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Ein altes neues Thema: Informationen und Wählerverhalten in westlichen Demokratien

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Politische Kommunikation und Wählerverhalten
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Zusammenfassung

“Mass Political Behavior: Is There More to Learn?” — So lautet der provokante Titel einer jüngeren Bilanz des Forschungsstandes der Wahlsoziologie (Dunleavy 1990). In der Tat wird man schwerlich bestreiten können, daß dieser Zweig der Politikwissenschaft in den vergangenen Jahrzehnten einen hohen Kenntnisstand erreicht hat. Er verfügt über einen etablierten Theorienkanon und der Stand der Methodenentwicklung ist hoch. Der Fundus an qualitativ hochwertiger, kumulativer Forschung ist kaum überschaubar; neuere Übersichtsarbeiten legen hiervon Zeugnis ab (Dennis 1991; Dalton/Wattenberg 1993; Bürklin/Klein 1998; Roth 1998). Gleichwohl sind aber durchaus noch Fragen offen, die der intensiveren Bearbeitung harren. Dabei geht es weniger darum, die Erklärungskraft wahlsoziologischer Modelle noch um weitere entscheidende Grade zu verbessern; hierfür gibt es wohl kaum noch Spielräume. Aber über die individuellen Entscheidungsprozesse, welche zur Entstehung von Wahlentscheidungen fuhren, und über die Art und Weise, wie diese mit den Charakteristika der politischen und sozialen Umwelten interagieren, in welche die einzelnen Wähler eingebettet sind, ist noch relativ wenig bekannt (Lau 1986: 121; Rivers 1988: 737). Von besonderem Interesse ist in diesem Zusammenhang nicht zuletzt auch die Frage, inwieweit die Entscheidungen verschiedener Wählergruppen auf dieselbe oder aber auf systematisch unterschiedliche Weise zustande kommen (Rivers 1988).

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Literatur

  1. Es sei darauf hingewiesen, daß der Begriff „Information“ hier in dem allgemeinen, Wertungen einschließenden Sinn verstanden wird, wie er in der Wahlsoziologie normalerweise gebraucht wird. Dem entspricht auch die weiter unten vorgenommene Konkretisierung durch das Konzept der „Überzeugungsbotschaften“, welches kognitive und evaluative Elemente beinhaltet. In der politischen Kommunikationsforschung wird der Begriff hingegen häufig nur auf rein kognitive Sinngehalte bezogen und mit wertenden Aussagen kontrastiert. Dem korrespondieren dann die Wirkungsformen „Lernen“ und „Persuasion“ (Ansolabehere u.a. 1993: 139–56; Berghaus 1999: 192–5; siehe auch Abschnitt 9.1).

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  2. Lazarsfeld u.a. (1968: 87–93) diskutierten außerdem auch als dritte Variante den „Verstärkungs“-Effekt. Gemeint ist damit, daß Informationen dafür sorgen, daß Personen einmal entwickelte Präferenzen bis zur endgültigen Entscheidung am Wahltag stabil beibehalten. Verstärkungs-Effekte können in der vorliegenden Studie nicht untersucht werden, weil die dafür erforderlichen Widerholungsbefragungen nicht zur Verfügung stehen (siehe jedoch Finkel 1993).

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  3. Auch in der operationalen Konkretisierung des Konzeptes orientiert sich Zaller an diesem Vorbild. Erwägungen werden operationalisiert mittels eines Standardinstrumentes der Michigan-Schule (vgl. Campbell u.a. 1960: 67–8, 222), nämlich einer offenen Frage nach den von den Wählern wahrgenommenen „guten und schlechten Seiten“ der Kandidaten (vgl. Kelley/Mirer 1974; Kelley 1983; Zaller 1989, 1992:228–53).

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  4. Das RAS- Modell ist eine Variante der “memory-based, moment-of-decision models” (Lau 1995: 181). Als alternatives Entscheidungsmodell wird in der politischen Psychologie das sogenannte “online”-Modell (Lodge u.a. 1989) diskutiert. Es nimmt an, daß Individuen ihre Positionen zu politischen Gegenständen beständig anhand neu eingegangener Information revidieren und aktualisieren, während sie die ausschlaggebenden Informationen selbst sofort wieder vergessen. Zaller kritisiert dieses Modell als Wiedereinführung des traditionellen Einstellungskonzeptes gleichsam „durch die Hintertür“ und daher als unrealistisch für den Anwendungsbereich der Politik. “On-line”-Verarbeitung neuer Informationen setze mehr politisches Interesse voraus als es die meisten Bürger normalerweise aufbringen (Zaller 1990, 1992: 50, 278–9).

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  5. Verschiedene Analysen politischer Wirkungen der Primärumwelten von Wählern haben Hinweise erbracht, daß der dauerhafte Kontakt mit Personen anderer politischer Präferenz durchaus zur Erosion und Änderung von Parteibindungen führen kann (Cox 1969; Orbell 1970; Huckfeldt 1986: 43–52; MacKuen/Brown 1987; Landua 1991; Kenny 1994; Lalljee/Evans 1998).

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  6. Sniderman u.a. (1991: 164–78) verglichen Wähler mit höheren und geringeren Niveaus formaler Bildung. Sie fanden, daß höher gebildete Wähler bei ihren Wahlentscheidungen eine größere Palette sachbezogener Gesichtspunkte berücksichtigten. Im Vordergrund standen dabei Faktoren, die diesen Wählern Schlüsse auf die zu erwartenden zukünftigen Leistungen von Kandidaten ermöglichten. Weniger gebildete Wähler stützten sich demgegenüber vor allem auf die in der Vergangenheit von der Regierung erbrachten Leistungen. Gebildete Wähler schienen also eher prospektiv zu entscheiden, weniger gebildete Wähler dagegen eher retrospektiv. Zu einem ähnlichen Schluß kam auch eine Analyse der Hintergründe selbstbezogener und soziotropischer ökonomischer Erwartungen (Krause 1997). Moon (1990, 1992) differenzierte Wähler anhand von Interviewereinschätzungen ihrer politischen Kenntnisse. Auch auf dieser Datengrundlage zeigte sich, daß besser informierte Wähler mehr und abstraktere Gesichtspunkte bei ihren Wahlentscheidungen berücksichtigten. Insbesondere fiel auf, daß Issues für die Entscheidungen besser informierter Wähler eine größere Rolle spielten (vgl. auch den Überblick bei Delli Carpini/Keeter 1996: 358–9/Fn. 49).

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Schmitt-Beck, R. (2000). Ein altes neues Thema: Informationen und Wählerverhalten in westlichen Demokratien. In: Politische Kommunikation und Wählerverhalten. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80381-8_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80381-8_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-13526-7

  • Online ISBN: 978-3-322-80381-8

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