Zusammenfassung
Der Begriff Globalisierung (G). hat mit der zunehmenden Häufigkeit seiner Verwendung in Öffentlichkeit und → Massenmedien inzwischen den Charakter einer umgangssprachlichen Allerweltsfloskel angenommen. Diesem Sog haben sich erkennbar auch die einschlägigen, vor allem sozialwissenschaftlichen Fachdisziplinen nicht entziehen können; es fehlt bisher weitgehend, mit Ausnahme der Wirtschaftswissenschaften, an überzeugenden Versuchen, das Konzept in einen präzisen Theorie- und Analysekontext einzubetten. Ganz allgemein werden mit G. Prozesse der Entgrenzung bezeichnet: die Welt als globales, technologisch vernetztes Dorf, in dem jeder mit jedem kommunizieren kann — jedenfalls im Prinzip. Eine Besonderheit des gesellschaftlichen G.-Diskurses zumindest in der Bundesrepublik ist, daß die Vielfalt der mit dem Begriff verbundenen Konzepte nach Meinung zahlreicher Beobachter bei den Bürgern diffuse Gefühle von Unsicherheit und Angst auslöst. Als Grund hierfür wird aufgeführt, daß G. pauschal als eine unabweisbare und kaum steuerbare, weil definierten Akteuren nicht zurechenbare Entwicklung mit überwiegend negativen Folgen perzipiert werde. Diese Wahrnehmung, so das Argument, entstehe nicht zuletzt aus den politischen Instrumentalisierungen des Begriffs, mit denen z.B. die als notwendig geforderte Rücknahme gewohnter sozialstaatlicher Arrangements begründet wird. Es kann allerdings nicht überraschen, daß insbesondere in ökonomischer Sichtweise demgegenüber die mit der G. verbundenen Chancen hervorgehoben werden (Berg 1999).
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Literatur
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Kaase, M. (2002). Globalisierung. In: Greiffenhagen, M., Greiffenhagen, S., Neller, K. (eds) Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80358-0_32
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