956] 1957.
Dazu Schröder 1996.
Wippermann 1997: 11. Neben Antikommunisten wurde das Konzept in den fünfziger Jahren auch von Antifaschisten sowie von überzeugten Demokraten und Liberalen vertreten, die ihr ‚demokratisches Totalitarismuskonzept‘ im Rahmen eines antitotalitären Konsenses verstanden.
Jesse 1995: 323.
Buchstein 1989.
Ludz 1961a; 1961b; 1964; 1977: 17.
Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen 1975: 15.
Ludz 1967: 324.
Boeckh 1992: 468ff.
Ludz‘Ansatz und die auf Industriegesellschaftskonzepten basierende Forschungsrichtung wurde u.a. weitergeführt von Rytlewski 1976; 1986; 1989a; 1990. — Sontheimer/Bleek 1979. — Dähn 1985. — Glaeßner 1982;1988.
Thomas 1995a.
Bleek 1991: 158.
Spittmann 1994: 458.
Mitter/Wolle 1993a; 1993b. Umfangreiche Hinweise finden sich bei Danyel 1995, der überzeugende „Anmerkungen zur Debatte über die Autorenrechte an der DDR-Geschichte“ anhand der Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Gruppen ostdeutscher Historiker vorbringt.
Hier ist z.B. die Aufdeckung der Stasi-Verstrickung des Prof. Dietrich Staritz zu nennen, der am Mannheimer Arbeitsbereich DDR-Geschichte tätig war. Dazu auch H. Weber 1994; 1995a; 1995b sowie Rochlitz 1995.
Dieses Muster des Kompetenz-Bestreitens gab es in modifizierter Form schon vor 1989. So galten aus der DDR emigrierte Wissenschaftler, die sich der DDR-Forschung zuwandten, westlichen Ostexperten häufig als voreingenommen, während sie sich selbst für vorurteilsfrei hielten (Rossade 1997: 445).
Ernst 1995: 249f.
Hacker 1995: 29–39.
Hacker 1992: 409–449.
Voigt/Gries (1995: 41ff.) konstatierten die Niederlage der linksorientierten DDR-Forscher durch die „Macht des Faktischen“ und behaupteten, dass sich der wissenschaftliche Erkenntniswert von Arbeiten über die DDR eindeutig zu Gunsten der konservativen Forscher entschieden habe.
Dieser Vorwurf richtete sich vor allem gegen den Wissenschaftler Gert-Joachim Glaeßner, der mit merklicher Aggression bezichtigt wurde, die SED-Ideologie unkritisch vertreten zu haben und dabei auch noch „vom Steuerzahler finanziert“ worden zu sein. Er hätte sein „SED-Konstrukt“ sogar in einem DDR-Handbuch und schulischen Bildungswerken verbreiten können (Voigt/Gries 1995: 52). Jesse (1995: 341f.) warf Glaeßner vor, in seiner zentralen Studie zur Führungselite von 1977 die Staatssicherheit unerwähnt gelassen zu haben.
Richter 1995: 161 sowie Jesse 1995: 317, 334ff. Dabei wurde auch die von Ludz entwickelte Methode und alle Arbeiten, die sich in seiner Nachfolge sahen, pauschal angegriffen. Im Mittelpunkt der Kritik standen die Forscher Peter C. Ludz, Gert-Joachim Glaeßner und Hartmut Zimmermann, die die DDR nicht an den freiheitlichen Prinzipien eines demokratischen Staates gemessen, sondern nur in empirischer Deskription mit ihrem Selbstverständnis konfrontiert hätten.
Kuppe 1995.
Thomas 1995a: 13f.
Kuppe 1994.
Jarausch 1995.
Ebd.
Ebd.
Ebd.
Kocka 1994. — Jesse 1994. — Jessen 1995. — Wippermann 1997.
Kritisch dazu Jarausch 1995.
Timmermann 1995: 9–12.
Thomas 1995a.
Diesen vermittelnden Standpunkt vertrat in einer Podiumsdiskussion der Historiker Jürgen Kocka (Podiumsdiskussion 1994: 199). Auch die Politologieprofessorin Gesine Schwan betrachtete diese komplementäre Sicht als absolut notwendig und plädierte für eine bewusste „Individualisierung“ der Wissenschaft im Sinne eines offensiven Einbeziehens subjektiver Perspektiven, die allerdings kenntlich gemacht werden müssten (Schwan 1994: 208).
Danyel 1995: 292.
Eckert 1995 zeigt mögliche Forschungswege und -fragen in dieser Richtung auf. Zur Diskussion der Vergleichbarkeit der Diktaturen auch Möller 1994. — Sühl 1994. — Kühnhardt 1994. — Kleßmann 1992. — Kocka 1994b. Jarausch 1995a schlug für den Vergleich der Diktaturen DDR und Nationalsozialismus die Forschungsperspektive der „kritischen Historisierung“ als analytische Strategie vor: Der Vergleich dürfe demnach nicht auf normativer Gleichsetzung von Merkmalen basieren, sondern müsse das Erfassen der Ähnlichkeiten und Unterschiede zum Ziel haben, um dadurch ein differenziertes Bild der Systemstrukturen und Funktionsmechanismen zu erhalten.
Z.B. Steinbach 1999, der im Anschluss an Neumann 1957/1967 als zentrale Kennzeichen moderner Diktaturen nennt: 1. Umwandlung des Rechtsstaats in einen Polizeistaat, 2. Machtkonzentration mit Entdifferenzierung der Institutionen, 3. Existenz einer monopolistischen Staatspartei mit umfassender Kontrolle der Gesellschaft, Führerprinzip und System „gestufter Eliten“, 4. Zerstörung traditioneller sozialer Gruppen und Einheiten und 5. ihre Ersetzung durch neue Massenorganisationen mit dem Ziel einer Neustrukturierung der Gesellschaft. Moderne Diktaturen repräsentierten neue „Staatsreligionen“ mit einem Anspruch auf eine übergeschichtlich und überstaatlich begründete Legitimierung einer politischen Ordnung ohne selbstauferlegte Beschränkung (ebd.: 64). Die politische Konsequenz moderner Diktaturen sei die Durchstaatlichung der Gesellschaft, die mit einer „Preisgabe des Individuums“ und dem fehlenden Schutz privater Lebens- und Entfaltungsräume verbunden sei. Moderne Diktaturen seien in diesem Sinne „staatlich verfasste Antizivilgesellschaften“ (ebd.: 66).
Z.B. die Beiträge in Kühnhardt et al. 1996, die sich dem politikwissenschaftlich-historischen Vergleich des ‚Dritten Reichs‘ und der DDR widmen.
Zu den wesentlichen Unterschieden gehört insbesondere die dem Nationalsozialismus inhärente absolute Gewalttätigkeit, die mit der industriellen Vernichtung aller ergreifbaren Juden in einem historisch einmaligen Verbrechen kulminierte. Ebenso ist zu betonen, dass im Gegensatz zur DDR schon die pure Äußerung abweichender Meinungen zur Lebensgefahr werden konnte. Jäckel (1992: 10) betonte außerdem, dass die DDR im Unterschied zur nationalsozialistischen Diktatur keine Angriffskriege führte und keine Völkermorde beging.
z.B. von Stöver (1997: 44ff.), der als zentrale Gemeinsamkeiten nennt: absoluter Machtanspruch und angewandte Herrschaftstechniken („Erziehungsstaaten, die um das Ziel einer ‚neuen Gesellschaft‘ willen Gehorsam und Gefolgschaft radikal einforderten und den Dissens mit Sanktionen belegten“, ebd.: 44), politische Organisation als Einparteienstaaten mit institutionalisierter Ideologie und gezieltem Einsatz von Massenbeeinflussung, propagierte Abkehr von bürgerlichen und liberalen Prinzipien, die Unterstellung aller Lebensbereiche unter die Direktiven und den Zugriff des Staates, die Verbindung von Repressions- mit Konzessionspolitik sowie die Überwachung und Bekämpfung aller potenziellen oppositionellen Tätigkeiten durch geheimdienstliche Methoden. Als gravierende Unterschiede führt er neben den konträren Ideologien der beiden Diktaturen an, dass es im NS-Staat Rassenpolitik und Antisemitismus in großem Umfang gab, abweichendes Verhalten mit einer Todesdrohung belegt war und eine beispiellose Destruktivität und Menschenfeindlichkeit dominierte (organisierter Völkermord an den europäischen Juden und radikale Verfolgung Andersdenkender). In der DDR habe eine stärkere Verflechtung von Partei und Staat existiert; außerdem sei es ein stärkeres Ziel der politischen Führung gewesen, ihre Bevölkerung zu halten (Mauerbau). Auf der Führungsebene habe es im SED-Staat zudem keine charismatische Führungspersönlichkeit gegeben..
Rytlewski 1989.
Schmidtbauer 1995. Bis Ende der sechziger Jahre wurde vor allem die innerparteiliche bzw. - sozialistische Opposition erforscht (hierfür wegweisend Jänicke 1964). In den siebziger und achtziger Jahren spielte die Analyse von Widerstand und Opposition in der westdeutschen Forschung eine sehr geringe Rolle. Ausnahme war der Journalist Karl-Wilhelm Fricke, der fundierte Arbeiten zur Staatssicherheit, oppositionellen Tendenzen sowie Menschen- und Grundrechtsverletzungen in der DDR vorlegte (Fricke 1979; 1982; 1984; 1986). Zu den wenigen Ausnahmen gehörten auch Hubertus Knabe und Peter Wensierski, die vor allem die Friedensbewegung der DDR in den achtziger Jahren untersuchten (z.B. Knabe 1988, Wensierski 1983).
Jesse (1995: 348f.) erklärt die Vernachlässigung der komparativen Perspektive mit der Ablehnung der systemimmanent vorgehenden Forschungsrichtung, die DDR mit der Bundesrepublik oder mit dem nationalsozialistischen Regime zu vergleichen.
Z.B. Lüdtke 1991 oder die Forschungsprojekte am Forschungsschwerpunkt Zeithistorische Studien, Potsdam [heute Zentrum für Zeithistorische Forschung].
Wolle 1998.
Z.B. Deutscher Bundestag 1995. — Forschungsprojekte zur DDR-Geschichte 1994.
Mohr 1994: 12–22. Als wesentliche Gründe für dieses Desinteresse der Germanistik in den fünfziger Jahren nennt Hanke (1995: 217ff.) die Konzentration auf „klassische Literatur“ bei gleichzeitiger Vernachlässigung der Gegenwartsliteratur, überwiegende Beschränkung auf literaturästhetische Fragen und das Vermeiden politischer Themen, latente antikommunistische Tendenzen sowie die problematischen Forschungsbedingungen und das relativ geringe wissenschaftliche Renommee der DDR-Forschung.
Siehe Hanke 1995.
Anfang der siebziger Jahre erschien auch die erste systematische Literaturgeschichte über DDR-Literatur: Franke 1974.
Z.B. Mayer-Burger 1986. — Jäger 1982. — Gransow 1975.
Zipser 1985.
Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED 1972; 1976; 1984. — Fischbeck 1976.
Deutscher Schriftstellerverband 1952; 1956; 1961; 1969. — Schriftstellerverband der DDR 1974; 1979; 1984; 1988. — Zweite Bitterfelder Konferenz 1964. — Hager 1982.
Raddatz 1969. — Schmitt 1974.
Jäger 1982.
Jäger 1973: 7. „Aus Beschlüssen entstehen keine Bücher. Die längsten Hauptreferate und die einmütigsten Deklarationen können nur das Milieu mitbestimmen, in dem Literatur entsteht.“ (ebd.: 8).
Rossade 1982.
Hanke 1986; 1987. — Helwig 1986. — Grunenberg 1990.
Rüther 1987. — Köhler-Hausmann 1984. — Jäger 1973.
Herrhofer 1992. — Arnold/Meyer-Gosau 1991. — Helwig 1995.
Emmerich 1992a; 1992b; 1994.
Zu diesem Schluss kam Emmerich (1996: 18) bei der 6. (Neu-)Auflage seiner DDR-Literaturgeschichte, in der er Korrekturen seiner bisherigen politischen Beurteilung der DDR-Literatur vornahm und selbstkritisch einräumte, dass der in der Forschung bisher vorherrschende „Verlust“ der ästhetischen Dimension auf Grund eines „soziologischen Bias“ auch in seinen eigenen früheren Arbeiten zu finden wäre. Die politisch-kritische Dimension von Literatur dürfe aber nicht als Maßstab für die ästhetische Dimension eines Werkes herangezogen werden.
„Die DDR-Literatur-Forschung hat die Überwindung des ‚Inhaltismus‘ zu Gunsten eines wohlverstandenen ‚Formalismus‘ noch vor sich.“ (Emmerich 1994: 202).
Das belegt die Sekundärliteratur zur literarischen Produktion Christa Wolfs: exemplarisch dazu Mauser 1985 und Stephan 1975 sowie die vielfältigen Studien zu Christa Wolfs Erzählung Nachdenken über Christa T., wie z.B. Mohr 1971 oder Mauser/Mauser 1987. Einen Überblick über die Schwerpunkte wissenschaftlicher Forschung zu Christa Wolf gibt de Wild 1995.
Greiner 1990.
Bohrer 1990: 1016.
Fuld 1990.
H.D. Zimmermann 1992.
Lepenies 1992a.
Schmid 1992: 65.
Ebd.
Schädlich 1990.
Herzinger (1992: 76–81) stellte fest, dass die in den literarischen Texten vorgebrachte fundamentale Zivilisationskritik von DDR-Autoren der siebziger und achtziger Jahre von den bundesrepublikanischen Forschern häufig als authentische Artikulation einer Zivilisationskrise missverstanden worden sei. Tatsächlich richte sich der Affekt prominenter DDR-Autoren aber gegen die westliche Zivilisation — insbesondere gegen Amerika — und gehe auf die politisch fragwürdige, deutsche Tradition des romantischen Antiliberalismus zurück; dieses Feindbild basiere auf der traditionellen deutschen Dichotomie von seelenloser, entwurzelter Zivilisation einerseits und identitärer, sinnstiftender Kultur andererseits. Herzinger bezog sich exemplarisch für „die“ fuhrenden DDR-Schriftsteller auf Heiner Müller, Christoph Hein, Volker Braun und Christa Wolf.
Reich-Ranicki 1990.
Greiner 1990: 63.
Christa Wolf sei durch ihre Stasi-Mitarbeit zur „Verräterin“ geworden (Fritz J. Raddatz im Gespräch mit Beate Pinkerneil, Nov. 1993, in: Arnold 1994: 16).
Ebd.
Emmerich 1994: 8.
Das zeigte sich auch an den Problemen der Vereinigung von Ost- und West-PEN. Die Auseinandersetzung unter den Schriftstellern, die quer durch politische Lager und den Ost-West-Gegensatz ging, wurde als „Stellvertreterkonflikt“ in der Frage interpretiert, wie die DDR nachträglich zu sehen sei. Verhandelt wurde auch über das Maß der Anerkennung der DDR auf dem Gebiet der Literatur (Siehe Hofmann 1995).
A. Jäger (1991: 140) erläutert das am Beispiel der Auffassung Reich-Ranickis, nach der alle in der DDR verbliebenen Autoren als staatstragend einzuschätzen wären.
Hohendahl/Herminghouse 1983: 7.
Groth 1993; 1994. — Groth/Groth 1993. — Rüther 1992. — Jäger 1994.
Feist 1995. — Muschter/Thomas 1992.
Goodbody/Tate 1992.
Arnold 1993. — MachtSpiele 1993.
Walther 1996.
Wichner/Wiesner 1993. — Zensur in der DDR 1991.
Z.B. Franke 1974: 322, der Heym zwar journalistisches Talent bescheinigt, die literarische Begabung aber abspricht. Der Kritiker Reich-Ranicki sah bei dem populären Schriftsteller zwar Klugheit, Fantasie und Intelligenz, bezweifelte aber die literarische Qualität seiner Bücher: „er hat mehr Mut als Talent“ Reich-Ranicki 1974: 86.
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