Zusammenfassung
Der Erfolg der westdeutschen Grünen beendete die Phase des hyperstabilen westdeutschen → Parteiensystems, das seinen Kulminationspunkt 1976 erreicht hatte, als 99,1% der Wähler den drei im Bundestag vertretenen Parteien ihre Stimme gaben. Zu diesem Zeitpunkt hatte jedoch der außerparlamentarische Protest gegen den Ausbau der Kernenergie bereits einen ersten Höhepunkt erreicht. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen in Brokdorf und Grohnde sowie die Entscheidung der niedersächsischen Landesregierung, ein überregionales Entsorgungszentrum zu bauen, verschärften die Proteste im Frühjahr 1977. Spätestens als sich die Regierungsparteien der sozial-liberalen Koalition im Herbst des gleichen Jahres für den Ausbau der Kernenergie aussprachen, war dies für viele Aktivisten der Anti-AKW-Bewegung Anlaß, die Erfolgschancen des außerparlamentarischen Protestes in Frage zu stellen und den Schritt in die Parteipolitik zu wagen. In verschiedenen Bundesländern traten ab 1977 grüne oder bunte Listen zu Kommunal- und Landtagswahlen an und erreichten Ergebnisse, die ein Überspringen der Fünf-Prozent-Hürde möglich erscheinen ließen. Voraussetzung hierfür war allerdings, auch dies zeigten die Ergebnisse deutlich, daß sich die verschiedenen, weltanschaulich teils sehr unterschiedlichen Gruppierungen in einer Partei vereinten. Ein komplizierter Prozeß des Zusammenwachsens verschiedener teils landesweiter, teils regionaler ökologisch und/oder alternativ orientierter Listen und Bürgerinitiativen führte schließlich zur ersten bundesweiten Wahlteilnahme anläßlich der Europawahl von 1979.
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Literatur
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Poguntke, T. (2002). Bündnis 90/Die Grünen. In: Greiffenhagen, M., Greiffenhagen, S., Neller, K. (eds) Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80358-0_8
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