Zusammenfassung
Für die Entwicklung und gesellschaftliche Resonanz sozialer Bewegungen ist die Herstellung von Öffentlichkeit von konstitutiver Bedeutung. Feministische Öffentlichkeiten — also Kommunikationsforen und Diskurse, in denen herr-schende Geschlechterverhältnisse zum Thema gemacht und kritisch analysiert werden — sind sowohl Basis für Selbstverständigung, Identitätsfindung und die Entwicklung kollektiver Handlungsfähigkeit als auch Voraussetzung für gesellschaftliche Einflussnahme und emanzipatorische Veränderungen. Trotz der Differenzierung und Verbreiterung feministischer Öffentlichkeiten in den letzten Jahrzehnten ist ihre Position weiterhin marginalisiert und ambivalent: Probleme betreffen interne Strukturen und Entwicklungen ebenso wie das Verhältnis nach „außen“, also Resonanz und Wechselwirkungen mit gesellschaftlichen Entwicklungen, der „allgemeinen“ Politik und Öffentlichkeit. Hervorzu-heben sind etwa Effekte der Professionalisierungs- und Institutionalisierungs-prozesse, Dilemmata einer Bezugnahme auf ein feministisches „Wir“ und Kol-lektivsubjekt „Frauen“ und einer Integration der Differenzen unter Frauen und verschränkter Machtverhältnisse und nicht zuletzt Spannungen zwischen einer Politik der Anerkennung und der De-/Konstruktion hierarchisierender Kate orien. Ich zeichne im Folgenden Differenzierungsprozesse und Ansatzpunkte feministischer Öffentlichkeiten nach und konzentriere mich im Weiteren auf Probleme (medialer) Vermittlungsprozesse — durch eigene Medien, massenme-diale Öffentlichkeiten und feministische Öffentlichkeitsarbeit.
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Geiger, B. (2002). Feministische Öffentlichkeiten. In: Dorer, J., Geiger, B. (eds) Feministische Kommunikations- und Medienwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80404-4_5
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