Zusammenfassung
Im Kern des Gewaltbegriffs stehen physischer Zwang und Verletzung, die anderen Menschen zugefügt werden. Darüber hinaus werden gelegentlich psychische Beeinträchtigung oder strukturelle (z.B. ökonomische) Benachteiligungen subsumiert. Ein enger physischer Gewaltbegriff ist wünschenswert, gerade um den Zusammenhang mit psychischen und strukturellen Phänomenen thematisieren zu können. Zwang und Verletzung sind seit jeher als Probleme angesehen worden, die massive Sanktionen zur Folge haben sollten oder aber explizite Legitimationen erforderten. Dies beruht nicht nur darauf, daß Menschen Freiheit, Unversehrtheit und Leben für sich selbst schätzen, sondern auch darauf, daß die Androhung physischer Gewalt als Basis von Macht überaus effizient ist und dadurch eine Fülle anderer Lebensbedingungen bestimmen kann. Damit steht sie in einem engen Zusammenhang mit Politik: Nicht jede Gewalt (G.) ist politisch, aber Politik hat immer auch etwas mit G. und G.-Begrenzung zu tun. Zur Durchsetzung oder Verhinderung politischer (d.h. für einen sozialen Verband verbindlicher) Entscheidungen ist G. ein zwar relativ sicheres, aber gleichzeitig kostspieliges Mittel, weil sie als Drohung auf Dauer gestellt sein muß und dadurch Ressourcen bindet. Eine politische Ordnung, die über friedliche Prozeduren der Entscheidungsfindung Alternativen zum gewalttätigen Machtkampf anbietet, erzeugt darum einen Abrüstungsvorteil (Vanberg 1978 im Anschluß an Buchanan 1975).
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Literatur
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Eckert, R. (2002). Gewalt/Politische Gewalt. In: Greiffenhagen, M., Greiffenhagen, S., Neller, K. (eds) Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80358-0_30
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