Zusammenfassung
Herbert Marcuse, Mitgründer des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt am Main und einer der wichtigsten Vertreter der Kritischen Theorie, billigt der Objektivität — also der gleichen Behandlung konkurrierener Meinungen — in der Demokratie zwar eine wichtige Funktion zu. In einer „Demokratie mit totalitärer Organisation“ (gemeint ist die westdeutsche der sechziger Jahre), erfüllt Objektivität nach Ansicht Marcuses aber eine andere Funktion, „nämlich die, eine geistige Haltung zu fördern, die dazu tendiert, den Unterschied zwischen Wahr und Falsch, Information und Propaganda, Recht und Unrecht zu verwischen“. Dieser Prozeß werde besonders durch die Massenmedien gefördert: Durch das Nebeneinander von Tatsachen und Reklame oder durch den gleichen Tonfall des Nachrichtensprechers — egal ob er Meldungen über die Folterung und Ermordung von Menschen oder über das Wetter verliest — würden „Gegensätze neutralisiert“. Diese Form von Objektivität sei, so Marcuse, „unecht“: „[...] sie verstößt gegen Humanität und Wahrheit, weil sie dort ruhig ist, wo man wütend sein sollte, und sich dort der Anklage enthält, wo diese in den Tatsachen selbst enthalten ist“. Marcuses Schlußfolgerungen sind radikal: „Die in solcher Unparteilichkeit ausgedrückte Toleranz dient dazu, die herrschende Intoleranz und Unterdrückung möglichst klein darzustellen oder gar freizusprechen.
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Weischenberg, S., Kriener, M. (1998). Mediensysteme: Normenkontext des Journalismus. In: Journalistik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80356-6_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80356-6_9
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13153-5
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